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Donnerstag, 29. Juni 2017

Der Burschen- und Wandererverein Kötzting e.V.

Nachdem der Bad Kötztinger Burschen und Wandererverein e.V. an den heurigen Pfingstfeiertagen die Schallmauer von 500 Mitgliedern locker übersprungen hat  UND die endgültige Wiederzulassung und Lizensierung unseres Vereins  heuer einen runden Geburtstag hat, möchte ich, solange wir noch in "Sichtweite" unseres Pfingstfestes sind, diese Wiederzulassung mit einem Beitrag würdigen.
Herzlichen Dank an Frau Kretschmer, die trotz ihrer vielen Arbeit im Nachgang nach Pfingsten und Fronleichnam mir die passenden Bilder zusammengestellt hat.

 

die endgültige Lizensierung als Verein im Jahre 1947

wie der Burschen- und Wandererverein Kötzting e.V.  in seiner eigenen Chronik und auf seiner Homepage schreibt, erhielt der Verein von der amerikanischen Militärregierung bereits kurz vor Pfingsten 1946 eine vorläufige Lizenz :
Auszug aus der Homepage der Kötztinger Burschen und Wanderervereins:

Die Wiederzulassung des Vereins

Am Freitag vor Pfingsten 1946 gab die amerikanische Militärregierung die Lizenzierung des BWV bekannt. Zitat aus der Lizenz Urkunde: "Die Militärregierung wünscht, dass die Jugendverbände eine rege Tätigkeit entwickeln. Es ist Ihrerseits laufend zu berichten, welche Veranstaltungen stattgefunden haben und mit welcher Teilnehmerzahl." Zu der Wiedergründung des BWV kam es vor allem durch die Initiative des Vorstandes Michl Plötz, der Burschen Max Januel, Georg Dreger und Heinrich Wieser. Großes Verständnis und Entgegenkommen zeigte auch Gouverneur Lieutenant Mitchell, der selbst noch ein Junggeselle war.
In der Originallizensierungsurkunde, die eine zeitliche Begrenzung bis zum 30.Juni 1947 beinhaltete und hier in der beglaubigter Abschrift vom 11.11.1947 in die Genehmigungsunterlagen einfließt,  wird das Datum der Erstlizensierung mit dem 27.August 1946 angegeben. Die Vorsitzenden der Jugendorganisation waren damals Michael Plötz und Georg Dreger.
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Diese - ich nenn´s mal vorläufige - pauschale Lizensierung aus dem Jahre 1946, benötigte aber noch die detaillierte Ausführung, Prüfung und  Bestätigung sowohl durch die Militärregierung als auch durch das Landratsamt in Kötzting um in eine endgültige Lizenz umgewandelt zu werden. Auch heutzutage liegen zwischen Gründungsversammlung und der Bestätigung eines eingetragenen Vereins durch die einzelnen Behörden durchaus viele Monate.
In den Genehmigungsunterlagen des neu gegründeten Vereins finden sich ein paar interessante Schreiben und vor allen heutzutage nicht mehr vorstellbare Auflagen und die betreffen vor allem die Auflagen in Hinblick auf die damals anlaufenden Entnazifizierungen bzw. die Spruchkammerverfahren.
Entscheidend für die Zulassung von "deutschen geselligen Vereinen" war eine Verordnung der amerikanischen Militärregierung vom August 1946
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947 = Archiv des Landratsamtes Kötzting
entsprechend diesen Regularien durften die Vorstandmitglieder nicht nationalsozialistisch vorbelastet sein. Nur bei den normalen Mitgliedern konnte eine Ausnahme gemacht werden, wenn diese in den Spruchkammerverfahren als "Mitläufer"  - entsprechend des Gesetzes "zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus" der Militärregierung eingestuft worden waren.
Im Januar erfolgte also die reguläre Gründungsversammlung und das Ergebnis floss in das Genehmigungsverfahren ein:
Im Dezember 1947 erhielt der BWV Kötzting vom Landkreis Kötzting - mit Schreiben auch an die Militärregierung in Kötzting - dann die endgültige Lizensierung als Verein, auf dessen Vordruck das Datum der Wiedergründung genau vermerkt ist: der 17. Januar 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
in diesem Antrag wird die Zahl der Mitglieder 1947 mit 136 angegeben und die Anzahl der "geselligen" Veranstaltungen dem Verein frei überlassen. Das war ja in dieser ereignislosen - im Hinblick auf Unterhaltungsmöglichkeiten - Zeit das wichtigste.
Nach dem Ablauf der - vorläufigen -  Lizenz im Sommer 1947, galt es den Verein auf sichere rechtliche Füße zu stellen:
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
im November 1947 erfolgte der endgültige Antrag an das Landratsamt für ein Genehmigungsverfahren
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Nun galt es für die Burschen die nötigen Unterlagen zusammenzutragen, wie sie für eine Lizensierung notwendig waren.
Die Erklärung des ersten Vorsitzenden und des restlichen Vorstandes
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947

