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Montag, 25. Mai 2020

Pfingstritt 1947 und eine kleine Jahreschronik



Was war los in Kötzting im Jahre 1947

wie im Januarblog bereits angedeutet, möchte ich die "Jahresüberblicke" zeitlich etwas dichter abarbeiten, weil ich sonst - ich gehe halt nicht davon aus, dass ich 185 Jahre oder noch älter werde - die, auch für mich persönlich, interessanten Jahre zur Aufarbeitung nicht mehr erleben werde.
Gesundheit vorausgesetzt...werde ich nun mit einer zweiten Reihe der Jahreschroniken beginnen, also zukünftig weiter immer im Januarblog: "Kötzting vor 110 Jahren" und dann, je nachdem in welchen Monat unser Pfingstfest fällt, nun die Zusammenstellung: "Kötzting vor 70 Jahren".
Ich muss allerdings gestehen, dass ich nun bei der immer noch laufende Digitalisierung der Lokalausgaben in den 70ern angekommen bin und DIESER Zeitraum ist für mich wegen der eigenen , genaueren und eben persönlichen,  Erinnerung, noch viel interessanter.
Es kann also gut sein, dass ich zukünftig in den jeweiligen Herbst hinein mit einer ähnlichen Zusammenstellung, beginnend 1967, also "Kötzting vor 50 Jahren" starte.
Auch wenn die Digitalisierung einer Zeitungsdoppelseite relativ zügig abläuft - etwa 7-9 Sekunden - , so bleibt doch ausreichend Zeit dabei die Überschriften und wichtigsten Bilder zu überfliegen. Der Übergang der 60er auf die 70er Jahre in Kötzting war eine turbulente Aufbruchszeit, und vor allem viele, der sich nun aus dem beruflichen bzw. politischen Leben zurückziehenden, Kötztinger Personen standen damals am Beginn ihrer Laufbahn. Die meisten neuen Straßen, Neubaugebiete und zukunftsweisenden Projekte entstanden in dieser Zeit bzw. wurden auf die "Gleise" gesetzt. Auch eigene, ich nenn´s mal "Jugendsünden", Aktivitäten kann man dort bereits finden,  Also kommt Zeit kommt Rat bzw. eine neue "Blogreihe".

Aber nun zuerst einmal    1947

Auch wenn Pfingsten 1947 erst am Ende des Blogeintrags behandelt wird, hier quasi als Einstieg
ein Ausschnitt aus dem Brautzug und dem Einmarsch in die Turnhalle zur Pfingsthochzeit. man beachte: der leere Jahnplatz, das Volksfest wird erst in späteren Jahren eingeführt.


Die Quittung für die Anfertigung des Pfingstkranzls von 1947


Eine kleine Szene vom Brautzug 1947 als Einstiegsschmankerl



Der Filmausschnitt von 1947 stammt aus einem Film von dem Kötztinger Wensauer Gottfried, der Stadel im Hintergrund sollte noch ein Überbleibsel der 11. Panzerdivision sein und wurde dann - ebenfalls im Jahre 1947 - vom Markt unter der Bezeichnung "Autohalle" an die Brauerei Löwenbräu versteigert und verkauft. Für diesen Verkauf waren sogar Anfragen und Angebote aus Norddeutschland eingetroffen.
Die Bewirtung erfolgte - nach Rücksprache bei Haymo Richter - am alten Feuerwehrhaus


 Nun aber zuerst zum Jahresverlauf 1947:

 

Gut 2 Jahre nach dem Kriegsende und noch mitten im Versuch die Kriegsschäden und -folgen zu überwinden und mit den enormen Flüchtlingsströmen fertig zu werden, lag der Fokus der Behörden besonders auf dem Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen.
Stadtarchiv Bad Kötzting Neues Archiv 203/2  Hooverspeisung
Schon im Herbst zuvor hatten die einzelnen Bürgermeister die Aufgabe die Situation zu analysieren und die Kenndaten nach oben - hier an die Regierung (noch von Niederbayern und der Oberpfalz gemeinsam) weiter zureichen. Wie in der kleinen Tabelle von Ende August 1946  zu ersehen bestand die Bevölkerung Kötztings zu ziemlich genau 33% aus "ortsfremden" Personen, also Kriegsflüchtlingen bzw. Vertriebenen. Bei den Kindern und Jugendlichen lag der Prozentsatz immer noch bei 27 %.

