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Mittwoch, 19. Mai 2021

Kötztinger Häuserchronik alte Hausnummer 22 beim Dimpfl


 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.


alte Hausnummer 22 beim Dimpfl

Ausschnitt aus Bayernatlas. de 

Mit diesem Marktlehen, genauer gesagt einem 3/4-Marktlehen, komme ich nun zu einem Haus, welches mir in vielen Bürger- und Steuerlisten  ein Bezugspunkt gewesen war und mir die Zuordnung der Nachbarshäuser nicht nur manchmal erleichtert, sondern es häufig erst durch diesen "Anker" in der Liste überhaupt möglich gewesen war, Besitzer sicher zu benennen.

Gemiz Weber


HStA München KL Rott 111 von 1462

In diesem Giltverzeichnis des Klosters Rott finden wir im Jahre 1462 auf dem 3/4 Lehen einen Geiniz Weber. Nachdem sich der Schreiber in seiner Frakturschrift den "i"-Punkt durchgehend geschenkt hat, kann das Wort von Geiniz über Gemiz bis Geimz alles bedeuten.

Während der Besitzer des 3/4-Lehens bisher immer als Beleg für die Richtigkeit der benachbarten Anwesen (Schmiede) herhalten musste, sehe ich nun in der Kombination des Namens "Weber" und einer benachbarten Schmiede einen Hinweis auf einen weiteren Lebensnachweis geben.
In den Musterungslisten des 16. Jahrhunderts taucht jeweils auch der Name Weber auf und das benachbarte Haus ist zumeist auch eine Schmiede.

"Item Weber in der Gassen         Hellepartten"
HStA München Staatsverwaltung 2372

"Item Weber      Hellepartten
Item Hans Schmidt..
."
HStA München Staatsverwaltung 2372



"Dy alt Weberin in dr Gassen      Hellenpartten"
HStA München Staatsverwaltung 2378 ca. 1515


Aus dem Zeitraum vom Anfang des 16. Jahrhundert bis gegen Ende desselben haben wir keinerlei Namenslisten. Erst aus dem Jahre 1584 ist wieder eine überliefert und dort finden wir in der bekannten Reihung als Besitzer des 3/4-Lehens 

Georg Weiß


HStA München KL Rott 12 von 1584
Daniel Schmidt und Georg Weiß vom 3/4 Lehen


Ausgehend von dieser Zuordnung, ist es nun möglich in den vorhandenen Dokumenten nach einem Bürger Georg Weiß zu suchen.
Zum ersten Male finden wir einen Bürger mit diesem Namen im Jahre 1574, als er in einer Urkunde als Zeuge auftritt. (HStA München GU Urkunden 264) und erneut im Jahre 1586, als er mit 27 Gulden Schulden (als Bürger und Metzger) bei der Pfarrkirche Kötzting aufgelistet ist. 
Weiter finden wir unseren "Bürger und Metzger" bei einigen Gerichtsverhandlungen als Angeklagten jeweils nach einer Rauferei.
Kurbayern Hofkammer Ämterrechnung RMA Straubing R 2536 Pfleggerichtsrechnung von 1590
"Geörg Weißß Mezger zu Közting, Christoph Poxhorn zu Haffenperg, auch Georg Vischer zu Grädis ledigs stands haben bey obgemelten wißmatl ein widerwillen mitainander angefangen, darüber zureissen und schlagen khomen, auch der Weißß in den Kopf verwundt worden, sein wider miteinander verglichen, zu guetten freundten gesprochen, auch aller unwillen zugleich aufgehebt, derwgen Jeder gestrafft per 1 Schilling 18 Regensburger Pfennig thuet 1 Gulden 5 Kreuzer"

Rentkastenamt 2474 von 1587
"Hans Pain und Georg Weiß beede Bürger zu Közting, auch Hans des Schöpfen zu Geestorff Sun (Sohn) haben vor dem Danzpoden Im Markht ain Rumorn und schlagen miteinander angefangen, darunter des Schöpfen Sun im Kopf verwundt worden, gleichwol den Schaden guetwillig fallen lassen. Auch Pain und Weiss die Obrigkeit angenommen. Derowegen Inbedenkhung Irer Armuth gestrafft per 2 Schilling 24 Pfennige."

Sebastian Haugenhofer und Anna


Der nächste Besitzerwechsel kann ebenfalls nicht genau festgestellt werden. Im Jahre 1610 jedenfalls ist ein Sebastian Haugenhofer im Salbuch auf dem 3/4 Lehen verzeichnet, der allerdings bereits seit 1583 auch als Kötztinger Bürger in diversen Dokumenten auftaucht.. Da er im Jahre 1593 in den Kirchenrechnungen mit einer "Grundschuld" von 1593 Gulden neu gelistet ist, KÖNNTE der Übergang von Weiß auf Haugenhofer zu diesem Zeitpunkt stattgefunden haben. 
Vor vielen Jahren habe ich in Landshut mitten in einem Schriftsatz über das Siegelrecht des Klosters Rott einen Briefprotokollband des Kötztinger Vogtgerichts gefunden, der um das Jahr 1590 einsetzt und fast bis heran an den 30jährigen Krieg reicht. Der Schreiber macht es uns "Nachgeborenen" mit seiner speziellen, flüchtigen Handschrift nicht leicht, aber das Buch enthält viele Details, die vor Allem für Weißenregen und Hafenberg interessant sein könnten.
Hier in einer Quittung finden wir einen regelrechten Familienbogen, in dem Haugenhofer miterwähnt wird.
Regierung Straubing A 4392 Vogtgericht ab 1590 Weißenregen

"Quittung
hiervon ist alles Sigl und Schreibgellt bezallt

Wolff Präntl zu Közting, Walburga Mathesen Maister zu Gerastorf eheliche Hausfrau, Sebastian haugenhover auch Burger zu ermelten Khözting anstatt dessen Hausfrauen seelig Anna und dero 3 hinderlassenen Döchter nahmens Susanna, Margaretha und Barbara, me(h)r Margareth weilland Michäeln Müllpauers von   @ (Sonderzeichen bedeutet etc,, damit vermutlich ebenfalls aus Kötzting)
nachgelassener Wittib auf Anweisung Hansen Zistlspergers allda alls Brincibaln (Principal hier ebenfalls als Vormund anzusehen, weil Frauen damals als nichts geschäftsfähig galten und einen Mann als Beistand benötigten um Rechtsgeschäfte abzuschließen), quittieren ihrem freundtlich Lieben bruedern und Schwagern Hannsen Präntl zu Zöttisch Ires von Ime empfangenen Vätter: und Muetterlichen Erbtheills. Was sich dann Crafft vorhennder Auftheillung an Rechnung befunden auch für all andere Versprich und Vorderungen hierüber nichts beßonders noch ausgenommen
Actum den 9. Martii Suntags Oculi under Vassten Anno 1597
 
Rentkastenamt Straubing R 2477 Kastenamtsrechnung von 1600
"Sebastian Haugenhofer Maurer zu Khözting von der Khuchen Im fürstlichen Schloss außzuweisen geben 9 Kreuzer

Der angenommene Besitzwechsel um das Jahr 1583 herum wird auch möglicherweise dadurch bestätigt, dass wir einen "Metzger und Inwohner - also ohne Hausbesitz - Georg Weiß" im Jahre 1601 finden, der "3 Tag und Nacht mit "Wasser und Prot im Fenkhnus" abgestraft wurde, weil er "des jungen Hans Vischers daselbst Weib ain ruessige Huerrn geschmecht" hatte. 
Sebastian Haugenhofer wird im Jahre 1610 in der Kastenamtsrechnung als Bürger und Ziegler bezeichnet, er verwaltete also - bzw. pachtete diese - die märktische Ziegelei. 1610 wird er mit einer Lieferung von 200 Ziegeln und 20 Pflastersteinen aufgeführt.
Im Jahre 1619 taucht Sebastian mit einer Strafe von gut einem Pfund Regensburger Pfennigen auf. Verurteilt wurde er wegen Beleidigung.
Rentkastenamt Straubing R 2334 Pfleggerichtsrechnung von 1619
"Iniuri: Sebastian Haugenhoffer, burger zu Khözting, ist umb er Hannsen Laubmayr zu Rabmßriedt, vor Gericht, alda sye ohne daß mit Iniuri hänndl vorgestandten, offentlich in Verhörstuben, redto einen Dieb verscholten, gestrafft per 1 Gulden 12 Kreuzer."

Sebastian Haugenhofer war also bereits als ein Mauerer und ein Ziegler in den Dokumenten. Nun taucht er in den Bräurechnungen auch noch als Branntweinbrenner auf. Das Glegerwasser, also ein Heferückstand bei der Bierbrauerei, diente damals unter anderem auch zum Branntweinbrennen. 23 Gulden zahlte Sebastian im Jahr 1612 für 39 Viertl  (ungefähr 24 Liter nach heutigem Maß) an "Gleger und Gerben".
In den Kötztinger Kirchenrechnungen steht er mehrmals mit einem sogenannten "Aufsteckgeld" bzw. für eine Opferkerze für Sebastians verstorbene Hausfrau. Dies könnte sowohl seine erste Frau Anna sein, aber vermutlich hatte er sich nach deren Tod erneut verheiratet und für diese Frau entrichtet er für eine Opferkerze 1 Gulden 30 Kreuzer im Jahre 1621.
Den letzten Eintrag eines Haugenhofer - allerdings mit dem Vornamen Johann - finde ich im Jahre 1635. Hier lässt er sich er als Bürge für einen Wolf Hüttinger aufstellen. Das Besondere dabei ist, dass 14 Jahre zuvor, also 1621, Sebastian Haugenhofer für denselben Schuldner bürgte.
Es hat den Anschein, als ob Sebastian 1635, bei der Neubeurkundung des Schuldbriefes, bereits verstorben war und - möglicherweise - sein Sohn in seine Stelle trat.
Unabhängig davon aber ist es wie bei vielen anderen  Häusern in Kötzting,  der November 1633 stellt mit dem Schwedeneinfall eine Zäsur dar, welche neben den Häusern selber auch die Bevölkerungsstruktur Kötztings vollkommen zerstörte.
Es ist nicht nachvollziehbar, wann und weshalb manche Hausbesitzer nach 1634 auf einzelnen Anwesen auftauchten.

Wolf Khürzl


Vom Jahre 1638 gibt es eine Kötztinger Bürgerliste, die auf dem 3/4 Lehen - neben der Schmiede - einen Braumeister Wolf Khürzl ausweist. Dies ist aber auch schon alles, was wir von ihm kennen.
Mit einer Ausnahme, bei der Heirat wird die Braut kurz angeführt als eine "Witwe des Braumeisters".
Es spricht also einiges dafür, dass Leonhard Mez die Witwe des Vorbesitzers Wolf Khürzl geheiratet hat.

Leonhard Mez


PfA Kötzting Matrikel Band 1 Seite 160
Am 13.1.1642 heiratete der Kötztinger Bürger Leonhard Mez Barbara, die Witwe des alten Braumeisters aus Kötzting.

Drei Jahre später verstirbt Barbara und der Witwer heiratet - in Kötzting ist es nur über die nachfolgenden Geburtseinträge nachzuweisen - eine Dorothea.

Das Paar bekam mehrere Kinder, im "Status animarum", der Seelenbeschreibung der Pfarrei Kötzting  von 1656 - die Jahreszahl ist über das Alter der Kinder verifizierbar - sind aber nur Leonhard und drei Kinder aufgeführt. 

PfA Kötzting Matrikel Band 1
Nachdem die Ehefrau, Dorothea Mez, in den folgenden Jahrzehnten laufend in den Akten zu finden ist, ist mir nicht klar, warum sie im "Status animarum" nicht aufgeführt ist. 

Im Jahre 1646 ist Leonhard Mez als Bürge bei einer Schuldverschreibung aufgeführt und erst 1650 findet er sich in den Kötztinger Marktrechnungen mit einer Zahlung von 7 1/2 Gulden für das Kötztinger Bürgerrecht. Ich vermute, dass diese Zahlungen erst nach den Wirren des 30jährigen Krieges kontrolliert und dann eben nachgeholt wurden.
Ebenfalls in diesem Jahr bezahlt Leonhard Mez an die Pfarrei Kötzting 30 Kreuzer für einen "Mannstuhl", also einem für ihn persönlich reservierten Platz in der Kirche.
Aus diesem Zeitraum haben wir auch eine Grundbeschreibung des Propstrichters Adam Türrigl, die uns bisher bereits bei vielen Anwesen geholfen hat.

"Khözting


Leonhardt Mez Fleischhagger hat ain Hauß Stadl und Stallung in besagter Gassen oder Ründermarkt am Egg, neben des Jakob Stöckhers Behausung, darzue gehört ainhalbs Markhtlehen und ain Sölden hat nachvolgente Grundt und Poden.


Velder

Ain Agger hünder dem Markht zwischen Georgen Züstlers Burgers und Schuehmachers und (Leerstelle)  Aggern ligt, mit dem hündern Orth auf Jakoben Passauers burger und Lederers und mit dem Vordern Orth auf des Veith Raithen Ägger stosst. Helt   Pifang ist mit Winterkhorn angepauth.







Mer ain Agger gegen Gehestorf zwischen Jakoben Passauers burger und lederers und Adamen Riederers Äggern ligt. Mit ainem Orth auf demelten georgen Züstlers und mit dem anern Orth auf Andreen Weißen burger und Metzgers Ägger stosst, ist dermallen mit Sommerkhorn angepauth, hat (  ) Pifang.














Widerumben ain Agger in Zeltendorfer Veldt bey dem Linkchen Seigen zwischen Jakoben Passauers burger und Lederers



Agger und dem Zaun an diesem Agger und des Gemain grundts, stosst mit dem vordern orth auf die Gmain bei der Martter und mit dem hündern Orth auf des Wolfen Raaben des Eltern Agger, hat (  ) Pifang






Gartten


Ain Gartten zwischen Margaretha Roßmannin und Georgen Maister Burger und Schneiders Gärtten libt mit ainem Orth auf Bartholomaeen Januel Rauchfangkehrers und mit dem andern orth auf den gemain grundt wie man zum Ziegelstadel föhrt stosst, hat 5 Pifang





Mer ain Gartten beim Preuhaus zwischen Jakoben Stöckhers Wißl bei der Ziegelhütten und des Gemain Grundts alldorten, stösst auf Georgen Vogls Wiß und Hopfengarten und mit dem andern Orth auf Marthin Mülpaurs Gartten hat ( ) Pifang








Wißmath

Ain Wißfleckhl in der Scheiblwiesen zwischen Herrn Gerichtsschreibers Wisen und Hern Pachmayrs Gartten. Daran stosst Herrn Seyders Äggerl und Hansen Schreiners burger und Beckens Grainwis stosst."