Die eingereichte Satzung des BWVs von 1947 mit sehr rigiden Ausschlussmöglichkeiten bei unehrenhaftem Verhalten: Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947




Und so sahen die persönlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen durch die Spruchkammer Kötzting für den Vorstand aus:
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379


Max Januel



















Gress Schorsch



















Dreger Schorsch
Rabl Franz




















Die Rechte an den Bildern liegen beim Arbeitskreis Heimatforschung, wenn wir noch "Jugendbilder" der fehlenden Vorstandsmitglieder erhalten, so werde ich diese nachträglich einbauen. Wir würden uns über entsprechende "Jungmänneraufnahmen" folgender Personen freuen:
Ernst Kunstmann
Karl Imhoff
Heinrich Wieser




Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379
Und nun zum Abschluss noch einmal die weiter oben bereits angeführte endgültige Lizenz für den Kötztinger Burschen und Wandererverein vom 15. Dezember 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379  die endgültige Lizenz als Verein
 Im Januar 1965 fand ich noch im Zusammenhang mit einer Mitgliederversammlung einen erneuten Versuch - warum auch immer - diese Eintragung als e.V. zu erreichen. Vermutlich sind die Originalunterlagen beim BWV verschollen gegangen und deshalb ging man von der irrigen meinung aus, kein solch "eingetragener Verein" in der Vergangenheit gewesen zu sein. Nach meinen Unterlagen war er das aber schon seit 1947.

Kötztinger Zeitung vom Januar 1965

Donnerstag, 22. Juni 2017

die Gebrüder Prälisauer



Ludwig Baumann

historische Hausnummer 97

Die Brüder Prälisauer: Mesnersöhne, Mönche, Musiker

Um 1690 stellten die Benediktiner des Priorats zu Kötzting einen neuen Mesner ein, den aus Sach­seln in der Schweiz zugewanderten Johann Joseph Anton Prälisauer. Der heiratete am 7. Juni 1691 Anna Maria Strigl, die Tochter des Schullehrers und Organisten. Elf Kindern schenkten sie das Leben. Von den acht, die nicht im Kleinkindalter starben, ergriffen fünf Söhne einen geistlichen Beruf, und sie förderten an ihren Wirkungsorten die Musikkultur in hohem Maße. Das musikalische Erbe hatte ihnen nicht nur die Mutter mitgebracht. Auch der Vater war aktiver Musiker, nur solchen wurde damals in Kötzting das Mesneramt anvertraut. Laut Kirchenrechnung von 1692 bekam der Mesner eine Jahreszulage, „daß er dem Schulmeister mit Abrichtung der Kinder uf die Music möglichst anhand gehen soll“. Aber auch die Benediktiner, deren Prioratsgebäude in der Herrenstraße direkt gegenüber dem Mesnerhaus stand, werden in den Buben mancherlei Interessen geweckt und Anlagen gefördert haben. 

Armansperg



Ludwig Baumann 


historische Hausnummer 93

Bayerischer Superminister und griechischer Staatskanzler

Joseph Ludwig Graf von Armansperg – in Kötzting geboren


In Bayern erinnert man sich in diesen Tagen an den Wittelsbacher Otto I., der 1832 mit Zustimmung der europäischen Großmächte zum König von Griechenland gewählt wurde und vor 150 Jahren in Bamberg starb. Bad Kötzting darf sich rühmen, dass in seinen Mauern ein Mann zur Welt kam, der versuchte, für eben diesen König als Staatskanzler die damaligen chaotischen griechischen Verhältnisse in Ordnung zu bringen.

