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Montag, 27. April 2015

Das Ende des zweiten Weltkriegs: die 11. Deutsche Panzerdivision Teil 1: die Kapitulation


Das Ende des zweiten Weltkriegs

Die 11. Deutsche Panzerdivision  Teil 1:  die Kapitulation



Ende April sind Teile von General Pattons Armee schon auf den Weg nach Linz in Österreich, andere Truppenteile biegen zusammen mit Einheiten der 2. US Cavalry, quasi auf der Ostmarkstraße, scharf nach links ab und dringen über Bayrisch Eisenstein in das damals noch zum Deutschen Reich gehörige Sudetenland und weiter tief hinein in das so genannte Protektorat Böhmen und Mähren bis nach Pilsen.
der Weg der 11. Deutschen Panzerdivision am Ende des Krieges

Mit diesem schnellen Vorrücken und dem Sperrriegel der US Armee wird der Versuch der, östlich von den US Streitkräften, ebenfalls nach Süden eilenden 11. Deutschen Panzerdivision vereitelt, noch vor der US Heeresspitze nach  Westen einschwenken zu können.

Im Mai 1940 in Schlesien als Teil von Rommels 7. Panzerdivision gegründet, wurden deren Panzerregiment 15 und die 11. Schützenbrigade zur Kerntruppe der im Herbst 1940 nun endgültig benannten 11. Panzerdivision. Die oben angesprochenen Truppenteile hatten sich im Frankreichfeldzug bereits den Namen: "Gost Brigade" und damit den Respekt der gegnerischen Verbände erworben und so wurde dieser Name auf die gesamte Division bei der Neugründung übertragen. Es folgten Kämpfe in Serbien im Frühjahr 41 aber schon im Juni 1941 erfolgte die Versetzung nach Polen an die russische Grenze von wo dann am 22.6.1941 die Division zum Angriff gegen die Sowjetunion antrat. Bis zum Frühjahr 1942 hatte die Division fast alle ihre Panzerfahrzeuge verloren, wurde neu ausgerüstet und aufgefüllt und war,  ab September 1943, mit dem später noch so wichtigen Generalleutnant Wend von Wietersheim als Kommandeur, bis Mai 1944 in andauernde Abwehrkämpfe im Osten verwickelt.

Von der Ostfront gings dann direkt nach Frankreich, zuerst als Besatzungsmacht, dann, nach der Landung der Amerikaner auch im Süden Frankreichs, war es die Hauptaufgabe der 11. PD den einsetzenden Rückzug der deutschen Truppen zu ermöglichen und zu decken.

Hier kam es nun zum ersten gefechtsmäßigen Zusammentreffen der 11. PD mit der 2nd Cav der US Armee, genauer gesagt in Luneville in Frankreich. Diese beiden Truppen sollten nun bis zum Ende des Krieges in andauernden Schlachten, Kämpfen und taktischen Scharmützeln miteinander verbunden bleiben. Es waren Gefechte in einer Art, dass Captain Sperl anlässlich seiner Rede 1990 von einem fairen Duell zwischen den Ghosts von General Patton und den Gespenstern der 11. Panzerdivision sprach. In seiner autobiograhischen Rückschau "What did you do in the War Grandpa?" erinnerte William E. Burdick sich an eine Vereinbarung zwischen der 11.PD und der 2nd Cav. die Kämpfe so lange einzustellen bis die Verwundeten von beiden Seiten geborgen werden konnten. Er sprach dabei von den Soldaten 11.PD als wilde, bzw. unerschrockene  (fierce) aber faire Kämpfer. Es gab einen wechselseitigen Respekt und für ihn, Burdick,  war es im Rückblick nicht überraschend, dass GLt von Wietersheim im Mai 1945 dann so handelte, wie er es tat.
diese Karte, aus dem Material des Traditionsvereins der 11. PD im Stadtarchiv Bad Kötzting, stammt offensichtlich aus dem Privatbesitz eines US Veteranens und zeigt eine mit persönlichen Anmerkungen gespickte Schlachtensituation in Frankreich.
Capitain Stewart, der Mann der die Lipizzanerrettung aus Hostau in leitender Stellung persönlich durchführte, schrieb in seiner Rückschau "Hostau Reminiscences", die ebenfalls im Stadtarchiv vorliegt, als er von seinem General gewarnt wurde, dass die 11. PD in seinen Raum vordränge und er ein Zusammentreffen tunlichst vermeiden solle: "Darauf hätte die Führung nach seinen Erfahrungen mit der 11.PD besonders bei Luneville nicht extra hinweisen müssen....."

Es ging in Frankreich das Rhonetal hinauf, dann sollte ein Sperrriegel in Lothringen errichtet werden. Dieser hielt ebenso wenig wie der Versuch in der Eifel und den Ardennen von Seiten der deutschen Armee wieder den Vorwärtsgang einlegen zu können.
Der nächste Versuch die Amerikaner aufzuhalten scheiterte an der Saar und nachfolgend am Rhein, dieser wurde von der US Armee überschritten und die 11. PD wich über den Westerwald und Thüringen, das zu dieser Zeit noch unbesetzt war, in das oben angesprochene Sudetenland aus, wo dann die Einkesselung durch die Amerikaner erfolgte und die Situation der 11. PD unhaltbar geworden war. Dies vor allem auch mit dem Wissen über die schnell von Osten her anstürmenden sowjetischen Streitkräfte, die stark anschwellenden Flüchtlingsströme in ihrem Einflussgebiet - wir sind hier in der Cham-Further Senke,  und die vermehrt in Grenzgebiet auftretenden sich auflösenden anderen deutschen Einheiten.

Das war nun schnell die militärische Situation zum Monatswechsel April/Mai 1945. In der Führung der Division hatte es in den vergangenen zwei Wochen - genauer seit dem 15.April - einen Wechsel gegeben. GLt von Wietersheim wurde abberufen um die Schlacht um Berlin mit dem 41. Panzerkorps zu führen. Generalmajor von Buttlar war nun der neue Kommandeur. Wend von Wietersheim entschloss sich in dieser Situation, und im Wissen um die Ausweglosigkeit überhaupt nach Berlin durchzukommen, dazu "krank" und damit unabkömmlich zu werden. GLt von Wietersheim war also noch da, aber nicht mehr der rechtmäßige Kommandeur der 11. Panzerdivision.

