Translate

Sonntag, 27. August 2017

historischer Lesestoff neu eingetroffen.....

Überraschung nach dem Urlaub


Es ist zugegeben durchaus leicht motivierend, wenn man sieht, dass dieser Blog, die "Kötztinger Geschichte(n)", manchmal auch ganz konkrete, ja sogar überregionale Spuren hinterlässt.
Internet sei Dank kann ich nur sagen, denn in der vergangenen Woche brachte der Postbote die Belegexemplare zweier Buchneuerscheinungen, die auch einen Bezug zu Kötzting haben.
Für beide Autoren kam der Hinweis, dass in Kötzting Material für Ihr Forschungsvorhaben zu finden sei, von Einzelveröffentlichungen in diesem Blog. Doch nun der Reihe nach:

Schon im Dezemberbeitrag (ganz am Schluß) habe ich von neueren Erkenntnissen über das Schicksal unseres Kötztinger Mitbürgers Julius Kirschner und einer bevorstehenden Veröffentlichung berichtet. Nun ist das Buch fertig und das Stadtarchiv Bad Kötzting hat ein Belegexemplar bekommen.
ISBN 978-3-95565-222-7 von 2017
Wie ist nun die Verbindung von Kötzting in das östlich von Berlin belegen Rittergut Garzau? Die beiden Autoren, die Historikerin Erika Schwarz und ihr Mann Gerhard Schwarz, aus der Mark Brandenburg hatten bereits Bücher über ihren Heimatsort Rehfelde veröffentlicht. Im Rahmen ihrer Recherchen über die eigene Herkunftsregion traten dann geschichtliche Verbindungen zwischen Garzau und Rehfelde zutage und bei näheren Untersuchungen dieser Verbindungen, und damit automatisch auch der Geschichte des Rittergutes Garzaus, stellte sich heraus, dass Garzau auf einer Liste von 52 Orten verzeichnet war, in denen jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt waren. Mit diesem Eintrag war das Interesse des Autorenpaares geweckt und mit einer Liste der Zwangsarbeiter in der Hand konnten sie versuchen, deren Leben und Schicksal zu rekonstruieren. Was nun dieses "Arbeitslager" so besonders für das Verständnis der Unterdrückung unserer jüdischen Mitbürger macht, ist das große Glück, das einer der Inhaftierten einen regen Schriftwechsel mit seinen Angehörigen unterhalten konnte und von diesen Briefen sind nicht nur eine große Anzahl erhalten, sondern in diesen schildert der Schreiber auch das Leiden der Zwangsarbeiter und die seelische und körperliche Not, die die Inhaftierten erdulden müssen. Keiner der jüdischen Zwangsarbeiter in Garzau überlebte diese grausame Zeit UND, einer der jüdischen Zwangsarbeiter in Garzau war unser jüdischer Mitbürger Julius Kirschner.

Die beiden Kötztinger jüdischen Familien, die Kirschners und die Hahns, und deren Schicksale sind es wert, einmal eine größere Abhandlung zu erarbeiten. Ich bin aber immer noch auf der Suche nach Bildern der Familie Hahn, deren Mitglieder, im Gegensatz zu der Familie Julius Kirschner, das Dritte Reich zumindest gesundheitlich gut überstanden haben. Es bleibt aber auch bei Ihnen der Eigentumsverlust und vor Allem die beschämende und beleidigende Art und Weise wie sie, als zuerst hochgeachtete und vollkommen in das öffentliche Leben in Kötzting integrierte Kötztinger Bürger, innerhalb weniger Wochen durch gereicht wurden hinab zu Untermenschen, zumindest in den Augen der immer mächtiger werdenden Partei und deren zwangsweisen Durchdringung der öffentlichen Ämter. Kein FC Kötzting wäre denkbar ohne Julius Kirschner und die Hahns waren vorbildlich bei der Feuerwehr und in den Theater und Musikgruppen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Auch wenn wir vom Stadtarchiv einige Hinweise für das Buch liefern konnten, so ist doch die Aufklärung über die persönlichen Schicksale der Kirschnerkinder ein ganz wichtiger Mosaikstein für die eigenen Nachforschungen unserer jüdischen Kötztinger.



