Translate

Posts mit dem Label Pfarrer Dietl werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Pfarrer Dietl werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 22. Mai 2020

Pfingsten 1948 und ein kleiner Jahresrückblick

1948 ein schwieriges Jahr für Kötzting

was gibts diesmal: viele Bilder, viele Zeitungsausschnitte und drei Filmschnipsel und viel zu lesen


Dieses Bild habe ich vor Jahren zufällig in die Finger bekommen - es stammt vermutlich aus dem sogenannten Krämerarchiv - und ich erinnere mich noch als wäre es gerade erst gewesen.....
Eigentlich ist es ja ein Wimmelbild, bei dem sich üblicherweise Details erst nach längerem Betrachten erschließen.....trotzdem habe ich SOFORT beim ersten Blick auf das Bild gesagt, "das ist ja mein Vater in der Mitte". Erst danach habe ich mir das Bild genauer angesehen und damit war auch bald die Bedeutung klar: Es ist der Fackelzug des Burschen und Wanderervereins Pfingsten 1948 und Sonntag Abend gegen 22.30 Uhr. Zentral in der Mitte mein Vater mit einer unbeschrifteten Laterne. Er war der Brautführer in diesem Jahr. Seine Laterne verdeckt im Bild die Nase des Pfingstbräutigams, Hans (Buberl) Dattler. Grassl Wolfgang, der zweite Brautführer müsste die Person sein, die rechts von meinem Vater steht, Rücken zum Photographen, ebenfalls mit einer Laterne in der Hand. Laut den Unterlagen, die wir von dem Pfingstfest 1948 im Stadtarchiv haben, müsste es sich bei der Musikkapelle und die Kapelle Mühlbauer aus Hohenwarth handeln. Für die damalige Bildtechnik und angesichts der Tatsache, dass es finster und Alles in Bewegung war, eine tolle Aufnahme.

Dies nur zum Anfang, einfach ein ganz besonderes Bild aus dem Jahre 1948

Grundsätzlich ist das Jahr 1948 immer noch wesentlich bestimmt von den Folgen des Zweiten Weltkriegs mit all den Sorgen um Essen, Wohnraum, Heizmaterial. Veranstaltungen und Vergnügen waren noch sehr dünn gesäht, und mussten auch sehr umständlich, als "geschlossene Gesellschaft" mit "geladenen Gästen abgehalten werden und natürlich einzeln von der amerikanischen Militärregierung zur Genehmigung vorgelegt werden.
 Im Juni 1948 kam es dann zur großen Währungsreform, die mit der tranchenweisen (ähnlich wie bei der Euro-DM Umstellung) Einführung der DM begann und als direkte Folge die schrittweise Reduktion der Lebensmittelkarten bei gleichzeitiger Steigerung der Inflation mit sich brachte. Die Gewinner dieser Reform waren die Besitzer von Waren und Gütern, die allermeisten Bewohner unserer Heimatstadt hatten zunächst einmal nur Nachteile, weshalb die Marktverwaltung ab Anfang August auch wöchentlich dem Landratsamt einen Zustandsbericht senden musste. Diese Berichte des zweiten Halbjahres geben einen guten Einblick in die Härten des Kötztinger Alltages. Doch dazu später im Jahresverlauf.

Aber nun der Reihe nach:
Kappenabende und Tanzveranstaltungen im Fasching waren noch nicht möglich, das Bier war auch noch "Dünnbier", die allgemeine Lage noch sehr trübe und die Aussichten zuerst einmal auch nicht besser:
Die "Kötztinger Umschau" sollte erst im September/Oktober 1948 als eigenständige Ausgabe erscheinen. Vorher - 1947-  gab es in der MZ aus Regensburg eine Rubrik Bayerwald, wo manche/wenige Informationen über Kötzting zu finden waren. 1948 dann war die Informationsfülle schon dichter, es gab eine eigene Ausgabe für Cham und dort war Kötzting schon besser vertreten.
MZ vom Februar 1948
Über die ungarischen Einheiten, deren Pferde hier behandelt wurden wurde an anderer Stelle bereits kurz berichtet. Bepp Fischer erinnert sich, wie er mit den Panjewagen nach Cham zur Schule gefahren war.
MZ vom März 1948







