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Samstag, 26. Dezember 2015

Kötzting im Jahre 1906

Diesmal gleich am Anfang - die Endnoten werden gerne übersehen - vielen Dank an Frau Rabl-Dachs und Frau Kretschmer, die viele der Bilder beigesteuert haben. Die Zeitungsausschnitte stammen aus dem Kötztinger Anzeiger von 1906: Also viel Spaß mit dem Eintrag des Neuen Jahres:

Kötzting vor 110 Jahren[1]

 1906


der kgl Bezirksamtmann von Fuchs - heutzutage der Landrat -
als Vertreter der Regierung in München. Von ihm hatten wir
vor der Auffindung des Turnerbildes kein Abbild.
Am 1. Januar 1906 feierte das Königreich Bayern seinen hundertsten Geburtstag. Am 26. Dezember 1805 hatte Napoleon I. zu Pressburg mit Österreich Frieden geschlossen und dadurch hatte Bayern gegen Abtretung des Fürstentums Würzburg die Grafschaften Burgau, Hohenems, Königsegg und die Grafschaft Tirol mit den Bistümern Brixen, Trient und ferner Vorarlberg erhalten. Am 1. Januar dann setzte sich der Kurfürst Maximilian Josef die Königskrone aufs Haupt. Noch im selben Jahr erhielt Bayern durch die Rheinbundakte Ansbach, Nürnberg und die Souveränität über viele Gebiete in Schwaben und Franken hinzu. Auch wenn 1814 Bayern einige Anteile wieder an Österreich abgeben musste, so hatte es sich doch bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf mehr als 3,30 Millionen Einwohner vergrößert. In der landwirtschaftlichen Winterschule  in der Bahnhofstraße wurde dieses Jubiläum in Anwesenheit des H.H. Bezirksamtmannes von Fuchs feierlich begangen.


Vor 110 Jahren erwarb die Familie Gartner das Anwesen des Karl Ponschab und warb seitdem regelmäßig in ganzseitigen Anzeigen:


100 Jahre Kaufhaus Gartner Anzeige  im WInter 1906
Der Burschen=und=Wanderer=Verein Kötzting machte seinem Namen und seiner Vereinssatzung alle Ehre und rief seine Mitglieder laufend in die verschiedensten Wirtshäuser zur Kneipe









Mittwoch, 9. Dezember 2015

Wer weiß was.....

Diesmal ist es kein allgemeines Suchspiel, bei dem ich dann die Auflösung präsentiere.....
Diesmal habe ich keine Ahnung was auf den Luftbildaufnahmen abgebildet ist.
Aus den vorhandenen, bekannten, Aufnahmen kann man schließen, dass es alles Aufnahmen aus dem Altlandkreis Kötzting sind und dass der Aufnahmezeitpunkt entweder 1962 oder 1963 gewesen ist, mehr wissen wir nicht
Also bitte melden, wenn jemand glaubt eine oder mehrere Lösungen zu kennen, ich kenne jedenfalls keines der Objekte.

Nun also ran an die Aufnahmen:

wer in dem Ort wohnt, sollte es erkennen, der Friedhof ist schon sehr markant immer noch nicht gelöst!!!

könnte eine Mühle sein : die Feigl Säge nach Schwarzenberg

dasselbe Objekt von anderer Seite siehe oben

nichts zu erkennen, was hier weiterhülfe, wer von dort ist, könnte es kennen: der untere Wiesenweg bei Schwarzenberg

etwas unscharf: vermutlich Eschlkam

eine markante Verteilung mit Weiher/See: Rimbach Wiedenhofstraße

ein kompaktes Dorf an einer Kreuzung:  Atzlern
Die Bildrechte liegen beim Stadtarchiv Bad Kötzting

Mittwoch, 25. November 2015

Die Weihnachtslausbuben von Steinbühl

Im bayr. Staatsarchiv in Landshut gibt es einen Akt mit der Überschrift:

 Abstellung von Unfug in der Christnacht in Steinbühl

 