Das zweite Buch stammt von dem Waldmünchener Heimatforscher Dr. Markus Gruber und behandelt das Kriegsende im April und Mai 1945 in unserem Grenzgebiet.

Werbeplakat der Neuerscheinung
280 eng beschriebene Seiten bieten eine unglaublich detailreiche Abhandlung darüber, was in den Tagen nach dem 20. April in der weitesten Umgebung von Waldmünchen und vor Allem auch in der Stadt Waldmünchen geschehen ist. Trotz des Zusammenbruches aller staatlichen Strukturen bereits in den letzten Kriegstagen, ist es beeindruckend, auf welch riesiges Datenmaterial Herr Dr. Gruber zurückgreifen konnte. Er hat rechtzeitig damit begonnen viele Zeitzeugen zu befragen - belegt aber auch, dass er sich durchaus der Subjektivität solcher Aussagen bewusst ist. Auch die teilweise ritterlich verklärten autobiographischen Veröffentlichungen einiger Offiziere der 11.PD rückt er in das richtige Licht, indem er auch von den vielen Todesopfern berichtet, die gerade in den allerletzten Kriegstagen sowohl Soldaten als auch die tschechische und deutsche Zivilbevölkerung betrafen. Vor Allem diese  Einzelschicksale, die gefallenen Soldaten der letzten Kriegstage, versucht er zu ermitteln und es gelingt ihm auch teilweise deren Namen und Grablegen zu ermitteln.
Auch wenn Kötzting und der Kötztinger Raum hier nur am Rande, im Zusammenhang mit der Kapitulation der 11. Panzerdivision, erwähnt wird, so ist es doch die Fülle an Quellen und Archivverweisen, die dieses Buch für uns so wertvoll macht. Es gibt vermutlich einige Ansätze -wenn man VIEL Zeit hat - um auch für den Raum Kötzting noch einiges an Details herauszuarbeiten. Dokumente zum Beispiel, die die Amerikaner über Waldmünchen und deren Volkssturmmänner angelegt hatten sollte es eigentlich ebenfalls für Kötzting geben. Viele Bilder und einiges an erläuternden Karten helfen beim Verständnis des sehr detailreichen Buches. Es ist so meine Erfahrung aus mehr als 30 Jahren Sucharbeit in fremden Archiven: eine bisher unbekannte Fundstelle für einen Nachbarort kann ein Hinweis auf wichtige, gleichgeartete, Archivalien für den eigenen Bereich sein.

Vielen Dank an beide Autoren für die Überlassung eines Exemplars für unser Stadtarchiv.

Bei der Durchsicht des Buches von Markus Gruber bin ich wieder auf ein Bild gestoßen, das sicherlich ein Jeder, der sich bisher für die Geschichte der 11.PD und Kötzting interessiert, kennen wird. Der letzte Appell Generalleutnants von Wietersheim auf der "Spitziwiese".
das bekannte Bild, hier entnommen aus dem Buch "Endkampf im Böhmerwald" von Dr. Markus Gruber
  Diese "Spitziwiese" war ja bis hinein in die Sechziger Jahre (Zuerst kam der Neubau der AOK, der die Nutzung einschränkte, Kötztings erster Minigolfplatz machte dem Schlitten- und Skihang dann den Garaus.) vor Allem der Schlittenhang der Kinder. Wie man auf der Aufnahme auch sieht ist der "Appellplatz" auch erkennbar steil. Warum also ein Appell auf einem so ungeeigneten Platz?

Durch einen Zufallsfund im letzten Jahr glaube ich den Grund zu kennen: in einem Zeitungsbeitrag über die Geschichte der AOK Kötztings wird erwähnt, dass diese ihr erstes Büro in der Nachkriegszeit in der Marktstraße 40. (Heutzutage Reisebüro Aschenbrenner zwischen Veitskirche und Amberger Hof). Nachdem Generalleutnant von Wietersheim ja auf seinen Stock angewiesen war und die Amerikaner ihm sicherlich keinen Wagen zur Verfügung gestellt hatten, kamen die Soldaten eben auf die ihrem Chef nächstgelegen Wiese zusammen, so dass von Wietersheim nur durch den Torbogen im Amberger Hof gehen musste um den Abschiedsappell durchführen zu lassen.