Tauflegende

Wenn die mündliche Überlieferung recht hat, geriet der Pfleggerichtskommissar zu Kötzting Joseph Felix Freiherr von Armansperg schier aus dem Häuschen, als ihm am 27. Februar 1787 um neun Uhr abends die Hebamme seinen Erstgeborenen präsentierte. In seinem Überschwang soll er gerufen haben: „Wer morgen früh als erster zum Tor hereinkommt, wird der Pate sein!“ Es war der Hirt von Gehstorf, der die Frühmesse in der Pfarrkirche hinter den Pflegschlossmauern besuchen wollte. Der Freiherr soll sein Wort gehalten haben. Der Dorfhirt, ein wenig Geachteter, Unterprivilegierter, soll das adelige Kind zur Taufe getragen haben, einer, dem die vielen Namen, auf die man das Kind taufte, den Kopf verwirrten: Joseph, Ludwig, Franz Xaver. Aber – in diesem Fall lässt sich der Wahrheitsgehalt der rührenden Volkserzählung mit der Taufmatrikel der Pfarrei nachprüfen. Und die gibt einen anderen Taufpaten an, den Freiherrn Franz Joseph von Armans­perg, Herrn auf Egg. Illusion zerstört? Nicht ganz! Nach dreieinhalb Jahren durfte sich der Pflegrichter – inzwischen war er zum Grafen aufgestiegen – über einen zweiten Sohn freuen. Diesmal verrät der Matrikel­eintrag, dass stellvertretend für den oben genannten Herrn auf Egg das Kind zur Taufe trug: „Adam Kollmer, sehr armer Inwohner zu Beckendorf“. Also hat die mündliche Tradition doch einen wahren Kern! Freilich bog sie die Wahrheit ein wenig zu Gunsten des Erstgeborenen.

Freitag, 28. April 2017

Eine Mischung schöner Bilder

So schnell vergeht die Zeit, bereits zum Dezemberblog 2013 habe ich die Geschichte erzählt, wie wir zu den Aquarellen und Schwarzweißbildern Heilmeiers gekommen sind, der um 1900 in Kötzting arbeitete und dessen Vater ihn in dieser Zeit öfters besuchte und bei dieser Gelegenheit seinem Hobby zu malen und zu fotografieren nachging.
Der Weihnachtsblog 2013

Einige Ereignisse in dieser Woche haben mich wieder drauf gebracht, dass ich eh ein paar der Aquarelle vorstellen wollte und so geht's los.

Hier das Bild des Wasserfalls bei der Marktmühle, das ich als Hintergrund für meinen Blog benutze und das durch die Blogbeiträge immer weitgehend verdeckt und damit unsichtbar ist.
der Fall bei der Marktmühle in der Ansicht von Matthias Heilmeier gemalt ca. um 1900
Dieser Wasserfall musste noch um die Jahrhundertwende jedes Mal abgesenkt werden, wenn vom den Arberwäldern herab die Flößer mit ihren Blöchern ankamen. Der Lohn für diese Mühe - die Müller waren zu dieser Arbeit aber verpflichtet - bestand idR aus einem Bloch, das sich der Müller dann aus der Menge der angeschwemmten Hölzer herausziehen durfte. Oberhalb des Wehres befand sich bis hinein in die 70er Jahre der Zusammenfluss mit dem Dampfbach, der vorher noch den "Baumweiher" des Marktmüllers speiste. Von daher stammt auch der Name "Ambergerinsel"  weil diese Wiese somit damals komplett von Wasser umspielt war.
Das Wehr stellte auch seit Jahrhunderten - und dies gilt auch heute noch - eine Fischereigrenze dar. Von Pulling herauf bis zum Wehr und vom Wehr aufwärts bis nach Hohenwarth. Früher in Besitz der Hofmarken Blaibach bzw. Hohenwarth, heutzutage in Privatbesitz bzw. beim Fischereiverein.
Ganz rechts das Gebäude im Hintergrund am Flussufer dürfte die Kegelbahn beim Kollmaierkeller gewesen sein, weiter links anschließen, mit dem dunklen Dach, vermutlich die Kommunbrauerei..

Damit ist das Stichwort "Pulling" gefallen. Bevor wir das Rätsel der Herkunft der Aquarelle lösen konnten, stellten wir alle Möglichen Vermutungen an, weil sich einige Bilder mit der Eisenbahn beschäftigten. Eisenbahn UND 1900, das könnte auf einen Ingenieur hinweisen, der sich um das bzw. um neue Strecken kümmern sollte.....knapp daneben, wie sich später herausstellen sollte.
Auf jeden Fall ist dieses Bild von Pulling, es gibt mehrere aus dieser Ecke, etwas ganz besonderes.
Ich hab dieses Bild nicht nachbearbeitet, damit man den Zusammenhang sieht, die Bildchen sind in etwa in einem Postkartenformat und in kleinen Heften gebunden. Man beachte die Dampfeisenbahn im Hintergrund.