Auch hier finden sich erneut einige Ortsangaben Kötztings, die wir heutzutage nicht mehr kennen bzw. die erst mit der Bearbeitung dieser Häuserchronik möglicherweise entschlüsselt werden können. 
Als erstes ist hier die Rede von "der Gassen oder Rindermarkt". Dies ist die heutige östliche Metzstraße. Schon in den Musterungslisten von 1550 ist der Begriff "in der Gassen" aufgeführt.
Der "LinkheseikenBrunnen" wurde bereits der Chronik des Hauses mit der alten Nummer 11, beim Kronseder, behandelt.
Das "Marterl" stand wohl ungefähr an der Stelle, an der sich jetzt der kleine Parkplatz gegenüber dem BRK- Altersheim befindet.
Auch der Garten beim "Preuhaus" ist noch gut im Plan der Uraufnahme von 1811 nachzuweisen. Genauso verhält es sich mit der "Ziegelhütte", die am unteren Ende des Hafnersteigs sich befand.
Das Rätsel des 3/4-Lehens ist auch in diesem Dokument erklärt; das Anwesen besteht aus einem halben Lehen und einer Sölde, allerdings fest zu einer neuen Einheit verschmolzen.






Wir haben also im Jahre 1650 Leonhard Mez. 1651 geht seine Frau Dorothea vor das Pfleggericht und verklagt einen Kötztinger Mitbürger wegen Beleidigung. Es ist mir nicht ganz klar, weshalb diese Angelegenheit vor dem Pfleggericht und nicht vor dem Magistrat hatte verhandelt werden MÜSSEN. Es könnte nur sein, dass die Frau Metzgerin sich in ihrer Ehre als Handwerksmeisterin gekränkt gefühlt hatte, dann wäre wiederum das Pfleggericht zuständig, auch wenn dies angesichts der Wortwahl vielleicht doch etwas weit hergeholt ist.


Rentkastenamt Straubing R 2356 Pfleggerichtsrechnung von 1651
" Schmachwortt: Hanns Pollmüller burger und Pöckh zu Khözting hat Dorothea Mezin Mötzgerin alda zu ainem Schmach, ain Guldenes Monstrum tituliert, derowegen er Pollmüller gestrafft worden umb 35 Kreuzer und 2 Heller."

Im Jahre 1652 vermacht Leonhard Mez seinen "Garten under der Schanz bei den Fleischbänken" für eine Grundschuld von 10 Gulden von der Kötztinger Pfarrkirche. 
Seine Frau Dorothea stand dann im Jahre 1660 vor dem Kötztinger Magistrat als Gerichtsstätte, diesmal aber als Angeklagte, weil sie "der Margaretha Rääbin vor ihr Haus geloffen und Iren Hundt an sie hözen wollen". 
Als Metzgermeister durfte er damals, anders als heutzutage, nicht im eigenen Schlachthaus schlachten, sondern musste dies in der märktischen Fleischbank (siehe oben im Plan eingezeichnet) tun 
StA Bad Kötzting Verhörsprotokoll von 1654
"Verhör gehalten den 27. Marty
Sein gesessen die 4 Cammerer, dann Wolf Pachmair, Hanns Schreiner und Hans Khieninger

Aufnembung der Mezger

Erstlichen Wolf Pachmair des Raths
Hanns Khieninger des Raths
Leonhardt Vogl
Leonhardt Mez
Andee Weißß

Gübt yeder Fleischpenkh Zünß 3 fl und yeder auf das rathaus 50 Pfund Insliecht, das Pfund per 6 Kreuzer.
Auch sollen den Markt mit guettem gerechtem Fleisch versechen, yedem Reichen und Armen seinen dn (Pfennig) vergelten. Alt und junges Schlachtviech ordentlich lebentig und todt beschauen und sezen lassen, und ainen der widerhandelt oder ein Fleisch unbeschaut oder ungesezt, würdet aus wegen oder wider die Fleischschauer murren, der soll unnachlessig gestrafft und alsbalten die Penckh verspörth werden."
In diesem Vertrag über diese frühe Form einer  Lebensmittelkontrolle sind einige interessante Details festgelegt:
Die Jahresmiete für eine - der fünf vorhandenen - Fleischbank beträgt 3 Gulden
Ans Rathaus hatte jeder Metzger im Jahr 50 Pfund Unschlitt, also Talg, gegen einen festen Preis abzuliefern. Dieser Talg wurde sowohl zur Beleuchtung als auch zum Abdichten von hölzernen Brunnkörben benutzt.
Es war eine Tierbeschau - am lebenden und toten Schlachtkörper - vorgeschrieben und das Ergebnis dieser Beschau hatte einen Einfluss auf den Fleischpreis (Satz). Ein minderwertiger Schlachtkörper wurde also nicht etwa abgewiesen, sondern zu einem niedrigeren Satz verkauft.
Wie die allermeisten Marktlehner nutzte auch Mez sein Schankrecht und betrieb ein Wirtshaus. Sein Bierausschank war gar nicht mal so gering. Im Jahre 1668 steht er in der Aufschlagsrechnung des Marktes mit 48 Eimern Bier. Ein Eimer Bier enthielt in Bayern 66 Maß Bier.31 Hektoliter Bier also schenkte Leonhard Mez in diesem Jahr aus.
Im Jahre 1669 finden wir Leonhard mit einer Hütestrafe vor dem Magistrat. Er wurde erwischt, als er "mit dem Vieh dem Herrn Pfleger in sein Ackher einghiet". Dieser Ätzschaden kostete ihn ein stolzes Pfund Regensburger Pfennige.

Nicht nur er selber lieh sich Geld, er stellte sich auch als Bürge für andere Mitbürger zur Verfügung. So steht er zum Beispiel auch in der Kötztinger Spitalrechnung von 1671.
StA Bad Kötzting Spitalrechnung von 1671
"Georg Stigl burger und Leinweber, hat mit Herrn Andren Billich, des Innern Raths, und Leonhardten Mez 50 fl verporgt, gibt zu Georgi Zinß 2 Gulden 30 Kreuzer" 5 % Zinsen waren der damals übliche (und erlaubte) Zinssatz

Landshuter Abgabe KL Rott R2 1670
Leonhardt Mez 21 xr


Landshuter Abgabe KL Rott R3 1672
Im Jahre 1672 steht sogar erneut mit seinem speziellen  Hoffuß in der Liste: 
"Leonhardt Mez  2 dritl Lehen  21 xr"



 Wir kennen aus dem Status animarum von 1656 seine kleine Familie und sucht auch seine Kinder finden sich in den Dokumenten. So zum Beispiel sein Sohn Adam als Angeklagter vor dem Pfleggericht im Jahre 1673.
Rentkastenamt Straubing R 2376 Pfleggerichtsrechnung von 1673


"Todtschleger Iniuriiern mit andern Beisaz    1 Person 1 Tag in den Stockh
Adam Mez ledigsstanndts zu ermeltem Khözting, hat Wolfen pachmair auch deß Raths und Cammern alda, als Er in dem Ruebveldt zu schadten gehuett und ihme solches Ambtshalber verwisen worden, ainen Todtschlöger iniuriert, mit vermelten Er hette auch noch kainen Marktsteain außgehebt, derohalben ist ihme die Ernsatisfaction doch unschedlich seiner Ehrn geschafft und mit ernstlichem Verweiß ain Tag in den Stockh abgebiesst worden, aus Unvermögenheit an gelt aber: NIHIL (nichts)"

Da ebenfalls im Jahre 1673 die Metzgersgattin Dorothea Mez wegen eines zu hohen Fleischpreises 1 Pfund Pfennige als Strafe zahlen muss, steht zu vermuten, dass die Ehefrau an der "Verkaufstheke" der Fleischbank gestanden hatte. 

Leonhard Metz verstirbt im Jahre  1674 und seine Witwe betreibt zumindest die Landwirtschaft  weiter, ob sie auch noch in der Fleischbank aktiv ist, geht aus den Akten nicht hervor, da sie in den Dokumenten nach dem Tode ihres Manns zuerst nur als Witwe bezeichnet wird.
Ich denke, dass spätestens mit der Verheiratung des Sohnes Adam auch der Besitzübergang erfolgt ist, der am 6.6.1679 die Bauerstochter Maria Fenzl aus Beckendorf geheiratet hatte.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 2 Seite 147
Von Pater Thomas wurden getraut: Adam Mez, Sohn des verstorbenen Bürgers und Fleischhackers Leonhard Mez und seiner Frau Dorothea, und Maria, Tochter des Beckendorfer Georg Fenzl und dessen Frau Barbara. Die Trauzeugen waren der Kötztinger Amtskammerer Andreas Billich und der Lehrer Michel Strigl.

Normalerweise hätte sich das gesellschaftliche Leben und der Status der übergebenden Witwe Dorothea Mez ab diesem Zeitpunkt grundlegend geändert. Aber in ihrem Fall war dies ganz anders. Sowohl in der Pfleggerichtsrechnung von 1692 als auch in der Rechnung des Marktes Kötzting aus dem Jahre 1699 ist Dorothea Mez als Hebamme aufgeführt. Auch ist im Jahre 1682 erwähnt, dass sie ihre rückständigen Schulden beim Markt in Höhe von mehr als 11 Gulden (so in etwas 1500-200 Euros) beglichen hat. Sie muss also über ein eigenes Einkommen verfügt haben.
Im für die damaligen Zeiten sicherlich sensationell hohen Alter von 95(!) Jahren stirbt die Bürgerin (!) Dorothea Mez am 4.4.1711.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 3 vom 4.4.1711

Als den neuen Metzger und Hausbesitzer haben wir nun Adam Mez und seine Frau Maria.

 

Adam Mez und Maria


 Von ihm finden wir einiges an Strafeinträgen und natürlich die Pachtzahlungen für die Fleischbank.
1685 steckte ihn der Magistrat für einen halben Tag ins Gefängnis, weil er den Ratsdiener beschimpft hatte. Im selben Jahr verschrieben sie ihr Anwesen, um 10 Gulden bei der Kirche Kötzting aufzunehmen. 1689 wird er gestraft, weil er zusammen mit Andreas Schreiner ins Kommunbrauhaus eingedrungen war, und Gerste in die "Weikh" geschüttet hatte. In Kötzting gab es immer wieder Streitigkeiten mit dem Bräumeister. Die brauberechtigten Bürger lieferten ihren eigenen Hopfen und Gerste an und dem Braumeister wurde von Zeit zu Zeit unterstellt, er würde diese nicht korrekt verwenden, sondern seine Parteigänger (der Braumeister wurde gewählt und hatte daher Unterstützer und Gegner) bevorzugen. Nur so ist zu erklären, weshalb ein Brauberechtigter dafür sorgen wollte, dass mehr bzw. bessere Gerste zum Ankeimen benutzt werde.
An der Jahresmiete von 3 Gulden für die Fleischbank hatte sich über all die Jahrzehnte nichts geändert, dieser Beitrag findet sich immer als Zahlungseingang in den Marktrechnungen.
In dem Pachtvertrag der Fleischbänke verpflichteten sich die Kötztinger Metzger zu einer frühen Art von Lebensmittelkontrolle. Darüber hinaus gab es sogar eine eigene Rubrik in den Marktrechnungen: die Metzgerstrafen. 
Im Jahre 1687 kam es zur Kontrolle und die Markträte, die zur Kontrolle eingesetzt waren, wurden fündig: "bei Johann Kieninger die ain und 4 Pfundigen Gewichtstain um 1/2 ì Pfund zu gering auch die Wag liederlich und die Wagbank umb ein stehende Hand zu hoch gewesen, vom Pfgcht gestraft worden 1/42/6   bei den anderen waren die Wagen Fählig 1/8/4. Die Metzger hatten also die "Eichtermine" versäumt.




1695 erscheint er mit einer Lieferung von 12 1/2 Pfund Unschlitt (Talg) zur "Verkhittung des Prunncars". Da die Kötztinger Bürger aus dem Brunnen auch ihr Trinkwasser bezogen, mag ich mir gar nicht vorstellen, welche besondere Geschmacksnote der Talg im Laufe des Sommers dem Wasser hinzufügte. 
Im Jahre 1698 liehen sich die Beiden vom Kötztinger Spital 50 Gulden und 
StA Kötzting Spitalrechnung von 1701
"Adamen Mezen des Rhats alhir und Maria dessen Ehweib seint 50 fl Capitall vergelichen worden, so selbe mit Ihrer inhabenten burgers Behausung und darzue  gehörigen Veldtgründten, auf erlangt burger: obrigkeitlichen Consens, besag Schuldobligation de dato 6. Juni 1698 neben Verzicht der Mezin weiblichen Freyheiten, zu geniegen underpfandtsweis verschrieben am Tag S: Metarti(?) Zins 2 Gulden 30 Kreuzer"
Im Jahre 1699 werden die beiden Metzger Adam Mez und Georg Cramer (Hanr 15) vom Markt bestraft, weil sie "geg: obrigkeitliches Verbot 2 Schweindl geschlachtet" hatten. 
10 Kinder bekam das Paar ab dem Jahre 1680, von denen der älteste - überlebende - Sohn auch bereits als unverheirateter Bürgerssohn straffällig geworden war, indem er im Jahre 1702, zusammen mit drei anderen Spezln, "neugeworbene Rekruten angetastet und Hundsfott verschmecht" hatte.

Unter der Rubrik Gefängnisstrafen ist im Rechnungsband des Pfleggerichts von 1701 der ganze Vorgang äußerst lebhaft dargestellt. Hier die erste Seite:

Rentkastenamt Straubing R 2388 Pfleggerichtsrechnung von 1702

"Gefenckhnieß Straffen
Verhör gehalten am 17. Febr: 31 Marty : 28 Apprill 9ten Juny 31 August: et 2. Ober

Umb willen sich Adam Paulluß Mez, Hans Haselstainer, und Georg Lobendanz alle 3 leedige burgers Söhn alhir zu Közting understanden, an ainem Sonntag Nachts die alhiesig Neu geworbnen Recrouten ohne Ursach uf der Gassen anzutasten, Sye ain Rdo: Hundtsf: in die andere zuverschmechen, mit STain nachwerffen bis in Ihr Quartier zuverfolgen, und yber diss sich mit Schreyen die gannze Nacht hindurch uf der Gassen noch ziemlich insollent zuerzaigen, hat sye mit ernstlichen Verwaise, dergleichen hinkhonffig zuunderlassen, Armueth halber 4 Stundtlang offentlich mit Hanndt und Fiessen im Stockh angebiesst."