Flugblatt der US Army vom Jahreswechsel 44/45
Wie gut die Spionage der US Seite zu diesem Zeitpunkt bereits war, zeigt ein Flugblatt, dass offensichtlich über den deutschen Truppen abgeworfen worden war und das sich im Stadtarchiv in Kötzting im Material des Traditionsvereins der 11. Panzerdivision erhalten hat. Der Inhalt lässt darauf schließen, dass die Amerikaner in manchen Fällen sehr genau Bescheid wussten was auf der deutschen Seite geschah.













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Wie dann doch nicht ganz so gut die US Spionage war zeigt sich an der anfänglichen Fehleinschätzung über die Mannschaftsstärke, die die Amerikaner anfänglich auf weniger als 1500-3000 Mann schätzten. Allein mit der Kampfgruppe Wietersheim kapitulierten 9050 Mann.

GM von Buttlar, der rechtmäßige Kommandeur der 11. PD, steckte mit dem kleineren Teil der Soldaten und Material, aber ohne ausreichend Treibstoff, weiter südlich fest und konnte seinen Abmarsch in Richtung Passau daher nicht durchführen.
Der Großteil der Division war im Kommandobereich von GLt von Wietersheim und dieser - nun sind wir endgültig im Mai 1945 angekommen - versammelte am 2.Mai, durch seine eigene Funkstelle über die Aussichtslosigkeit der Kämpfe gut im Bilde, seine Offiziere im Divisionsgefechtsstand.
Vorausgegengen war ein einlaufender Tagesbefehl von General Schöner, dem Oberkommandeur des Heeres, welcher befahl, dass die 11. Panzerdivision sich sofort in Richtung Osten in Marsch zu setzen habe, wenn nötig zu Fuß unter Zurücklassung der Panzer und Geschütze, falls nicht mehr ausreichend Treibstoff vorhanden sei.
GLt Wend von Wietersheim

In dieser Besprechung mit seinem Stab und seinen Offizieren machte GLt von Wietersheim den Vorschlag, bei Zustimmung, mit den Amerikanern in Kontakt zu treten und eine ehrenvolle Waffenruhe auszuhandeln. Die Kampfgruppe von Buttlar sollte in diese Vereinbarungen miteingeschlossen werden. Dieser Vorschlag wurde in vollem Bewusstsein gemacht, dass es ein militärischer Hochverrat war, den er damit initiierte. Als alle in der Runde ihre Zustimmung signalisierten, übernahm von Wietersheim ausdrücklich wieder das Kommando über die gesamte Division, um die Verhandlungen auch über die KG von Buttlar führen zu können, der ja bereits 60 km weiter südlich und eigentlich - in Bezug auf die Verhandlungen mit den Amerikanern  -  nicht mehr im Einflussbereich der 90. Inf Division war.








Ich habe den dramatischen Vorgang Anfang Mai 1945 sehr knapp zusammengestellt. Jürgen Reichart der Kommandeur des 15. Panzerregimentes berichtet von der Dramatik dieser letzten beiden Tage sehr viel genauer in seinem Bericht, der als Manuskript im Stadtarchiv vorliegt.
Jürgen Reichart über die dramatischen Stunden



der Moment der Kapitulation in Jürgen Reicharts Worten








Oberleutnant der Reserve a.D. Klaus Knorr führte in in der Festschrift zum 45 Jahrestreffen 1990 die Bedingungen auf, die die Unterhändler den Amerikanern abtrotzen sollten.

- keine Auflösung der einzelnen Einheiten in der Gefangenschaft.
- alleinige Kommandobefugnisse der deutschen Vorgesetzen bis zur Entlassung
- Belassen aller Rangabzeichen, Orden und Ehrenzeichen
- Behalten der Offiziers Handfeuerwaffen
- eigene Gerichtsbarkeit
- eigene Verpflegung
- schnellste Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft

Festlegung einer Route auf der die Fahrzeuge der Division in den bayerischen Raum einrücken sollten.
Am Morgen des 4. Mai machten sich der 2. Generalstabsoffizier und der Divisionsadjutant zusammen mit zwei Dolmetschern auf den Weg, überschritten die Hauptkampflinie und trafen auf den ersten amerikanischen Posten. Von dort ging die Informationsstaffette schnell weiter und mit verbundenen Augen wurden die Unterhändler zum amerikanischen Divisionsgefechtsstand - in Cham - gefahren.
Ausgewiesen durch die schriftliche Vollmacht von Wietersheim war das einzige Pfund mit dem sie wuchern konnten, die vollständige  Kampfbereitschaft der Division und stellten ihre vorher abgesprochenen Forderungen.
Vollmacht von Wietersheim für seine Verhandlungsdelegation


Die amerikanischen Offiziere in Cham  konnten und wollten solch eine weitreichende Entscheidung nicht alleine treffen, unterbrachen die Verhandlungen kurzerhand und informierten den Bataillonskommandeur General Patton.
Hier fällt nun der bekannte Ausspruch General Pattons, welcher von den mit Spannung rückerwarteten Parlamentären den deutschen Offizieren berichtet wurde:
General Patton ist der Überzeugung, dass die 11. Panzerdivision die fairste und tapferste deutsche Division ist, gegen die er in diesem Krieg gekämpft hat. Er ist daher bereit, die von den deutschen Unterhändlern für die sofortige Waffenniederlegung vorgetragenen Bedingungen anzunehmen.

Die folgenden Bilder stammen alle aus dem sehr umfangreichen Buch über das XII US Corps der dritten Armee General Pattons, welches mir Mr. Ryan Myers vom Col. Reed Museum in Vilseck freundlicherweise in Kopie zur Verfügung gestellt hat.

Über den Anmarsch er kapitulierenden PD gibt es sogar einen Film auf Youtube:


die Verhandlungs"party" wie es die Amerikaner nannten, mit der weißen Fahne auf dem Weg in die Nähe von Eschlkam

Treffen von General Earnest und GM von Wietersheim in der Nähe von
Eschlkam um die Kapitulation zu unterzeichnen. Überschrift des Kapitels:
die "Gespensterdivision" ergibt sich den "Gespenstern"
Eine einzige Änderung wollte Patton vornehmen und die betraf den Aufmarschplan in die Gefangenschaft. Die Amerikaner informierten nun ihre Luftwaffe über die bevorstehende Waffenruhe und in der Nähe von Eschlkam/ Vseruby (Film!!) kam es zu einem ersten Zusammentreffen zwischen GM von Wietersheim und dem amerikanischen General Earnest.
(Film!!!)