Kötzting sah in diesem Jahr 3 Direktoren bei der Militärregierung, am 15. März, wie im obigen Zeitungsausschnitt erwähnt, übernahm Lt. 2nd Glenn E. Breeland die Leitung in Kötzting von seinem Vorgänger und dieser wiederum wurde im Oktober 1948 von Major M.P. Kroposky abgelöst, der als erstes versuchte die Landkreisverwaltung kennenzulernen und auch den einen oder anderen Besuch bei örtlichen Betrieben ankündigte. Eine Einrichtung, die es in Regensburg bis weit hinein in die 80er und 90er Jahre begeben hatte, ein AMERIKAHAUS, wurde angekündigt, und wenig später auch mit einer Anfangsbücherei von 300 Büchern eröffnet,  dieses "Amerikahaus" war im Hause der Militärregierung in der Marktstraße, heute die Volksbank an der Ecke Schirnstraße.












Theateraufführung der Kolpingfamilie beim "Leboid"


nicht zu vergessen, wir sind noch 10 Jahre davon entfernt, dass die Fernsehapparate einigermaßen erschwinglich wurden, fast jeder Verein hatte seine eigene Theatergruppe und vor allem die Kolpingsfamilie konnte da auf eine jahrzehntelange Tradition verweisen. Anfang Mai wurde im Vereinslokal Januel, der ja ungefähr seit der Jahrhundertwende einen eigenen Saal mit Bühne hatte wieder eine Komödie gegeben: "Die schöne Postmeisterin". Ich hab mal im Internet nachgesehen, was das für ein Stück war: "Ein Singspiel mit 4 Akten unter Benutzung von einigen bekannten Volksliedern", sagt zumindest Mr. Google
Von dieser Aufführung, bzw. vom Ensemble haben wir ein paar tolle Aufnahmen im Arbeitskreis
Repro 1314 Theater Kolpingsfamilie, Die Personen von links sind Ramsauer, unbekannt, Zeinz Hilde /Liebl, Dattler Karl-Heinz, Hofer Adolf, Greß Schorsch, Imhoff Karl, verdeckt Frau Hauser, Kerscher Bepp, Hauser Jakl, Karl. B. Krämer, Pfarrer Dietl, vordere Reihe Liebl Rosmarie/ Schubert, Kunstmann Ernst, Wieser Heinerl, Reil Milla/Lerach.

Bild Arbeitskreis Heimatforschung: Theatergruppe 1948 Kolpingsfamilie "die schöne Postmeisterin" 2,3,4,5. Mai 1948 im Januelsaal . Von links:
Wieser Heinrich, Reil(Lerach) Milla, Krämer Karl B., Zeinz Hildegard, Mühlbauer, Hofer Adolf, Imhof Karl, Liebl Rosemarie(Schubert) Kunstmann Ernst,
der neue Bürgermeister Repro 2102