All diese Kinder und Jugendlichen wurden verpflegt, zu einem Tagessatz von 25 Pfennigen, allerdings mussten nur Eltern, die sich diese Kosten wirklich leisten konnten zur Zahlung herangezogen. Für die Durchführung der Schulspeisung wurde extra Küchenpersonal eingestellt und diese Frauen rechneten dann auch wochenweise ihre ausgegebenen Speisemengen ab.

Stadtarchiv Bad Kötzting Neues Archiv 203/2  Hooverspeisung

Die Abrechnung vom Anfang Juni 1947 ergab bei 780 ausgegebenen Schulspeisen noch eine Zahl von 120 Kindern, deren Eltern unterstützt werden mussten.
Stadtarchiv Bad Kötzting Neues Archiv 203/2  Hooverspeisung
Bei der Versorgung der Kinder wurden der Einfachheit halber manchmal auch die ortsansässigen Firmen - größere Lieferungen an Lebensmitteln wurden zentral von Regensburg aus geregelt - berücksichtigt. Hier eine Rechnung der Bäckerei Schmitz - gelegen direkt neben der Metzgerei Oberberger an der Regenbrücke


Stadtarchiv Bad Kötzting Neues Archiv 203/2  Hooverspeisung
Wie aus dem amtlichen Schreiben hervorgeht, ist die "Hooverspeisung" ab Mai 1947 bereits der Nachfolger einer vorherigen Regelung.


Neben der Nahrungssituation der Kinder und Jugendlichen hatte die Regierung auch die "moralische" Situation der Heranwachsenden im Auge und bereits kurz nach dem Kriegsende gab es unter der Rubrik JUGENDSCHUTZ die Aufforderung an die Bürgermeister die Situation im Auge zu behalten und in Hinblick auf mehrere Detailfragen monatlich - später vierteljährlich - an das Landratsamt und folglich auch an die Militärregierung zu berichten.

Hier zuerst die Festlegung einer Jugendsperrstunde vom Februar 1946
Stadtarchiv Bad Kötzting Neues Archiv 430/2 Jugendschutz
Stadtarchiv Bad Kötzting Neues Archiv 430/2 Jugendschutz


Auch in der Liste der Kötztinger Jugendlichen - interessant, dass man 1947 noch mit 25 Jahren als solcher angesehen wurde - fällt der weiterhin sehr große Anteil der "Zugewanderten" auf. Gleichzeitig sieht man, dass der Zustrom an "neuen" Flüchtlingen versiegt ist, es kamen zumindest im Zeitraum von Oktober bis Dezember 1947 keine neuen Personen dieser Altersgruppe hinzu.
Als Träger der Jugendarbeit kamen in Kötzting vier Vereine in Betracht: die Kolpingsfamilie, der Burschen- und Wandererverein (!) (als Mitglied in solchem kann ich mir ein Ausrufezeichen an dieser Stelle nicht verkneifen) und dann noch der Fußball- und Turnverein.

Dies ist die nüchterne Darstellung durch die Marktverwaltung Kötztings in Form einer Tabelle, gleichzeitig bedeutet diese "Aufsichtsaufforderung " der Behörde aber auch, dass die Jugendlichen in Kötzting unter Beobachtung standen - und es gibt entsprechende Berichte der Landpolizeistation über Razzien speziell in den Notunterkünften der Vertriebenen:

Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2906 Sittenpolizei: ein Akt beginnend im Jahre 1881 und endend 1951, enthält 1881 einem interessanten Hinweis auf einen Christoph Gruber, Heiglchrist genannt, der bei einer Razzia auf dem Kreuzberg in der Kollerhütte angetroffen worden war. Diese Kollerhütte wurde dann auf amtlichen Befehl hin abgerissen. Dieser Heiglchrist dürfte mit einem der Kinder unseres Heigl Michael mit seiner ersten geliebten Gruber identisch sein.
Vom Februar 1948 meldete die Landpolizeistation Kötzting:
5.2.1948 0,30 Uhr: Kontrolle der Schlafgelegenheiten in der Unterkunftsbaracke des bayerischen Roten Kreuzes am Bahnhof in Kötzting: 15 Personen in buntem Durcheinander von Männern, Frauen, Burschen, Mädchen und Kindern liegen dicht aneinander gereiht auf amerikanischen Feldbetten . Bei meinem Eintritt lag ein Paar unter einer Decke im Beischlaf vereint und trennten sich erst nach meinem längeren Aufenthalte. Diese einem Bordell ähnliche Unterkunft dürfte nicht dem Sinne des bayerischen Roten Kreuzes entsprechen.