Montag, 24. Juli 2017

Ein kleines Sommerrätsel.....

Heute muss es wieder einmal schnell gehen, also bringe ich wieder ein paar Luftbildaufnahmen zum Miträtseln. Diesmal stammen fast alle von der Stadt Kötzting selber

 Das erste Bild ist nicht zum Rätseln, sondern weil´s immer schön ist auf unsere Kirchenburg zu schauen und auch um festzustellen, wie viel sich seit den 60er Jahren dann doch geändert hat und wie hässlich der Kindergartenbau gewesen ist. 
 Also los geht's, Rätsel 1, wo ist dieses Neubaugebiet?

 Rätsel 2: es scheint sich hier schon um einen Swimmingpool Besitzer zu handeln

 Rätsel 3: wenn man mal das entscheidende Detail entdeckt hat, ist es ganz leicht


 Rätsel 3 sollte nicht schwer sein


Rätsel 4: auch hier sollte es nicht schwer sein auch wenn das mittlerweile Geschichte ist


 Rätsel 5 ist aus der Umgebung und


Rätsel 6 ist schon wieder einfacher, dachte ich mir, deswegen habe ich die Gleise am unteren Ende abgeschnitten, im Original war das Bild so:

mit den Doppelgleisen ist es dann  klar, oder?


 Die Rechte an der Luftaufnahmen liegen bei der Stadt Bad Kötzting und KÖNNTEN noch unter der Ägide des Hauptlehrers Josef Bock für die Kreisfilmbildstelle gemacht worden sein.
 

Donnerstag, 29. Juni 2017

Der Burschen- und Wandererverein Kötzting e.V.

Nachdem der Bad Kötztinger Burschen und Wandererverein e.V. an den heurigen Pfingstfeiertagen die Schallmauer von 500 Mitgliedern locker übersprungen hat  UND die endgültige Wiederzulassung und Lizensierung unseres Vereins  heuer einen runden Geburtstag hat, möchte ich, solange wir noch in "Sichtweite" unseres Pfingstfestes sind, diese Wiederzulassung mit einem Beitrag würdigen.
Herzlichen Dank an Frau Kretschmer, die trotz ihrer vielen Arbeit im Nachgang nach Pfingsten und Fronleichnam mir die passenden Bilder zusammengestellt hat.

 

die endgültige Lizensierung als Verein im Jahre 1947

wie der Burschen- und Wandererverein Kötzting e.V.  in seiner eigenen Chronik und auf seiner Homepage schreibt, erhielt der Verein von der amerikanischen Militärregierung bereits kurz vor Pfingsten 1946 eine vorläufige Lizenz :
Auszug aus der Homepage der Kötztinger Burschen und Wanderervereins:

Die Wiederzulassung des Vereins

Am Freitag vor Pfingsten 1946 gab die amerikanische Militärregierung die Lizenzierung des BWV bekannt. Zitat aus der Lizenz Urkunde: "Die Militärregierung wünscht, dass die Jugendverbände eine rege Tätigkeit entwickeln. Es ist Ihrerseits laufend zu berichten, welche Veranstaltungen stattgefunden haben und mit welcher Teilnehmerzahl." Zu der Wiedergründung des BWV kam es vor allem durch die Initiative des Vorstandes Michl Plötz, der Burschen Max Januel, Georg Dreger und Heinrich Wieser. Großes Verständnis und Entgegenkommen zeigte auch Gouverneur Lieutenant Mitchell, der selbst noch ein Junggeselle war.
In der Originallizensierungsurkunde, die eine zeitliche Begrenzung bis zum 30.Juni 1947 beinhaltete und hier in der beglaubigter Abschrift vom 11.11.1947 in die Genehmigungsunterlagen einfließt,  wird das Datum der Erstlizensierung mit dem 27.August 1946 angegeben. Die Vorsitzenden der Jugendorganisation waren damals Michael Plötz und Georg Dreger.
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Diese - ich nenn´s mal vorläufige - pauschale Lizensierung aus dem Jahre 1946, benötigte aber noch die detaillierte Ausführung, Prüfung und  Bestätigung sowohl durch die Militärregierung als auch durch das Landratsamt in Kötzting um in eine endgültige Lizenz umgewandelt zu werden. Auch heutzutage liegen zwischen Gründungsversammlung und der Bestätigung eines eingetragenen Vereins durch die einzelnen Behörden durchaus viele Monate.
In den Genehmigungsunterlagen des neu gegründeten Vereins finden sich ein paar interessante Schreiben und vor allen heutzutage nicht mehr vorstellbare Auflagen und die betreffen vor allem die Auflagen in Hinblick auf die damals anlaufenden Entnazifizierungen bzw. die Spruchkammerverfahren.
Entscheidend für die Zulassung von "deutschen geselligen Vereinen" war eine Verordnung der amerikanischen Militärregierung vom August 1946
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947 = Archiv des Landratsamtes Kötzting
entsprechend diesen Regularien durften die Vorstandmitglieder nicht nationalsozialistisch vorbelastet sein. Nur bei den normalen Mitgliedern konnte eine Ausnahme gemacht werden, wenn diese in den Spruchkammerverfahren als "Mitläufer"  - entsprechend des Gesetzes "zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus" der Militärregierung eingestuft worden waren.
Im Januar erfolgte also die reguläre Gründungsversammlung und das Ergebnis floss in das Genehmigungsverfahren ein:
Im Dezember 1947 erhielt der BWV Kötzting vom Landkreis Kötzting - mit Schreiben auch an die Militärregierung in Kötzting - dann die endgültige Lizensierung als Verein, auf dessen Vordruck das Datum der Wiedergründung genau vermerkt ist: der 17. Januar 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
in diesem Antrag wird die Zahl der Mitglieder 1947 mit 136 angegeben und die Anzahl der "geselligen" Veranstaltungen dem Verein frei überlassen. Das war ja in dieser ereignislosen - im Hinblick auf Unterhaltungsmöglichkeiten - Zeit das wichtigste.
Nach dem Ablauf der - vorläufigen -  Lizenz im Sommer 1947, galt es den Verein auf sichere rechtliche Füße zu stellen:
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
im November 1947 erfolgte der endgültige Antrag an das Landratsamt für ein Genehmigungsverfahren
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Nun galt es für die Burschen die nötigen Unterlagen zusammenzutragen, wie sie für eine Lizensierung notwendig waren.
Die Erklärung des ersten Vorsitzenden und des restlichen Vorstandes
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947

Die eingereichte Satzung des BWVs von 1947 mit sehr rigiden Ausschlussmöglichkeiten bei unehrenhaftem Verhalten: Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947




Und so sahen die persönlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen durch die Spruchkammer Kötzting für den Vorstand aus:
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379


Max Januel



















Gress Schorsch



















Dreger Schorsch
Rabl Franz




















Die Rechte an den Bildern liegen beim Arbeitskreis Heimatforschung, wenn wir noch "Jugendbilder" der fehlenden Vorstandsmitglieder erhalten, so werde ich diese nachträglich einbauen. Wir würden uns über entsprechende "Jungmänneraufnahmen" folgender Personen freuen:
Ernst Kunstmann
Karl Imhoff
Heinrich Wieser




Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379
Und nun zum Abschluss noch einmal die weiter oben bereits angeführte endgültige Lizenz für den Kötztinger Burschen und Wandererverein vom 15. Dezember 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379  die endgültige Lizenz als Verein
 Im Januar 1965 fand ich noch im Zusammenhang mit einer Mitgliederversammlung einen erneuten Versuch - warum auch immer - diese Eintragung als e.V. zu erreichen. Vermutlich sind die Originalunterlagen beim BWV verschollen gegangen und deshalb ging man von der irrigen meinung aus, kein solch "eingetragener Verein" in der Vergangenheit gewesen zu sein. Nach meinen Unterlagen war er das aber schon seit 1947.