Montag, 24. April 2017

Wo ist das? ....eine überraschende Auflösung

Zuerst waren es: 

Unbekannte Schwarzweißaufnahmen aus dem Krämerarchiv:


Später kam dann die Auflösung durch einen mittlerweile auch schon historischen Zeitungsartikel.
Doch zunächst der Reihe nach:

Bei mir im Archiv befindet sich ein Bündel von SW Negativen mit einem ungewöhnlichen 6x4 cm Format. Seit Monaten bin ich ja in der Medienzentrale der Universität Regensburg Stammgast um Kötztinger Zeitungen und beschädigte Archivalien(das wird einmal ein extra Bericht) in hoher Qualität einzuscannen. Im Gespräch mit den sehr, sehr hilfsbereiten Mitarbeitern dort ergaben sich bereits die verschiedensten Möglichkeiten, alle möglichen Unterlagen zu digitalisieren. - So konnten ich z.B. 400 Seiten eines verfilmten "Untertanenbuches des Kastenamtes Kötzting aus dem Jahre 1580" komplett digitalisieren, einen Satz von Luftaufnahmen, die mir Herr Ludwig Baumann letzte Woche aus dem Bestand der Sonderschule Kötzting überreicht hat, viele tausend Seiten an Zeitungsdigitalisaten u.s.w. In diesem Gespräch brachte ich dann meine "Sondernegative" vor und konnte diese zu guten Händen übergeben, weil Herr Hartmann, der Systemadministrator der Universitätsbibliothek, wusste, dass in einer anderen Abteilung solch ein Spezialscanner existierte.
Langer Rede kurzer Sinn, das Ergebnis war außerordentlich gut, viel besser als sich die Bilder hier im Blog darstellen lassen, weil dieser Blog automatisch eine Qualitätsminderung aus Platzgründen verlangt.
Also die Frage der Fragen ist:
wo sind die Bilder aufgenommen?
und dann
was ist da drauf?

Der Weg führt durch steiniges Gelände

Die Auflösung erfolgte von unerwarteter Seite:

Eines meiner laufenden Projekte ist es, die Lokalausgaben der Kötztinger Zeitung(en) zu vervollständigen und, - soweit möglich - zu digitalisieren. Speziell die Monatsausgaben jeweils um unser Pfingstfest herum fehlen leider regelmäßig, aber da es mehrere "Zeitungssammlungen" gibt, konnte ich bisher fast alle Lücken schließen.
Langer Rede kurzer Sinn, in der Kötztinger Zeitung, Februar 1971 findet sich folgende Seite:


Damit ist klar, die Bilder berichten vom Bau der B 85 im Bereich zwischen Chamerau und Oberndorf. Diese Stelle hatte ich zwar bereits aufgrund des Flussverlaufes und der an manchen Bildern im Hintergrund zu vermutenden Eisenbahnlinie als die wahrscheinlichste angesehen. Wochen vor dieser Sammelveröffentlichung erschien auch bereits ein Bild von der Erneuerung der Ortseinfahrt Miltach. Dieses Bild alleine stellte für mich bereits - fast - die Auflösung des Rätsels dar, weil die Arbeiter, die Arbeitsmaterialien und die Art des Bildes bereits die Zusammengehörigkeit zu dem Stapel an SW Negativen zeigte. Besonders interessant an dem Bild ist auch, dass noch das alte Tor des Schlosses in Miltach zu erkennen ist. Auch wenn der Photograph hier nicht genannt ist, so bin ich mir sehr sicher, dass es der Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock war, der die Bilder gemacht hat, er hatte in Kötzting die Technik und das Interesse an solchen Motiven und die Verbindung zu KB Krämer, seinem Archiv  bzw. zur Kötztinger Zeitung bestand schon lange Jahre.

Wie der Redakteur schon schrieb:
So baute man damals Straßen, auch das ist ein interessanter Aspekt.

Dieses Bild aus der Kötztinger Zeitung wenige Wochen vor der obigen ganzseitigen Ausgabe veröffentlicht, war für mich schon der sichere Hinweis, dass auch die anderen Bilder aus dieser Miltach/Oberdorf Umgebung sein müssten


 Ein Bild aber konnte noch nicht zugeordnet werden:

Eine Auflösung des hier direkt folgenden Ortsbildes kann noch nicht erfolgen. Die meisten Zuschriften auf FB deuteten auf Grafenwiesen. Aber nix gwiss woas ma net....


Dies ist vlt das einfachste Bild, zumindest man wenn dort Zuhause ist....ich bin es nicht und: Was ist das für ein Straßenschild und wo auf einem Dorf gibt es eine Einbahnstraße?



 Nachdem die Diskussion auf der FB Seite von Bad Kötzting mehrheitlich auf Grafenwiesen gedeutet hat, jetzt also die Landschaftsbilder vom Bau der Ostmarkstraße zwischen Miltach und Chamerau.
 





Hier geht es um einen (Damm) bau,
im Hintergrund glaube ich eine Eisenbahnstrecke
zu erkennen UND es liegt an einem Fluss Regen(?)

















