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Dienstag, 28. Juni 2016

EIne Zeit- und Forschungsreise an die UNI Regensburg

Mal schauen, was dabei herauskommt ......


Diesmal geht es in meinem Blogeintrag nicht darum, ob etwas "neues" Altes gefunden worden ist sondern ich möchte von einer zukünftigen Forschungsfahrt berichten bei der ich versuche, Materialien zu Ereignissen zu finden, von denen ich bisher nur einige Hinweise erhalten habe.
Ich schreibe nun also bevor ich überhaupt weiß ob ich das Gesuchte auch finden werde,  um einmal den Weg aufzeigen, wie manche Forschungsergebnisse zustande kommen bzw. wo und wie solch ein Weg beginnt, der dann (hoffentlich auch diesmal) zu dem gewünschten Ergebnis führt.

Also dann mal los mit der Vorgeschichte. Pfingsten in Kötzting, das heißt in manchen Fällen ein Suchen einer Stecknadel im Heuhaufen, weil die Ordner und Archivschachteln zu diesem Thema viele, viele Regalmeter füllen. Manche, bzw. durchaus die allermeisten Dokumente und Akten sind nach Jahren geordnet, es gibt aber auch viele Mischbestände zum Thema Pfingsten und Pfingstritt in Kötzting, die ich nun beginne systematisch aufzudröseln und die Inhalte ebenfalls auf die dazugehörigen Jahresbestände zu verteilen. Gleichzeitig werden diese Inhalte im Computer verstichwortet, um zukünftig auf einen Blick zu erkennen ob für ein bestimmtes Stichwort Material vorhanden ist.
Programm des Kötztinger Volksfestes von 1926 

Soweit so gut, jedenfalls kam vor zwei Wochen die Anfrage von Sepp Barth - in unserer Stadtverwaltung auch zuständig für alle Pfingstangelegenheiten - nach einigen statistischen Kennzahlen der vergangenen Volksfeste. (Wirte - Brauereien - die Entwicklung der Vergabepreise, der Bierpreis). Im Rahmen des Gesprächs über diese Volkfestfragen kam dann die Rückfrage nach einem Jubiläum für dieses Volksfest, so mit einem ungefähren Arbeitstitel : 
1949 - 2019 
70 Jahre Pfingstvolksfest in Kötzting

>>>>>> Also ab in den Keller und den 1949er Pfingstakt hochgeholt:

Fehlanzeige

Der ganze Akt bestand im Wesentlichen aus dem auch in diesem Jahre erstmalig aufgeführten Festspiel "Pfingstrittehr" von Eugen Hubrich und aus vielen interessanten Briefen mit dem Schriftsteller, der zum Zeitpunkt der Premiere noch mit den Einschränkungen seines Spruchkammerverfahrens zu kämpfen hatte und, auch dies geht in vielen Details aus dem Schriftwechsel hervor, große Hoffnungen auf die im Herbst stattfindende Berufungsverhandlung bei der Straubinger Spruchkammer setzte.

>>>>>>>>Also ab in den Keller, 1949 Schachtel aufgeräumt und die 1950er Pfingstakte hochgeholt.

Dort, in den 1950er Unterlagen, waren nun ein paar wenige Hinweise auf das erste Kötztinger Pfingstvolksfest im Jahre 1949 zu finden. Diese teilweise Durchmischung der Bestände ist übrigens die  Ursache für mein oben angesprochenes Vorhaben, die Pfingstakten sauber chronologisch zu sortieren.
Der Grund für die unsaubere Trennung ist sehr leicht zu erklären: immer VOR Pfingsten, wenn sich das Komitee und die anderen Pfingstakteure treffen, wird zuerst einmal die Pflichtenliste und die Erfahrungswerte aus dem VORJAHR zu Rate gezogen, das alte Programm des Vorjahres, das Organigramm usw. des Vorjahres benutzt und dann eben in den Akten des neuen Pfingstjahres abgelegt. Viele Aufrufe an die Bevölkerung, an die Pfingstreiter, an die Vereinsvertreter, an die Feuerwehr und das Rote Kreuz sind über die Jahrzehnte gleichlautend und es ist sehr wichtig nichts und niemanden dabei zu übersehen.
Nun war in den 1950er Akten auch ein Redemanuskript, vermutlich des damaligen Bürgermeisters Kroher überliefert, in dem er die Erfahrungen der 1949er erstmals durchgeführten Änderungen im Ablauf der Pfingstfeierlichkeiten ansprach.
Zur Erinnerung: um das Volksfest auf dem Bleichanger über die Pfingstfeiertage errichten zu können, war es nötig die Ansprache des Kooperators, die Kranzlübergabe und die Auszeichnungen der Pfingstreiter vom Bleichanger weg zu verlegen, in diesem Falle auf den Marktplatz, zugleich wurden in diesem Jahr auch erstmals der Brautzug und der Burschenzug vereint.
Noch in dem Pfingstfilm von Siegfried Ehemann vom Pfingstgeschehen 1948 sieht man den Brautzug alleine über den leeren Bleichanger auf die Turnhalle zumarschieren.