Mitte des Jahres wurde auch der Bürgermeister neu gewählt. Altbürgermeister Schödlbauer - der sich bereits 1919 den "Kötztinger Revolutionären" in den Weg gestellt hatte - und dabei verprügelt worden war -, 1933 von den Nazis zum Rücktritt gezwungen und von der Militärregierung im Mai 1945 wieder eingesetzt worden war, trat nicht mehr an. Der neue Kötztinger Bürgermeister war ein alter Bekannter, der Kaufmann Hans Kroher der im Dritten Reich, Mitte der dreißiger Jahre, die Nachfolge, des in Kötzting aus privaten Gründen  nicht mehr haltbaren NSDAP Bürgermeisters Hoiss angetreten hatte
Dass sich Hans Kroher zur Wahl stellte war übrigens bei dieser, seiner ersten, Wahl der Nachkriegszeit nicht unstrittig, ich habe - mittlerer weile in das Stadtarchiv Kötzting überführt - ein anonymes Flugblatt, das die Kontinuität Hans Krohers vom Dritten Reich direkt hinein in die Nachkriegsdemokratie sehr polemisch kommentiert.
Repro 0007 Herr und Frau Liebl, Lebzelter, der
stellvertretende Bürgermeister von 1948
Repro 535 eines Bildes von Walter Demme
das mittlere Haus auf der rechten Seite war der
"Lebzelter". Hinweis: auch der große Kastanienbaum
und der schräge Kellerabgang auf der linken Seite gehörten zum
Straßenbild und zum Bauernhaus des Heinrich Rabl - später ausgesiedelt in die Schattenau. Im Hintergrund als Straßenabschluss der "Wieser Girgl" bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts Kötztings Gefängnis











 
MZ vom Mai 1948 Michael Liebl, der "Le(b)zelter" aus der Schirnstraße, meine einzige Bezugsquelle als Kind von sonntäglichem Speiseeis, wurde der stellvertretende Bürgermeister. Anstelle des Cafes ist jetzt der Parkplatz unterhalb des Kaufhauses Wanninger.

 

 

Pfingsten 1948


Nun wurde es tatsächlich Mai und Pfingsten tauchte am Horizont auf:

die Pfingstakteure 1948 von links: Graßl Gangerl - Oberberger Maria - Dattler Buberl - Clemens Pongratz, mein Vater, als GAANZ junger Mann


Die Pfingstfestakten passen im Jahre 1948 - in späteren Jahren umfangen diese 4-5 übervolle Aktenordner -  noch in einen sehr dünnen Aktendeckel. Trotzdem findet sich darin ein sehr interessanter Schriftwechsel zwischen dem Pfarrer Dietl und dem Kötztinger Magistrat.
Der Pfarrer beschwert sich ausdrücklich über Durchstechereien bei den märktischen Vorschlagslisten und beharrt auf SEINER freien Auswahlmöglichkeit und weigert sich einem, wie auch immer gearteten, Zeitdruck nachzugeben.


Stadtarchiv 320/948 Pfingstakten von 1948 Streit zwischen Pfarrer und Magistrat
Stadtarchiv Kötzting 320/948 stark verblasstes Beschwerdeschreiben des Kötztinger Pfarrers Dietl, der Streit geht weiter.
Repro 1389 von links Ludwig Barth Sattlermeister, Bürgermeister Schödlbauer, Pfarrer Dietl.

nach all dem Hin und Her, endlich haben wir ein Brautpaar mit seinen beiden Begleitern  Stadtarchiv Kötzting 320/948

Nun gehts an die Einladungen und ans Programmmachen, wobei diese Punkte idR immer von den Vorjahresdaten übernommen und nur neu angeglichen wurden.
Pfingstprogramm 1948, zum letzten Male ist die Kranzlübergabe auf dem Bleichanger (Jahnplatz) bereits 1949
steht dort das erste Kötztinger Pfingstvolksfest.
der Brautzug 1948 - damals noch getrennt vom Burschenzug


Die Verhandlungen für die Musikkapelle führten zu einem Auftrag für die Kapelle Mühlbauer aus Hohenwarth. Ein kleiner vermerk am Rande rechts führt auch die Kapelle Traurig auf (vermutlich für den zweiten Tag der Pfingsthochzeit), die Währung ist noch in Reichsmark, 2 Monate später haben wir die DM und andere Preise.