Im nächsten Schreiben aus diesem Akt  ging´s dann um ein delikateres Detail: Überschrift:

Anwendung von Frauendouchen gegen Empfängnis und Geschlechtskrankeiten verboten

und, auch das gehört zur Situation der Nachkriegszeit in unserem Gebiet,

6 Prostitierte in Lam in Verbindung mit den amerikanischen Soldaten, Deutsche, Belgier und Norweger

Am Ende dieses ernsten Themas hier noch eine Kuriosität, die sich auch in diesem Akt befindet, allerdings aus dem Jahre 1888:
Die Landshuter Zeitung 279 des Jahres 1888 berichtete über die Miltacher Wirtshausbesucher:
Überschrift Miltach 1.Dezember:  Waldler nachtigallen unsittliche Gesänge und Vorträge!

Dieser Zeitungsbericht hatte zur Folge, dass die Kötztinger Gendarmen aufgefordert worden waren einen Bericht darüber zu erstellen. Die Landshuter Zeitung ist noch nicht digital zur Verfügung gestellt, es wird also im kommenden Winter eine meiner Archivsuchen werden, diesen Artikel in München zu finden um herauszufinden welch Gesangeskünstler vor 140 Jahren in Miltach "auftraten"



Mangelverwaltung war also in Kötzting angesagt und das zivile Leben in Kötzting und die Unterhaltungsveranstaltungen waren noch ganz dünn gesät. Selbst das Bier war ja noch, von Amts wegen, als "Dünnbier" verdünnt worden.
Wenn ich mich an ein Gespräch mit meinen Vaters über das Pfingstfest 1948, als er Begleiter beim Dattler Buberl war, richtig erinnere, so gab es erst 1948 wieder reguläres - unverdünntes - Bier an Pfingsten.
Was gab es also noch zu berichten aus dem Nachkriegsjahr 1947?

Die Kötztinger Zeitungen gab es noch nicht, die "Kötztinger Zeitung" erhielt ihre Lizenz erst spät im Jahre 1949. Die "Mittelbayerische Zeitung" startete zwar bereits 1946, aber in der Regensburger Ausgabe tauchte Kötzting natürlich nur am Rande auch. Aber ab Oktober 1947 gab es eine sogenannte Aufgabe "M" der MZ, die sich mit dem Bayerischen Wald beschäftigte und dann bereits 1948 haben wir eine Kötztinger Lokalausgabe.
Aus dem Jahre 1947 haben wir also nur wenige Berichte vom Tagesgeschehen:
Leider war das Zeitungspapier im Jahre 1947 tageweise von so schlechter Qualität, dass der Druck teilweise verschwommen herüberkommt.
"Mittelbayerische Zeitung Ausgabe M vom 21. Oktober 1947" sehr aufschlussreich sind die nackten Zahlen über Schulen, Lehrer, Schüler und die Nahrungsmittelsituation. Beschämend, wenn auch menschlich verständlich, ist das Verhalten der Waldbesitzer, die ihre Ware Holz, zurückhalten und so zur allgemeinen Brennholzknappheit beitragen.



"Mittelbayerische Zeitung Ausgabe M vom Oktober 1947: Bericht über die - nachgeholte - 100 Jahrfeier des Burschen und Wanderervereins Kötzting, der ausdrücklich als ein wichtiger Baustein der Jugendfürsorge benannt wurde. 

Die Burschen feierten beim "Wieser Girgl" also im Hause das Vorsitzenden Heinrich Wieser, dem Vater unseres heutigen Stadtrates und Landwirtes Heinrich Wieser aus Riedersfurth. Interessant ist auch noch, dass Pater Augustin, hier als geistlicher Beistand des BWVs genannt wurde. Soweit ich weiß ist Pater Augustin aber nie als Offiziator beim Pfingstritt dabeigewesen, er war unter anderem aber die maßgeblich treibende und gestaltende Kraft in Kötzting beim Aufbau der St. Georgs Pfadfinderschaft.