Hier sieht man die Flusslandschaft besser







Hier wird gebaut mit Hilfe einer Werksbahn


Sieht nach einem Dammbau aus, vlt wirds auch eine Brücke(?)






Könnte das eine Eisenbahnstrecke werden?



Der Weg führt durch steiniges Gelände






































Also das Rätsel ist gelöst, die Bilder stammen vom Bau der Ostmarkstraße und bilden den Bereich um Miltach/Oberndorf ab. Eine sichere Zuordnung des Bildes der Ortsdurchfahrt (mit Einbahnstraßenschild) steht aber noch aus. Grafenwiesen wird bevorzugt, ich weiß aber nicht ob es in Grafenwiesen eine Einbahnstraße mitten in der Ortschaft gab?





Montag, 27. März 2017

Kötzting vor 400 Jahren

Bemerkenswertes aus Kötzting von 1616 und 1617

Einmal etwas ganz anderes, Akten zum Mitlesen........

Zuerst aber einen kurzen Bericht über die diesjährige "Archivforschungssaison"
Meine Besuche in den überregionalen großen Archiven konzentrieren sich auf die Wintermonate, weil ich in diesen in meinem Hauptberuf schlichtweg Winterpause habe.
Es passt ganz gut, dass heuer, seit dem 1.1.2017, die bayerischen Staatsarchive ein Jahr lang einen Versuch durchziehen und die Benutzer selber fotografieren lassen bzw. für einen eher symbolischen Preis einen Großscanner benutzen lassen.

Das Staatsarchiv Landshut nun lässt fotografieren, allerdings:
ohne Stativ --- schade
ohne Blitz ---- versteht sich von selbst
nur an einer bestimmten Stelle im Lesesaal ----- leider nicht die hellste Stelle
keine Pläne ---- schade
kein Material, welches jünger als von 1917 ist ---- versteht sich auch von selbst (Datenschutz).

Also: ran an den Speck. In diesem Jahr war ich nun bereits zehn mal in Landshut und die Summe meiner Bilder reicht langsam an die 3500 Stück heran. (Stand 24.3.2017)
Besonders interessant sind hier die alten Verlassenschaftsakten

aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Menschen die so 1850 verstorben sind reichen mit ihren Wurzeln - und in den Akten geht es ja um die Verwandtschaft dieser Menschen - bis weit in das 18. Jahrhundert zurück. Bei manchen Verstorbenen wird ein Verzeichnis des Besitzes aufgenommen, ein sogenanntes Inventarium. Solch ein Inventarium von Kötztinger Bürgersfamilien (natürlich sind im Bereich des Amtsgerichtes  Kötzting auch alle umliegenden Orte mit dabei),  gibt einen intimen Einblick in die Lebensumwelt der damaligen Zeit.

Sogar Kleinigkeiten über Pfingsten finden sich dazwischen:
Vor den Mallersdorfer Schwestern und sogar noch vor Familie Leszkier war es die Frau des Uhrmachers Lommer (wohnte im Dirnberger Haus), die das "Pfingstkranzl" anfertigte. Am Ende ihres Lebens wohnte sie im Spital und als sie verstarb besaß sie nur noch ein paar wenige armselige Kleider und ihr Bett. Ihre in Regen wohnende Tochter bat den Magistrat Kötzting um dieses und bot an dafür in den nächsten Jahren dieses "Pfingstkranzl" kostenlos anzufertigen.... allerdings vergeblich, denn nach der Satzung des Kötztinger Spitals gehörten sämtliche Habgüter eines Pfründtners (=Spitalbewohners) nach seinem Tode dem Spital.

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 17 Lommer Katharina Verlassenschaftsakt
"dass die bezüglich des von derselben hinterlassenen Bettes bereits an den
Magistrat Kötzting mit der Bitte ihr dasselbe abzulassen sich gewandt habe, da sie
hieführ demselben das sog. Pfingstkränzchen in kommenden Jahren unentgeltlich
anzufertigen sich verpflichte"!
 anderes Beispiel: der Anfang des Inventariums des Kamminger Schmiedes Kauer

StALA Rep 166-N Schachtel 17 Kauer Georg Schmied von Kammern
Verlassenschaftsakt, hier das Inventarium