Karikatur zum Wirtschaftsamt MZ vom Februar 1948
Die Einladungen gingen raus und sind ein WHo-isWho der Kötztinger Behörden. EA ist das Ernährungsamt, zuständig für die Verwaltung des Mangels an Nahrung, Kleidung, Heiz- und Baumaterialien.
Spruka ist die Spruchkammer, ein juristisches Organ, das für die Entnazifizierung zuständig war und im Bereich des Landkreises Kötzting mehr als 2000 Verfahren durchzuführen hatte.
WA dürfte das Wirtschaftsamt sein, eine Behörde die zu versuchen hatte die lokale Wirtschaft anzukurbeln



















Jetzt wird's Ernst, Pfingsten kommt näher und das Marktgemeinderat lädt die Mitglieder des Pfingstkommitees zur Sitzung: Der Mesner Karl ist dabei, Karl Gerstl, der Zugordner Wolfgang Kolbeck (Gams, ein sehr kleiner aber auch sehr energischer Mann, unser Nachbar, der sich immer zu Pfingsten für den Ritt bei uns die Breechesreithosen ausgeliehen hat), der Schlosser Heigl, der Braumeister Hastreiter, dann Herr Früchtl und Max Zahorik.








Foto Archiv Kretschmer, Pause in Steinbühl, rechts der Gams, Zugordner und Mitglied des Pfingstkommitees mit "unseren" Breecheshosen, ich hab die Jahre später mal im Fasching angezogen ;-)


 
Themen der Kommiteesitzung

Organigramm für die Traidersdorfer

Wie immer wurden auch die Traidersdorfer gebraucht um die Ordnung im Zug aufrechtzuerhalten, die Zahl der Teilnehmer festzustellen. Hier das Schreiben an die Gemeindeverwaltung und die Feuerwehr von Traidersdorf.


Am Schluss musste noch bei der Preisüberwachungsstelle und bei der Militärregierung um Erlaubnis nachgefragt werden und dann konnte, nach der Genehmigung am 7.5.1948 dann der Pfingstmontag kommen.
Bei uns im Stadtarchiv haben wir die unterschiedlichsten Sammlungen und Nachlässe integriert, eines davon ist das sogenannte "Krämerarchiv", bzw. die Teile, die von der früher sicherlich noch wesentlich umfangreicheren Sammlung ans Stadtarchiv abgegeben wurden. Auch K.B. Krämer hatte Pfingstordner für einzelne Jahre abgelegt und dort fanden sich einige Originale aus dem Jahre 1948, die nicht (mehr) im Stadtarchiv selbst zu finden sind.
So kennen wir von ihm einen Vergleich der Kosten von Seiten des Marktes für den Pfingstritt vom Jahre 1931 mit dem Jahre 1948:
Krämer Archiv Bad Kötzting aus dem Ordner Pfingsten 1949 (!)

 Der Vermerk (abgew) rechts neben dem Pfingstkränzchen von 1948 KÖNNTE bedeuten, dass der Markt seine Rechnung für das Kränzchen erst NACH der Währungsreform bezahlt hatte und damit der Preis mit einem Faktor abgewertet werden konnte/musste.
Darüber hinaus enthält der Akt von 1949 auch noch eine Teilnehmerliste des Pfingstrittes von 1948, hier eine Seite mit vielen bekannten Namen



Wie Eingangs bereits beschrieben gab es im Mai 1948 noch keine Kötztinger Umschau, daher war der Ritt nur in der Mittelbayerischen Zeitung Ausgabe M = Chamer Ausgabe vertreten und dort auch nur eher allgemein gehalten.