In dem Film, ungefähr bei Sekunde 11, sieht man ganz kurz die Spitze des Burschenzugs, der auf den Bleichanger marschiert, anschließend schwenkt die Kamera auf den leeren Platz vor der Turnhalle, wo eben 1948 noch kein Volksfest aufgebaut ist.




So, nun zurück zu dem Bericht des Bürgermeisters:
Rückschau Pfingsten 1949 und Lehren für 1950 von Bgm Kroher

Dort schreibt bzw., es ist ja eine Redemanuskript, spricht der Bürgermeister von einer "recht lebhaft verlaufenden" Bürgerversammlung vom 26.3.1949. Später dann von einer "umstrittenen Veranstaltung auf dem Bleichanger und der Kranzlverleihung an der Veitskirche". Offensichtlich waren alle diese Neuerungen nur gegen den Widerstand von Teilen der Bevölkerung möglich. Berücksichtigt man wie WENIG insgesamt in den letzten Jahrzehnten/Jahrhunderten  am Ablauf des Pfingstrittes geändert worden ist - eigentlich ist nur zu Anfang des Jahrhunderts der Startzeitpunkt von 7.30 auf 8.00 verlegt worden um den Erfordernissen des Zugfahrplanes gerecht zu werden - dann kommt diese Änderung des Jahres 1949 fast einer Revolution gleich.

In der Rede erwähnt der Bürgermeister, dass nun schon fast 25 Jahre vergangen waren seit dem letzten Kötztinger Volksfest. 1926 hatte es ein solches gegeben, damals aber immer im August, meist im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Bezirksfesten.
Einladung zum Volksfest 1926, des letzten Kötztinger Volksfestes bis zum Jahre 1949

Auszug aus der rede des Bürgermeisters Kroher zur Verbreitung auf Pfingsten 1950

Zurück zur erwähnten Bürgerversammlung und das ist nun der springende Punkt, solch eine Bürgerversammlung MUSS doch einen Niederschlag in der Presse gefunden haben. Also Kontaktaufnahme mit Alfred Silberbauer, der zZ. im Zeitungsarchiv der Kötztinger Zeitung recherchiert: >>>>> Fehlanzeige, die Verlegerfamilie des Straubinger Tagblattes bekam ihre Lizenz erst im Herbst 1949. Also OPAC, das Onlinefindbuch der bayerischen Universitäten: Suche Nach der Kötztinger Umschau:


Mist, steigt erst Juli 1949 ein.

Eigentlich wollte ich schon aufgeben, aber die Neugier, was sonst noch unter dem Stichwort Kötztinger Umschau in der UNI Regensburg auftaucht.



Selbes Stichwort, weiter unten, wieder Kötztinger Umschau,

diesmal eine Ausgabe H >>>  UND


Laufzeit September 1948 bis Juli 1949.
Bingo, dort sollte alles zu finden sein, wenn, ja wenn sich nicht wieder mal schon jemand in der Vergangenheit bedient hat. Im Zeitungsarchiv im Kötztinger Stadtarchiv sind gerade bei den älteren Jahrgängen viele Lücken - verdächtig um die Pfingstzeit - zu finden.