Ich habe diese (Kopier-) Gelegenheit genutzt und beginne noch einmal die alten Rechnungsreihen des Kötztinger Kastenamtes und des Pfleggerichtes ausheben zu lassen. Diese Reihen beginnen mit wenigen Einzelbänden im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts und setzen dann fast als lückenlose Reihe um 1590 ein.
Diese Buchreihe habe ich schon mal vor vielen Jahren in Hinblick auf Kötztinger Bürger durchgesehen und nun bietet sich die Gelegenheit noch etwas tiefer einzusteigen und das Material digital für unser Stadtarchiv zu sichern.
Es gibt einen Doppelband 1616 und 1617 vom Pfleggericht und vom Kastenamt. Anders als in anderen Landgerichten gab es im LG Kötzting Gebiete, welche dem Kastenamt Untertan waren und solche deren Bewohner vom Pfleggericht geführt: also auch bei Strafverfahren verurteilt wurden.
Kötzting hatte damals sowohl einen Kastenamtsrichter wie auch einen Pfleger. Der Kastenamtsrichter durfte - übrigens ebenso wie der damalige Kötztinger Kammerer) kleinere Vergehen selber aburteilen. Für die "schwereren" Verbrechen war dann aber (auch hier wie bei den Kötztinger Marktbewohnern und den Bewohnern der umliegenden adeligen Hofmarken) ausschließlich der Landrichter zuständig.
Aus diesem Grunde gibt es in den Pfleggerichtsrechnungen auch die Rubrik:

Ausgaben für die/den Malefikanten (Bösewichte)

Diese "Bösewichte" waren in Kötzting im Amtshaus eingekerkert (das Kötztinger Amtshaus = Gefängnis und Wohnung des Eisenamtmannes stand am Ende der Schirnstrasse...Schirn = Schergen) und wurden für die verschiedensten Amtshandlungen dann vom Amtmann ins Pflegerschloss gebracht. Diese Einkerkerung und das "Vorführen" zusammen mit der dann erfolgenden öffentlichen Bestrafung waren sicherlich in Kötzting Marktgespräch und - so hart es auch klingt - willkommener Unterhaltungsanlass im harten Alltag. Wenn ich dran denke wie neugierig und dann doch teilnahmslos wir Kinder der Metzstraße (und wir waren in den 50er Jahren viele Kinder in der Metzstraße) die Bewohner des Armenhauses hinten in der Brandstraße beäugt haben, dann kann ich mir gut vorstellen wie es den Bewohnern des Gefängnisses, gleich um die Ecke ergangen ist.
Ich möchte hier mal solch einen Jahresverlauf vorstellen:

Was hier so berichtet wird steht heutzutage im Polizeibericht:
Also Wirtshausraufereien, Nachbarschaftsstreit, Schlägereien beim Nachhause Gehen, Beleidigungen und dann ist da auch noch der "Blutbann", also die Hohe Gerichtsbarkeit, die der Landrichter innehatte und die dann auch manchmal auf dem Galgenberg - nun Ludwigsberg - zu Hinrichtungen führte. Auch das sicherlich ein Spektakel für die gesamte Bevölkerung.

Hört man das Wort Rechnungsbuch, so denkt man heutzutage an Tabellen der Buchführung. Damals aber war es ganz anders. Die Pfleggerichtsrechnung von 1616/17 liest sich wie heutzutage die Bildzeitung oder die "Yellow" Press. Auch wenn die Bevölkerung solch ein Rechnungsbuch nicht zu Gesicht bekommen hat und lesen konnte - es war für die Regierung in Straubing bestimmt -  so bekommt der Leser heutzutage ein lebhaftes Bild davon, wie es in Kötzting und Umgebung "kriminaltechnisch" so zugegangen ist.

Es soll ja Manchem auch Spaß machen "manchmal" etwas mitzulesen und so lege ich nun ein paar - eigentlich ziemlich viele - Ausschnitte aus dem Buch vor, in Wirklichkeit sind da noch viel, viel mehr enthalten, und übertrage die handschriftlichen Texte einzeln in Druckschrift, vlt macht es ja dem Einen oder Anderen ja Spaß genauer nachzulesen und vielleicht sogar einmal die alte Handschrift zu lernen. Genau so habe auch ich angefangen, mit dem Buch "Kötzting 1085-1985" in dem viele Dokumente aus Kötztings Geschichte abgebildet UND transkribiert waren.

Hier nun ein paar Beispiele was in Kötzting 1616/17 so Alles los war:


Staatsarchiv Landshut Rentkastenamt Straubing R 2333 Pfleggerichtsrechnung von 1616
Titelblatt: Ambts und Zol: Rechnung des hl: Landtgerichts Khözting vom Jar 1616
(hl: heißt hier nicht heilig sondern herzoglich, erst nach 1621 wurde der bayerische Herzog Kurfürst nachdem er ua. die Oberpfalz eroberte und damit die Kurwürde erhielt.)