Wie schwierig die Bedingungen im Landkreis Kötzting noch waren und gleichzeitig wie realistisch die Behörden damit umgingen zeigt eine Entscheidung des Landrates aus dem Herbst 1947:
Wenn die Menschen nicht - aus den verschiedensten Gründen - ins Amt kommen können dann kommt halt das Amt zu den Menschen. Eine frühe Form des Bürgerbüros bzw. der durchs Internet vernetzen Behörden, die heutzutage den Bürgern auch unnötige Fahrerei ersparen sollen.

"Mittelbayerische Zeitung Ausgabe M vom Oktober 1947
nach Genehmigung durch die Militärregierung fand dieses Jugendfest der weiblichen katholischen Jugend in Schönbuchen statt.

Es gab nur zwei gesellige Zusammenkünfte, die im Herbst 1947 Erwähnung in der Zeitung fanden. Ein Heimatabend des Kötztinger Trachtenvereins, in dem von einem "Lichtpunkt in der lichtlosen Gelichförmigkeit unserer Tage" geschrieben wurde.

"Mittelbayerische Zeitung Ausgabe M vom Oktober 1947, noch laufen die Berichte über Kötzting in einer eigenen Rubrik inmitten der kleinen Nachrichten aus dem Bayerischen Wald bzw. vom östlichen Grenzgebiet rund um Cham herum.

"Mittelbayerische Zeitung Ausgabe M vom Dezember 1947
2 Jahre Gefängnis für 10 kg Butter und 47 Stück Kernseife. Die damalige Justiz war alles andere als eine "Kuschelgerichtsbarkeit". Der ehemalige Leiter des Kötztinger Ernährungsamts saß für die oben angegebenen Mengen an Butter und Kernseife auf der Anklagebank. Die Tat geschah in der direkten Nachkriegszeit und brachte diesem Mann, auch weil er dafür Belege fälschte und Einfluss auf Zeugen genommen hatte, 2(!)  Jahre Gefängnis ein.

























Im Laufe des Jahres 1947 kam es auch zu den ersten Vereins-Wieder- Gründungen. Im Dezember war es der MGOV, der Männer Gesangs- und Orchesterverein Kötztings, der wieder aus der Taufe gehoben wurde, ein Verein, der in Kötzting auf eine sehr lange Tradition zurückblicken konnte.
"Mittelbayerische Zeitung Ausgabe M vom Dezember 1947



Wie aus den einleitenden Zeilen zu ersehen ist, setzen die Zeitungsnachrichten über Kötzting langsam im Herbst 1947 ein und damit kennen wir keinen zeitgenössischen Bericht vom Pfingstfest 1947, es bleibt also nur der Blick ins Stadtarchiv und selbst dort sind es nur ganz wenige Blätter, die uns aus dieser Zeit überliefert sind.

Pfingsten 1947

Stadtarchiv Kötzting Neues Archiv 320/947

Das offizielle Einladungsschreiben an die Markträte Kötztings, unterschrieben vom damaligen - von der Militärregierung wieder eingesetzten Bürgermeister Schödlbauer - siehe auch den Bericht vor einigen Jahren: Überraschungsfund im Bauschutt des Kötztinger Amgtsgerichtsgebäudes.
Mit Ausnahme des erst 1948 eingeführten Volksfestes im Rahmen einer programmbeladenen Festwoche, haben wir also bereits alle wichtigen Elemente des Pfingstfestes versammelt.

Das Pfingstbrautpaar das Jahres 1947. Feichtner Ludwig und seine Braut Ehemann Hilde, nun verheiratete Dreier, links der Brautführer Dattler Hans(Buberl) wird der Bräutigam des nächsten Jahres, rechts der Brautführer Rabl Franz

Im Archiv befinden sich noch zwei kleine Abrechnungen: der Zuschuss für den Pfingstbräutigam und die Ausgaben für das Pfingstkränzchen, erstellt von den Mallersdorfer Schwestern im Josefsheim in Kötzting




Das ist eigentlich Alles, was wir aus dem Jahre 1947 haben ABER, es gibt noch ein Schmankerl und das hängt eng mit der Pfingstbraut zusammen. Der Bruder der Pfingstbraut, Herr Siegfried Ehemann, war damals bereits ein Photograph und Filmer und hat - auch wenn er für seinen Film ältere Teile von Filmen des Lehrers Bock und eigene Filmausschnitte über Pfingsten aus späteren Jahren - zwei schwarz/weiß Filme über Pfingsten in Kötzting zusammengestellt. In diesem Film sind in einigen Ausschnitten auch die Hauptpersonen von 1947 zu sehen.