Also nächster Schritt, Kontaktaufnahme zuerst mit der Staatlichen Bibliothek in Regensburg - die liegt nur 100 m neben einem Parkhaus: klappt nicht, die Zeitungen können nur in der Uni eingesehen werden und liegen in einem entfernten Depot, also dringend vorher schriftlich und mündlich bestellen.
Also nächster Schritt Anruf in der zentralen Infostelle im Zentralgebäude der UNI Regensburg, die Signatur hatte ich ja schon und wenige Tage später kam dann die Mail:


Sehr geehrter Herr Pongratz,

die von Ihnen gewünschte  Zeitung

Kötztinger Umschau , Reihe H von Sept. 1948 bis Juli 1949 (2 Bände)

ist bei uns vorhanden und kann im Infozentrum der Zentralbibliothek eingesehen werden.
Bitte teilen Sie mir rechtzeitig mit, wann Sie in die Bibliothek kommen möchten. Die Bände werden dann
aus dem Magazin geholt.

Mit freundlichen Grüßen

So, und nun geht's am Montag Nachmittag in die BIB der UNI Regensburg und hoffentlich finde ich dort, was ich suche nämlich:  Eindrücke und Berichte über die Änderungen beim Pfingstfest, über das neue Volksfest, das Pfingstfestspiel und die Meinungen der Kötztinger zu all den Änderungen.

Der Wunsch des Bürgermeisters, das Volksfest über den Dienstag hinaus zu verlängern, wurde jedenfalls bereits 1950 Wirklichkeit und seitdem haben wir nun alljährlich das Kötztinger Pfingstvolksfest über die gesamte Woche hinweg.

Ich denke, dass ich noch im Laufe des Julis diesen Blogeintrag um die Ergebnisse erweitern kann, nun also zum ersten mal der Bericht, welcher  VOR dem Ergebnis einsetzt.

leider leicht angeschnittenes Exemplar des Pfingstprogrammes von 1949

Übrigens, um zu der ganz oben angesprochenen Ausgangsfrage zu kommen: das 1949er Volksfest hatte als Brauerei die Kötztinger Kommunbrauer und zusätzlich eine Weinhalle.
Interessant ist hier, dass bei dem detaillierten Pfingstprogramm 1949 das Volksfest nur als kleine Fußnote am Ende erwähnt wird.



Antrag eines Chamer Eishändlers in Kötzting eine kleine "Speiseeishalle" errichten zu dürfen, der Antrag wurde zugunsten der Kötztinger Händler dann abgelehnt.




Sonntag, 29. Mai 2016

wieder mal ein paar Luftaufnamen zum Rätseln

Nach einigen Monaten mit eher textlastigen Beiträgen kommt diesmal wieder mal etwas zum Rätseln und Spekulieren.
Luftaufnahmen aus den 60er Jahren aus dem Fundus der ehemaligen Kötztinger Landkreisfilmbildstelle - vermutlich ist auch hier der Kötztinger Lehrer Bock der Photograph gewesen.

 
Wo könnte das sein?


In diesem Artikel ist die Aufgabe und Leistungsfähigkeit der damaligen Landkreisbildstelle
recht gut beschrieben, dessen Leiter der Kötztinger Lehrer Bock gewesen war.


Wie immer schreibe ich das Ergebnis erst nach ein paar Tagen in den Blog hinzu, es soll ja etwas Spaß machen die Bilder zu entschlüsseln.



Bild 1: das ist ja wohl einfach, aber zum Start soll es auch so sein.




Bild 2: das ist auch nicht recht viel schwerer, oder?

Bild 3: hier brauche ich selber Hilfe, wirklich keine Ahnung

Bild 4: ich habe zwar eine Ahnung, aber sicher bin ich mir nicht

Bild 5: auch hier bin ich vollkommen ahnungslos

das Bild hat mich eine Viertelstunde Ratezeit gekostet, weil es seitenverkehrt digitalisiert worden war, ich hab zwar von Anfang an auf den richtigen Ort getippt, aber so richtig gepasst hatte es doch nicht.

unglaublich aber wahr, nach ein paar Schrecksekunden

Also viel Spaß und Danke beim Entschlüsseln

Montag, 2. Mai 2016

historische und nicht ganz so historische Pfingstschnipsel

Der Pfingstritt im Archiv




im Prinzip und eigentlich sollte es keine neuen Nachrichten über und aus der Geschichte des Pfingstrittes mehr geben, denn jeder irgendwie passende Stapel an Archivalien in den unterschiedlichsten Archiven wurde bereits von meinen Vorgängern immer wieder durchsucht und durchgeblättert...... eigentlich....