Diarepro Arbeitskreis Heimatforschung, Danke an Frau Rabl Dachs und Frau Kretschmer, die mich immer schnell mit passendem Bildmaterial versorgen. Rechts oben, der Priester mit dem exakten Haarscheitel, ist Pater Augustin Böttcher, ein großer Förderer der Kötztinger Jugend, ein Kooperator, der sich standhaft geweigert hatte - so wurde mir berichtet - am Pfingstritt teilzunehmen.  von links: Graßl Richard, Dattler Buberl, Pongratz Clemens, Frau Dattler, Herr Dattler, Pater Augustin, Pfarrer Dietl, Kooperator ?, Winter Hans


betrachtet man die Personen, die Form der Fenster, dann sollte/müsste das vorherige Bild innerhalb in diesem Haus Müllerstraße 10
gemacht worden sein, rechts am Rande sieht einen abgesperrten Bereich für die Bewirtung der Burschen





Der Filmausschnitt stammt aus dem Pfingstfilm von Siegfried Ehemann, der Filmaufnahmen von mehreren Pfingstfesten zu einem Film vereint hat


Bericht über den Pfingstritt 1948 in der Mittelbayerischen Zeitung Mai 1948


Wie schon im Vorjahr, haben wir auch hier einen Filmausschnitt des Pfingstgeschehens, Ehemann Siegfried, dessen Schwester im Vorjahr die Pfingstbraut gewesen war, hatte in diesem Jahr begonnen das Pfingstgeschehen auch mit bewegten Bildern festzuhalten.


Der Burschenzug
 von 1948 im Film von Siegfried Ehemann


die Braut erscheint.....
Brautzug hinüber über die alte Oberbergerbrücke 


Fronleichnam 1948





Repro 609 Fronleichnam 1948  An Fronleichnam wurde die "schwarze Gehstorfer Madonna" von Mädchen (trgende Jungfrauen) mitgetragen. v. li.gerti Fischer, Gertrud Gruber/Schnabel, Helga Kroher, Kroher Traudl, Marianne Greß/Kretschmer, Kinder vornr v.li. Feßmann Rosemarie, Pleier Muckerl.
auch von diesem alten Brauch haben wir einen kleinen Filmschnipsel von 1948



der neue Landrat



MZ vom Mai 1948 zur Wahl des Landrats
Im Mai gab es auch noch einen Wechsel im Landratsamt, der vorherige Landrat Pfarrer Josef Pongratz leitete die Sitzung in der der Chamer Oberregierungsrat Josef Scholz als Hauptamtlicher Landrat von der Mehrheit der Kreistagsabgeordneten gewählt wurde. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Kreisausschuss: hier taucht zum ersten Male (für mich)  der Name eines Politikers auf, der in unserem Raum über Jahrzehnte für, ich nenn´s mal, jede Menge an Vorschlägen und Überraschungen gut war: der Jager Wiggerl, Ludwig Volkholz, damals für die Bayernpartei tätig

Es wurde September und die Kötztinger Umschau erblickte das Licht der Welt:
Kötztinger Umschau vom September 1948

Vitus Oexler jun. dessen Vater wie den 1939 eingestellten  Kötztinger Anzeiger verdanken, war der erste Geschäftsstellenleiter der "Kötztinger Umschau". Die Kötztinger Zeitung musste noch gut ein Jahr warten, bis das Straubinger Tagblatt und damit die "Kötztinger Zeitung" dann seine Lizenz von der Militärregierung bekommen hatte.
Nun gab es in Kötzting eine eigene Geschäftstelle und eine eigene mehrseitige Lokalausgabe: schlagartig wurden die Berichte umfangreicher und zahlreicher:

Repro 1514 Vitus Oexler jun. an seinem Arbeitsplatz












 

Zum Geleit der Kötztinger Umschau:







Das Amerikahaus

Repro 1373 Archiv Heimatforschung links das Gebäude Ecke Marktstraße und Schirnstraße wurde für mehrere Jahre der Sitz der amerikanischen Militärregierung und ab 1948 auch das "Amerikahaus"

die Kultur in Kötzting
eine Demokratie soll entstehen durch Druck von außen


Das Amerikahaus in der Marktstraße sollte ein Treffpunkt und ein Kulturzentrum in Kötzting werden KU9/48