Als "Zuckerl" für den Bericht über 1947 hier eine Szene aus dem Pfingstfilm von Siegfried Ehemann aus der Konservenfabrik, der die Freude und den Spaß der jungen Leute in Kötzting aus dem Jahre 1947/1948 zeigen kann.

Der Film als ein kleiner YouTube Schnipsel über eine fröhliche Runde vom Besuch des Pfingstbräutigams und seiner Begleiter von 1948 nach dem "Dritten Brautzug" beim Spitzi, also im Amberger Hof. Der große Unterschied zu 1947 war auch, dass es endlich wieder Normalbier gab, im Gegensatz zum Dünnbier von 1947.
Vielleicht ist mir ein Hinweis gestattet >>>>> man beachte die Form und Figur der REITpferde. ;-)))
Ich kenne aus diesem Film natürlich meinen Vater und den Dattler Buberl, ich wäre durchaus auch noch daran interessiert zu erfahren, wer die anderen "Partyteilnehmer" gewesen waren.










Sonntag, 19. April 2020

Photoreportage über einen Kötztinger Kurzfilm

Ist die Hausfrau aus dem Haus

Ich habe weder über Zeitzeugen, noch über irgendeinen Andeutung einer Veröffentlichung den genauen Zeitpunkt der Premiere des kurzen Stummfilms von Siegfried Ehemann in Erfahrung bringen können. Wenn man alle Umstände berücksichtigt, dann kann man den Zeitraum auf 1949 oder 1950 eingrenzen.
Da mein Vater bei diesem Film als einer der Freunde des Mieters mitgespielt hat, und ich eine Reihe von Bildern von seiner Rolle als Brautbegleiter 1948 (Beim Dattler Buberl) habe, auf denen er noch etwas jünger als auf den Filmbilder aussieht, bin ich mir recht sicher. Ich persönlich schätze den Drehtermin auf den Winter 1949/1950. 1951 war mein Vater - als Pfingstbräutigam -  dann bereits etwas fülliger im Gesicht und  1948 oder 49 hatte er eine Kropfoperation, die ihn ziemlich abmagern ließ.
Hinzukommt noch: Siegfried Ehemann war zwar bereits seit vielen Jahren als Fotograf und Kameramann unterwegs, trotzdem kann man anhand seinen - auf uns überkommenen - Aufnahmen einen eindeutigen Höhepunkt im Jahre 1950 erkennen. Mit Filmen und Bildern, sowohl im Kleinbild als auch in Mittelformat, mit SW und Farbfilmen, mit alle diesen Geräten und Materialien hat er experimentiert und, wie oben erwähnt, die Häufung im Jahre 1950 ist auffallend.

1951 war er ja selber Brautbegleiter bei meinem Vater und hat daher weniger Zeit gehabt, selber zu fotografieren.
Bei alle den Aufführungen dieses Kurzfilms, bekam immer Huber Xaver die größten Lacher bei seinen Auftritten als Hauswirt mit langer Unterhose und Schlafmütze.
Huber Xare in einer Paraderolle





S(iegfried) E(hemann) KÖ(tzting)
Film zeigt:
   
Doch einfach mal der Reihe nach:
Siegfried Ehemann entwickelte zusammen mit seinen Freunden einen Plot zu einem kleinen
Slapstick Kurzfilm mit dem Titel: "Ist die Hausfrau aus dem Haus"

Der tragiche Ablauf des Geschehens


Durchaus mit Stil, wurde zur Premiere ein kleines geheftetes Büchlein angefertigt, von denen sicherlich noch ein paar in den Kötztinger Haushalten aufbewahrt werden.