Dies ist die Titelseite und danach geht's gleich los mit den kleineren Vergehen, hier eine kleine Auswahl der unterschiedlichsten Vergehen :
Maulstraich


Georg Schwarz noch ledtiges Standts
hatt Wolffen Schmitterer von Zelten
dorff auf dem TannzPoden mit der





                  Faußt inß Angesicht geschlagen dero
wegen er gestraft umb 4ßd (04 Schilling Pfennige9



Es geht munter weiter mit einer Schlägerei: Khandlwurf und zuegefiegter Plutrunstige Schäden




Hannß Maimer von Perndorff hat bej Andres Söldner zu Khözting selligen auf Andres Poxhorns zu





gedachtem Perndorf Hausfrau an ainem Kirchtag mit einer Khopffkhandten vol Pier geworffen aber nit getroffen, darauf Ir man von der Gassen hinein geloffen, die wöhr entplesst und ihme Maimer im Khopff einen Pluetrunstigen schaden zuegefiegt, auch in der rechten Hanndt, die Flax verletz, derowegen mit Abschied erkennt, dass gedachter Maimer wegen gethanen Khandlwurffs Straff sollte erlegen 1 fl 3 ßd, Nitweniger die Khandl bezahlen, Poxhorn aber für solliche seine ihm Maimer zuegefuegte Schädten 6 fl verreichen, den Pader abrichten und auch Straff bezahlen 1 Pfund Pfennig, also thun beede Straffs 4 fl 2 ß


Man unterschied damals ganz streng zwischen "blutigen" und "unblutigen" Schlägen
Nun kommen die "unblutigen"


Zuegefiegte truckhene Straich






geschehen in Gaishof, verhandelt in Kötzting
Leonhardt Schindterweckens vom Gaishof rdo(=reverendo = mit Verlaub, man spricht oder schreibt nicht von stinkenden Schweinen in einem Schreiben an die Obrigkeit ohne sich vorher über die Wortwahl zu entschuldigen) zehn Schweinen sein Albrechten Poindl alda in sein Wiss khomen und im darinnen mit willen grossen Schaden gethan. Als nun die sein Sohn alweckh Treiben und Pfendten wellen, Ist erstlich gedachtes Schindterweckens Sohn einer mit einer Hackhen volgentes er Vatter selber noch St dritter auf daß Wißmaidt mit Riedthauen, Steckhen , Drembel und anderen Waffen khommen und Ime Albrechten Poidl und Sohn damit etliche druckhene Straich zuegefiegt. Derowegen gedachter Schinderweckh und dessen mit Helffer neben aufgetrageenen Gerichtsunkosten gewandelt 1 fl 3 ßd


Nun wird's laut auf den Straßen Kötztings:  und es wird wieder blutig:
Pluetrunsstige Schäden



Michael Schechtl Mezger zu Eschlkamb und Hannß Hörmann am Wäzlhof haben bey der nacht im Marckht Khözting auf freyer gassen ein Rumorßhandlung gehebt. Im sollichen gedachter Mezger Ime Hörman die Haudt vorm Hiern, und die Nassn geschafft sich gleichwol selbsten hernach miteinander verglichen. daß er Ime für soliche Schäden 4 fl verraicht, den Pader, Gerichts und Uncosten, neben der Straff außricht, Welche ihme dan in ansehung seiner Armuth neben außgestandtner Fenkhnus benennt worden  auf 5fl 3 ßd

Schechtl musste also in Kötztings im Amtshaus einsitzen



Hochzeiten sind immer wieder mal ein Anlass für Stress unter den Beteiligten:
Wöhrentplessung, (vermutlich hat er ein langes Messer, oder aber einen Degen/Säbel) dabei gehabt und gezogen)




Thomas Gemainer auf der Kieslau obgedachtes Gerichts Viechtach hatt an ainer alhir im Marckht gehaltenen Hochzeit auf dem Tanzpoden die wöhr entplest und einen Polder




Handl angefangen, als er aber durch die Ämbtsleuth (=Polizei heutzutage) deswegg für Obrigkeit wöllen gebracht werden ist sollicher denselben entwischt und zu dem Thor ausgeloffen, derentwegen seiner Obrigkeit umb Verschaffung geschrieben und gestrafft worden per 1 fl 3 ßd
Er ist ihnen also entwischt, aber von seinem Gericht in Viechtach wurde er dann doch noch bestraft.

Und nun wird's wieder laut im Markt Kötzting, der Pölsterl wohnt, so weit ich weiß, im unteren Markt, im Kellner Haus, dem damaligen oberen Bad, er war aber kein Bader sondern ein Schreiner, es geht um Injurij, also um eine Beleidigung.