Vor der kleinen Mauer bei der Brücke, hinein in die Kirchenburg, waren die Delinquenten öffentlich für mehrere Stunden, an Händen und Füßen im Stock fixiert, zur Schau gestellt.
Dieser Sohn - Paulus Mez - stiftete im Jahre 1709 dann die markteigene Wuhnbehausung mitsamt der Schlosserwerkstatt an. (Siehe die Schilderaktion: Die Wuhn)

Bereits seit dem Jahre 1698 ist Adam als Mitglied des Kötztinger Magistrats erwähnt. 1703 ist er Teil einer Delegation des Marktes, die in Straubing Verhandlungen führen musste.
In den Kötztinger Marktrechnungen wurde der Auftrag der beiden so beschrieben: "Nachdem bey der churfuerstlich Hochl. Regierung Straubing zwischen Herrn Poyssl von Loiffling und gemainen Markht wegen Abtreibung des Prennholz auf dem Hochenwarther Vischwasser des villen Gelts halber ain ordentliche Tax sazung beschechen,  also ist desswegen Hr Adam Mezen und Marthin Hofmann beede des Rhats aldahin nachem Straubing abgeordnet worden . So hiryber an debudat auch von die abschrufft zoehrung und Rittgeld ergangen"
Herr Poyssl als Hofmarksherr auch Besitzer des Fischwassers zwischen Hohenwarth und der Kötztinger Marktmühle und der Markt Kötzting stellte eine "Taxsazung", also eine Gebührentabelle für das auf dem Fluss beförderte Brennholz auf. Diese Übereinkunft musste offensichtlich auch von der Regierung bestätigt/kontrolliert oder beurteilt werden, und zu dieser Maßnahme wurde u.a. auch Adam Mez abgeordnet.
Die Kötztinger Markträte wurden für vielerlei Posten und Arbeiten verpflichtet. Die Lebensmittelkontrollen, die Bierbeschau und die Mühlenkontrolle waren nur einige davon. Auch die einzelnen "Frommen Stiftungen", die ähnlich wie heutzutage Banken Geld zu verleihen hatten, brauchten Vermögensverwalter und auch dafür wurden die Ratsherren herangezogen.
1710 ist unser Adam Mez Bruderschaftsverwalter der "Corporis Christi und St. Sebastiani"- Bruderschaften und muss als solcher die Schuldverschreibungen  für die Geberseite unterzeichnen.

Ähnlich wie sein Sohn, durfte auch der Vater Bekanntschaft mit dem "Stock" schließen. 1705 war es soweit, weil "sich derselbe in gehebten trunckh fräventlich understanden wider Thails Rhats befreundt schmach wortt auf,  ist neben ernstlichem Verweis uf de Herrn gehorsamb condemniert worden,  3 
Stund lang" (StA Kötzting Marktrechnung 1705)
Wie viele andere Ratsmitglieder auch, war Adam Mez im Spanischen Erbfolgekrieg gefordert, zur Abwendung bzw. Minderung der exorbitanten Quartierlasten aktiv zu werden.
Ganze 11 Gulden 30 Kreuzer (sicherlich vergleichbar mit 1500 - 2000 Euros heutzutage)  verbrauchte er während einer solchen Dienstreise nach München im Jahre 1707.
Während die obige Summe ja aus der Marktkasse beglichen wurde, kostete ihn ein verbaler Ausrutscher gegen seine Metzgerkollegen richtig viel Geld aus der Privatschatulle.2 1/2 Gulden, also so um die 400-500 Euros durfte er bezahlen.
Rentkastenamt Straubing R 2397 Pfleggerichtsrechnung von 1710

"Ingleichen hat sich Adam Mez, des Rhats burger alhir zu Közting underfangen, die sammentliche Mezger der orthen und ande ihre Hanndtwerchs genossene nit nur allain offentlich Fretter, und Stimpler zu intitulieren, sondern noch in specie dise formal Worth hinzue zu sezen, die ausländtische Maister muessen rechte S:V: Hundsfott sein, wan sye mit hiesigen Maistern zethun haben, derohalbnen mann ihme Mezen mit Verweis und ex officio aufgehebter Verschmächung per 2 Pfund Pfennig abgestrafft , machen 2 Gulden 16 Kreuzer und 1 Heller. "

Im Jahre 1716 ist Adam Mez als Ziegelverwalter genannt. In einer weiteren Schuldverschreibung - diesmal bei der St. Sebastiani Bruderschaft - über 24 Gulden versetzt er seinen "Garten negst dem Ziegelweiher, de dato 28.9.1688 von seiner Mutter Dorothea Mezin erhalten"

In einer Kirchentracht-Steuerliste, die die Jahre 1727-1736 umfasst, findet sich natürlich ebenfalls der Metzger und das Mitglied des Kötztinger Rats Adam Mez.
Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736



Im Jahre 1719 musste wieder einmal - dies ereignete sich sehr selten - ein Geburtsbrief für einen Kötztinger ausgestellt werden. Dies war dann vonnöten, wenn ein Bürgerssohn sich entweder in einer anderen Stadt niederlassen wollte oder auch nur beabsichtigte, einen geistlichen Beruf zu ergreifen. 
Michael Märkl, der Sohn des Kammerers Hans Märkl hatte letzteres im Sinn und musste seine ehrliche (=eheliche) Herkunft belegen. Zu diesem Zwecke wurden auch Zeugen benannt, ältere Männer, die  sowohl die (unbefleckte = keine vorzeitige Niederkunft) Heirat der Eltern, die Ort des Hochzeitsmahls, die Geburt des Sohnes, der Paten und den Lebenswandel des Antragstellers bezeugen und beeiden konnten. Einer der beiden Zeugen bei dieser Briefausstellung war Mez Adam, des Innern Rats Cammerer" mit 71 Jahren.

Bereits bei der Häuserchronik des Nachbaranwesens (siehe Häuserchronik Kötzting alte Hausnummer 21 beim Dachauerschmied) ist ein erbitterter Angriff des Schmiedes Hans Georg Peyerl auf die Ehre des Metzgermeisters dokumentiert. In diesem Prozess ist davon die Rede, dass Adam Mez als Kammerer abgesetzt worden war. Nach der Mitgliedschaft im Äußeren Rat war er später dann in den inneren Kötztinger Machtzirkel aufgerückt und im halbjährlichen Turnus dann der jeweilige Amtskammerer gewesen. Es kam in diesen turbulenten Zeiten (nach dem Spanischen Erbfolgekrieg) öfter vor, dass nach der Revision der Marktrechnungen der für die Zahlen verantwortliche Kammerer suspendiert wurde, bis er die monierten Einträge aus der eigenen Kasse ausgeglichen hatte.
Peyerl jedenfalls kostete der Angriff auf die Ehre des Exkammerers richtig viel Geld, 2 Pfund Regensburger Pfennige. Ihm wurde vorgeworfen, er sei "in Abwesenheit des Mez mit ainem Zaunsteckhen vor dessen  Fleischpanckh gelauffen und under anderem aldorth verbracht  unnutzen wortten offentlich zu melden, dass wenn er Mez ehrlich  ghausst hette, er Von Cammererambt auch nit endtsezt worden  wehre."
Im selben Jahr wurde die Nachbarsfrau - die Ehefrau des obigen Schmieds - zu einem Pfund Pfennige Strafe verdonnert, weil sie die beiden Nachbarstöchter Elisabeth und Regina Mez "als prangermessige Hurn verchmecht" hatte. Ein weiteres Pfund Pfennige als Strafe fuhr die Peyerlin noch im selben jahr ein, als sie - wieder die Nachbarstochter  - Regina Mez "in gehebten Zorn aine redo: Ayrdiebin verscholten" hatte. Insgesamt kostete der Nachbarstreit zwischen dem Ehepaar Peyerl und der
Mez´schen Rumpffamilie - die Mutter Maria war zu diesem Zeitpunkt bereits seit 3 Jahren verstorben - 4 Pfund Pfennige, also ca. 5 Gulden (so um die 1000 Euros)  
Wie oben angeführt, verstarb die Ehefrau und Mutter, die "Kammeraria Maria Mez" bereits im Jahre 1717  und am 4.11. 1733 dann auch der "Exkammerer" Adam Mez.
Monate zuvor hatte dieser bereits seine "bürgerliche Marktlehensgerechtigkeitsbehausung negst des Johann Georg Peyerl" an seinen Schwiegersohn, den Metzger Michael Vogl, und seine Tochter Barbara um 561 Gulden übergeben. Die Grundschulden summierten sich mittlerweile auf 54 Gulden bei der Kirche, 70 Gulden beim Spital und 70 Gulden bei der Sebastianibruderschaft.
Michael Vogl und Barbara waren aber bereits seit dem Jahre 1717 verheiratet.


Vogl Michael und Barbara Mez



Liest man den Heiratseintrag genauer, so sieht man, dass der Vater des Bräutigams als "mendicus" bezeichnet wird. Reinhard Riepls Wörterbuch zur Familien und Heimatforschung übersetzt diesen Begriff mit "Bettler bzw. Armer".

PfA Kötzting Band 3 Seite 484
"Am 22. hujus (desselben Monats, hier der Februar) heirateten der ledige Jüngling Michael Vogl, ein Metzger und ehelicher Sohn des Kötztinger Bettlers Lorenz Vogl und dessen Frau Susanne, und seine Braut Maria Barbara Mez, eheliche Tochter des Kötztinger Ratsherren und Kammerern Herrn Adam Mez und dessen Frau Maria. Als Trauzeugen firmierten der Vater der Braut und der Ratsherr Georg Denkhscherz."

Gleich im Jahr seiner Übernahme greift Michael Vogl in einen Grundstücksverkauf ein und lässt diesen rückgängig machen. Der Schneidermeister Knaupp verkauft die sogenannte Ziegelwiese an den damaligen Kammerer Pachmayr und Vogl belegt die Verwandtschaft zu Johann Knaupp, "in dritter Linie",  kann die Verbriefung rückgängig machen und diese Wiese selber um 40 Gulden erwerben.  
StA Landshut BP Kötzting Nr 11). Es folgen natürlich die Umschreibungen der drei Grundschulden, beim Spital, bei der Kirche und den Bruderschaften. Bereits im Jahre 1740 wird Michael Vogl in den Ausschuss aufgenommen, eine Vorstufe zur Ratsmitgliedschaft. 
Bereits als lediger Metzgersbursche ist Michael Vogl aktenkundig geworden. Zwei Jahre vor seiner Verheiratung steht er wegen einer Rauferei vor dem Pfleggericht.
Rentkastenamt Straubing R 2416 Pfleggerichtsrechnung von 1731
"Beinebens ist Michael Vogl Mezger alhir, das er Johann Wasmayr Schneider derorthen mit Ohrfeigen tractiert, mit uferladener vergleichung und konfftiger Underlassung gewandelt worden per 1/2 Pfund (Pfennigen) oder 34 xr (Kreuzer) und 2 H(eller)"

Das, was man heute die "Sperrstunde" nennt, nannte man damals "Pollicey" und für diese Vergehen gab es eine eigene Rubrik in den Pfleggerichtsrechnungen.
Rentkastenamt Straubing R 2419 Pfleggerichtsrechnung von 1734
"Einnamb an Pollicey Straffen
Yber die Verbottne Zeit aufzuspillen

Umbwillen Hanns Gröller leedigstandts von zeltendorf und Sebsatian Gigler Häusler von Playbach in der Michael Voglischen burgers und Mezgers Behausung alhir yber die verbottene Zeit aufgespilt, hat man iedem mit verwie und aufgetragener khenfftiger Underlassung beede zusamben gestrafft per 4 Schilling Pfennig oder 34 xr und 2 H"

Ähnlich wie sein Schwiegervater im Spanischen, so hatte er mit den Folgen im Österreichischen Erbfolgekrieg zu kämpfen.
Es finden sich in den Kötztinger Archivalien einige Einträge, die ihn betreffen. Im Jahre 1744 bekam er 1 1/2 Gulden dafür, dass er bei erzwungenen Einquartierungen "ain Monath Mehlspeiss als ein Zugeniesse verreicht" StA Kötzting AA I/B 10)
1745 bekam er aus der Marktkasse fast 14 Gulden erstattet, "umb vor dem Herrn General Feldmarschall Baron Berenklau und Herrn Obrist Lixen hergebene Fleisch "
Als im Jahre 1749 die abschließende Summe der Kötztinger Zahlungen errechnet werden konnte, erstellten der Magistrat und der Ausschuss gemeinsam eine "Anlags-Repartions-Liste", auf der erkennbar wird, mit welcher Summe jeder einzelne Kötztinger Bürger belastet wurde.
StA Kötzting AA IV/1
"So unter der sammentlichen Burgerschaft alhier zu Abtilgung der im jungsthin abgewichenen Krieg gemachten Schuldt(en) und zu Einlösung der versetzten Grundtunterthannen, auch Herrn Weyrs a 500 zusammen aso 2120 Gulden 46 xr machen volgenterlmassen vom Rhat und Ausschuss gemacht worden den 9ten et 10 ten marty anno 1749"

Aus obiger Liste: "Michael Vogl Fleischhackher und Marktlehner mit Einschluss aines Ackhers
9 Gulden."