Das Premierenheft, mit leichten Auflösungserscheinungen


Wenn er wenigstens ein Datum hinzugefügt hätte, hätte er mir viel
vergebliche Sucharbeit erspart.
So nimmt das Drama seinen Anfang

 Die Darsteller:







 So, nun überlegt der Strohwitwer, was man machen könne......


heutzutage über "Whatsapp" wärs einfacher, damals musste man noch
beim Telefonieren kurbeln.

Friedlich, schiedlich wird es langsam Abend




man trinkt, raucht und wird müde, mit Trickaufnahmen, wie eine "rückwärts"
gerauchte Zigarette oder ein Glas, dass sich andauern erneut von alleine füllt.

 und dann wollen sie unbedingt noch Kaffee trinken...




 Der Schluss wird natürlich nicht im Programmheft verraten, ich habe ihn aber digital:
Zuerst aber noch ein paar Aufnahmen, die Siegfried Ehemann während der Dreharbeiten und wohl zur Auswahl für das Programmheft geschossen hat.
hier noch einmal Klaus Rümmelein

Mein Vater, den ich hier auf ca. 21- 22 Jahre schätze, was den Zeitpunkt der Filmaufnahmen auf 1949-1950
eingrenzt.

Hier sind noch alle gesittet

Mein Vater ohne Zigarette eigentlich unvorstellbar.

 Es geht hoch her:



 Danach brauchten Alle einen Kaffee, Kuchen und natürlich wollten sie dann noch abspülen...


Das hätten sie mal besser nicht gemacht...

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Dreger Karl musste dann den Unglücksraben spielen.





 In der Videosequenz kann man das tragische Ende des lustigen Strohwitwerabends sehen

Für den Film hat sich auch eine separate Tonspur für eine Begleitungsmusik gefunden, die wir aber noch nicht  - es fehlt ein Abspielgerät, aber möglicherweise kann uns die Uni Regensburg helfen - digitalisieren konnte.
Bei einer der letzten öffentlichen Aufführungen fand sich ein Pianospieler aus Lam, der den Film virtuos begleitete.

So, das wars wieder für heute.... bis morgen in alter Frische





Hier noch der genaue Ablaufplan des Abends

Und eine Vorschau auf weiter Filmvorhaben




Dienstag, 31. März 2020

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage 3-2 Digitalisierung


Eine Wundertüte in Zeiten des Home-office


Sicherlich erinnern sich die Älteren unter uns noch an die sogenannten Wundertüten, die es in den, damals noch sehr kleinen, Lebensmittelläden für kleines Geld zu kaufen gab.
Sie hießen Wundertüten, weil es für uns Kinder immer einem kleinen Wunder glich, was da - neben dem farbigen Puffreis - so alles an Kleinigkeiten drin war.
Ähnlich geht es mir derzeit mit einer Abgabe von Kleinbildnegativen, die nur auf dem Deckel nummeriert, ihr Geheimnis noch nicht verraten haben. Ich kenne den Photographen, Siegfried Ehemann, dem wir den ersten langen Pfingstrittfilm, Stummfilme und eine Vielzahl an Dias und Bildern verdanken.
Von Wack und Michael Traurig haben wir vor wenigen Wochen eine Schachtel mit ungefähr 50 Filmdosen erhalten und die gilt es nun zu erschließen. Da die Filme sehr lange sehr stark gerollt waren, besitzen sie eine enorme Eigenspannung und daher habe ich mir eine spezielle Apparatur gebaut.

Man benötigt ein kleines Leuchtpult - angeschlossen an den USB Port am PC

Mit Panzertape als Scharnier und mit Panzertape als Führungsschiene liegt eine
Glasplatte auf dem Leuchtpult

Testweise wurde die Brennweite des Smartphones (in dem Falle wegen der neuen und verbesserten Kamera ein Iphone XI) ermittelt und danach auf Basis dieses Wertes eine stabile, wackelfreie Konstruktion gebaut. In den Ausschnitt passt exakt die Kamera und das Loch lässt die Optik frei.