Es beginnt mit einem Schreiben des Steinbühler Hauptlehrers Foerstl - er schreibt sich in alles Briefen mit "oe", klingt vermutlich vornehmer -  an das Bezirksamt in Kötzting im Jahre 1920
Schon seit Jahren bemühe er sich vergeblich darum, einen "groben Unfug" in Steinbühl abzubringen, aber es helfe nichts.
"Alljährlich findet am hl. Abend nacht 1/2 12 Uhr die herkömmliche Christmette statt. Schon um 1/2 10 Uhr kommen zu dieser die Kinder herzu und treiben sich vor der Kirche und dem Schulhaus umher, einen Unfug verübend, der nicht zu beschreiben ist. Sie werfen mit brennenden bengalischen Zündhölzern umher, den ankommenden Kirchenbesuchern hinauf, werfen sogenannte Frösche den Frauen vor die Füße, daß selbe erschreckt aufschreien und verbringen ein Geschrei und Gejohle, daß es ein Hohn auf die stille, heilige Nacht ist. In der Schule wurde dies alle Jahre den Kindern verboten, auch Herr Expositus hat schon von der Kanzel herab diesen Unfug gerügt, doch umsonst. Auf Vorhalt den Eltern gegenüber bekam man zur Antwort," dös is a alter Brauch, den kann man nöt abbringa

 Steinbühler Schulbuben in den 50er Jahren










von den Buben waren sicherlich einige in den Folgejahren bei den Spassetteln dabei, im Hintergrund das efeubewachsene und mit Schindeln gedeckte Steinbühler Schulhaus.
Bilder aus der Sammlung des Arbeitskreises Heimatforschung Kötzting


von den Mädchen ist zwar in dem Bericht keine Rede, aber die gehören einfach dazu...
Das dieser "Brauch" wohl tatsächlich schon lange bestand zeigt auch ein Hinweis in der Zeitung von 1906:


Kötztinger Anzeiger vom 21.12.1906  bayrische Staatsbibliothek München



Hauptleher Foerstl wünscht nun ,dass das Bezirksamt an den Bürgermeister herantritt und diesen persönlich verantwortlich machen könnte, dagegen vorzugehen, dies umso mehr, als bei dem Unfug nicht nur die Schulkinder, "sondern auch der Sonntagsschule entlassene halbwüchsige Bürschlein dabei seien, die die kleineren anspornen" und wünscht sich klare Anweisungen für die Ortspolizeibehörde.

Offensichtlich war es nun den vereinigten "Behörden" gelungen, den Kindern und Jugendlichen ihr Gaudium abzugewöhnen und den Älteren ihre besinnliche Mette zu gewährleisten.

hier noch einmal das Steinbühler Schulhaus



ABER

es war nicht von langer Dauer:




























 Kurz vor Weihnachten 1935 berichtet wieder Hauptlehrer Foerstl über den "Groben Unfug in der Christnacht", aber er macht zumindest die Einschränkung, dass es ein alter Brauch sei:
Der Unterzeichnete weiß es, "daß es früher der Brauch war und es auch jetzt noch ist, daß in der Christnacht geschossen wird. Aber ein derartiger grober Unfug, wie er alljährlich in Steinbühl ausgeübt wird, wird wohl anderswo nicht vorkommen. Schon um 10 Uhr geht die Gaudi los. Werkstattschüler, Fortbildungsschüler und ältere Burschen - zuerst einzelne, dann 

 immer mehr, machen mit Werfen von bengalischen Zündhölzern , noch hunderten sogenannter Sternschneuzer, Werfen von Fröschen, begleitet von ihrem Lachen und Freudengeschrei, wenn eine kirchenbesuchende Person getroffen wird, einen Spektakel der jeder Beschreibung spottet. Ein früherer Expositus wollte diesen Unfug schon einmal abschaffen, der Erfolg war, dass die Gaudi nächstes Jahr größer wurde. Das hiesige Schulhaus ist mit Schindeln gedeckt, an der Nordseite mit Epheu bekleidet. Voriges Jahr haben dürre Zweige bereits gebrannt. Vielleicht nimmt sich das Bezirksamt doch dieses groben Unfugs an und läßt durch einen Herrn der Gendarmerie ein wenig nachschauen. Der Polizeidiener hier ist machtlos, wenn er einschreiten will, wird er blos ausgelacht".....

offensichtlich war das "Nachschauen" nicht sehr wirkungsvoll,

mit Datum 3.1.1936  schrieb Andreas Müller von der Gendarmerie Hauptstation Kötzting:
"die Erhebungen ergaben, dass der bezeichnete Unfug auch heuer wieder getrieben wurde. Irgendwelche Täter konnten aber bis jetzt nicht ermittelt werden, auch Hauptlehrer Foerstl konnte keinen der Burschen namhaft machen. Schaden ist nicht entstanden. Sollte die weitere Umfrage noch zu einem Erfolge führen, wird Strafanzeige erstattet". 
Der Schlusssatz kommt bekannt vor: die hiesige Station sei  unterbesetzt gewesen und daher konnte eine Überwachung nicht durchgeführt werden.