In der akuten Gefahr, als die Österreicher ultimativ und sofort Reparationszahlungen forderten, versetzte der Markt Kötzting seinen Herrenweiher, um schnell an Geld zu kommen. Diese und andere Ausgaben wurden nun auf die gesamte Bürgerschaft umgelegt, die ihrer Schuld aber zum Teil bereits nachgekommen war.
Im Jahre 1750 pachtete Michael Vogl 4 Ackerteilflächen und eine Wiese aus dem Besitz des verstorbenen Wagners Hans Röhrl. Diese Anpachtung ist wohl im Zusammenhang zu sehen mit einer saftigen Strafe, die die Kötztinger Metzger im selben Jahr zu bezahlen hatten.
Der Hintergrund ist das damalige "Weideflächenmanagement". Jeder Kötztinger Viehhalter musste seine Tiere gemeinschaftlich mit denen der anderen Bürger unter der Aufsicht des märktischen Hirten austreiben UND, Kötzting hatte traditionell viel zu wenig Weidefläche für seine Großvieheinheiten. Dies nun brachte die "Lebendviehvorrathaltung" der Metzger in Konflikt mit den Wünschen und Nöten der Mitbürger. Die Tiere wurden - es gab ja keine Kühlmethode - nur nach Bedarf und peu a peu geschlachtet und deshalb bis zum Schlachttermin unter die Kötztinger Viehweide gesteckt.
Aus diesem Grund hatten die Kötztinger eine Obergrenze an Tieren festgelegt, die offensichtlich bei 20 Schafen pro Metzger lag.
Die Kötztinger Metzger hielten sich aber nicht an diese Grenze und so kam es zu Strafmaßnahmen von Seiten des Marktes. "In Ansechung dess beym dissortigen Markt habent wenigen Bluembesuech ist ainen iedem Mezger nur 20 Stuckh Schaaf uf die Weidenschafft treiben zu derffen bewilligt worden, weillen aber Michael Vogl 12, Jakob Rääbl 8, Wolfgang König ingleichen 8 und Paul Pürzer 10 yber die Zahl also samentlich um 38 Stuckh zuvill gehabt"
Diese überzähligen Schafe kosteten die Kötztinger Metzger die stolze Summe von fast 6 Gulden. Das könnte vielleicht den Ausschlag gegeben haben, dass sich Michael Vogl um Pachtflächen umsah, die er zwar - Alleinehüten war verboten - nicht zur Weide nutzen aber darauf zumindest Futter anbauen konnte.


Am 11.6.1750 übergab der Bürger und Fleischhackermeister Michael Vogl  sein neben der Peyerlschen Schmied liegende Anwesen, "besamt der Fleischbank und aigenthumlichen Zieglgartten" seinem Schwiegersohn Ignaz Dimpfl, einem Fleischhackersknecht, und seiner Tochter Anna Maria. Er selbst behielt sich die freie Herberge im "vorhandenen Seithen: oder Nebenstibel" vor. 
Die Übergabssumme war nun bereits auf 718 Gulden geklettert, die Grundschulden blieben unverändert.

Ignaz Dimpfl und Anna Maria



Mit Ignaz Dimpfl kam nun ein Familienname auf das Anwesen, welcher als Hausname bis heute vielen - natürlich vor allem älteren - Kötztinger Mitbürgern ein Begriff ist. 
Was mir hier bereits in der zweiten Generation auffällt, ist, dass die Übergabe des Anwesens nicht zeitnah mit der Verheiratung erfolgt ist. Vogl Michael war bereits 16 Jahre mit der Tochter seines Schwiegervaters verheiratet, ehe dieser ihm das Anwesen übergab, und bei Ignaz Dimpfl vergingen zumindest 5 Jahre, ehe es dann ebenfalls soweit war. Bei den meisten Übergaben lagen die jeweilige Verheiratung und die Protokollierung nur wenige Wochen auseinander.
Obwohl er bereits seit 5 Jahren in Kötzting verheiratet war, konnte er erst mit der Übernahme des Anwesens dann auch das Kötztinger Bürgerrecht erwerben, 1750 war auch dieses so weit, und stolze 16 Gulden verlangte der Markt dafür (man kann das so in etwa mit 3000 Euro ansetzen).  
PfA Kötzting Band 14 Seite 118
"24.11.1745 der ehrenwerte Jüngling Ignaz Dimpfl, Sohn des Johann Dimpfl, Metzgers und Bürgers aus Eschlkam und seiner Frau Anna Maria, heiratet Anna Maria, die Tochter Michael Vogls und seiner Frau Barbara. Die Trauzeugen waren der Fessmannsdorfer Müller Jakob Hofbauer und der Kötztinger Bürger Adam Gräll."


Die Heirat erfolgte 1745, die Übergabe 1750, aber erst 1755 wurde ein Heiratsvertrag abgeschlossen, bei dem Dimpfl Ignaz mit einem Heiratsgut von gerade mal 50 Gulden gelistet wird.
Wie bereits die Metzger in vorherigen Jahren hielt sich auch Ignaz Dimpfl nicht genau an die vom Markt festgelegten Höchstgrenzen der Schafhaltung. Mit 5 Schafen über der Höchstgrenze erwischt, musste er 1758 ein Pfund Pfennige als Strafe zahlen. Im selben Jahr kam noch 1/2 Pfund dazu, weil er Egidius Fischer beschimpft hatte. Drei Jahre später, 1761, kostete ihn das Vergehen, "das Pfund Ochsenfleisch um 1 kr zu hoch verkauft" zu haben, wiederum 1 Pfund Pfennige.
Sein ältester Sohn und späterer Betriebsnachfolger, Stephan Dimpfl, geboren 1746, fällt als junger Mann durch allerlei Unfug auf. In der Marktrechnung von 1765 lesen wir von ihm: "Peter Zechend Mühlknecht in der Marktmühl ist von Stephan Dimpfl lediger Metzger und Bürgerssohn , dann Joseph Föckhl auch ledig, nächtlicher Zeit mit Fauststreichen dermassen übergangen , dass er hirvon blutig geschlagen worden".  Die Strafe hatte die übliche Höhe: 1 Pfund Regensburger Pfennige = 1Gulden, 8 Kreuzer und 4 Heller. 
Im Jahr drauf, am 21.3.1765 war zuvor seine Frau Anna Maria verstorben, also im Jahr 1766 steht in der Kötztinger Marktrechnung ein besonderer Straftatbestand: Eine Leichtfertigkeitsstrafe im WIEDERHOLUNGSFALL.
Offensichtlich hatte Ignaz Dimpfl vor seiner Verheiratung bereits ein uneheliches Kind gezeugt und galt nun als rückfälliger Täter. Hier nun der Vorwurf und die Strafe im Wortlaut.  Ignaz Dimpfl "hat sich mit Barbara Seiderin, als selbe noch bey ihme in Diensten gestanden in der Redo Unlauterkeit fleischlich versündigt und solche würklich geschwängert und da sich Dimpfl mit dergleichen Laster allschon vor der ersten Ehe bemerckht als ist dieser als zweyter Verbrecher belegt worden mit 6/51/3 und 14 Täg im Eisen bey Haus."
Umgerechnet fast 1200 Euro Strafe und 14 Tage lang (zwar zuhause) in Eisen geschlagen, sollten ihm die Lust an weiteren unehelichen Eskapaden austreiben.

Am 22.10.1767 übergab der verwitwete Bürger und Metzger Ignaz Dimpfl sein Marktlehen an den Sohn Stephan, der - und jetzt stimmen endlich wieder Übergabe und Heirat zeitlich überein - 4 Wochen später seine Braut, die Bäckerstochter Anna Maria Dreger, aus der direkten Nachbarschaft heiraten wird. Es wurde sogar eine Doppelhochzeit!
PfA Kötzting Band 14 Seite 192´
Das war schon ein besonderer Ablauf: Am 24.11.1767 heiratete Stephan Dimpfl seine Braut und einen Tag später sein verwitweter Vater, immer noch als Bürger und Metzger bezeichnet, die Witwe eines Metzgerkollegens, Theres Rabel.

Stephan Dimpfl und Anna Maria



Ignaz Dimpfl musste natürlich bei seiner Wiederverheiratung sich zuerst um die Sicherstellung des mütterlichen Erbes für seine Kinder erster Ehe kümmern. Stephan, der ja den Betrieb übernahm, Anna mit 18 und Anna Maria mit 15 Jahren galt es ihr Erbe zu sichern, das ja durch seine zweite Ehe ansonsten durchaus auch in fremde Hände kommen könnte, sollte er vor seiner Frau versterben oder sie beide weitere Kinder bekommen.
Stephans Frau brachte nun bereits 200 Gulden mit in die Ehe.
Stephans Schwester Anna Maria hat im Stadtarchiv sogar einen einzelnen Akt: AA XII/75, es geht um eine Schwangerschaft und der Vorgang trägt die Überschrift: Dimpfl Anna Maria Bürgerstochter gegen Pach Wolfgang Andrä Oberschreiber puncto (wegen) paternitas (Vaterschaft). Detailliert werden die  Besuche des Andreas Pach beschrieben inkl. der Zeugenaussagen zweier Mägde. Pach streitet aber Vaterschaft und Beziehung ab. Die "Dimpflin beschimpft auf offener Gasse an Allerheiligen und Allersselen den Pach", was ihr "1 Stund lang Geige stehen" vor dem Rathaus einbringt. Da die verhörten Zeuginnen glaubhaft sind, wird Pach vorgeladen zu schwören und er schwört, er sei nicht der Vater des Kindes, womit der Akt endet. 
Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800
In diesem Steuerbuch, das den Zeitraum von 1777 bis 1800 abdeckt ist der Erstbesitzer Stephan Dimpfl bereits durchgestrichen und durch seinen Nachfolger, seinen Sohn Michael, ersetzt. Dieser wird 1795 das Anwesen übernehmen.

Aber zuerst geht es noch um Stephan Dimpfl. Dieser ist offensichtlich auch in der Lage, mit seinen eigenen Zugtieren Lastfuhren zu übernehmen, weil er im Jahre 1781 vom Markt einen Fuhrlohn ausbezahlt bekommt, für Fahrten für den Rathausstadel, den Pfandstall und die Feuerrequisite.

Stephan und Anna Maria Dimpfl als Käufer der Reitensteiner Anteile.

Die Familie Dimpfl gehörte zu den 16 Kötztinger Familien, welche die Grundstücke der Hofmark Reitenstein, die laut Testament des Bartholomaeus von Göhring an den Markt Kötzting als Alleinerben gefallen waren, unter sich aufteilten. Dies geschah in Absprache mit der Regierung in Straubing und während der Abwesenheit des damaligen Kammerers Luckner, der das Erbe in der testamentarischen Form nicht annehmen wollte, weil die Verpflichtungen höher anzusetzen waren als der Wert der Hofmark. Nun hatten die 16 Anteilseigner nicht nur die Reitensteiner Bauern gegen sich, denen dieser "rechtsfreie Raum" durchaus gepasst hatte, und die übrigen Bürger Kötztings, die nicht mit an Bord waren, sondern und vor allem hatten sie Samuel Luckner nun als Gegner und dieser machte ihren ihr Leben buchstäblich zur Hölle. (Einzelheiten über Wolfgang Samuel Luckner hier im Blog für unsere Schilderaktion.)
Er verwickelte die Familien, die ihre Anteile ja zum Teil mit Grundschulden auf ihre Anwesen gekauft hatten, nicht nur in langjährige und teure Gerichtsprozesse, sondern unterstützte seinerzeit die Reitensteiner Bürger bei ihren Anklagen und konnte so über viele Jahre verhindern, dass die Anteilseigner auch nur den geringsten Nutzen aus ihren Feldern, Wiesen und Wäldern zogen.
Detailliert kann  diese bürgerkriegsartigen Jahrzehnte in den "Gelben Bänden", der "Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham" nachgelesen werden in den Bänden der Jahre 2010 und 2011.
Dieser Riss, der durch die Kötztinger Bürgerschaft ging, hat hier bei der Häuserchronik keine Verwendung. Was hier allerdings hinzugehört, ist die Rolle, die Anna Dimpfl, die Ehefrau Stephans,   bei einer Schlägerei im Hause Luckner spielte.
Fünf Bürgerfrauen - darunter eben auch Frau Dimpfl- betraten Luckners Wohnstube mit dem Vorgeben, dass sie Steuern bezahlen wollten, und prügelten dann sofort auf ihn ein. Die dazugehörigen Männer saßen während des ganzen Vorgangs "ZUFÄLLIG" auf der Kirchenmauer. 
Luckner selbst leitet die Beschreibung mit den Worten: Undank ist der Welten Lohn ein: 
als ich nämlich als qua amtierender Kammerer im Jahre 1783 und zwar den 5 April Fastenzeits höchst landesherrliche Gefäll (=Steuern) der weitteren Versendungs Willen in meiner Wohnung gewöhnlichermaßen einnehme, rotheten sich 5 Weiber von denen Raithensteinischen Theilhabern zusammen, wartheten den Zeitpunkt ab, wo niemand fremdter als sie allein da waren, da ich nun von selben die Einschreibbüchl und ihre Schuldigkeit abbegehrte wagte es des Hans Georg Auzingers Eheweib mich rückwärts ins Gesicht und in die Augen nach ihren Kräften zu schlagen, welcher auch die Übrigen beygefallen und so viel ihnen möglich beleidiget haben, bis endlich ich mich durch Beyhilf meines Eheweibs von ihnen losgerissen, wonach selbe sich aus dem Staub gemacht, auf der Gassen aber noch mit Steinen und Sand, kurz mit deme was sie erwischt auf mich geworfen“.
Im Kötztinger Rechnungsbuch  von 1783 sind die prügelnden Frauen genauer aufgeführt, es handelte sich um Gertraud Auzinger,  Euphrosina Liebl, Katharina Fischer, Theresia Stadler und Anna Dimpfl.

Nach den Zeugenaussagen (BayHStA GL Fasc 1823/47 Streitigkeiten mit dem Marktging es im Gschwandhof wirklich turbulent zu. Während Luckner, siehe oben, von einem feigen Angriff auf seine Amtsperson berichtete, sprachen die vernommenen Frauen aber ganz anders darüber.
Die beteiligte Zeugin Katharina Stadler, 40 jährig und verheiratet mit 5 Kindern bezeugte, dass Luckner  angefangen habe, "indem  er zuerst die Auzingerin auf die rechte Brust geschlagen. Die Auzingerin habe wegen des Stoßes ihr Kind 3 Tage nicht mehr trinken lassen können. Sie selbst wäre zu diesem Zeitpunkt krank gewesen, die Dimpflin war bereits eine Sechswöchnerin und die Fischerin ein Weib von hohen Jahren". (Anna Dimpfl hatte am 10.03.1783 erst entbunden. PFA Kötzting Taufmatrikel 157 Seite 29)  Im Übrigen hätte die Lucknerin nicht die Stubentür aufgemacht, um alle Frauen auf die Straße zu werfen, sondern zuerst die Tür geschlossen, den Schlüssel abgesperrt und in die Tasche gesteckt.