Die Entlassung der Soldaten sollte spätestens 4 Wochen nach der endgültigen Kapitulation erfolgen.
Die Waffenruhe begann am 3. Mai um 14.00 Uhr und die ersten deutschen Einheiten begannen sich bereits um 17.00 Uhr desselben Tages in dem vorgesehen Bereitschaftsraum an der Grenze zu sammeln.
Nun konnten also die deutschen Truppen geschlossen über die Grenze fahren und sich in den beiden vorgesehen Areas in Kötzting sammeln, die kurz zuvor von amerikanischen Pionierabteilungen zumindest einen Wasserschloss erhalten hatten. Die beiden Areas für die Fahrzeuge waren der Bereich am Ludwigsberg - unterhalbe der jetzigen Capiokliniken - und die Wiesen Richtung Reitenstein.

 In den After Action Reports der 90. Inf. Div. liest sich der Einmarsch der deutschen Truppen so:
5. Mai   359th Infanterie
Während der ganzen Nacht hielt der Vorbeimarsch der 11. Panzerdivision an. Nach Zustimmung durch die 2. Infanterie Division durfte Beleuchtung benutzt werden um den Vormarsch zu erleichtern. Die deutschen Fahrzeuge waren in einem schlechten Zustand. Viele hatten Probleme oder waren ohne Treibstoff und mussten gezogen werden. Um 0300 jedoch kamen die deutschen Mannschaften selber und stampften die durchnässten Straßen entlang zu den Versammlungsorten zusammen mit einigen Pferdefuhrwerken.
Bei Tagesanbruch war die linke Reihe ( es waren zwei Grenzübergänge vereinbart)  praktisch durch aber im Bereich des 3. Bataillons zockelten Mannschaften und Fahrzeuge noch den ganzen Tag hindurch herein, bis dann um 1730 Uhr die letzte Einheit ankam.


Liste an erbeuteten Fahrzeugen und Mannschaften der 11. PD. Nachdem hier das
111. Pz grenadierregiment von Buttlars noch nicht aufgeführt ist scheint es sich nur
um die Zahlen der KG von Wietersheim zu handeln. Die Gesamtzahl der 11.PD, welche
kapituliert hatte müsste somit weit über 10000 Mann gewesen sein.









































Das ganze Regiment war damit befasst die kapitulierende Einheit abzuwickeln. Fahrzeuge wurden eingeteilt und in gleichen Gruppen aufgestellt, Abfallgruben wurden errichtet mit den Materialien der Panzerdivision. Eine interne Deutsche Wachmannschaft wurde eingerichtet und zusätzlich ein äußerer Wachring von amerikanischen Wärtern. Dann wurden Material und Truppen gezählt. Obwohl ein Mangel an Waffen und Artillerie festgestellt wurde, war die Größe der Einheit eine Überraschung. Anfängliche Schätzungen waren von insgesamt 1500
bis 3500 Menschen ausgegangen.
 Ende AAR May 45 90.Inf. Division


Meine schon lange verstorbene Tante Frau Betti Schödlbauer erzählte mir vor Jahren, dass auf dem ersten Panzer, der am Marktplatz auftauchte  der Kötztinger Bürgersohn Franz Oexler  saß und von meiner Oma aufgefordert wurde in die Bäckerei hereinzukommen. "Kimm no eina Franz", er aber meinte das ginge nicht, es käme hinter ihm eine ganze Division gefahren. Und wenns so nicht gestimmt hat, dann ist es zumindest eine schöne Geschichte......
Es ist dies übrigens dieselbe Oma, die die amerikanischen Soldaten Tage später zum Kaffetrinken und Frühstücken in ihre Küche eingeladen hatte....
Cpt Clifford inspiziert einen Panzer am Bahnhof in Kötzting

Bild von T/5 Millard McKee Teile der 11. PD im Bereich Gehstorf
Die folgenden Bilder stammen von John Ingram of Opelika Alabama 359th Co F

Panzer an der Verladerampe am Bahnhof in Kötzting



Divisionsschrott auf der Wiese unterhalb des Ludwigsberges

beim Ludwigsberg, im Hintergrund das Lindnersche Bierdepot

wie oben, Panzer an der Verladerampe





 

Ein Melder benachrichtigte GM von Buttlar und dieser rückte dann zwei Tage später mit dem
111. Panzergrenadierregiment - nachdem die US Streitkräfte noch 135000 Liter Sprit geliefert hatten - ebenfalls in den Bereich der US Kavallerie nach Kötzting ein.
Zwei Tage später kapitulierte auch Großdeutschland und der Zweite Weltkrieg war beendet.



In einem längeren Film kann man den Beginn des Abmarsches aus Neumarkt unter den Augen und aktiver Mithilfe der US Streitkräfte sehen.




Wird, wenns noch klappt, fortgesetzt und erweitert, zumindest der zweite Teil, also die endgültige Auflösung der 11. Panzerdivision und das Pfingstwunder mit Franz Oexler auf dem Lieblingspferd von Capitain Ferdinand Sperl möchte ich noch schaffen, aber der Mai ist voll mit Veranstaltungen und anderen Verpflichtungen.....





Literatur und Nachweise, die mir bei diesem Blog geholfen haben:
Herr RA Stefan Dittrich schrieb im Kollegstufenjahrgang 1992/1994  eine Facharbeit mit dem Thema: Der Kriegseinsatz der 11. Panzer-Division im Zweiten Weltkrieg und Kötzting als friedlicher Endpunkt.
G. W. Schrodek unbenanntes Manuskript im Stadtarchiv Bad Kötzting
U.S. Captain Ferdinand Sperls Redemanuskript vom Sommer 1990 im Stadtarchiv Bad Kötzting

Sonntag, 12. April 2015

Das Ende des Zweiten Weltkrieges: das Gefecht bei Grub



Britt Taylor Collins: Das "Gefecht bei Grub" 2005 aus Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham im Original ca 150 cm lang



Nachdem sich in den letzten Tagen im Internet, speziell auf FB auf der Kötztinger Seite, einige Diskussionen zum Thema Ende des Krieges, Kapitulation der 11. Panzerdivision und die Rettung der Lipizzaner ereignet haben und sich dabei manches vermischt hat, versuche ich aus dem mir zur Verfügung stehenden Material und einigen wenigen Augenzeugenberichten die letzten Tage des dritten Reiches und den beginnenden Neuanfang in Kötzting, also April und Mai 1945 zu strukturieren und so gut es geht zu dokumentieren.

Vielleicht nicht gerade chronologisch, aber immer abhängig davon was ich wo (Kötzting - Sinzing)  an Material und Zeit  zur Verfügung habe, nutze ich halt die nächsten Wochen um nach Möglichkeit einige Themenschwerpunkte herauszuarbeiten, was nicht heuer passiert, dann eben im nächsten Jahr, es wird ja wieder April/Mai....