 Hauptlehrer Foerstl aber gibt nicht auf, schon im nächsten Jahr schreibt er erneut an die Kötztinger Behörde, denn wieder kommt Weihnachten in Sicht:

"voriges Jahr hat der Unterzeichnete berichtet, daß in Steinbühl während der Christnacht von 10 Uhr von Schulkindern und halbwüchsigen Burschen schon seit Jahren das Werfen von bengalischen Hölzern und Fröschen Mode ist und ein höllischer Spektakel verübt wird. Vielleicht nimmt sich doch heuer das Bezirksamt dieses Treibens etwas an."

Dieses Mal steht auf der Rückseite seines Gesuchs der handschriftliche Vermerk des Bezirksamtmannes (heutzutage des Landrates) Fiesenig:

"an die Gendarmeriestation Kötzting
zur Kenntnis. Im Benehmen mit der Ortspolizei ist für die Unterbindung dieses Treibens Sorge zu tragen."

und diesmal klappt es: zum Jahreswechsel schreibt der Kötztinger Gendarmerie Oberwachtmeister Johann Reindl, "dass Vorkehrungen getroffen wurden. Zwei Feuerwehrmänner wurden angewiesen im Bedarfsfalle einzuschreiten bzw. diesen Unfug von vornherein zu untersagen, was auch voll und ganz erreicht worden war."  Lt. Hauptlehrer Foerstl gab es heuer nichts zu beanstanden.

In Steinbühl war es nun also ruhig geblieben aber dafür lief die Sache in Lohberg und Lam gehörig aus dem Ruder
Im Dezember 1937 beschwerte sich rückwirkend der Lohberger Pfarrer Husterer  ebenfalls "es hätten sich im vergangenen Jahr hauptsächlich Jugendliche und zwar meist schulpflichtige, in der Zeit vor und während des mitternächtlichen Gottesdienstes in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche von Lohberg durch Schiessen, Abbrennen von Feuerwerkskörpern etc allergröbsten Unfug ausgeübt; sogar in der Kirche selbst wurde der Gottesdienst durch derartigen Unfug gestört." Auch dieser Pfarrer bittet für das kommende Weihnachtfest um Polizeischutz.

Offensichtlich passierte ähnliches auch vor den Kirchen in Lam und Haibühl, denn der Gendarmeriewachtmeister Georg Ederer aus Lam, um eine Stellungnahme gebeten, räumt dieses zwar in einem Bericht vor dem Weihnachtsfest 1937 ein, schränkt aber gleichzeitig die Wirksamkeit einer polizeilichen Überwachung ein:

"denn es würden sich zwar wegen der Christmette die jungen Burschen sammeln und sich vor dem Gottesdienste stundenlang in den Straßen der Ortschaften umhertreiben, allerdings zechten die Erwachsenen in dieser Zeit in den Wirtschaften und so kämen auch Betrunkene in die Kirche.
Eine Abordnung nach Lohberg wäre sinnlos, denn: "erstens ist ein Mann bei Dunkelheit gar nichts, er macht sich nur lächerlich, weil die Burschen bald da und bald dort auftauchen und Unfug treiben und dann rasch wieder verschwinden. und
Zweitens ist es nicht anders in Lam und auch in Haibühl und kann die Gendarmerie nicht überall Posten stehen, damit der betreffende Pfarrer nichts hört......
Sollte das Wetter günstig sein, wäre es eventuell. möglich mit dem Kraftrad eine Streife nach Lohberg zu unternehmen. Aber versprechen kann man nicht viel. Die Unruhestifter laufen davon und wenn die Gendarmen wieder fort sind, wird erst recht Unruhe gestiftet. " 

Ein Gespräch über dieses Thema bei dem Lesestammtisch ergab, dass sich einzelne Teilnehmer erinnerten, diesen Volksbrauch zumindest in Haibühl auch noch in den 60er Jahren erlebt zu haben.