Anna Dimpfl, 33 Jahre, verheiratet mit 4 Kindern berichtete, „dass sie sich in der Kirche verabredet hätten, zum Luckner zu gehen, weil ihnen das Zahlen in den Unkosten wegen dem Reitensteiner Stritt zu viel werden. Er, Luckner, solle ein Ende machen“.

Es waren wirklich turbulente Zeiten damals innerhalb der Kötztinger Bevölkerung und besonders natürlich auch zwischen den Kötztinger und den Reitensteiner Bewohnern. Diese Feindseligkeiten führten dann auch zu schwersten tätlichen Angriffen auf Kötztinger Bürger, als diese mit ihren Fuhren,  nach dem Streurechen, durch das Dorf Reitenstein hindurch heimwärts fahren wollten.(1785) 
  • Franz Seiderer, lediger Peckenssohn wurde mit einem mächtigen Tremmel so gewaltig zu Boden geschlagen, dass er Knall und Fahl auf der Strasse zusammen falle und man über eine Viertel Stund lang kein Zeichen eines Lebens mehr an Ihme verspürn kunnte.
  • Jakob Fischer, Schreinerssohn wurde mit einem Scheid Holz auf die Stirn geschlagendass das Blut gleich einem Rohrprunnen herausgesprizet, und mit deme nit genug, schlugen ihme ein andrer das Schulterblat fast entzwey
  • Stephan Dimpfl, bürgerlicher Metzger musste erfahren, dass ihme ein Arm zerschmettert wurde, dessen Sohn aber wurde der Kopf voller Löcher angeschlagen, dass der ganze Kopf abgeschoren werden musste, um nur die vielen Wunden auseinanderzukennen.
  • Wider Michael Liebl, Ratsfreund Sohn wurde sogar die Mistgabl gebraucht und ihme hiermit mehrere Löcher Rückwärts in das dicke Fleisch gestochen.


Die oben so tapfer gegen Samuel Luckner angetretene Metzgerin Anna Maria Dimpfl verstarb bereits 2 Jahre später noch ganz jung mit 35 Jahren und erlebte das Ende des Streits nicht mehr. Selbst ihr Mann Stephan, der am 20.11.1795 -  auch mit gerade mal 48 Jahren - verstarb,, konnte gerade mal das  langsame Abflauen der endlosen Prozesse erkennen. Mit dem Tode Samuel Luckners im Jahre 1794 fiel der Hauptakteur der anderen Seite aus und so kam dann langsam eine Einigung zustande.
Noch im Jahre 1793 wurde er zu einer Strafe von 1 Pfund Pfennigen verurteilt, weil er ohne obrigkeitliche Bewilligung - offiziell hatte der Magistrat Kötzting durch die Testamentsannahme die Grundherrschaft über die Hofmark Reitenstein erhalten - in seinem eigenen Waldanteil von Martin Widmann "einen Baum umhauen und aufscheittern" hat lassen. Luckners Arm, obwohl bereits als Kammerer zurückgetreten, wirkte,  solange er lebte.
Über welche fast unerschöpflichen finanziellen Ressourcen Samuel Luckner, der unerbittliche Gegner der  Anteilseigner, verfügte, kann man aus seiner eigenen Aufstellung ersehen. Ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als die Frauen ihn verprügelten, stellte er seine finanzielle Situation - für einen Prozess  gegen seinen Schwiegersohn -  zusammen und summierte sein Vermögen auf über 64000 Gulden.
Im April 1785 war die junge Metzgersfrau Anna Maria verstorben und im April des Folgejahres wiederverheiratete sich Stephan Dimpfl, diesmal nahm er eine Kötztinger Müllerstochter zur Frau, Anna Maria Robl. Drei Wochen vorher musste er allerdings zuerst einmal für die Kinder erster Ehe das mütterliche Erbe sicherstellen. Jedem der drei Kinder - Michael 18 Jahre, Anna 13 Jahre und Paul 9 Jahre alt- wurden 300 Gulden zugesichert.
Bei seiner nächsten Schuldverschreibung - 118 Gulden leiht er sich von der Tochter des Marktschreibers Magerer, Anna Maria Steinbrecher- ist nur er als Schuldner eingetragen und sonderlich angemerkt, dies sei so weil "seinem nunmaligen Eheweib das vermögen ohnehin nicht ordentlich anverheiratet" sei. Es ist zu vermuten, dass die wertmäßige Sicherstellung des Erbes der Kinder erster Ehe keinen Vermögensspielraum für die zweite Ehefrau mehr übrig ließ (außer das von ihr selber in die Ehe eingebrachte Heiratsgut).
Im Jahre 1791 wurde er vom Kötztinger Pfändter (Siehe der Beitrag zur Schilderaktion: Das Chamauer Tor)  angezeigt, weil er "5 Stück Hornvieh alleine hatte hüten lassen" (HStA München GL Fasc 1818 Nr. 22). Die Signatur weist zum Hauptstaatsarchiv in München. Dies bedeutet, dass die Frage des Alleinehütens und die entsprechenden Übertretungen bzw. Versuche einzelner, davon befreit zu werden, manchmal ganz oben an höchster Stelle in München verhandelt worden. 


Dimpfl Michael und Magdalena


Am 14.2.1797 heiratete Michael Dimpfl, der Sohn des Stephan, eine Eschlkamer Ratstochter namens Magdalena Barthl. Schon zwei Jahre vorher, am 30.12.1795 hatte er um 2966 Gulden das Marktlehen "neben dem Jakob Schaffnerischen Hufschmied entlegen" von seiner Stiefmutter und den Geschwistern übernehmen können. Im Briefprotokoll der Übergabe ist auch ein Familienbogen aller Nachkommen des verstorbenen Stephan Dimpfl zusammengestellt. 
Einschub
Um nicht den Überblick über die Dimpflabfolge zu verlieren, hier der Hinweis: dies ist die Situation der Vorgeneration, Dimpfl Michael wird selber in zwei Ehen insgesamt 8 Kinder haben, von denen dann Johann 1840 den Betrieb übernehmen wird. Der Bruder Stephan kauft später das Haus mit der Nummer 54 und erwirbt eine eigene Metzgerkonzession) 
Einschub Ende


Stephan Dimpfl +  00  Witwe 2.Ehe Anna Maria   
Achtung: dies ist die Situation der Vorgeneration ! 

Michael 28 Jahre
Anna 24 
Paul 20 

Kinder 2. Ehe
Stephan 10
Anna Maria 6
Wolfgang 1 1/2 

Michael hatte also mit seiner Kaufsumme für viele Familienangehörige zu sorgen/zahlen.
Der Reitensteiner Anteil, der seinen Eltern so viel Ärger eingebracht hatte, wurde erst ein Jahr später auf ihn überschrieben. Am 13.2.1797 erhält Michael vom Markt seinen Heiratskonsens und bereits am nächsten Tag wird geheiratet.
PfA Kötzting Band 15 Seite 68
Nach dreimaliger Verkündigung heirateten am 14. (Februar 1797) Michael Dimpfl, Sohn der verstorbenen Stephan und Anna Dimpfl - deren Vater der Bürger und Bäcker Georg Dreger gewesen war - die ehrenwerte Magdalena Barthl , Tochter des früheren Ratsherren aus Eschlkam Mathias Barthl und seiner Frau Barbara. Die Trauzeugen waren der (Wies)Müller Balthasar Rabenbauer und der Gruber Häusler Georg Griller. 

Im Heiratsvertrag vom 13.2., in dem die Mitgift von 800 Gulden protokolliert wird, wird der Brautvater sogar als "freiresignierter Bürgermeister" von Eschlkam bezeichnet.
Michael Dimpfl - in den Akten sowohl als Gastwirt als auch als Fleischhacker bezeichnet - besitzt offensichtlich weiterhin auch Zugtiere, denn im Jahre 1798 erhält er 5 Gulden als Fuhrlohn dafür dass er  "Grasset und Beschütt für die 2 Wasserdurchriss gefahren". Es war anscheinend damals die Methode der Wahl, mit Ästen und Schotter Dammbrüche zu reparieren.
1803 möchte Michael sein Nebengebäude "aufsetzen", aber die Nachbarn sind dagegen. (GL Fasc 1824 Nr. 50), auch München kann da nicht weiterhelfen.
Als im selben Jahr im Nachgang nach der Säkularisation der Klöster in Bayern die Grundstücke der Kötztinger Propstei des Klosters Rott versteigert werden mussten, sicherte sich Michael Dimpfl das "Regenwiesl bei der Multersag" in einer Größe von 1 1/2 Tagwerk zum Preis von 134 Gulden.
Die Multersäge wird später einmal das Gut Sperlhammer werden.
Die Frauen im Hause Dimpfl wurden zu dieser Zeit alle nicht sehr alt, Magdalena Dimpfl starb am 14.8.1808 mit gerade mal 37 Jahren. Vier Kinder hatte das Paar bis dahin bekommen. Bereits im Februar des Folgejahres verheiratete sich der Witwer erneut, diesmal nahm er sich eine Kötztingerin zur Frau, Klara Gerstl, eine Weißgerberstochter. Auch mit seiner zweiten Frau bekam Michael noch einmal 4 Kinder.

Dimpfl Michael und Klara




Am 30.10.1812 verkauft Michael Dimpfl  (nur) seinen Waldanteil  von Reitenstein an den Arndorfer Wasenmeister Franz Reininger um 115 Gulden. 
Im Häuser- und Rustikalsteuer-Kataster Kötztings von  1811 wird sein Anwesen als ein gemauertes Haus mit Stall und Stadel beschrieben und der Wert mit 1459 Gulden festgelegt. Dieser Wert - das Steuerkapital - hat nur eine Funktion zur Festlegung der Steuerhöhe und repräsentiert nicht den damaligen Verkehrswert. Vergleichbar ist dies mit dem Einheitswert heutzutage, der ja auch nicht den echten Wert eines Gebäudes darstellt.
1817 haben wir einen ersten Hinweis auf eine Pflasterung der Metzstraße. In der Marktrechnung ist aufgeführt, dass das Pflaster vom "Michl Dimpfl bis zum Rabenbauerhauseck" hergestellt worden ist. Rabenbauer war damals der Besitzer des Hauses mit der alten Nummer 27, heutzutage das Modehaus Frey. 
Im Jahre 1825 finden wir Michl Dimpfl als Gemeindebevollmächtigten, also einem Mitglied im - neben dem Magistrat - zweiten Beschlussgremium der Marktgemeinde.
Im Jahr drauf - Stichwort Lebensmittelkontrolle - wurde sein Bier geprüft und für gut befunden. Im Einzelnen hieß es: "fand sich wie bei allen übrigen, Winterbier, gehaltvoll und  Pfennig vergeltlich, zwar noch etwas jung, aber doch so lauter, dass es auf die menschliche Gesundheit keinen schädlichen 
Einfluss äussert".
Sein Bruder Stefan Dimpfl - siehe Familienbogen weiter oben - mittlerweile Hausbesitzer in Kötzting (alte Hanr 54 ) und ebenfalls Metzger, stellte beim Magistrat den Antrag auf Errichtung einer Freibank, also einer Verkaufsstelle für als minderwertig erachtetes Fleisch. Der Markt sah aber keinen Bedarf dafür und lehnte ab.
Michael Dimpfl selber stirbt am 22.12.1829 im Alter von 62 Jahren an "hitzigem Fieber", am Heiligabend 1829 ist die Beerdigung.  

Dimpfl Klara

Nun ist, die Zeiten haben sich, was die Geschäftsfähigkeit von Frauen angeht, grundsätzlich geändert, 
seine Witwe die Besitzerin und im Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Kötzting, Band 1, vom 13.6.1840 ist sie mit dem Marktlehen und der realen Fleischhackersgerechtigkeit vorgetragen.
Im ersten Drittel des 19. Jahrhundert  wird das Instrument der Vergleichsverhandlungen eingeführt, um nicht gleich jeden Streit vor Gericht austragen zu müssen.
Im Jahre 1834 finden wir solch eine Verhandlung zwischen Klara Dimpfl und dem Tuchmacher Adam Müller, der offensichtlich im Hause Dimpfl eingemietet war:
"Klara Dimpfl Metzgerin gegen Adam Müller Tuchmacher von Kötzting wegen eines ausständigen Herbergszinses in Höhe von 19 Gulden". Die Frau des Beklagten gesteht die Schuld ein. Es kommt zwar kein Vergleich zustande, aber die verlassene Wohnung wird noch am selben Tag durchgeputzt.
In einer weiteren Verhandlung geht es darum, dass der bürgerliche Tuchmacher Adam Müller Metzgerswitwe Klara Dimpfl "vergleichsmäßig  10 neue Gulden" schuldet,  wovon in Fristen zu quartalsweiser Zahlung von 2 fl nunmehr also 12 fl verfallen und zahlbar wären. Müller erklärt dass er wegen seines schlechten Verdienst auf Fastnacht 1839 drei Gulden zahlen  und auf Georgi  dann die nächsten zwei Gulden. Die restlichen Gulden dann jedes Jahr 2. Es heißt lapidar am Ende: "Die Dimpflin war einverstanden".
Der Vollständigkeit halber: Klara Dimpfl verstirbt am 3-6-1867 im Alter von 76 Jahren an Schlagfluss.
Sammlung Silberbauer, Rimbach





Dimpfl Johann und Barbara


Am 27. April 1840 stellt der ledige Metzger Johann Dimpfl beim Markt den Antrag auf Bürgerrecht, da er das Anwesen übernehmen wird. Schon eine Woche vorher bittet er beim Magistrat um die Heiratserlaubnis, er möchte eine Bodenmaiser Krämerstochter heiratet.
Die Erlaubnis wird erteilt und im Juni findet die Hochzeit statt.
PfA Kötzting Band 16 Seite 22 Hochzeitseintrag Johann Dimpfl und Barbara Koller
Stolze 32 Gulden 37 Kreuzer hatte Johann Dimpfl zu bezahlen, dafür, dass er sich ab nun als Kötztinger Bürger bezeichnen durfte.  
(AA VIII/12 )Im Jahre 1843 bemüht Johann das neue Vergleichsverfahren und klagt einen Mitbürger an. "Johann Dimpfl bürgerlicher Metzgermeister zu Kötzting tritt gegen den bürgerlichen Handelsmann Wolfgang Henneberger von da deshalb klagbar auf, weil der letzteren Ochsenkauf nicht eingehalten habe, indem daß er die Auslieferung des zweiten Ochsens ihm verweigere und stellt die Bitte ihn zu veranlassen, daß er den angekauften zweiten Ochsen an ihn ausantworte. Der Beklagte erinnert, daß der Kläger die beiden Ochsen nach der behandelten Weise am Freitag den 2, dies, hätte abnehmen sollen und nachdem er diesen Vertrag nicht nachgekommen sei, glaubt er sich zur Erfüllung des Vertrages nicht mehr verpflichtet." Ein Vergleich kam nicht zustande.  