Mitten unter den Pfingstakten der 60er Jahre fand sich dieses tolle Pfingstplakat von 1956, entworfen von August Philipp Henneberger, der seine Rechte an dem Bild dann auch an die Stadt Kötzting abgetreten hatte.
















 

 

Der Pfingstritt von 1946



Eigentlich aber wollte ich mir die Pfingstakten - natürlich ist dies bei uns im Archiv ein Riesenmenge an Schachteln und Ordnern - mal chronologisch vornehmen und so versuchte ich die dürftigen Unterlagen der ersten Nachkriegsjahre zu sichten.
Nun also das Wenige, was vom 1946er Pfingstritt übriggeblieben ist,

das nachfolgende Programm des Pfingstfestes musste der amerikanischen Militärregierung
(zu der Zeit im Gebäude der jetzigen Volksbank in der Marktstraße) zur Genehmigung vorgelegt werden

offizielles Pfingstprogramm 1946, zum ersten Male nach vielen Jahres des Krieges und der direkten Nachkriegszeit auch wieder mit den beiden Pfingsthochzeiten.
das ist das ganze "Organigramm" des Pfingstfestes von 1946, mit den Einladungen, der Vergabe der Pfingstplakate, die Ausgabe der Rittteilnehmerkarten und der Bestellung der Festmusik

Genehmigung der Pfingsthochzeit beim Bürgermeister und der Militärregierung



Vorschlagsliste zum Pfingstbräutigam 1946 , ein Who-is- WHo der Kötztinger Bürgersfamilien
Im Archiv liegt auch noch eine detaillierte Rittteilnehmerliste von 1946 - es gibt übrigens auch eine solche vom 1945er Ritt gleich nach dem Kriegsende - die auch die Herkunftsorte der Reiter dokumentiert.

Das ist nun der Pfingstritt 1946, also noch nicht ganz so historisch, in diesem Jahr fanden sich aber noch ein paar Kleinigkeiten bzw. neue Zusammenhänge, die bis dahin noch unbekannt waren auch as sehr viel früheren Jahren:

In dem Beitrag über den "Wilden Pfingstritt" vom Juni 2014 habe ich einige, damals neu gefundene Aspekte geschildert, wie wild und ungezügelt es früher am Pfingstsonntag und Pfingstmontag in Kötzting vor und während des Pfingstrittes zugegangen ist und wie wenig die damalige Obrigkeit diese Exzesse unterbinden konnte.

 umb dass Ander Zissler in der nach Steinbühl


 verrichten procession, auß Unvorsichtigkeit Maistens aber ainer Prallerey dem Veithen Pern ainen Schuß mit Papier versezt, wie in dem Protokoll fol 21 fündig, ist derselbe per 1 Pfuind Pfennig gestrafft worden, ist 1 Gulden 8 Kreuzer und 4 Heller.



Andreas Zissler hatte also sein Gewehr bzw. seine Pistole beim Ritt dabei und diese/s offensichtlich nicht nur wie einen Böller mit Pulver geladen sondern noch - vermutlich mit Spucke - eine Papierkugel geformt und mit dem Ganzen dann auf Veith Pern gezielt UND getroffen, während des Pfingstrittes!
Die Kötztinger Pfleggerichtsprotokolle sind erst ab 1745 überliefert, so dass wir den Verhörseintrag des obigen Vorganges nicht mehr nachlesen können, aber offensichtlich wurde hier nicht das Schießen selbst sondern nur seine Unvorsichtigkeit bzw. seine Absicht den Anderen zu treffen bestraft. Die Schießerei war wohl damals geduldet, so steht zu vermuten. Ebenso kann man wohl zwischen den Zeilen herauslesen, dass es üblicherweise nur mit Pulver geladene Schusswaffen gewesen waren und hier hat Andre Zistler  mit seiner Papierkugel des Guten zu viel getan und auch noch auf einen Vordermann gezielt und getroffen, bzw verletzt
Mit den beiden Personen,  - Andreas Zissler und Veith Perr -  sind damit die ältesten Pfingstreiter namentlich überliefert, bis dahin und auch viele Jahrzehnte lang später kennen wir nur pauschale und anonyme  Aussagen über die "Kötztinger Bürgersöhne und Knechte", welche das heiligste Guet nach Steinbühl begleitet hatten.