Themenschwerpunkte könnten sein: die Reservelazarette in Kötztings ( letzte Woche)  Schulen und in der Umgebung ab Januar 1945, das Gefecht bei Grub( diesmal), die Rettung der Lipizzaner, die Kapitulation der 11. deutschen Panzerdivision, die Militärregierung und erste zivile deutsche Strukturen, der schwere Neubeginn, der Volkssturm in Kötzting, die Kriegsschäden in unserer Gegend, u.s.w.




Zu meinem letzten Blog erreichten mich erneut ein paar persönliche Erinnerungen:  hier von Bepp Fischer
Dein letzter Blog weckt Erinnerungen: 
Bei der Belegung des Raumes im neuen Schulhaus handelte es sich um ein Büro der Polizei-SS-Einheit von Soldaten meist aus dem Balkan. Diese waren über ein großes Gebiet zur Auffrischung verstreut. Als der Schülerzug nach und von Cham, wegen der Tiefflieger nicht mehr bei Tag fuhr, versuchten wir zur Heimfahrt immer einen "Panwagen" dieser Einheit zu erwischen. Sie fuhren nach Cham und holten von einer zentralen Versorgungsstelle ihren Proviant.

Ich kann mich auch noch erinnern, als das alte Schulhaus mit schlesischen Flüchtlingen belegt wurde. Wir schleppten damals Strohsäcke.


Es geht los mit dem  Gefecht bei Grub
diesen Beitrag haben meine Mutter und ich zusammen mit dem amerikanischen Schlachtenmaler Britt Taylor Collins für die "Gelben Bände" des Jahres 2005, eben auch ein rundes Jubiläum, erarbeitet.

Es liegt in der Natur der Dinge, dass solche Beiträge eher text-  als bildlastig sind. ;-((


Donnerstag, 26. März 2015

die 2. US Kavallerie und Kötzting...

Das Colonel Reed Museum in Vilseck und die Verbindung nach Kötzting


Der Zufallsfund von Dokumenten der 11. deutschen Panzerdivision in einem feuchten Kellerraum unter dem Kötztinger Rathaus brachte über einige verschlungene Wege - über die USA - auch einen Kontakt mit der Zweiten US Kavallerie zustande, die ab Mitte Mai 1945 die in Raum Kötzting versammelte ehemalige 11.Panzerdivision zu bewachen und deren Abwicklung zu organisieren hatte.
Über die Umstände dieser Kapitulation und der früheren und späteren Beziehungen der 2nd Cav. und der 11.PD ist schon viel geschrieben worden und die wesentlichen Abläufe sind auch bekannt, da wird es nicht mehr viel Neues geben.
die Rettung der Lipizzanerpferde
Allerdings ruht noch sehr viel Material der deutschen Armeen ungesichtet in den Washingtoner Archiven, aber auch hier wird es sein, wie bei vielen übrigen Ereignissen: gerade in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges hatten die beteiligten und bedrängten deutschen Einheiten alles andere im Sinn, als ihre täglichen Flucht- und Rückzugsbewegungen genauestens zu dokumentieren, nur damit wir jetzt, nach 70 Jahren, uns ein besseres Bild von ihren Absetzbewegungen machen könnten.
Der Teilaspekt der Lipizzanerrettung ist erst vor wenigen Monaten durch Frau Anna Rosmus detailliert erklärt worden und es wird deutlich - übrigens auch bekräftigt durch die Autobiographie eines der beteiligten Offiziere (Hostau Reminiscences von Thomas M. Stewart Captain 2nd Cavalry March 1990 Kopie im Stadtarchiv Kötzting), dass diese Rettung nur ein Nebenprodukt einer viel wichtigeren Aktion gewesen war, nämlich die Geheimdienstdokumente Reinhard Gehlens, des Chefs der Abteilung "Fremde Heere Ost" für die Alliierten zu retten. Zwei weitere Bücher von den sehr vielzähligen Veröffentlichungen Anna Rosmus beschäftigen sich unter anderem auch mit unserem Kötztinger Raum und der Kapitulation der 11. Panzerdivision. Sie enthalten auch einige sehr schöne Photoaufnahmen wie zum Beispiel die Lagerung des militärischen Materials an den Hängen zum Ludwigsberg. (nun die Wiese unterhalb der Capiokliniken).


























Die Vorgänge im Mai 1945 hier nun in aller Kürze:
Es war zuerst die 90. Infanterie Division der Amerikaner, in Person von General Earnest, natürlich mit der Unterstützung durch seinen kommandierenden Vorgesetzten General Patton, welcher trotz der eindeutigen Vertragslage die Forderungen der russischen Seite zurückwies, die 11.PD ihnen zu überantworten, und mit den Deutschen verhandelte. Der eigentlich bereits abgesetzte, respektive weggelobte,  deutsche Befehlshaber Generalleutnant Wend von Wietersheim ignorierte ebenfalls seine Befehle von Berlin - er meldete sich wohl krank - und auch die US Streitkräfte vor Ort überwanden ihren inneren Widerstand, vor allem als ein US-Platoon in demselben Frontabschnitt auf tschechischen Boden nahe Eisenstein von den Mitgliedern der Kadettenschule angegriffen worden waren und mit den Soldaten Buttron und Ashley die letzten Toten der 2nd Cavallerie zu beklagen hatten. Dieser Überfall auf eine US-Einheit am 1. Mai 1945 hätte auch das Ende der Kapitulationsverhandlungen bedeuten können.