Bei der Hundevisitation 1859 - es geht um die Hundetollwut - werden sämtliche Hunde Kötztings aufgeführt mit deren Namen und den Besitzern. Dimpfls Hund scheint ein richtiger Metzgerhund zu sein, zumindest dem Namen nach: "Tiras". Dimpfl hatte noch einen zweiten Hund und der scheint, zumindest dem Namen nach, ein gemütlicheres Exemplar gewesen zu sein:"Suitl"
Ab dem Jahre 1866 stellt der Markt Kötzting die Fleischbank zur Versteigerung, welche sich einige Jahre hinzieht und bei der Dimpfl Johann dann am Ende - 1873 - mit 560 Gulden den Zuschlag erhält. (Die Fleischbank hat die alte Hausnummer 24 AA V/67)
Einen interessanten Hinweis auf die Straßensituation erhalten wir aus dem Jahre 1858. Die Regierung in Straubing fordert den Markt auf, die Hauptstraßen zu "Chaussieren" (also zu schottern) und nicht zu pflastern. (in Kötzting ist die Pflasterung immer nur Flickwerk, aber wohl kurzfristig billiger). Der Markt entscheidet sich aber dafür, einfach mal mit der altbewährten Ausbesserungsmethode anzufangen - wie es heißt ohne "Curatellgenehmigung" - und fängt sich prompt eine Strafandrohung von der Aufsichtsbehörde ein. Die beiden Haupfbetroffenen, Dimpfl und Mühlbauer (Hausnummern 22 und 25),  protestieren, sie verlangen die durchgehende Pflasterung, " weil die Wohnungen sonst ständig mit Staub und Koth verunreinigt" seien. Ihre Bitte wurde abgelehnt und die Chaussierung beschlossen.
Auf dem Photo von Josef Barth sen. aus den 40er Jahren kann man erkennen, dass die "Chaussierung"
der Metzstraße sehr lange Bestand hatte und der einzige Kompromiss später die
Pseudopflasterung mit Flusskieselsteinen entlang der Häuserfront gewesen war.


In den Jahren nach 1860 und der Etablierung der Freiwilligen Feuerwehr stellt diese mit Rückendeckung des Bezirksamtes - vor allem durch das Engagement des Bezirksamtsmannes Person Carl von Paurs - die Forderung nach einer Besseren Wssserversorgung des Marktes auf. Die aktiven Mitglieder - die Charchierten - drohen offen mit Rücktritt. 
Eine moorige Wiese mit 2 erschließbaren Quellen, die Dimpflweiherwiese an der Straße nach Gehstorf  soll es richten und um einen respektablen Preis von 700 Gulden pro Tagwerk geht der Verkauf des 2 1/2 Tagwerk großen Grundstücks über die Bühne.
Das große Problem aber ist, dass der Markt für diese Aktion überhaupt kein Geld hat und sie die Kaufssumme und die Baukosten von einzelnen Bürgern gegen Schuldschein und Zinsen leiht.
Ein Anlieger der Wiese, der Kaminlehrer Diermeier, droht offen mit "Erschießen", sollte ihm der Wasserbezug auf seine Fläche genommen werden, was der Brunnengräber Sitzberger in einem Protokoll an das BZA berichtet. Carl von Paur schreibt am Rande dieses Berichtes, dass solch eine Bedrohung strafbewehrt sei und fordert die Arbeiter bzw. den Brunnengräber darüber zu informieren, dass sie solch eine Tat bei der Staatsanwaltschaft anzeigen könnten. 
AA XIII/37

Bei der Arbeitsaufnahme am zweiten Tag erschien "Diermeier auf der Dimpflwiese und äusserte wiederholt, daß er alle Arbeiter erschießen will, wenn dieselben das Wasser von der Quelle ableiten. Trotz dieser Ungebührlichen Drohung arbeiteten die Taglöhner bisher immer fort."































Die Liste der Geldgeber für dieses Projekt.
An erster Stelle Josef Dimpf, Metzger, der jüngere Bruder des Hausbesitzers. Mit dabei auf der Geberliste auch Xaver Windorfer, das Betreiber der Hammermühle


Die mit großem finanziellem Aufwand - und vielen Schulden - errichtete Wasserleitung erfüllte ihren Zweck nicht und musste durch die "Druckwasserleitung" des Jahres 1904 ersetzt werden. Erst seit diesem Jahr hat Kötzting eine zuverlässige - zumindest was den Wasserdruck anging - Wasserversorgung. Auch der Marienbrunnen wurde in diesem jahr errichtet.
Über die "Neue Wasserleitung" schreibt im Jahre 1899 an den Rand des Entwurf für die Eröffnungsrede - vermutlich des damaligen Bürgermeisters - ein gewisser Obermaier: "Neue" Leitung, du Quelle der ungeheuren Schuldenlast Kötztings, heute bist du keinen Pfennig mehr wert.
2.4.1899 Obermaier"











Am 22.9.1877 verstirbt der Metzger Johann Dimpfl im Alter von 60 Jahren an hämorridalem Magenleiden und im Staatsarchiv Landshut liegt ein Akt über seine "Verlassenschaft". 
Als erstes stehen in seinem Akt die erbenden Hinterbliebenen:

Rep 166N-12 Schachtel 21 Nr. 80 Dimpfl Johann von 1877

"Die Witwe Barbara Dimpfl in Kötzting
Die Kinder:
Anna, verehelichte Haselsteiner in Weißenregen, 36 Jahre alt
Anton Dimpfl, Hutmacher 34 Jahre alt, in Kötzting
Johann Dimpfl, 30 Jahre alt Landgerichtsschreiber Kötzting
Barbara Dimpfl, 28 Jahre alt, ledig, zu Hause
Heinrich Dimpfl, 25 Jahre alt in Düsseldorf als Brauer
Georg Dimpfl, 23 Jahre alt Anwesensbesitzer in Kötzting
Xaver Dimpfl 20 Jahre alt zZ hier"

In dem Verfahren einigte sich die Witwe Barbara mit ihren Kindern und dem Vormund (Gerstl) ihres noch als minderjährig geltenden jüngsten Sohnes Xaver darauf, dass sie das Anwesen zusammen mit ihrem Sohn Georg weiterführen würde. 

Alle Erbberechtigten waren anscheinend bei der Verlesung der Urkunde anwesend, was die lange Liste der Unterschriften bezeugt.
Rep 166N-12 Schachtel 21 Nr. 80 Dimpfl Johann von 1877
Josef Gerstl gibt sein Einverständnis im Namen des Xaver Dimpfl, seinem Mündel.


Aus dieser Dimpfl Generation haben wir mehrere Pfingstakteure:
Anna Dimpfl war im Jahre 1859, im Alter von 18 Jahren,  die Pfingstbraut des Nachbarsburschen Franz Dachauer. 
Bereits 6 Jahre zuvor ist in der im Internet zu findenden Liste der Pfingstbrautpaare ein Mitglied der Dimpfl-Familie eingetragen: Barbara Dimpfl als Pfingstbraut des Johann Kasparofsky. Die Nachbarschaft würde passen, jedoch es gibt,  - berücksichtigt man ein mögliches Alter für die Pfingstbraut zwischen 10 und 20 Jahren, die jüngste überlieferte Pfingstbraut war ein Mädchen mit 9 Jahren -  keine einzige Dimpfl-Geburt in Kötzting mit dem Namen Barbara im Taufnamen auch nur annähernd in der in Frage kommenden Zeitperiode. Nachdem gerade die frühen Zuordnungen der Pfingstbrautpaare lückenhaft und/oder erst später ergänzt worden sind, halte ich diesen Eintrag für zumindest sehr fragwürdig. 
1865 waren es dann Michael Dimpfl und die direkte Nachbarstochter Maria Dachauer. 10 Gulden betrug der Zuschuss aus der Marktkasse damals. Michael Dimpfl (geboren am 12.2.1845) taucht jedoch in der obigen Liste der erbberechtigten Kinder nicht auf. Ein Blick in das Sterberegister erbringt den Grund dafür, er ist bereits im Alter von 30 Jahren - am 10.1.1875 also noch vor seinem Vater - als Braumeister in Kulmbach an Unterleibsentzündung gestorben. 
Im Folgejahr holte sich der Sattlerssohn Johann Frins (siehe auch die Häuserchronik Beim Sperl) das nächste Dimpfl-Mädchen als Pfingstbraut. Diesmal war es eine Babette (Barbara), die wir im Geburtsregister unter dem Datum vom 30.6.1849 finden können. 
Franziska Dimpfl, die im Jahre 1867 die Pfingstbraut von Ignaz Hamberger gewesen war, stammt ziemlich sicher von einem anderen Zweig der Familie ab, auch wenn ich keine altermäßig passende Geburt einer Franziska Dimpfl in den Kötztinger Pfarrmatrikeln gefunden habe. Andere Zweige der Familie Dimpfl besaßen damals auch die Anwesen 54 und 114 im unteren Markt. Hamberger auf der Nummer 99 war da also sehr benachbart, was ja früher das wichtigste Auswahlkriterium gewesen war, als noch viele Menschen innerhalb des Marktes gewohnt hatten.
Allerdings heiratet im Jahre 1869 eine Franziska Dimpfl, Tochter des Johann (Hanr 54) den Glaser und Zinngieser Joseph Fischer. Dies würde passen mit der Pfingstbraut von 1867 und der Zuordnung in den unteren Markt.
Eine weitere Verbindung der Familie gibt es zu unserem Pfingstbrauch.
Änderungen im Kirchenrecht durch das erste Vatikanische Konzil brachte nicht nur einschneidende Veränderungen für den Pfingstritt (Verbot der Mitnahme des Allerheiligsten auf dem Pferde) sondern auch eine Kirchenspaltung mit sich. Die neugebildeten Altkatholiken - der Teil der katholischen Kirche, der den Schwenk hin zum starren Konservatismus nicht mitmachen wollte - waren in Kötzting besonders stark und hatten in der Hochzeit der Auseinandersetzung sogar eine Mehrheit im Gemeinderat. Die Fronten zwischen diesem und dem katholischen Pfarramt waren festgefahren und im Jahre 1875 wird in einem Sitzungsprotokoll des "Pfingstkomitees" die Aussage Johann Dimpfls festgehalten, dass dieser "lieber ohne Geistlichkeit reiten möchte, als keinen Ritt" zu haben.
Ähnlich wie zur Hochphase des Streits um die Reitensteiner Anteile 100 Jahre zuvor, ging auch im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein tiefer Riss durch die Kötztinger Bürgerschaft, der erst zum Jahrhundertwechsel hin langsam zuheilen konnte.



Aber zurück zum Wirtshaus.
Nun also führte Georg Dimpfl den Betrieb zusammen mit seiner Mutter.



Dimpfl Georg und Katharina


Am 8.6.1880 heiratete Georg Dimpfl  die Bürgerstochter Dreger Katharina .und verstarb bereits 3 Jahre darauf - am 26.11.1882 - im jugendlichen Alter von 29 Jahren an Lungentuberkulose.
Nachdem sein Vater bereits die ehemalige Fleischbank ersteigert und in ein Wohnhaus umgewandelt hatte, lebten die beiden Generationen, die die Wirtschaft gemeinsam betrieben, offensichtlich in unterschiedlichen Häusern, denn Georg starb nachweislich seiner zivilen Todesanzeige am 26. November 1882 nachmittags 3/4 8 Uhr im Hause 24. 
Die Witwe tritt nun - mit ihrem Ehevertrag in Händen - das Erbe über das Gesamtanwesen an, schreibt den Geschwistern ihres Mannes das Wohnrecht auf Haus Nummer 24, so lange sie ledigen Stands sein würden, und anerkennt natürlich sämtliche Vermächtnisse aus der Übergabe an ihren verstorbenen Mann.
Rep 166N-12 Schachtel 25 Verlassenschaftsakten von 1882 Nr. 93 Dimpfl Georg Metzger
Nachlassverteilung mit den Unterschriften der Witwe Katharina Dimpfl und dem Vormund der Kinder Michl Dreger und den Vertreter der Geschwister Anton Dimpfl.


Sie selber wiederverheiratet sich 3 Jahre später - am 13.1.1885 - mit dem Wirt Georg Mühlbauer, der selber aus Bonried abstammte. Den Hausnamen Dimpfl hat Georg Mühlbauer gleich mitgeheiratet.
Einen Tag vor ihrer Hochzeit erscheint die Witwe vor dem Amtsrichter, um in einem Protokoll diese Heirat anzukündigen und sicher zu stellen, dass damit wegen des Erbes für ihre zwei kleinen Kinder der Heirat keine rechtlichen Hindernisse erwachsen könnten.
Rep 166N-12 Schachtel 25 Verlassenschaftsakten von 1882 Nr. 93 Dimpfl Georg Metzger
Protokoll der Witwe vor der Wiederverheiratung beim AG Kötzting




Mühlbauer Georg und Katharina

 StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 4791 19. Jahrhundert Konzessionen
Antrag auf die Erteilung einer Ausschankkonzession des Georg Mühlbauer im Jahre 1885 beim
Magistrat und beim Bezirksamt.






Zwei Kinder hatte Katharina Dimpfl mit in die Ehe eingebracht, Kathi, geboren 1881, und Babette 1882.
Die kleine Babette ist nicht älter geworden als 4 Jahre und 6 Monate. Es war damals nötig, eine "Inventur" des Besitzes vorzunehmen, welche allerdings schnell erbrachte, dass der einzige Besitz des Kindes in einer Vatergutsforderung über 1750 Mark bestand, die auf den beiden Häusern 22 und 24 unverzinslich ruhten und nun auf  die Mutter und Schwester verteilt werden.
 