Terry Dunn und Ihr Mann
Soweit so gut, das Ganze war ja bekannt, nun aber kommt ein neuer Zusammenhang ins Spiel. Mrs Terry Dunn aus Williamsburg in den USA, (mit der ich schon seit Jahren Kontakt habe und mit der ich auch weitschichtig verwandt bin - über die Vogls aus Kummersdorf im 17. Jahrhundert.) war in diesem Winter auf Deutschlandreise und auf ihrer Rundreise dann auch in Kötzting.
Für  ihren Besuch habe ich versucht für Frau Dunn auch noch ein paar Vorfahren in meinen Kirchenbuchabschriften herauszufinden und siehe da, die ist verwandt mit unserem ersten bekannten Pfingstreiter und "Bösewicht" Andreas Zissler.

Heiratseintrag des Härtl Franz mit der Zissler Anna Maria von 1762, deren vater der oben angeführte Andreas Zissler war und deren Mutter eine Elisabeth Peer.

Schaut man auf dessen Frau, Elisabeth Peer, so könnte es sogar sein,. dass Andreas Zisslers Schuß in der Familie geblieben ist, möglichweise war es der Schwager oder der Cousin, den er mit seiner Papierkugel angeschossen hatte.
Auf jeden Fall haben wir mit Terry Dunn eine Frau, die von dem ersten, uns namentlich bekannten, Kötztinger Pfingstreiter abstammt.

Dies ist die eine Kleinigkeit, die sich in diesem Jahr über Pfingsten finden hat lassen, bei der systematischen Durchsicht der Verhörsprotokolle des Pfleggerichts Kötzting im Staatsarchiv Landshut fand ich noch einen Gerichtsprozess, der - auch wenn es nur am Rande vermerkt ist, vermutlich ebenfalls seine Ursache in diesen wüsten und offenbar unkontrollierbaren Schießereien am Rande des Pfingstrittes hatte.


Am 17. Februar kommt es im Pflegerschloss in Kötzting zu einer Verhandlung unter Eid, auch hier geht es um einen Pistolenschuss UND es heißt deutlich, dass dieses Unglück, welches die Verletzung durch die Pistole zur Folge hatte, an "verwichenem Pfingsten" passiert sei.
Offensichtlich hatte der Kötztinger Bürgerssohn Mathias Reithmeier einen anderen Bürgerssohn, Veith Hofmann mit Namen, mit einer Pistole angeschossen und dieser hatte sich wegen seiner Wunde in ärztliche, resp. Baders-, Behandlung begeben müssen.
Nun wollte der Vater des Mathias Reithmeier einen Sühneversuch starten und schickte den 60 jährigen Inwohner Georg Billich und den Metzger Anton Cramer (heutzutage Eisdiele neben der St. Veitskirche)  zum alten Vater des Verletzten, zu Hans Michael Hofmann, um einen möglichen Schadensersatz anzubieten. Der Ausgang dieses Verhörs ist nicht protokolliert bzw. da sich solche Verhandlungen zumeist über einen längeren Zeitraum hinzogen und aus all den Jahren nur dieser eine Band von 1730 überliefert ist, kennen wir das Ergebnis nicht. Möglicherweise gibt es, wie in dem oberen Fall aber einen Eintrag in den gerichtischen Rechnungbüchern, der uns nocheinmal eine Kleinigkeit aus der Geschichte unseres Pfingstrittes liefern kann.

So, viel bisher Unbekanntes gibt es nicht über unseren Pfingstritt zu berichten, trotzdem wundert es mich selber dass es, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, doch immer noch ein Weniges zusammenkommt.