Kötztinger Zeitung vom Januar 1965

Donnerstag, 22. Juni 2017

die Gebrüder Prälisauer



Ludwig Baumann

historische Hausnummer 97

Die Brüder Prälisauer: Mesnersöhne, Mönche, Musiker

Um 1690 stellten die Benediktiner des Priorats zu Kötzting einen neuen Mesner ein, den aus Sach­seln in der Schweiz zugewanderten Johann Joseph Anton Prälisauer. Der heiratete am 7. Juni 1691 Anna Maria Strigl, die Tochter des Schullehrers und Organisten. Elf Kindern schenkten sie das Leben. Von den acht, die nicht im Kleinkindalter starben, ergriffen fünf Söhne einen geistlichen Beruf, und sie förderten an ihren Wirkungsorten die Musikkultur in hohem Maße. Das musikalische Erbe hatte ihnen nicht nur die Mutter mitgebracht. Auch der Vater war aktiver Musiker, nur solchen wurde damals in Kötzting das Mesneramt anvertraut. Laut Kirchenrechnung von 1692 bekam der Mesner eine Jahreszulage, „daß er dem Schulmeister mit Abrichtung der Kinder uf die Music möglichst anhand gehen soll“. Aber auch die Benediktiner, deren Prioratsgebäude in der Herrenstraße direkt gegenüber dem Mesnerhaus stand, werden in den Buben mancherlei Interessen geweckt und Anlagen gefördert haben. 

Armansperg



Ludwig Baumann 


historische Hausnummer 93

Bayerischer Superminister und griechischer Staatskanzler

Joseph Ludwig Graf von Armansperg – in Kötzting geboren


In Bayern erinnert man sich in diesen Tagen an den Wittelsbacher Otto I., der 1832 mit Zustimmung der europäischen Großmächte zum König von Griechenland gewählt wurde und vor 150 Jahren in Bamberg starb. Bad Kötzting darf sich rühmen, dass in seinen Mauern ein Mann zur Welt kam, der versuchte, für eben diesen König als Staatskanzler die damaligen chaotischen griechischen Verhältnisse in Ordnung zu bringen.

Tauflegende

Wenn die mündliche Überlieferung recht hat, geriet der Pfleggerichtskommissar zu Kötzting Joseph Felix Freiherr von Armansperg schier aus dem Häuschen, als ihm am 27. Februar 1787 um neun Uhr abends die Hebamme seinen Erstgeborenen präsentierte. In seinem Überschwang soll er gerufen haben: „Wer morgen früh als erster zum Tor hereinkommt, wird der Pate sein!“ Es war der Hirt von Gehstorf, der die Frühmesse in der Pfarrkirche hinter den Pflegschlossmauern besuchen wollte. Der Freiherr soll sein Wort gehalten haben. Der Dorfhirt, ein wenig Geachteter, Unterprivilegierter, soll das adelige Kind zur Taufe getragen haben, einer, dem die vielen Namen, auf die man das Kind taufte, den Kopf verwirrten: Joseph, Ludwig, Franz Xaver. Aber – in diesem Fall lässt sich der Wahrheitsgehalt der rührenden Volkserzählung mit der Taufmatrikel der Pfarrei nachprüfen. Und die gibt einen anderen Taufpaten an, den Freiherrn Franz Joseph von Armans­perg, Herrn auf Egg. Illusion zerstört? Nicht ganz! Nach dreieinhalb Jahren durfte sich der Pflegrichter – inzwischen war er zum Grafen aufgestiegen – über einen zweiten Sohn freuen. Diesmal verrät der Matrikel­eintrag, dass stellvertretend für den oben genannten Herrn auf Egg das Kind zur Taufe trug: „Adam Kollmer, sehr armer Inwohner zu Beckendorf“. Also hat die mündliche Tradition doch einen wahren Kern! Freilich bog sie die Wahrheit ein wenig zu Gunsten des Erstgeborenen.

Freitag, 28. April 2017

Eine Mischung schöner Bilder

So schnell vergeht die Zeit, bereits zum Dezemberblog 2013 habe ich die Geschichte erzählt, wie wir zu den Aquarellen und Schwarzweißbildern Heilmeiers gekommen sind, der um 1900 in Kötzting arbeitete und dessen Vater ihn in dieser Zeit öfters besuchte und bei dieser Gelegenheit seinem Hobby zu malen und zu fotografieren nachging.
Der Weihnachtsblog 2013

Einige Ereignisse in dieser Woche haben mich wieder drauf gebracht, dass ich eh ein paar der Aquarelle vorstellen wollte und so geht's los.