Rep 166N-12 Schachtel 25 Verlassenschaftsakten von 1882 Nr. 93 Dimpfl Georg Metzger
Die Unterschriften von Katharina und Georg  Mühlbauer und dem Vormund der kleinen Kathi, ihr Onkel Anton Dimpfl

Es hört nicht auf mit den Todesfällen im Hause Dimpfl:
Barbara (Babette) Dimpfl, die Witwe des Johann, stirbt mit 65 Jahren am 14.6.1888 im Hause Nummer 116, wobei ausdrücklich ihr "Wohnort" mit Hausnummer 24, also der alten Fleischbank angegeben ist.
Aus der Liste der Erbberechtigten kann man gut erkennen, wohin überall es die Kinder verschlagen hat.
Rep 166N-12 Schachtel 31 Nr. 60 Dimpfl Babette von 1888


"Mühlbauer Anna, Gastwirthin in Weißenregen 
Anton Dimpfl, Hutmacher hier
Johann Dimpfl Bezirksamtsschreiber hier
Babette Dimpfl, ledig hier
Heinrich Dimpfl Gastwirth in Aschaffenburg
Xaver Dimpfl Gastwirth in München
Kathy Dimpfl, Tochter des verstorbenen Georg Dimpfl dahier, minderjährig Vormund: Anton Dimpfl Hutmacher hier"
Die der Witwe Dimpfl bei der Übergabe geschriebene Geldsumme wird aus der Grundschuld gestrichen und den Erben anteilig ausgezahlt.

Anton Dimpfl, der Hutmacher und Vormund diverser Dimpflwaisen, erscheint mit einem hämischen Kurznachricht in der Further Tageszeitung.im Jahre 1885.
Der Bayerwald vom 23.10.1885
Interessant ist hier auch die Kurznotiz über eine Messerstecherei anlässlich der Hebefeier für das Kötztinger Bahnhofsgebäude

Im selben Jahr findet sich in den Sitzungsprotokollen des Gemeinderates eine Antrag des Kötztinger Burschenvereins, in dem das Dimpfl/Mühlbauersche Wirtshaus erwähnt ist.
Einschub
Das Problem der Mühlbauer Gasthäuser im oberen Markt: Mit der Einheirat von Georg Mühlbauer mussten sich die Schreiber in den Zeitungen und bei den Behörden etwas einfallen lassen, um Osl und Dimpfl auseinanderhalten zu können, und so bildete sich eine Schreibweise Mühlbauer/Osl bzw Mühlbauer/Dimpfl heraus.
Einschub Ende

StA Kötzting Sitzungsprotokolle von 1885
Gesuch des Burschen=Wanderervereins Kötzting
um Abhaltung eines Maskenzuges

"Das Gesuch des Ausschusses des Burschen- und Wanderervereins Kötzting vom 31. v. Monats um Bewilligung zur Abhaltung eines Maskenzuges am Samstag, den 7. des Monats Abends 6 1/2 Uhr mit Lampion und Musikbegleitung, welcher Zug vom vormals Dimpflschen nun Mühlbauerschen Gasthause Hs Nr. 22 dahier ausgeht, durch die Metzgasse und Marktstraße zum Lembergerschen Gasthause gezogen wird, wurde einer Berathung unterzogen und die Genehmigung zur Abhaltung eines Maskenzuges erteilt."


























Im Frühjahr 1899 kam es in Kötzting, innerhalb von gerade mal gut 30 Jahren, zum dritten Stadtbrand.
Während dieser Bereich des oberen Marktes bei den beiden vorherigen Großbränden - bis auf Schäden an den Dachschindeln durch Funkenflug - weitgehend unbeschädigt davon gekommen war, kam es nun zur Katastrophe. Ausgehend von einem Rückgebäude des Gasthauses Kermer - frühere Bäckerei Pongratz (genauer nachzulesen in der Häuserchronik des Hauses mit der alten Hausnummer 19) brannte der komplette zusammenhängende Häuserblock vom Marktplatz bis nach hinten, wo in den 1920er Jahren das Feuerwehrhaus errichtet worden ist. 
Ähnlich wie nach dem 1867er Großbrand wurde bei der Neuerbauung der Häuser darauf geachtet, dass die Flucht der Häuser nun eine bessere Straßenführung ermöglichte.


Schon Jahre vor dem Brand hatte sich das Bild am Ende der Metzstraße stark verändert, als Joseph Fleischmann, der später das Haus am Marktplatzeck erwarb, hier ein kleines Haus baute - später als der "Stoibermaler" bekannt und vor wenigen Jahren abgerissen. 
Im Jahre 1896 wollte Joseph Fleischmann ein Lager -  Magazin genannt - an seine Gebäude anbauen. Dem Bauplan liegt - damals wie heutzutage - ein Lageplan bei, der uns die Besitzverhältnisse der Nachbarhäuser aufzeigt.
Bad Kötzting 602-1 historische Bauakten Sammelbestand
Fleischmann Josef

Legende:
a: Bauplatz
b: Wohnhaus des Bauherren
c: Stadel desselben
d: Gras- und Gemüsegarten des Kasparofsky
e: Wohnhaus desselben
f: Stadel des Wolfgang Münch  (= Schwarzamder-Stadel)
g: Schupfe des Gg Mühlbauer (=Bauplatz des spätern Feuerwehrgerätehauses)
h: Gemeindegrund und Fahrt. (Hafnersteig bzw. für die Obermarktler die "Wurmhöhe")


Hier nun die Planungsunterlagen für den Neubau des "Dimpflwirtshauses"




Baupläne Rep 162-8 Schachtel 22 Nr. 3314
Auf diesem Lageplan sind sämtliche "Brandleider" verzeichnet

Auf diesem Lageplan, den Georg Mühlbauer seinem Neubauplan beilegen musste, sieht man deutlich den Umfang der Bauschäden und die Bauflucht, auf die er seine neuen Gebäude zurückzunehmen hatte.
Die Häuser tragen alle eine Doppelnummer, die eine ist die Hausnummer, die andere die Plannummer, ein Umstand, der die Zuordnung von Häusern, Bewohner und Grundstücken im 19. Jahrhundert nicht gerade erleichtert.

In das neue Jahrhundert hinein musste nun das Ehepaar Mühlbauer zum Neubau schreiten.
Den Plan begutachtete der Kötztinger Bautechniker Heilmeier. Seinem Vater, der ihn offensichtlich mehrmals in den Jahren 1900-1901 besuchte, verdanken wie viele kleine Aquarelle und
SW-Photographien. 
StA Landshut Baupläne Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3314


Arbeitskreis Heimatforschung Dia-Repro 1131
Man sieht, beim Neubau wurde sich gut an den Bauplan gehalten.
Der Eingang von der Metzstraße ist mittlerweile zugemauert und einem zusätzlichen Fenster
gewichen. Der Hauszugang erfolgt heutzutage über den Hinterhof von der Brandstraße aus.



Ursprünglich sollte - oder war tatsächlich -  der Hinterhof durch eine Mauer von der Straße abgetrennt werden.



Das Gasthaus hatte, wie alle anderen Kötztinger Marktlehner, die einen Ausschank betrieben,  seine Bierfässer im eigenen Anwesen zu lagern und hatte zu diesem Zweck eine umfangreiche Kelleranlage.
Deren Tragfähigkeit zu prüfen und damit die Stabilität des Hauses zu gewährleisten, war auch die Aufgabe Heilmeiers.

Heilmeiers Aussage über die Tragfähigkeit der Kelleranlage


Walter Schneider, ein Diplomingenieur des Bergbaues, weilte im Jahre 1991 auf Kur/Urlaub in Kötzting und nutzte seine freien Stunden, um das "unterirdische" Kötzting zu begehen und aufzumessen. Seine Ergebnisse stellte er der Stadt Kötzting anschließend kostenlos zur Verfügung.
Leider waren damals nicht alle Hausbesitzer bereit, den unbekannten Herrn unter ihren Häusern herumspazieren zu lassen, so dass wir nicht von allen Kötztinger Kellern diese - eigentlich unbezahlbaren - Dokumente besitzen.
Hier das weiträumige Kellersystem des Dimpflhauses, dessen Keller noch die alte Baufront abbildet und daher heutzutage halb unter der Brandstraße zu liegen kommt.
StA Kötzting B212 Walter Schneider
Kötztings unterirdisches Keller- und Gangsystem


Ich habe immer wieder Menschen getroffen, die mir berichteten, sie wären in ihrer Jugend/Kinderzeit beim Dimpfl in den Keller eingestiegen und viel weiter unten in den Kellern am Fuße der Wurmhöhe wieder herausgekommen. Betrachtet man den Plan, so gibt es hier keinen Ansatz für ein Gangsystem, welches aus den Kellern herausführt.

Nun kommen wir in die Zeit, als "Der Dimpfl" zu den ersten Häusern in Kötzting gehörte, der einen Saal hatte, in dem der Turnverein seine Winterübungen durchführen konnte, der Männergesangs- und Orchesterverein Konzerte gab, sich, im Wechsel mit dem "Gumbirl" im unteren Markt, der Lichtenegger Bund traf und viele Tanzveranstaltungen bis hin zu gelegentlichen Pfingsthochzeiten stattfanden.
Fangen wir an mit dem Turnverein, bis zur Errichtung der heutigen Jahnhalle Ende der 1920er Jahre war Georg Dimpfl sowohl das Vereinslokal als auch Übungsplatz für die Wintermonate. Im Sommer wurde auf der Wiese vor dem Dregerkeller geübt.
KA vom 5. 2.1906


KA vom Februar 1908 über einen Vereinsfasching des TVs
bei Georg Mühlbauer



Im Dezember 1918, ein Monat nach dem Kriegsende, veranstaltet der Turnverein - wie übrigens viele andere Kötztinger Vereine auch - eine Begrüßungsfeier für seine "heimgekehrten feldgrauen Turner" im Vereinslokal.




Aus dem Jahre 1921 kennen wir eine Einladung zum Vereinsball im Fasching,  die aber tags darauf von den Behörden sofort wieder kassiert wurde. In der schwierigen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg, als die siegreichen Mächte ihre Forderungen wieder mal erhöhten, trat die Regierung bei allen Belustigungen auf die Bremse.

Zuerst die Einladung des Turnvereins zum Vereinsball in der Faschingssaison 1921
KA vom 5.2.1921


KA vom 5.2.1921, es war wohl zu spät, um die Einladung zurückzuziehen, jedenfalls 
kam Einladung und die Absage fast zeitgleich. 


Die Erklärung durch das Bezirksamt:
In den amtlichen Bekanntmachungen, die monatlich auch im Kötztinger Anzeiger als Beilage erschienen, steht die Bekanntmachung des "Staatsministeriums des Inneren" an sämtliche Polizeibehörden. 
"Der Ministerrat des Freistaates Bayern hat beschlossen, daß im Hinblick auf die ungeheuerlichen Forderungen,  die soeben vom Feindbund an das Deutsche Reich gestellt worden sind, sämtliche Faschingslustbarkeiten zu unterbleiben haben.
1. Öffentliche Lustbarkeiten, die den Charakter von Faschingslustbarkeiten tragen, ferner öffentliche und geschlossene Tanzlustbarkeiten jeder Art dürfen vom 4. Februar 1921 ab nicht mehr stattfinden......

Die Abhaltung der Veranstaltungen ist zu verhindern."

Das wars dann mit dem Fasching 1921 in Kötzting. 

In einem Interview - ausführlich gegen Ende des Berichts - zwischen Frau Rabl Dachs und Frau Laggatz, berichtete letztere über die Turnstunden im Gasthaus Dimpfl:
Photo Frau Christa Rabl Dachs. Hier Frau Lagatz und Frau Rabl-Dachs


Waren die Turner nicht auch in dem Haus?

Das war noch zu früherer Zeit, wie meine Großmutter noch da war. Da war ja das das Turnlokal vom Kötzting. Wo jetzt die Frau Prischl drin wohnt (ebenerdig, links unten), da waren die Turner drin. In dem Buch von der Paula (Frau Dittrich) - wenn Du dich erinnerst - schreibt sie etwas über die Turner, und dabei ist ein Bild von unserm Haus. Es hat mich einmal jemand gefragt, warum unser Haus zu der Geschichte über die Turner in dem Buch abgebildet ist. Bevor die Turnhalle gebaut worden ist, war hier das Turnlokal. Wie meine Mutter noch ein kleines Mädchen war, hat der Turnverein unten noch geturnt. Man hat später die Haken an der Decke, wo die Ringe befestigt waren, immer noch gesehen. Ein Bock war auch noch in dem Zimmer. Wenn das Turnen aus war, sind sie in die Wirtschaft nübergegangen und haben sich eine Halbe gekauft.

Wie gesagt, dann hat's der Onkel geerbt und da sind keine Kinder gekommen. Sie haben dann unten (Austragshaus) den Laden genommen und oben (Haupthaus), ham's dann vermietet. Ein bißl umgebaut ham's dann da. Ein paar Mauern eingezogen, dass der Saal kleiner geworden ist - hier oben  war ja früher der Saal".

 Der ganze obere Stock?
Ja, das war alles Saal. Da waren immer die Pfingsthochzeiten. Später ist dann der Graßl-Saal (Marktstraße) gekommen, und dann eben die Turnhalle.

Ach so, der Graßl-Saal war zu der Zeit, wie der Saal hier war, nicht? Das war also der Nachfolger?

Ja, das Ganze hat sich dann in den Graßl-Saal hin verlagert, weil - wie gesagt - der Onkel und die Tante waren halt keine Wirtsleute.

 



Auch viele andere Vereine und Behörden nutzen den Dimpflsaal.

KA von 1906
Der Kötztinger Marktrat lädt die Bevölkerung Kötztings zu einem Feier zu Erhren des
Kötztinger Ehrenbürgers, des Forstmeisters  Johann Hubrich ein.

Auch andere Vereine luden zu Georg Mühlbauer (Dimpfl)

Der Verein "Concordia" ein früher Fremdenverkehrsverein

Der MGOV spielt und singt beim Dimpfl  KA von 1905

Auch die Kötztinger Feuerwehr tanzte beim Dimpfl KA vom Mai 1921


In den Bezirksamtsblättern finden sich ebenfalls einige Ankündigungen für Veranstaltungen im Dimpflsaal, zum Beispiel im Jahre 1911, ein Festabend zu Gunsten der Landeskrankenpflege

Doch zurück zur Familie Georg und Katharina Mühlbauer.
4 Kinder hatte das Paar: 
Anna, geboren 1886, Georg 1888, Georg 1890 und Maria 1892.
Es ist zu vermuten, dass der erstgeborene Georg bald nach seiner Geburt wieder verstorben ist,
In den Jahren 1914 und 1915 war Georg Mühlbauer dann Brautführer von zweien seiner Freunde.
Georg Wieser, der Gastwirtssohn aus der direkten Nachbarschaft (Wieser Girgl, das ehemalige Amtshaus) und seine Braut Anna Hosbach erwählten sich als ihre Brautführer Georg Sperl und Georg Mühlbauer. 
Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 998
vl. Georg Mühlbauer - Anna Hosbach - Georg Wieser und Georg Sperl


Nach dem Pfingstritt posierten die drei Männer auf ihren Pferden vor dem elterlichen Gasthaus. Die Pfingsthochzeit im Jahre 1914 aber fand im Dimpflsaal statt. 
Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 1140 Abgabe von RA Dittrich
Pfingstreiter 1914 vor dem Gasthaus Wieser. Die Zylinderträger von links: Georg Mühlbauer, Georg Wieser und Georg Sperl.  