Plakat der des Geswchicklichkeitsrennens



Immer wieder eine Quelle für Überaschungen sind die "halbhistorischen" Pfingstakten aus den 60er und 70er Jahren.
Auch damals waren sehr viele Vereine aktiv und kreativ in Ihren Vorschlägen beim Programm der Pfingstwoche aktiv mitzuwirken.
Eines der "Neuerungen" war eine Geschicklichkeitsrennen auf dem Spitalplatz.
Für mich in der Rückschau seltsam, als ich die Teilnehmerliste udn die dazugehörigen Fahrzeuge durchgeblättert habe: ich kann mich glatt noch an das eine oder andere Auto erinnern.....und da sagt meine Frau doch tatsächlich immer ich hätte ein miserables Gedächtnis.










Da die  Berichterstattung in den Zeitungen sehr ausführlich war  und weil noch einiges an Material vorhanden ist, denke ich ich werde dieses Turnier einmal zu einem extra Beitrag verwenden, umso mehr, als ja dann in den Folgejahren sich solche Turniere anschlossen

dieser Parcour mußte bewältigt werden

Einen neuen Fund gibt es aus dem Bestand der Filmbildstelle des Landkreises, auch hier ist zu vermuten, dass der damalige Lehrer Bock der Photograph war:
Das Pfingstbrautpaar von 1946:



Kerscher Bepp und Oexler Paula waren das Pfingstbrautpaar, als ihre Begleiter fungierten: Dreger und Januel. Interessant wäre es zu wissen, wo das Bild aufgenommen worden ist.





















Donnerstag, 21. April 2016

Ein unbekannte Tote .... ein interessanter Fund im alten Kirchhof

Ein alter Sarg - ein Rätsel und eine mögliche Lösung

Ich denke mal, dass viele meiner Leser sich das Leben eines "Archivverwalters" einer Kleinstadt dann doch ziemlich fade und langweilig vorstellen, >>>>>>>>Ansichtssache ;-).
Zur Zeit jedenfalls gibt es viele Neuzugänge und immer wieder auch ein paar faustdicke Überraschungen.
Vor wenigen Wochen ist mir bei der Durchsicht eines Stapels Bilder ein Detail am Rande aufgefallen, das ich bisher noch gar nicht beachtet hatte:

Photo einer Situation im Kirchhof, man beachte die Grabstelle am rechten Bildrand.


Mir fiel dann auch auf, dass ich dort - als Kind - niemals einen Grabstein gesehen hatte, vor allem aber war die, undeutlich aber gerade noch lesbare, Aufschrift interessant:
schwach, aber erkennbar,: die Grabinschrift Georg Schrank, Bierbrauer

Man konnte bei genauem Hinsehen die Inschrift lesen: GEORG SCHRANK Bierbrauer.
Berücksichtigt man weiter, dass, obwohl der damals obere Friedhof (nun der alte Friedhof am Torplatz) schon lange Jahrhunderte existierte aber die Kötztinger Bürgersfamilien eben solange an ihren angestammten Familiengräbern festhielten, dann sollte dies auch die Grablege der Vorfahren des Georg Schranks sein und damit, rückwärtsgerechnet :
Schrank >>>Poschinger>>>sind wir bei Wolfgang Samuel Luckner (!)
Es dürfte bei der Enge des Kirchhoffriedhofs höchst unwahrscheinlich gewesen sein, dass eine Familie, nur wegen einer Namensänderung, mehrere Familiengräber ge(be)nutzt hätte und so war für mich in einem ersten Schritt ein weiteres Mosaiksteinchen im Leben Samuel Luckners zutage getreten.
Die Grablege der Schranks sollte/müsste auch die Stelle sein, an der 80 Jahre zuvor Wolfgang Samuel Luckner zur letzten Ruhe gebettet worden war.