die Bildung einer Kulturgemeinde  KU 11/1948




Gleich mit den ersten Artikeln der Lokalausgabe im September geht es Schlag auf Schlag:
Im Herbst 1948, Monate nach der Währungsreform, setzt in Kötzting tatsächlich eine rege Bautätigkeit ein, trotzdem wird es im Dezember notwendig sein, an die Abgehängten und Verlierer dieser Reform zu denken. Im Archiv findet sich ein Akt dieser großen Hilfemaßnahme zu Weihnachten, dies ist ein solch besonderes und herzerwärmendes Vorhaben der Kötztinger Bürger für ärmere Schichten, dass ich dies zu meinem Weihnachtsblog für 2018 machen werde.
im September 1948 starb eine Kötztinger
Instutition, der Photograph Franz Pleier, zwei
Generationen von Kötztingern wurden in seinem
Atelier vor den immer gleichen Hintergründen
abgebildet.
Am Ende das Aufgebot des Pfingstbräutigams
des Vorjahres Franz Rabl
Doch zurück zu den Neubauten im Herbst 1948: das Krankenhaus wird vom Seraphischen Liebeswerk komplett neugebaut, Dr. Leis baut an der Lamer Straße, Hafnermeister Schwarz stellt sein Haus in der Schattenau fertig und an der Blaibacher Straße sind  es die Häuser von Richter Richard jun. und Wensauer Gottfried die neu gebaut werden. An der Umgehungsstraße Haus-Blaibach (heute Westumgehung)ist es der Transformatorenbau mit angeschlossenem Wohnhaus.
Max Meidinger in der Müllerstraße errichtete einen neuen Holzanbau und die Bäckerei Liebl bekam einen neuen Backofen. Herr Gress renovierte sein Wohnhaus und läßt nun auch noch an der Mühle bauliche Veränderungen vornehmen.
der Photograph Pleier Repro 3174
Gleichzeitig erfahren wir, dass im Gasthaus Mühlbauer (Godl) ein Posterholungsheim für die Angestellten, Beamten und Arbeiter der Deutschen Bundespost errichtet wird. Der Turnbetrieb des Kötztinger Turnvereins wird wegen des Ausbruchs der spinalen Kinderlähmung im Landkreis Kötzting bis auf weiteres eingestellt.

 Das Bild des - ganz am Anfang - für Oktober neu eingeführten Direktors der Militärregierung stammte noch aus der Hand Franz Pleiers, der die Veröffentlichung seiner Portraitaufnahme nicht mehr erlebte.






im Dritten Reich wurde sehr schnell nach der systematischen Ausschaltung der Opposition und der danach folgenden totalen Machtübernahme im März 1933 (die Kanzlerschaft ab Januar war ja erst der Einstieg zur totalen Kontrolle) auch auf allen nachgeordneten Ebenen des  politischen und zivilen Lebens das sogenannte Führerprinzip eingeführt. Auch bei vereinen wurde nicht mehr, wie vorher und nachher üblich, eine Vorstandschaft gewählt, sondern 1(!) Vorstand, der sich danach seine Mannschaft zusammenstellte. In diesem "Kadavergehorsam" - staatlich gelenkt durch Institutionen wie, Jungschar,  BdM (Bund deutscher Mädchen) und HJ (die Hitlerjugend)-   wuchs somit eine ganze Generation junger Deutscher heran. Der Wille der Bürger bzw. der Mitglieder zu Einzelfragen war nicht mehr relevant. Nun sollte auf Druck der Siegermächte in Deutschland die "verlorene" Generation aber auch die älteren Deutschen von den Vorteilen einer Basisdemokratie überzeugt werden. Die Kommunen wurden verpflichtet regelmäßig Bürgerversammlungen und -befragungen durchzuführen. Themen, die den Bürgern unter den Nägeln brannte gab es natürlich genügend, schließlich war der Altlandkreis Kötzting noch überfüllt mit Flüchtlingen, die Arbeitslosigkeit war extrem hoch, die Wirtschaft begann nach der Währungsreform erst langsam wieder durchzustarten, der vergangene Winter war hart und der nächste stand vor der Tür. Die Teilnahme an den ersten "Abenden" lies wohl zu wünschen übrig, denn schon im Oktober stellte sich die Frage: "was sollen die bringen"?