Hier das Bild des Wasserfalls bei der Marktmühle, das ich als Hintergrund für meinen Blog benutze und das durch die Blogbeiträge immer weitgehend verdeckt und damit unsichtbar ist.
der Fall bei der Marktmühle in der Ansicht von Matthias Heilmeier gemalt ca. um 1900
Dieser Wasserfall musste noch um die Jahrhundertwende jedes Mal abgesenkt werden, wenn vom den Arberwäldern herab die Flößer mit ihren Blöchern ankamen. Der Lohn für diese Mühe - die Müller waren zu dieser Arbeit aber verpflichtet - bestand idR aus einem Bloch, das sich der Müller dann aus der Menge der angeschwemmten Hölzer herausziehen durfte. Oberhalb des Wehres befand sich bis hinein in die 70er Jahre der Zusammenfluss mit dem Dampfbach, der vorher noch den "Baumweiher" des Marktmüllers speiste. Von daher stammt auch der Name "Ambergerinsel"  weil diese Wiese somit damals komplett von Wasser umspielt war.
Das Wehr stellte auch seit Jahrhunderten - und dies gilt auch heute noch - eine Fischereigrenze dar. Von Pulling herauf bis zum Wehr und vom Wehr aufwärts bis nach Hohenwarth. Früher in Besitz der Hofmarken Blaibach bzw. Hohenwarth, heutzutage in Privatbesitz bzw. beim Fischereiverein.
Ganz rechts das Gebäude im Hintergrund am Flussufer dürfte die Kegelbahn beim Kollmaierkeller gewesen sein, weiter links anschließen, mit dem dunklen Dach, vermutlich die Kommunbrauerei..

Damit ist das Stichwort "Pulling" gefallen. Bevor wir das Rätsel der Herkunft der Aquarelle lösen konnten, stellten wir alle Möglichen Vermutungen an, weil sich einige Bilder mit der Eisenbahn beschäftigten. Eisenbahn UND 1900, das könnte auf einen Ingenieur hinweisen, der sich um das bzw. um neue Strecken kümmern sollte.....knapp daneben, wie sich später herausstellen sollte.
Auf jeden Fall ist dieses Bild von Pulling, es gibt mehrere aus dieser Ecke, etwas ganz besonderes.
Ich hab dieses Bild nicht nachbearbeitet, damit man den Zusammenhang sieht, die Bildchen sind in etwa in einem Postkartenformat und in kleinen Heften gebunden. Man beachte die Dampfeisenbahn im Hintergrund.

Montag, 24. April 2017

Wo ist das? ....eine überraschende Auflösung

Zuerst waren es: 

Unbekannte Schwarzweißaufnahmen aus dem Krämerarchiv:


Später kam dann die Auflösung durch einen mittlerweile auch schon historischen Zeitungsartikel.
Doch zunächst der Reihe nach:

Bei mir im Archiv befindet sich ein Bündel von SW Negativen mit einem ungewöhnlichen 6x4 cm Format. Seit Monaten bin ich ja in der Medienzentrale der Universität Regensburg Stammgast um Kötztinger Zeitungen und beschädigte Archivalien(das wird einmal ein extra Bericht) in hoher Qualität einzuscannen. Im Gespräch mit den sehr, sehr hilfsbereiten Mitarbeitern dort ergaben sich bereits die verschiedensten Möglichkeiten, alle möglichen Unterlagen zu digitalisieren. - So konnten ich z.B. 400 Seiten eines verfilmten "Untertanenbuches des Kastenamtes Kötzting aus dem Jahre 1580" komplett digitalisieren, einen Satz von Luftaufnahmen, die mir Herr Ludwig Baumann letzte Woche aus dem Bestand der Sonderschule Kötzting überreicht hat, viele tausend Seiten an Zeitungsdigitalisaten u.s.w. In diesem Gespräch brachte ich dann meine "Sondernegative" vor und konnte diese zu guten Händen übergeben, weil Herr Hartmann, der Systemadministrator der Universitätsbibliothek, wusste, dass in einer anderen Abteilung solch ein Spezialscanner existierte.
Langer Rede kurzer Sinn, das Ergebnis war außerordentlich gut, viel besser als sich die Bilder hier im Blog darstellen lassen, weil dieser Blog automatisch eine Qualitätsminderung aus Platzgründen verlangt.
Also die Frage der Fragen ist:
wo sind die Bilder aufgenommen?
und dann
was ist da drauf?