Es sollte aber noch besser kommen:

Alfred Silberbauer, alias Gwasch d.A., ein Heimatforscher aus Rimbach, der IMMER seine Forschungsergebnisse mit uns Interessierten teilt, durchforscht zZ das Zeitungsarchiv der Kötztinger Zeitung und so kam, wie jede Woche ein Stapel an Zeitungsausschnitten im Stadtarchiv an:






Beide Zeitungen berichteten 1970 von einem Zinksarg, der bei Aushebarbeiten zur neuen Garagenanlage des damaligen Stadtpfarrers Augustin zutage getreten und teilweise zerstört worden war. Vermutlich anhand von Grabbeigaben wurde der Leichnam als der einer Frau erkannt und der Zeitraum auf das Ende des 18. oder Beginn des 19. Jahrhunderts bestimmt. Ein kleines Detail noch am Rande, es wurde erwähnt, dass der Sarg eine Glasscheibe enthielt.


StA Landshut Plansammlung 1049 Kirchenburg von Kötzting von Bezirksgeometer Heilmeier 1904 gemalt

In dem Plan der Kötztinger Kirchenburg von 1904 habe ich die Blickrichtungen eingezeichnet, welche die verschiedenen Photographen vermutlich eingenommen haben.

So und wer ist nun die unbekannte Kötztinger Tote aus dem Zeitraum 1780-1820?

In Frage kämen - immer unter der Voraussetzung das die erste Vermutung, es handle sich um das Familiengrab der Besitzer des Anwesens, das jetzt das Hotel zur Post ist, eigentlich nur drei Frauen, alles Ehefrauen der jeweiligen Besitzer.

Möglichkeit I:

Wolfgang Samuel Luckner, der große Kötztinger Kammerer heiratete er am 29.07.1743 in Kötzting in zweiter Ehe  Maria Magdalena Zissler aus Roding.  In den Folgejahren hatte das Paar eine stattliche Reihe von Kindern von denen allerdings die meisten im frühen Kindesalter starben.
Da Luckner Samuel bereits drei Kinder von seiner ersten Frau hatte, beginnt die Nummerierung der Kinder hier mit der Nummer 4

4)  Joseph Andreas                                    * 21.05.1744 † 21.05.1744 in Kötzting
5)  Maria Anna
                                            * 27.04.1745 † 20.04.1746 in Kötzting
6)  Samuel Sebastian                                  * 20.01.1747 † 1813 in Straubing
7)  Franz Xaver Andreas W.                          * 06.07.1748 † 07.01.1749 in Kötzting
8)  Anna Sabina Magdalena
                          * 12.11.1749 † 25.03.1750 in Kötzting
9)  Franz
 de Paula                                       * 10.12.1750 † 29.04.1754 in Kötzting
10) Maria Franziska Sabina
                          * 27.01.1752 00  Michael Poschinger
11) Maria Klara                                            * 10.05.1753, † 30.05.1753 in Kötzting
12) Johann Nepomuk
                                   * 15.05.1754 † 29.07.1754 in Kötzting
13) Maria Anna Walburga                             * 05.08.1755 00 J.P. Aschenbrenner
14) Wolfgang Samuel Nikolaus
                     * 07.12.1756 † 12.08.1757 in Kötzting
15) Ignatz Wilhelm                                      * 02.05.1758 † 05.02.1759 in Kötzting
16) Anna Maria Aloysia
                               * Juni 1759    † 07.03.1760 in Kötzting
17) Felix Wilhelm
                                       * 14.04.1761 † 22.09.1761 in Kötzting
18) Infans
                                                   * 19.03.1764 † 19.03.1764 in Kötzting

Das Paar hatte also zusammen weitere 15 Kinder und Frau Magdalena Luckner verstarb im Frühjahr 1780




Möglichkeit II


Franziska Luckner,(hier das Kind Nummer 10) hatte 1774 Johann Michael Poschinger geheiratet und war bereits 1778 wieder verstorben.

In diesen vier Jahren gebar sie drei Kinder, von denen nur das Mädchen überlebte und um deren Erbschaft, nach dem frühen Tod der Mutter, Wolfgang Samuel Luckner einen erbitterten Streit mit seinem Schwiegersohn führte, bis dieser endlich nachgab und das Anwesen an die Tochter und deren neuen Mann übergab, nämlich Maria Theresa geboren am 09.10.1776





 Möglichkeit III

eben diese Theresa Poschinger, welche den Drachselsrieder Braumeister Georg Schrank 1791 heiratete. Die beiden hatten ebenfalls eine stattliche Anzahl von Kindern, sie selbst starb an den Folgen der letzten Geburt 1811. 