 Albrecht Reßl Inwohner zu Khözting und sein Weib, und Dochter, auch Georg Pelsterl und sein Weib, haben am H: Osterabennt einen Unwillen





gehebt aines das andere redo(=reverendo wie vorher) ein Schelmb, dieb, Huer und Unhulden gehaissen, die weiber anein annder geraufft und letzlichen ermelter Pölsterl einen Schargen genommen, gedachte Resslin übern Khopf geschlagen, daß sie gleich zu Poden gefallen und am liegen ir noch dazue einen Straich ubern Puckhl zuegefuegt. Derowegen Ich sy alle in Fenkhnuß gelegt und darinnen 8 tage lang einthalten worden. Inn solicher Zeit sie sich aber selbsten darinnen miteinander verglichen daß ermelter Pölsterl Ir Rösslin für solliche zuegefuegte Straich Innerhalb 14 Tagen 1 fl 30 xr bezalt und auferlassung dass aines vonn dem andern nichts allß nur liebs und guets

(Acht Tage in einem feuchten stinkenden Loch wirken Wunder, da versöhnt man sich gerne)


wissen, und waß etwan fürybrgangen dises alles im Zorn geschehen und ains dem andern verzichen und vergeben haben wöllen in Ansehung Irer Unvermögenheit also mit Fenkhnus, an gelt abe4r gewandelt worden NIHIL (=nichts)

Und am Ende des ersten Teils  noch ein Kuriosum: die Gaben Gottes in das Khott geschlagen



Hans Frumb ain Dienstknecht von Gestorff hat in ainer gehaltenen Hochzeit vol doller weiß ainen jungen Khnaben Oswald Hefftl ain liebseliges Prott und Fleisch ohne Ursach von dem Maul und aus der Handt in das Khott geschlagen und noch dazue abpleuen wellen, Derentwegen umb sollichen frävel 2 Tag in Fenkhnus enthaldten an Geld aber gewandelt NIHIL

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt an den Allerweltsverhandlungen, die im Pfleggericht angefallen waren.
Es gibt aber auch noch einen anderen, viel ernsteren Teil im Rechnungsbuch und das betrifft dier sogenannten MALEFIKANTEN, also die echten Bösewichter.
In dem Jahr 1616/17 gab es in Kötzting zwei Landesverweisungen und zwei Hinrichtungen, diese Verhandlungen - Verhaftungen - Schriftwechsel - Verhöre - Folterungen und schließlich Hinrichtungen mit dem Schwert und dem Strick werde ich in einem der nächsten Blogs berichten.

Hier der Anfang über die "Schweren Jungs", also die Einleitung eines vielseitigen Berichts über die Verhandlung und die Hinrichtung:


Ausgab auf die Gefangen
Malefiz Personen

Erste

Demnach sich im Marckht Khözting ein verdechtige und beschraidte ManßPersohn Michael Aigner ein Inwohner zu Arain Viechtacher Landtgerichts sonsten ins Gemain Dierckh genannt befundten, ist er durch die Landgerichts Ambtsleith alhir zuverhafft gebracht, auch auf beschechens berichten Sub dato den 7. January diß Jars sollicher der bevelch ervolgt das ich Ime Aigner ainen Strengen Malefizrechtstag (=Hinrichtung) ansezen und ergehen lassen solle. Waß Strengen Malefiz rechtens Recht ist. Welchen ich gehorsamblichen gelebt zugestaldten er dann Pfinztag den 28. diss mit dem Schwerdt vom leben zum Todt gericht worden

Ich denke, dass an den angekündigten Hinrichtungstagen nicht  nur die Erwachsenen Kötzting auf den Beinen waren, sondern - zumindest bei der bewachten Hinausführung des Verbrechers auf den Galgenberg/Ludwigsberg - auch die Kinder Kötztings neugierig den schauerlichen Zug begleiteten, ebenso, wie wir in unserer Kindheit öffentliche "Ereignisse" neugierig aber begeistert begleitet hatte. Als Beispiel können hier ein paar Aufnahmen von Pfingstumzügen aus von 1959 dienen. Diese Auswahl, die nichts mit den üblichen "Standartpfingstmotiven" zu tun hat, verdanke ich Frau Kretschmer, die sich in Ihrem eigenen Archiv erfolgreich auf die Suche nach "mitlaufenden Kindern" gemacht hat.
Bei den Bildern geht es mir weniger um die (bekannten) Pfingstakteure sondern um die mitlaufenden, neugierigen Kinder am Rande





so könnten die Kinder Kötztings vor 400 Jahren auch vor dem Amtshaus gestanden haben, wenn der Verurteilte seinen letzten Gang anzutreten hatte. Die Rechte an diesen Bildern liegen beim Archiv Kretschmer





So, das war jetzt harte Kost,  Als nächstes aber gibt es wieder mal Bilder - Luftaufnahmen und/oder Aquarelle