Ausschnitt aus einer riesengroßen Karte des europäischen Kampfgebietes im Col. Reed Museum in Vilseck, , der die letzte Kampfhandlung der 2nd Kavallerie beschreibt.
Es kam zu einem persönlichen Treffen zwischen den Generalen Earnest und von Wietersheim nahe Eschlkam und dann ging alles ganz schnell, beide Seiten stellten die Kampfhandlungen ein, die amerikanische Luftwaffe wurde über diesen verhandlungsstand informiert und am 4. Mai 1945 gab das Hauptquartier der 90. Infanterie Division der US Armee den Befehl heraus, dass die deutschen Einheiten sich in zwei Bereichen sammeln sollten, jeder Bereich sollte eine Wasserstelle besitzen, welche das 204. Engineer Battalion bewerkstelligen musste, 4 Tage lang sollte sich die 11.PD selbst verwalten und auf 2 Wegen aus der Tschechoslowakei herausgeführt werden. 
Der eine Weg führte über Rittsteig und der andere durch Vseruby, wo auch die Verhandlungen durchgeführt worden waren. Diese Abmarschwege führten zu zwei Bereichen Area A und B genannt, jedes auf einer Seite von Kötzting (Reitenstein und Ludwigsberg) Das 2. Battalion der 359er waren für das Areal A zuständig und das 3. Battalion für das andere und genauso wie geplant, wurde diese Kapitulation einer kompletten, durchaus noch kampffähigen Panzerdivision friedlich und ohne Menschenverluste abgeschlossen, später auch als das Pfingstwunder von 1945 beschrieben.
Quelle http://warfarehistorynetwork.com. 
Die 11. PD, die "Gespensterdivision"  ergab sich also in erster Linie der 90. Infaterie Division, die den Kampfnamen "Tough hombres" führte auch wenn die 2nd Cav mit einigen Truppenteilen bereits beteiligt war. Die 2nd Cavalry, mit dem Wahlspruch "toujours pret", also allzeit bereit, drang in dieser Zeit über Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein bis Pilsen vor um anschließend, vereinbarungsgemäß, zum 18. Mai auf die deutsch/tschechische Grenzlinie zurückzuweichen und im Bereich des Altlandkreises Kötzting die Truppen der 90. Inf Div vor allem auch in Hinblick auf die Abwicklung der 11.PD, die zu dem Zeitpunkt bereits lange im Raum Kötzting gefangen war, zu übernehmen und die Grenzsicherungen gegen die Russen, die sehr schnell vom Allierten zum Gegner geworden waren zu übernehmen.

Kurzer Einschub an dieser Stelle: 
Ich möchte hier keine schnellen und billigen geschichtlichen Parallelen herstellen, aber es ist schon bemerkenswert und spricht für die Kontinuität und Zuverlässigkeit dieser Einheit, dass in der Gegenwart es erneut die 2nd Cav ist,  stationiert in Vilseck,  welche hier bei uns angesichts der entstehenden Spannungen Flagge zeigt. 
 Einheiten der 2nd Cav fahren demonstrativ nach dem Ende der Manöver in den baltischen Staaten durch die Länder der osteuropäischen  Verbündeten nach Hause um ihre Präsenz zu demonstrieren.

In erster Linie, auch wenn die 2nd Cav in Person des Col. Reed bei der Anberaumung der Kapitulation beteiligt war, so ergab sich die die 11. Panzerdivision also der 90. amerikanischen Infanteriedivision und es gibt auch Hinweise auf ein Zusammentreffen der beiden Divisionskommandeure Ernest und Wietersheim, bei der diese beiden wohl ihre Seitengewehre austauschten.
(William W. Molla die Kapitulation der 11. Panzerdivision) der eigentliche Kommandeur Generalmayor von Buttlar ergab sich dann mit seinem Teil der 11. PD am 7. Mai, also 3 Tage nach von Wietersheim, auch er rückte mit seinen Truppen ebenfalls in den Raum Kötzting ein, zuvor von den USA mit erheblichen Mengen an Treibstoff beliefert, um dies zu ermöglichen. Auch auf der amerikanischen Seite wollen sich seit vielen Jahren mehrere Truppenteile diesen Erfolg ans Revers heften und so klärte der oben angesprochene Molla vor 20 Jahren diesen etwas verwirrenden Zusammenhang:


 

Die oben angesprochene 90. Infanterie Division veröffentlichte im Internet auch ihre AARs, After Action Reports und darin kann man die entscheidenden drei Tage für den Kötztinger Raum recht gut nachverfolgen:
Vom 26. April 1945 weg begann die Eroberung des Altlandkreises Kötzting und das liest sich im Militärjargon folgendermaßen:
26.4.1945
CP = command point so etwas wie ein Divisionsstützpunkt

 27.4.1945
 
am 27.4.1945 schätzten die Amerikaner die Stärke der 11.PD  noch auf 1500 Mann, viel zu wenig, wie sich später herausstellte, es waren am Ende ca 15000 Personen, die kapitulierten und die zu versorgen waren.

 
graphische Darstellung der AAR After Action Reports der 90.Inf. Div entnommen den Beiträgen zur Geschichte im Landkreis Cham von 2005 Britt Taylor-Collins und Inge Pongratz


 
ganz oben, ganz kurz ist die "Schlacht bei Grub" erwähnt, die 2005 Eingang in die gelben Bände gefunden hat. Frau Inge Pongratz, meine Mutter und meine Vorgängerin im Stadtarchiv Kötzting, hatte diese Geschichte zusammen mit dem amerikanischen Schlachtenmaler Britt Tailor Collins herausgearbeitet. Auch der Kötztinger Heimatforscher Krämer berichtet von diesem Scharmützel, weil er - zuvor in das tiefere Zellertal geflüchtet, bei der Heimreise dazugestossen war.

 
Die Schlacht bei Grub, als die die Amerikaner mit Direktschuss durch Mörser gegen die angreifenden deutschen Soldaten zu wehren versuchten, wobei nicht klar wird, ob diese nicht nur versuchten durch die amerikanischen Linien durchzubrechen und zu entkommen, was jedenfalls nicht gelang, ca. 200 deutsche Soldaten wurden gefangen genommen bei diesem Gefecht

Damit sind wir Ende April 1945 angekommen und der Krieg hat in Kötzting sein vorläufiges Ende gefunden. Auch die Kapitulation der 11.PD erfolgte mit dem Versprechen, daß spätestens 4 Wochen nach dem richtigen Kriegsende - die bedingungslose Kapitulation, im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch immer als "Zusammenbruch" kaschiert, des Deutschen Reiches erfolgte dann am 7.Mai 1945 -und so wurden die ersten Soldaten der 11. PD Anfang Juni aus der Gefangenschaft entlassen. Große Ausnahme, der damalige Pfingstbräutigam Franz Oexler, der mit dem Entlassungsschein Nummer 1 bereits im Mai seine Freiheit erlangte und mit einem Lipizzaner seinen Pfingstritt absolvierte.