Da das Grabmonument die Inschriften der Familien Schrank trägt, spricht vielleicht  Einiges für die letzte Möglichkeit. Ich glaube aber, dass, bei der räumlichen Enge des Friedhofes, dies die Familienlege auch der Billichs, Krieger, Luckner und Poschinger gewesen war und dass es ausreichend Hinweise gibt, dass ganz speziell Samuel Luckner ein sehr besonderes Verhältnis zu seiner zweiten Ehefrau gehabt hatte.
Vielen Kötztingern ist möglicherweise der langjährige erbitterte Streit zwischen dem Kötztinger Pfarrherrn und Prior Mack und dem Kammerer Luckner bekannt, dessen noch heutzutage sichtbares Ergebnis der linke Seitenaltar in der Kötztinger Pfarrkiche ist. Auf diesem Bild wollte der Pfarrer die "Hausheiligen" des Klosters Rott verewigen, die Heiligen Benedikt und Anianus, aber wie man sehen kann: es ist eine Frau dargestellt, die heilige Magdalena.
Den Streit hier darzulegen würde zu weit führen nur soviel: Luckner sagte er wolle dieses Altarbild: "Damit die Weiber auch einen Altar haben", Pfarrer Mack mutmaßte er wolle dies nur, weil Luckners Frau Magdalena hieße. 
Einen zweiten Hinweis gibt es noch für ein ein ganz besonderes Verhältnis Samuel Luckners zu seiner zweiten Frau:
Im Prozess mit seinem Schwiegersohn, lange nach dem Tode seiner Tochter, bzw. dessen Frau, wurde auch der Schmuck erwähnt, den Luckners Tochter von ihrer Mutter erhalten hatte:

Zu diesem Zweck legte nun auch Michael Poschinger ein Inventarium vor, und zwar über Kleinodien, Silbergeschmeidt, Halskleid und Ausfertigung, die er, respektive seine Frau, erhalten hatte. Bemerkenswert in dieser Liste ist unter der Rubrik Silber und andere einig kostbare Stuck:
2 Kindtsgehäng worunder 1 grosses mit 14en Stuck behängt.
Hierbei dürfte es sich um einen persönlichen Schmuck der zweiten Frau Samuel Luckners und Mutter der früh verstorbenen Frau Poschinger handeln, die für jedes ihrer 14 Kinder (eines wurde ungetauft und ohne Namen nur im Sterbebuch eingetragen, und war daher wohl eine Todgeburt) ein Schmuckstück für ihr Kindtsgehäng von ihrem Mann erhalten hatte.

Luckner schenkte also seiner Frau für jedes der gemeinsamen Kinder ein Schmuckstück, das sich zu einem großen "Kindtsgehäng" sammeln lies. Dies zeigt nun zusammen mit allem oben Erwähnten von einem ganz besonderen Verhältnis, das Wolfgang Samuel Luckner zu seiner Frau Magdalena hatte.
Zusätzlich war er zum Zeitpunkt des Todes seiner zweiten Frau vom Tagesgeschäft bereits frei, war sehr wohlhabend, er war bei weitem der reichste Bürger Kötztings.
Michael Poschinger, seinem Schwiegersohn, der lt Luckners Aussage nicht einmal die täglichen Geschäfte sorgfältig machen konnte, ist solch ein Gepränge nicht zuzutrauen und auch Georg Schrank eher nicht.

 
Epitaph der Maria Magdalena Luckner in der Kötztinger Anna Kapelle


Nur Samuel Luckner dürfte der Mann gewesen sein, der für seine geliebte Frau solch einen Aufwand mit reich verziertem Zinksarg, inkl. einer Glasscheibe, betrieben hätte.

QED
Die tote Frau im Zinksarg war also, meiner Meinung nach, Frau Maria Magdalena Luckner, geborene Zissler aus Roding gestorben 1780!
 
Aber trotzdem: "Nix G´wiss woas ma net.