In die "Führungsschiene" aus Panzertape - gleichzeitig eine Abdeckung gegen Streulicht-
kann nun der Negativstreifen geschoben werden und das Gewicht der Glasplatte hebt die
Eigenspannung des Negativstreifens auf. Zusätzlich kann man manuel noch Druck
ausüben, um wirklich Glas und Film plan zu halten, wenn nötig.
So schaut das Negativ dann durch die Optiköffnung

Es ist möglich die Anzeige eines Smartphones gleich auf "Negativ" umzustellen, so dass
das Bild sofort auf dem Bildschirm beurteilt werden kann und dann muss nur
noch der Auslöseknopf gedrückt werden. Aufgenommen wird das Bild
allerdings als Negativ, umgeschaltet wurde nur die Anzeige.


Anschließend, nachdem die ganze Filmdose auf diese Weise digitalisiert ist, gehts mit dem Smartphone an den PC, um die ganzen Bilder - noch sind sie ja in Negativform - auf die Festplatte zu sichern.
Dann müssen aus den Negativen Positivbilder hergestellt werden und dass kann man mit dem ganzen Bilderstapel auf einmal machen.  

Nun hat man also Bilder, die nur noch gedreht und beschnitten werden müssen.
Dann kommt der schwierigere Teil:
Was ist drauf - wer ist drauf - wann ist das Bild aufgenommen worden - wo ist die Situation?
Also die sogenannten META-Daten.
Bei den Negativen (ca. 25.000 ) von Frau Serwuschok ist dies viel einfacher, weil es zu den meisten Bildern kleine Zettelchen mit dem Datum des jeweiligen Zeitungsberichtes gibt, die dann diese Fragen automatisch beantworten.
Bei einem Privat- oder Hobbyphotographen, der seine Bilder nicht beschriftet hat ist dies schwieriger zu beantworten.
Nun manches erkennt man sofort, manches kann man erfragen, weil die Situation einen Hinweis ergibt, manches kann man per Suchanfrage hier im Netz lösen und manches bleibt für immer im Dunkeln.
Hier bei dem Film Nummer 28 von Siegfried Ehemann, den ich heute aufgenommen habe, gibt es für alle vier Optionen Beispiele:

Wer; Mitglieder der Familie Gress am Wehr hinter der Hammermühle im Hintergund der Waschplatz
Hier kann ich Frau Kretschmer fragen, deren Brüder darunter sind.

hire sind wir hinter der Hammermühle

Gress Schorsch, Gress Marianne (Kretschmer) Gress Max

Und schon gehts los mit den Fragen: Wer war dieser Lehrer?

Was war das für eine Schulklasse und vieleicht kennt jemand sogar noch die Kinder?

Sollte - könnte - müsste die Rieder Linde sein, oder?

Wieder die Schulklasse

Das war wohl das Ausflugsziel, lt Richter Haymo ist das am Forsthaus Hohenbogen

Ist das überhaupt in unserer Gegend, und wenn nicht, dann war es auch nicht
die Rieder Linde, würde ich sagen.
Lt Richter Haymo im bereich Fußballplatz Thenried

die Klasse hatte wenigstens Spaß im Hochsommer

Die Bearbeitung - vom Digitalisieren bis zur Ablage dieses einen Films dauerte ungefähr 1 1/2 Stunden.
Nun müssen die Bilddateien noch in das Archivprogramm eingepflegt werden und zusätzlich kommen nun die oben angesprochenen "Metadaten" hinzu. Gibt es Erkenntnisse zu den Inhalten, wie es durch diesen Blog manchmal erreicht werden kann, so kann die Bildinformation jederzeit ergänzt werden.
Und nun kommt die nächste Wundertüte aka Filmdose dran, mal schauen was dort drinnen ist....

Tatsächlich Überraschungen, weil Bilder aus dem Dritten Reich eine große Seltenheit darstellen:

hier haben wir wohl einen Ausflug der Kötztinger HJ oder Jungschar, irgendwo am Regen. Kennt jemand diese Stelle?

Im Hintergrund würde heutzutage das Autohaus Mühlbauer stehen und links in der Ecke gerade die
Metallfabrik Aschenbrenner abgerissen. Rechts geht's zum Waldschmidthaus.
Fünf schmucke Herren mit Blumenschmuck.....Pfingsten kann es nicht sein, dazu ist die Natur noch viel zu weit zurück.
Es ist eher Februar /März
Es wäre schön, wenn wir die Namen der Männer herausbekommen können, und da gibt es im Hintergrund ein kleines Netzwerk, bei dem ich nachfragen kann. Viel wichtiger für mich ist hier der überraschende Hintergrund