Soweit die Einleitung bzw. der Hintergrund:

Im Sommer hatte ich aufgrund der Berichte über die überraschenden Funde im Keller des Rathauses dann Besuch von Ryan Myers vom Col. Reed Museum in Vilseck, der mit seinem Mitarbeiter Lance  Dyckmann sich unser Material in Kötzting ansehen wollte, weil er von Besuchern seines Museums immer öfter nach der 11. Panzerdivision gefragt worden war und nichts vorzuweisen hatte. Nun hatten wir in Kötzting am Ende für ihn sogar ein viel besseres Bild seines Museumsnamensgebers Colonels Reed als er in seinem selber hatte.
Erstes Diarama mit persönlichen Gegenständen Col. Reeds

Gleich am Eingang der Museumsräume ist ein erster Schaukasten quer in den Raum gestellt, in dem sich persönliche Ausrüstungsgegenstände Col. Reed sich befinden, die nach seinem Tode seine Witwe dem Museum zur Verfügung gestellt hatte. Es existierte bis dahin kein Bild, auf dem Col. Reed seine, hier links im Schaukasten zu sehen, Uniformjacke mit all seinen Orden getragen hatte......wir haben es:



Colonel Charles Hancock (Hank) Reed auf einer Aufnahme
im Besitz des Stadtarchives Kötzting
Sehr schnell hatte sich bei dem Besuch herausgestellt, dass das Material, das der Traditionsverein 11. Panzerdivision von seinen Mitgliedern im Laufe der Jahre erhalten und gesammelt hatte, auch für das amerikanische Museum von Interesse war.
Also kamen wir schnell überein, besonders weil das Material auf unserer Seite erst grob vorsortiert war und sich wegen der sehr schlechten Klimabedingungen im Kellerraum teilweise in feuchter Auflösung befand, dass Teile davon, vor allem die Bilder, manche Dokumente und die Karten für ein paar Monate an die Amerikaner ausgeliehen würden, die mit viel besserer Scan-Technik ausgestattet, die Materialien digitalisieren - und damit sichern -  würden und anschließend würden die Originale mit den Digitalisaten wieder nach Kötzting zurück kommen.
Genau so wurde es gehandhabt und Ende Februar holte ich unsere Archivschachteln wieder in Vilseck ab, erhielt die Digitalisate auf CD und Stick und, was noch viel wichtiger war, konnte mich in der sehr umfangreichen Handbibliothek des Museums umschauen und da waren ein paar sehr interessante Bücher dabei, die wir in Kürze ebenfalls als PDF Datei zugesandt bekommen. Einziger Wehrmutstropfen, Ryan meinte es wohl etwas zu gut mit dem Scannen, die im Original manchmal nur postkartengroßen Bilder haben nun eine Größe von über 100MB pro Bild, man kanns auch übertreiben....
Doch nun zum eigentlichen Thema: das Museum und die 2. US Kavallerie.
gegründet wurde diese Einheit bereits 1836 und existiert seitdem ununterbrochen. Lt Ryan war diese Cavalery in allen US Aktionen und Kriegen seither beteiligt, nur nicht in Korea und Vietnam.
Es begann alles mit den ersten Indianerkriegen in Florida gegen die Semiolen und Mexikaner. 

Ryan Myers vor dem Schaukasten in dem der Beginn der 2nd Cav im Krieg gegen die Semiolen in Florida dargestellt ist, mit Uniformstücken, Waffen und typischen Gegenständen der damaligen Ausrüstung.


Es folgten die Diaramen für den amerikanischen Bürgerkrieg, die Indianerkriege in der Prärie ( das sind die bei unsre bekannten Schlachten, (entsprechend einer lebhaften Gesprächsrunde im Hochsommer im Biergarten des Haus des Gastes in Kötzting habe ich die Information mitgenommen, dass die 2nd Cav ausdrücklich von Gen. Custer nicht auf seinen Feldzug gegen die Indianer mitgenommen worden war, er glaubte er schaffe es alleine ......)
Danach kam der Krieg gegen Spanien: Stichworte Kuba und Mexiko und wir sind im ersten Weltkrieg, wo diese US Einheit aber mehr die Versorgung der französischen Armee zu gewährleisten hatte und es folgte dann ein Schaubild über die kurze Zeit der Besetzung, damals eher im westlichen Deutschen Reich.


noch 1941 waren im Manöver in den USA Pferde und
motorisierte Einheiten kombiniert.

Es begann - zuerst ja noch ohne Beteiligung der Amerikaner - in Europa der zweite Weltkrieg und die USA sahen wie erfolgreich die Deutsche Wehrmacht die unterschiedlichsten motorisierten Truppenteile einsetzte, in der amerikanischen Militärführung hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Richtung durchgesetzt und es waren tatsächlich noch 1941 bei Manövern Pferde mit im Einsatz. Nun aber setzte sich die Erkenntnis durch, dass es nur mit der motorisierten "Kavallerie" möglich sei auf dem europäischen Kriegsschauplatz zu bestehen und die Army baute um.




Nach dem Krieg folgte fast nahtlos die Zeit des "kalten " Krieges und die 2nd Cav war für die Grenzsicherung in Europa zuständig, sowohl anfänglich gegen die Sowjettruppen, am Ende dann eben gegen die Armee der Tschechoslowakei. Als diese Kapitel beendet waren, wurde die Einheit 1990 aus Europa abgezogen und gleich gings ab  in den ersten Wüstenkrieg gegen Irak zur Befreiung des von Hussein überfallenen Kuwaits.

GPS gerät der ersten Stunde und Aufmarschplan
der US Army in Saudi Arabien vor der
Rückeroberung Kuwaits


 Dieser Kampf war der erste, der vollständig mit GPS Geräten geführt wurde und daher lückenlos nachvollzogen werden kann.
Es folgten die Einsätze in Afghanistan und der zweite Krieg gegen den Irak und dann gehts weiter in Europa und der Karibik, 
die grünen Areale sind Mienenfelder mitten in der Großstadt und im
Bereich des Flughafens Khandahar
 Haiti und Bosnien
Auch in Afghanistan war die 2nd Cav. stationiert.
Ryan zeigte mir eine Karte von Khandahar, auf der noch 2012 die Minenfelder der Russischen Invasion von 1980 eingezeichnet sind, und damit die Areale, die auch heutzutage, 35 Jahre danach,  noch nicht sicher sind.



