Im drauffolgenden Jahr war Deutschland bereits mitten drin im Ersten Weltkrieg und das Aussehen der Pfingstreiter hatte sich völlig geändert.
Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 947 Abgabe durch RA Karl Rabl
Der Bräutigam war Georg Sperl und die beiden Brautführer Georg Wieser und Georg Mühlbauer.
Die Akteure des Vorjahres hatten einfach ihre Plätze getauscht.

Mühlbauer Georg und Franziska

 
Am 12.5.1919 heiratete Georg Mühlbauer, Sohn des Georg und der Katharina Dreger, Franziska Neumeier, eine Bauerstochter aus Lam. 
Im Jahre 1946 wird Frau Franziska Mühlbauer im Rahmen der Erbfolge den Besitz auf "Dem Dimpfl" antreten, nachdem Georg Mühlbauer im Jahre 1919 durch Übergabe der Besitzer geworden war. Auch  er erhielt nun bereits in der zweiter Mühlbauer-Generation den privaten Hausnamen "Dimpfl". 



Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro 692 Abgabe Holzer,Kötzting: Brandschutzwoche 1948 in Tannenegg,
Gruppe vor Feuerwehrauto, von rechts: Huber Xaver, Januel Max, Rabl Heini, Kerscher Bepp, dahinter ?, Pfeffer (Achtler) Franz, Greß Schorsch, Mühlbauer Georg (Dimpfl Dagg) , Holzer Josef, ?, ?, Pleier Franz ( Trapper )



Mit Frau Maria Laggatz, der mittlerweile verstorbenen Besitzerin des Dimpfl-Hauses hat Frau
Rabl-Dachs vor vielen Jahren ein Interview über ihre Jugend in der Metzstraße geführt. Es ist zumeist sehr praktisch, für solch ein Gespräch als "Roten Faden" ein Photoalbum zu benutzen.
Frau Laggatz, geboren am 6.2.1919, im Hause Dimpfl - Schorsch Mühlbauer nannte sie ihren Onkel - war eine Tochter des Amtsgerichts-Assistenten Karl Weigold und seiner Frau Maria, der jüngsten Mühlbauer Tochter.  

Standesamt Kötzting Zivilstandsregister Unterschriftenliste bei der zivilen Hochzeit am
18.5.1918

PfA Kötzting Band 42  






 
DIA-Repro 0043 Arbeitskreis Heimatforschung Bild von RA Dittrich
Frauengruppe 1920   von hinten links Huber Mathilde, Frau  Weigold (geborene Mühlbauer, die Mutter von Frau Laggatz) Fleischmann Therese, Mitte von links Dreger Babette, Frau Dreger, Huber Anna (Hebamme, siehe Buch Dittrich) vorn Huber Hedwig und Dreger Anni.  




Frau Laggatz selber war jedenfalls im Dimpfl-Haus geboren und wuchs auch in der Metzstraße auf.
Von ihr hat der Arbeitskreis eines der interessantesten Kinderbilder erhalten, das ich kenne:

Liegend Kirschner Alfred   Mitte: Mädchen aus Hudlach, wahrscheinlich Moltrecht (Ammon), Weigold Marerl (Laggatz), Musiklehrerin Kirschner Frau vom Tierarzt, Fleischmann Mariele (Vater Gerichtsvollzieher) Hintere Reihe: Zimmerer Franz (Glaser Zimmererer), Krämer Erna Tochter vom Ostmarkonkel Conrad Krämer, Hoiss Hanse, Vater später Bürgermeister, Feichtner Bubi (Ludwig)   DIA-Repro 0043 Arbeitskreis Heimatforschung
Auf diesem Bild sind einige Kinder friedlich und freudig beim Musizieren abgebildet, deren Väter wenige Jahre später im Dritten Reich erbitterte Gegner wurden.

Über dieses Bild erzählte Frau Laggatz sehr ausführlich:

"Die Frau Kirschner, die auf dem Foto in der Mitte sitzt, hat uns Musikunterricht gegeben. Ihr Mann war Tierarzt. Des is der Zimmerer Franz - der mit der Geig'n, des is d'Krämer Erna – die Tochter vom Ostmarkonkel, des is der Hoiss Hanse - sein Vater war in der Hitlerzeit Bürgermeister in Kötzting, des war der Feichtner Wastl... oder na, der Ludwig, sei Bruder. Einer davon ist schon gestorben. Ich glaub der Ludwig.... oder der Wastl? Das weiß ich jetzt gar nicht mehr. Wir sagten halt immer: Der Feichtner Buwe! Welcher wer war - suchst dann hoit außer! Der Vater der beiden war Polizist. Dann ... die weiß ich nicht mehr, wie sie geheißen hat. Sie stammmte aus einer Einöde in der Nähe von Hohenwarth. (Wahrscheinlich Ammon aus Hudlach, Anm. d. Interviewerin). Dann des bin i". 
Welches Instrument haben sie damals gelernt?

Klavier“. (Frau Laggatz spricht weiter über das Bild, das sie mir erklärt) „Dann kommt Fleischmann Marille - ihr Vater war Gerichtsvollzieher, sie wohnten beim Graßl (Bäckerei), oben im ersten Stock und später ham's beim Gustl-Schreiner vorn g'wohnt. ...
"Des is der Kirschner......" 

Julius?
"Ja, der Kirschner".
Wieviel Buama (Buben) ham denn die g'habt?
"Wieviel Buama die g'habt ham, woaß i nimmer. Oana hot Ritzerl g'hoißn. War des da Ritzerl, oder war des da Julius, des woaß i nimmer. Auf jeden Fall war's a Kirschner".

Meine Anmerkung: Das Bild stammt von 1930, es war der Sohn von Julius Kirschner, Alfred 

Die Frau auf dem Foto, sagen sie, war die Frau Kirschner. War sie verwandt mit den Kirschner-Buben?
Eine Frau Kirschner, das war aber da keine Verwandtschaft zu den Kirschnern in der Marktstraße. Ihr Mann war zwar jüdischer Abstammung, aber sie nicht".
War sie von Kötzting?
"Nein, nein. Er war Tierarzt und hat in Kötzting gearbeitet. Zufällig hat er auch Kirschner geheißen. Sie wohnten unten beim Drunkenpolz, im ersten Stock".
Um welche Zeit war denn das?
"Wie alt war ich denn da? ... 19 und 12 sind 31. So in der Zeit um 193o/1931. Ja, schau, es ist ja der Kirschner noch auf dem Bild". 

Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr.45:
 , Vereinsfest Veteranen ca. um 1925 Abgabe von Frau Laggatz:
Kinder im Vordergrund ?, Weigold Marerl(Laggatz) Oexler Marerl, Röhrl Linderl, Röhrl Gretl,
1. Reihe: Schmidtbräu Paula (Heilingbrunner), Lenzsch Hilde (Gmach), Kolbeck, Obermeier Karl (Mesner),weitere unbekannt, Mann mit weißem Spitzbart und Fliege ist Hans Kroher,
2. Reihe links seitlich Dr. Leibig ? mit kurzem Schnauzer.
3. Reihe: Vogl Hanni (Bäckerei Neumeier), Fahnenträger Franz Heigl, daneben Waldmann Elis (Textilgeschäft Gehringstraße) Hinter dem Fahnenträger Heigl mit dem hellen Hut Leopold Henneberger (Vater von August Philipp) neben ihm Liebl Paula (Dittrich), Kindl Marianne (Thier), Bauer, Gmach Fanny (unterhalb Stoibermaler)  




 Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 48 Kinderfestzug Waldfest 1925 oder 1926 
Abgabe durch Frau Laggatz
 1. Blume Liebl Reserl (Bäckerei Liebl) 2. Blume Weigold Marerl (Laggatz) 3. Blume Scheichengraber Kuni aus dem Pfeffergraben  Großes Mädchen Kelnhofer Marerl,
Vater war Schneider und wohnte mit seiner Familie beim Korherr, Marktstraße 33 .
Im Hintergrund links die alte Holzapfelschule, heute Parkhaus.



 Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 49 Abgabe durch Frau Laggatz
vl. Krämer Erna, Tochter vom Ostmarkonkel, Weigold Marerl (Laggatz) Röhrl Gretl,
Tochter von Michl Röhrl, Gasthaus Klosterschmiede

  Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 53 Abgabe durch Frau Laggatz 
Firmkind mit Patin ca. 1929  Firmkind Marerl Weigold (Laggatz) Firmpatin ihre Tante Frau Fanny Mühlbauer (Dimpfl)    Foto Pleier

 Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 56  Abgabe Frau Laggatz
vl. Pagany Eugenie, Weigold Marerl(Laggatz) und Röhrl Gretl
Schlittschuhfahren am Regenstein ca. 1932


Bereits im Jahre 1933 wurde der Vater, Karl Weigold nach München versetzt und ie Familie zog um.
Die Verbindung nach Kötzting war nie abgerissen, berichtete Frau Laggatz im Interview:

Dadurch, dass ich den Onkel Schosch (Dimpfl/Mühlbauer) in Kötzting dagehabt habe, und meine Großeltern, bin ich sehr oft wieder nach Kötzting gekommen. Von meinem Vater war d'Verwandtschaft Kindln. Die Frau Kindl war eine Schwester, und die Kindl Mariandl - die spätere Frau Thier - war eine Cousine zu meinem Vater. Sie wohnten beim jetzigen Hasenberg (Gehringstraße-Ecke Schirnstraße) oben im ersten Stock. Weigold, das waren meine Großeltern. Ich war immer mit Kötzting sehr verbunden. Da bin ich ja oft, wie meine Eltern schon in München oben wohnten - hauptsächlich in den großen Ferien - immer runterg'fahrn. Der Vater und d'Mutter sind auch unterm Krieg zum "hamstern" runterg'fahrn. Wir waren sehr viel in Kötzting. Da war der Onkel Schosch da, der Dimpfl Schosch, weißt Du den noch"?

Na(nein)....

Geh, den wirst doch noch wissen! In dem Geschäft drüben, von deiner Tante Fanny (Frau Harbauer)
[Rabl Fanny verh. Harbauer in der alten Fleischbank alte Hausnummer 24]

Hatte der Dimpfl Schosch denn ein Lebensmittelgeschäft?

Ja freilich. Sie (Er und seine Frau) haben zuerst daheroben (Wohnung von Frau Laggatz im 1. Stock) gewohnt. Das drüben war das Austragshaus (gegenüber), das hier das Haupthaus, hinten der Stall und drüben, wo heute das alte Feuerwehrhaus ist, war der Stadl.
Vom Onkel Schosch und seiner Frau sind keine Kinder gekommen. Die Frau von meinem Onkel - die Tante Fanny, war eine seelengute, liebe, liebe Frau, bloß keine Wirtin. Des war's halt net! Er hat auch kein Interesse für die Gastwirtschaft gehabt".




Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 54 Abgabe durch Frau Laggatz:
die alte Fleischbank in der Metzstraße
nun ein Lebensmittelgeschäft von Georg und Fanny Mühlbauer
Vor dem Laden: Herr Karl Weigold und seine Tochter Maria, Marerl

Hatten sie die Gastwirtschaft und das Lebensmittelgeschäft zur gleichen Zeit?

Der Onkel hat im Haupthaus im ersten Stock ein bisschen umgebaut. Die Frau Feichtner hat damals heroben gewohnt. Dann war eine Zeitlang - unterm Krieg - die Schule unten drin. Wo jetzt die Frau Graßl wohnt (ebenerdig, Ecke Metz-/Brandstraße) war die Wirtsstube. Da wohnten dann der Onkel und die Tante, bevor sie dann hinüber ins Austragshaus gezogen sind, und dort eine Lebensmittelhandlung aufmachten, und die Wirtschaft aufgegeben haben. Dort wurde während des Krieges auch kurze Zeit Unterricht gehalten. Danach war'n dann Flüchtlinge drin. So ist halt alles ein bißchen runtergekommen zu der Zeit


Dann erfolgte die Frage nach dem Hergang der Besitzübertragung, ein Zusammenhang, der sich mir noch nicht erschließt,  

Haben Sie das dann geerbt?

Der Dimpfl Karl hätte das halt erben sollen. Da war doch noch die Dimpfl Nandl da [Anna, die älteste Schwester]. Sie war eine Schwester zum Schosch und zu meiner Mutter. Drei Geschwister waren da. Der Schosch hat's geerbt - der Bub, ist ja klar. Kinder waren keine da und der Nandl ihr Sohn Karl - er arbeitete bei der Sparkasse - hätte das Haus dann gekriegt. Er ist aber im Krieg gefallen. So kamen dann meine Mutter und jetzt ich zu dem Haus.

 Ihr Vater hat sich Weigold geschrieben und ihre Mutter früher Dimpfl?

Mühlbauer, Dimpfl, das ist ja nur der Hausname. Der erste, der auf dem Haus drauf war, war ein Dimpfl. Der ist dann gestorben, und die Großmutter hat dann nochmal geheiratet. Der schrieb sich dann Mühlbauer - ein Godl-Bub, von den Mühlbauern in Bonried.
Nachdem der Onkel Schosch gestorben ist, war ja noch die Tante Fanny (seine Frau) da. Mein Vater hat dann den Stall hinten abgerissen- weil ja keine Landwirtschaft mehr da war - und ein Haus darauf gebaut. Das wurde dann als zwei Wohnungen vermietet. Von dem Geld hat ja die Tante Fanny dann gelebt. Sie hat ja von etwas leben müssen"!

 Wann ist denn das hintere Haus gebaut worden?

"Gleich nach dem Krieg".

Mit den Erinnerungen von Frau Laggatz an ihre Jugendzeit im Dimpflhaus endet diese Häuserchronik.

Photo Frau Christa Rabl Dachs. Grablege Weigold im Alten Friedhof