Der Weg führt durch steiniges Gelände

Die Auflösung erfolgte von unerwarteter Seite:

Eines meiner laufenden Projekte ist es, die Lokalausgaben der Kötztinger Zeitung(en) zu vervollständigen und, - soweit möglich - zu digitalisieren. Speziell die Monatsausgaben jeweils um unser Pfingstfest herum fehlen leider regelmäßig, aber da es mehrere "Zeitungssammlungen" gibt, konnte ich bisher fast alle Lücken schließen.
Langer Rede kurzer Sinn, in der Kötztinger Zeitung, Februar 1971 findet sich folgende Seite:


Damit ist klar, die Bilder berichten vom Bau der B 85 im Bereich zwischen Chamerau und Oberndorf. Diese Stelle hatte ich zwar bereits aufgrund des Flussverlaufes und der an manchen Bildern im Hintergrund zu vermutenden Eisenbahnlinie als die wahrscheinlichste angesehen. Wochen vor dieser Sammelveröffentlichung erschien auch bereits ein Bild von der Erneuerung der Ortseinfahrt Miltach. Dieses Bild alleine stellte für mich bereits - fast - die Auflösung des Rätsels dar, weil die Arbeiter, die Arbeitsmaterialien und die Art des Bildes bereits die Zusammengehörigkeit zu dem Stapel an SW Negativen zeigte. Besonders interessant an dem Bild ist auch, dass noch das alte Tor des Schlosses in Miltach zu erkennen ist. Auch wenn der Photograph hier nicht genannt ist, so bin ich mir sehr sicher, dass es der Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock war, der die Bilder gemacht hat, er hatte in Kötzting die Technik und das Interesse an solchen Motiven und die Verbindung zu KB Krämer, seinem Archiv  bzw. zur Kötztinger Zeitung bestand schon lange Jahre.

Wie der Redakteur schon schrieb:
So baute man damals Straßen, auch das ist ein interessanter Aspekt.

Dieses Bild aus der Kötztinger Zeitung wenige Wochen vor der obigen ganzseitigen Ausgabe veröffentlicht, war für mich schon der sichere Hinweis, dass auch die anderen Bilder aus dieser Miltach/Oberdorf Umgebung sein müssten


 Ein Bild aber konnte noch nicht zugeordnet werden:

Eine Auflösung des hier direkt folgenden Ortsbildes kann noch nicht erfolgen. Die meisten Zuschriften auf FB deuteten auf Grafenwiesen. Aber nix gwiss woas ma net....


Dies ist vlt das einfachste Bild, zumindest man wenn dort Zuhause ist....ich bin es nicht und: Was ist das für ein Straßenschild und wo auf einem Dorf gibt es eine Einbahnstraße?



 Nachdem die Diskussion auf der FB Seite von Bad Kötzting mehrheitlich auf Grafenwiesen gedeutet hat, jetzt also die Landschaftsbilder vom Bau der Ostmarkstraße zwischen Miltach und Chamerau.
 





Hier geht es um einen (Damm) bau,
im Hintergrund glaube ich eine Eisenbahnstrecke
zu erkennen UND es liegt an einem Fluss Regen(?)

















Hier sieht man die Flusslandschaft besser







Hier wird gebaut mit Hilfe einer Werksbahn


Sieht nach einem Dammbau aus, vlt wirds auch eine Brücke(?)






Könnte das eine Eisenbahnstrecke werden?



Der Weg führt durch steiniges Gelände






































Also das Rätsel ist gelöst, die Bilder stammen vom Bau der Ostmarkstraße und bilden den Bereich um Miltach/Oberndorf ab. Eine sichere Zuordnung des Bildes der Ortsdurchfahrt (mit Einbahnstraßenschild) steht aber noch aus. Grafenwiesen wird bevorzugt, ich weiß aber nicht ob es in Grafenwiesen eine Einbahnstraße mitten in der Ortschaft gab?