Teil des Museums, der für feierliche Zeremonien genutzt wird

hier wird einmal auch die 11. PD zu finden sein

Ryan und Lance im Museumsbüro mit ihrer umfangreichen Handbibliothek.
Herzlichen Dank an Ryan Myers für die Führung und die überaus freundliche Aufnahme in dem riesigen Kasernengelände in Vilseck in den Rose Baracks und ebenfalls Dank an seinen momentanen Mitarbeiter Lance Dyckman, der zZ an seiner Masterarbeit schreibt und sich mit dem Übel der Beutekunst beschäftigt, die an den verschiedensten Kampfstätten mitgenommen wurden und der sich abmühte in einem immer knapper werdenden Zeitfenster die PDFs der Riesen Bücher aus der Bibliothek für mich auf CD zu brennen........das kommt davon, wenn man die Auflösung so klein wählt..... die kommt halt dann mit der Post, ich bin gespannt, weil ich ein paar interessante Artikel gesehen habe, die sicherlich einmal hier veröffentlicht werden können. Möglicherweise sehen wir uns ja anlässlich des Pfingstrittes in Bad Kötzting wieder, das Henneberger Bild vom Pfingstritt 1945 mit den zuschauenden amerikanischen Soldaten und den Panzern vor der Apotheke ist in diesem Zusammenhang ein tolles Zeit"dokument"




Donnerstag, 26. Februar 2015

Wintersport auf Kötztings Straßen

"Ski Heil" und "Rodel gut" in der Holzapfel- und Marktstraße


Winter in Kötzting  (Bild um 1940)



in der Holzapfelstraße, etwas unterhalb beim Schlachthaus
der Metzgerei Barth, Traudl und Hansi Kroher, Franz Amberger(Spitzi)



























Früher war wohl tatsächlich vieles noch  besser, zumindest in Kinderaugen. In meiner eigenen Kindheit, aufgewachsen mitten herinnen im Markt, war der Fortschritt beim Kötztinger Bauhof zu unserem Leidwesen zumindest schon so weit angekommen, dass von Zeit zu Zeit bei Neuschnee ein Lastwagen durch die Marktstraßen fuhr um, mit zwei Mann stehend auf der Ladebrücke, die Neuschneedecke mit Splitt etwas griffiger zu machen, was aber naturgemäß fürs Schlittenfahren äußerst unpassend war. Wir konnten uns damit trösten, dass uns ja sowohl die Wurmhöhe als auch die Spitziwiese in der direkten Nachbarschaft immer zur Verfügung stand - speziell die Wurmhöhe in schattiger Lage war ja fast eine Bobbahn....
Wenn aber es halt mal passte, viel Neuschnee am späten Nachmittag gefallen war, der Bauhof noch nicht oder halt zuerst woanders unterwegs war und die Pkws mit ihren notorisch winteruntauglichen Reifen die Marktstraße sauber herpräpariert hatten, dann konnten sogar wir - allerdings eben nur ganz selten auch mal auf der Marktstraße Schlitten fahren.
Aber früher war halt alles besser....
Angeblich bis hinunter zur Marktmühle seien unsere Väter auf dem Bockerlschlitten gerauscht und hatten nur vor einer Sache Angst und die hieß:
Sebastian Feichtner, der Marktgendarm, der genau in der Mitte der Schlittenbahn im alten Rathaus wohnte und penibel darauf zu achten hatte, dass die Anordnungen von Seiten des Magistrats beachtet wurden, die da unter anderem hießen:
Das Schlittenfahren auf den Marktstraßen in Kötzting ist verboten.

Sebastian Feichtner, der Hüter von Gesetz und Ordnung in Kötzting in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts, Vater des Pfingstbräutigams von 1947 Ludwig Feichtner, dessen Pfingstbraut
damals war Ehemann Hilde





 Erwischte dieser die Übeltäter, dann setzte es eine Anzeige:
Kötzting den 1. Februar 1915 
An den Magistrat Kötzting 
Betreff: Schwarz Xaver (Heiglschlosser) und 3 Consorten wegen Übertretung der Strassenpolizei: Dem Magistrate zeige ich dienstlich an, daß die Schlosserlehrlinge Xaver Schwarz, Leonhard Lanz und Alfons Zankl, dann der Ortskrankenkassengehilfe Josef Dietrich am 29.1.15 abends 7 Uhr mehrmals mit dem Rodelschlitten, vom oberen Markt der Marktstraße entlang zum unteren Markt fuhren. 
Dieselben dürften sich sohin nach der oberpolizeilichen Vorschrift vom 16.9.09 verfehlt haben und hierfür strafbar sein.
Unterschrift: Sebastian Feichtner Schutzmann





"Posing" in der unteren Marktstraße Hans Dattler, Wolfgang Ludwig und Klingseisen Kurt

Diese Sitte bzw. Unsitte, je nach Standpunkt, beschäftigte den Kötztinger Magistrat, das Bezirksamt (heutzutage Landratsamt) und den jeweiligen Marktgendarm schon in der Vergangenheit und so kam es regelmäßig zu Anordnungen wie dieser:

 


Betreff: Verkehr auf öffentlichen Straßen
Bekanntmachung
Es besteht Veranlassung wiederholt darauf aufmerksam zu machen, dass das Rodeln, Schleifen und Schlittschuhfahren in den Marktstraßen streng verboten ist

Die Eltern und die zur Beaufsichtigung der Kinder oder Lehrlinge verpflichte Personen werden hiermit dringend aufgefordert, den Kindern oder Lehrlingen diesen Unfug zu verbieten, wobei bemerkt wird Übertretungen dieser Art unnachsichtig zur Anzeige gebracht werden.
Kötzting den 13.4.1909
Magistrat Stauber

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch das Schleifen, also das reine Rutschen mit den glatten Schuhsohlen verboten worden war, das dürfte sehr schwierig gewesen sein zu kontrollieren.....

Trotz der genauesten Anordnungen und ausgesprochenen Verbote, sah sich das Bezirksamt, bzw. der Bezirksamtmann sich oft und früher veranlasst sich über die Kötztinger und dessen Polizeidiener ( damals hieß er Müller) zu beschweren:
Vom königlichen Bezirksamt Kötzting den 30. Januar 1872 den Verkehr im Markte Kötzting betreffend:
Es wird zwar bei jeder Gelegenheit angezeigt, daß Polizeidiener Müller seinen Dienst zu versehen im Stande ist, allein in Wirklichkeit ist dies nicht der Fall. Entweder mag oder kann Müller seinen Dienst nicht erfüllen oder kennt ihn nicht und ist in einem wie anderen Falle unbrauchbar.
Die Knaben fahren mit Schlitten den Marktplatz und die Schulgasse entlang, so daß Gefahr für Fußgeher und selbst Fuhrwerke besteht. Polizeidiener Müller sitzt wie es scheint hinterm Ofen oder im Drinkhause, macht wenigstens keine Anzeige. Zwischen den Brücken und bei den Städeln der Wettzeller Straße werden Bäume und Blöcher abgeladen und oft nur in die Mitte der Straße  geworfen, daß man nicht mehr durchzukommen weiß.
Hier ist der Postverkehr nach Viechtach für seine Nachtfahrt in Gefahr.
Der königliche Bezirksamtmann Dandl
Dieses Schreiben musste der Polizeidiener Müller entgegennehmen und unterschreiben davon Kenntnis genommen zu haben, was auch geschah.