gefordert und gefördert durch die Militärregierung bildeten sich Interessengruppen, um quasi mit Druck von unten die Politiker und die Politik im allgemeinen auf ihre Probleme aufmerksam zu machen und Lösungen zu fordern KU9/48

eine andere Zielgruppe der Militärregierung war die Förderung der Jugendlichen, diese Theateraufführung war bereits einmal Thema eines Blogs, da die hier angesprochene "katholische Jugend" - die Fahne dieser Vereinigung war übrigens bis vor wenigen Jahren in Besitz von Ludwig - Wigg -  Brandl - Diese Gruppierung war der Kristallisationskern der Kötztinger Pfadfinder, angeschoben durch Pater Augustin Böttcher - nicht zu verwechseln mit dem späteren Stadtpfarrer Augustin - , der auf einigen Bildern der 1948er Pfingstakteure auch zu sehen ist,.



 Wie klamm es nach der Währungsreform auch in den Gemeindekassen zuging zeigt eine kleine Nachricht aus der Gemeinderatssitzung von Rimbach: ganze 12.99 DM waren noch flüssig vorhanden bei offenen Rechnungen von 844.39 DM.












Alte Traditionen lebten auch wieder auf, das traditionelle Pferderennen von Großaign zum Kirta im Oktober 1948

KU 10/1948





Wie eingangs bereits angemerkt, kam im Oktober ein neuer Direktor der Militärregierung nach Kötzting und bat die Bürgermeister zu einem Antrittsbesuch. Die im Artikel angesprochene Zusammenarbeit der einheimischen Bevölkerung mit den Flüchtlingen führte zu einer tollen Weihnachtsaktion 1948, die aber in einem eigenen Blog zu Weihnachten 2018 beschrieben werden wird. Schön zu sehen in diesem Artikel ist auch eine Liste von älteren Geburtstagskindern, Namen die vielen Kötztinger bekannt sein dürften.























  Treffen der Bürgermeister mit dem Landrat:

 
Das Treffen der Bürgermeister des Landkreises Kötzting bietet ein Bild des Zustandes in
unserer Heimat. KU von 1948

 

 

 

Alternative Baufinanzierung in Gehstorf

 Der Bau des Feuerwehrhauses stockte gewaltig, die Kasse war leer...... was tun. Der Ostmarkonkel konnte helfen, eine Bauernhochzeit wurde organisiert und die Einnahmen sprudelten zumindest so gut, dass der Bau fertiggestellt werden konnte. Von der Bauernhochzeit haben wir im Arbeitskreis ein Bild und an dieser Stelle ein Dank an Frau Rabl Christa, die mir dieses tolle Stück passend zu den Zeitungsartikeln geschickt hat.

Repro 251 Arbeitkreis Heimatforschung Bauernhochzeit in Gehstorf, der zweite von links ist der Ostmarkonkel Conrad Krämer selber.

 
Und so wurde es November in Kötzting 1948 und der Bau wurde endlich fertig

KU 11/48 interessant, dass bis dahin die Gehstorfer Gemeindekanzlei
offensichtlich im Kötztinger Rathaus integriert war, das war mir bisher
neu, nun eben im Feuerwehrhaus.














72 Teilnehmer beim Martiniritt 1948 in Miltach KU 11/1948


Auch ein Großunternehmen fängt einmal klein an......


Die Firma Aschenbrenner expandiert  KU 11/1948
Ein Marktführer für Viehselbsttränken und Stallgebäude ist am entstehen. Die Firma Aschenbrenner entwickelte sich aus kleinsten Anfängen aus einer Ansiedlung auf der grünen Wiese hier der link zu einem Beitrag aus dem Jahre 2013, der die Lage zeigt -  zu einem international tätigen Großunternehmen.