vorstehende Eröffnung bestätigt Kötzting den 3/2 1872  Müller Polizeidiener
Allerdings ist auf der ersten Seite am Ende mit anderer Hand hinzugefügt:


erledigt der Müller gestorben.

unterer Markt auf Höhe Oexler
Liesi Oexler(Ludwig)
Beschwerden kamen aber nicht nur vom Bezirksamt selbst sondern mussten nach Anzeigen von Geschäftsleuten und auch Privatpersonen  reagieren.
 Zwei solcher Anzeigen sind noch erhalten, die eine betrifft den steilen Abhang beim Wieser Girgl bzw. Heigl Schlosser am Ende der Schirnstraße hinunter in die Ziegelgasse und im anderen Fall geht es um die Holzapfelstraße.
Am 6. Februar 1906 geht Beschwerde an das königliche Bezirksamt, dass der steile Weg vom Ende der Schirngasse an der so genannten Ziegelweiherhöhe täglich von großen Mengen von Kindern zum Schlittenfahren benutzt würden. Infolgedessen der Weg nicht mehr benutzt werden könne, ja bei Nacht es sogar gefährlich sei diesen Weg zu benutzen. Trotz der Verbote, ausgedruckt auch im Amtsblatt würden Kinder und sogar ältere Burschen bis zu 18 Jahren regelmäßig. Da seine Hausmitbewohner bereits gestürzt seien bitte ere um dringende Abstellung bevor noch schlimmeres passieren würde.
Unterschreiben: Josef Hastreiter, Braumeister


Zwei Jahre später wird eine andere Straße zum Problemfall, die Holzapfelstraße: in einem Protokoll hält der damalige Polizeidiener Meidinger die Beschwerde des Posthalters Karl Schmidt fest, welcher anbringt, dass Schlittenfahren in der Holzapfelstraße wird sowohl bei Tag als bei Nacht derartig betrieben, dass der Verkehr nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Wir müssen an der Straße das Eis fahren (zur Sommerkühlung der Bierkeller) und kann daher sehr leicht ein Unglück passieren. Ich für meine Person lehne jedwede Verantwortung ab. Ich ersuche um Abhilfe und wollen eventuell die Widerspenstigen zur Anzeige gebracht werden.:



Arbeiter beim Schneiden und Verladen der Eisblöcke, dieses Eis wurde in den Sommerbierkellern eingelagert und
diente so als natürliches Kühlmittel den Sommer über


Holzapfelstraße





























Schlittenfahren in der Holzapfelstraße




Da ja nicht nur Kinder ihren Spaß haben wollten sondern der Wintersport auch bei uns seinen Einzug gehalten hatte, kam es nach der Gründung eines Wintersportvereins in Kötzting am 31.12.1909 zur Anfrage an den Magistrat, die Rodelbahn auf dem Ludwigsberg auf eigene Vereinskosten betreiben und unterhalten zu dürfen.
Unterzeichnet für den Verein: F. Mayer


Kötztinger Skifahrer auf dem Reitenberg: von links: Schödlbauer Josef (Schuh Schödlbauer) Pleier Franz, Elisabeth Herre, geb, Schödlbauer, ?, Kelnhofer Siegi, Englmeier Franz, Englmeier Auguste, geb. Pleier
Scheuerlein Leni in der Auwiese, im Hintergrund das Postgebäude und das Herre-Anwesen

In einem ganz anderen Zusammenhang, nämlich wegen der Kötztinger Pfadfinder, hat mich ein ehemaliger Pfadi angeschrieben, Josef Fischer, im Jahre 2015 83 Jahre alt, von ihm habe ich ein tolles Bild von einem Wölflingsausflug mit Pater Augustin auf den Kreuzfelsen bekommen - wird im dritten Teil der Pfadfindergeschichte mit veröffentlicht - und, da er im Ziganhaus aufgewachsen ist, habe ich natürlich auch nach seinen Erfahrungen mit dem Wintersport auf der Marktstraße gefragt:
das war seine Antwort:
Schlittenfahren über die Marktstr. Wir durften nicht weil unsere strenge Mutter, wegen möglichen Unfall, uns das nicht erlaubte. Außerdem war es finster. Aber vom Ziganhaus aus konnte man schön zuschauen. Die Haustüre vom "Dietlbeck musste viel aushallten, die leichte Kurve am Rathaus hatte es bei der vereisten Straße in sich. Besonders die Amerkaner, die auf Benzinkanistern herunterfuhren, trug es raus. Diese sperrten für diese Gaudi auch mal die ganze Straße....

Erneut, wie schon bei manchen vorhergehenden Themenzusammenstellungen, sind im Laufe des Monats neue Hinweise eingetroffen. In der staatlichen Bibliothek in Regensburg liegen einige Jahrgänge der "Bayerischen Ostmark" vor. Diese Zeitung der NSDAP für den Bereich Cham-Waldmünchen
Kötzting und Viechtach, enthält auch einen - allerdings sehr kleinen - Bereich für Kötztinger lokale Nachrichten. Im Winter 1938/1939 erschienen in der Zeitung zwei berichte über den Wintersport auf Kötztinger Straßen und Wiesen. Die Geschichte der Kötztinger Burschen dürfte um die Jahrhundertwende passiert sein. Ich kenne auf dem Haus Nummer 51 (= heutzutage Modehaus Schödlbauer) einen Bauantrag eines Michael Huber von 1899. Name und Lage des Hauses dürften damit zu dem "Unglück" passen. Viel Spaß beim Nachlesen

Zeitungsausschnitt Bayerische Ostmark Januar 1939

Bayerische Ostmark Februar 1939, Bericht aus alten Zeiten
Es steht zu vermuten, dass die oben genannten "Burschen", vor allem wenn man deren Reaktion (Bußgeld Sammlung und Aufdeckung nach vielen Jahren) berücksichtigt, aus den Reihen der Kötztinger Bürgerssöhne und damit wohl aus dem damalig aktiven Burschenverein stammten. Damit würde der Bericht auch zu dem heurigen Jubiläum des BWVs Bad Kötzting passen.....
beinahe hätte ich es vergessen, noch ein Bild wurde nachgeliefert. Sammlung Voithenleitner Herr Robert Voithenleitner und vermutlich Herr Wolf sen., der Stoibermaler, beide  in Startposition vor der Haustüre


Akten aus dem Stadtarchiv Bad Kötzting  Neues Archiv 631/64
Bilder aus dem Bestand des Arbeitskreises Heimatforschung Kötzting