Und schon geht das Jahr zuende, es wird Dezember in Kötzting 1948
Das schon seit dem Frühjahr angekündigte Projekt "Amerikahaus" wird Wirklichkeit, eine Bücherei mit zunächst 600 englischsprachigen Büchern wird im Haus der Militärregierung eröffnet. 200 deutschsprachige sollen noch hinzukommen und die verschiedensten Zeitschriften stehen zur freien Verfügung.
Im Prinzip ist die Gründung einre Volkshochschule in Kötzting auch nur eine andere Seite der Förderungsmedaille durch die Amerikaner. Kultur nicht von oben sonder direkt aus der Mitte der Bevölkerung.


















 Während es heutzutage bei der Volkshochschule ein sehr breit gemischtes Angebot aus den verschiedensten, auch anwendungsbetonten, Bereichen gibt, lag der damalige Schwerpunkt vor allem in der Vermittlung von kulturellen Inhalten. So war es nicht verwunderlich, dass die weiter oben berichtete Kulturvereinigung als erstes Angebot und Vorbild galt.

 das Jahr 1948 endete für mich mit zwei kleinen Artikeln, deren Inhalte man vlt einmal genauer untersuchen könnte. Zum einen stellte der Ostmarkonkel einen Lamer/Grafenwiesener Volksliedersänger Aschenbrenner vor und in einer Kleinanzeige wird eine kleine Bilderausstellung beworben: Im Schaufenster der Fa. Kriege (=Schötz in der unteren Marktstraße) stellt ein Wettzeller Maler mit dem Namen M E Y E R Aquarelle mit Kötztinger Motiven aus. Ich habe von beiden Personen noch nie etwas gehört, was aber nicht viel zu sagen hat, weil diese Bereiche nicht zu meinen großen Interessen gehören, aber das wären Bereiche in denen vlt einer meiner Leser firm ist. Hinweise UND Mitarbeit  werden gerne entgegengenommen.
Repro 2072 einer Zeichnung resp. Aquarell von Josef Meier mit seinem Bruder aus Rothenbaum abstammend





Am Schluss nur noch ein Bild, das ich, so wie das eingangs Gezeigte vom Fackelzug, einfach nur toll finde:
Die Kötztinger Feuerwehr bei einer überregionalen  Feuerschutzwoche:
Repro  0692  Arbeitskreis Heimatforschung Kötzting
Feuerwehr 1948 Brandschutzwoche Tannenegg, Gruppe vor Feuerwehrauto von rechts:Huber Xaver, Januel Max, Rabl Heiner, Kerscher Josef, dahinter ?, Pfeffer(Achtler) Franz, Greß Georg, Mühlbauer Georg(Dimpfl Dagg), Holzer Josef,  ?, Pleier Franz(Trapper).


Das also war die Jahreschronik von 1948......1949 bringt vor Allem viele Neuerungen rund um unser Pfingstfest, das Volksfest, das Pfingstfestspiel, Eugen Hubrich und sein wieder enger werdender Kontakt zu Kötzting und,und,und aber das kommt erst zum Pfingstbeitrag 2019.

erster ;-) Nachtrag:
in einem Stapel privater Unterlagen, die immer wieder - ich kann nur immer wieder meine Leser  auffordern zuhause so ab und zu mal  nachzuschauen, was so alles auf dem Speicher oder in Schränken befindet - fand sich in dieser Woche tatsächlich ein Programmheft für Pfingsten 1948, ich wußte gar nicht dass es dieses gab:



Schuat man sich die Mannschaftsaufstellung aber an, so stehen da unter Anderem auch Dattler und Ludwig, es steht zu vermuten, dass der Pfingstbräutigam am Pfingstmontag nachmittag eher NICHT am Fussballspiel teilgenommen hat, sage ich mal....