Donnerstag, 29. Oktober 2015

der große Marktbrand von 1867



Wir schreiben Montag, den 3. Juni 1867, es ist ein warmer trockener Sommertag in Kötzting, die Heuernte für dieses Jahr ist bereits in den Scheunen eingebracht und ganz Kötzting beginnt sich zu putzen um sich auf das kommende Pfingstwochenende vorzubereiten und zu freuen, vor Allem ein junger 13 jähriger Mauererssohn, der in diesem Jahr zum ersten Mal mitreiten durfte..........

So war der Plan, aber es kam Alles ganz anders



Wie man an dem Kalenderblatt sieht, war es in der Woche vor Pfingsten und der 3. Juni es war eine Neumondnacht. Stockfinster also, in einem Altkötzting ohne Straßenbeleuchtung und natürlich auch noch ohne jedes elektrische Licht in den Häusern.

Der Bezirksamtmann Carl von Paur, der Mann, dem es gelang den Räuber Heigl
zu fangen, der auf eigene Kosten den Ludwigsturm erbauen lies und viele, viele
soziale Errungenschaften in Kötzting einführen half, wie z.B. die Josephspflege,
soziale Unterstützungskassen usw.

In jeder mir bekannt gewordenen Feuerwehrchronik ist der Bericht unseres ehemaligen Bezirksamtmannes Carl von Paur erwähnt, der in seiner Chronik von der Kötztinger Schreckensnacht vom 3. auf den 4. Juni 1867 berichtete, in der 60 Wohnhäuser und 90 Nebengebäude ein Raub der Flammen geworden waren. Auf heutige Verhältnisse übertragen hat es, ausgehend von der Gastwirtschaft Dreger, rauf bis zum Kaufhaus Wanninger und runter bis zum „Unteren Oexler“ gebrannt.  Eigentlich ist es sogar über das „Kaufhaus Wanninger“ hinaus gegangen, weil das Feuer sowohl auf die Friedhofskapelle, im nun alten Friedhof, und über die Straße hinweg, auf die  Veithskirche übergegriffen hat.
Natürlich hat es damals weder den „unteren Oexler“ noch das Kaufhaus Wanninger oder etwas ähnliches gegeben.


















Bild des Feuerschadens, ROT bedeutet vollkommen zerstört, GELB bedeutet geringfügiger Schaden


Auf der linken, marktaufwärts führenden, Straßenseite, um die es ja hier ging, bestand eine durchgehende Bebauung, die sich nach hinten – über den Bereich der jetzigen Gehringstraße, die es ja noch nicht gab -  bis hin zur alten Marktbefestigung hinzog. Diese Marktbefestigung, ca. 1460-1470 als Wallgraben mit einem Palisadenzaun angelegt, hatte sich in den Zeiten danach zu Kötztings Gemüsegarten mit einer Kette von Feldstädeln entwickelt. Zwischen den Hauptgebäuden und dieser Stadelreihe bzw. den eingesprenkelten Gemüsegärten zog sich die so genannte Bollburggasse hin. Bollburg von Bollwerk.
Diese Bollburggasse begann herunten wo heute noch bei der Sonnenapotheke die kleine Gasse ist und endete oben beim Chamauer Tor, in etwa dort wo jetzt die Kugelmeierschmiede steht, (hinter dessen Garage ja beim Bau des Kaufhauses Wanninger die Fundamente dieses Chamauer Tores für kurze Zeit sichtbar geworden waren.) Also war auch der Verlauf der oberen Marktstraße Richtung Torstrasse früher anders gewesen.

Über den genauen Hergang beschreibt von Paur

Die Nacht vom 3. Auf den 4. Juni war eine Nacht des Schreckens. Es war in einem der Hintergebäude des bräuenden Bürgers Joseph Amberger Nachts 11 Uhr feuer ausgebrochen. Das selbe hatte sich alsbald, ehe Hilfe möglich war, über dessen hölzernes Keller und Stadlgebäude verbreitet und theilte sich mit rapider Schnelligkeit den benachbarten hölzernen Städeln, in welchen bereits ein großer Theil der Heuernte eingebracht war, sofort auch den mit Legschindeln gedeckten Wohngebäuden mit. In weniger als einer Stunde erstreckte sich das Feuer über sämtliche Gebäude der linken Häuserreihe an der Marktstraße  bis hinaus über die St. Veitskirche. Es war schauerlich anzusehen wie die Flammen und Feuerzungen thurmhoch zum Himmel emporschlugen, wie Dachstühle, Kamine und Giebelmauern dumpf krachend einstürzten, erschütternd war das Rufen und der Lärm der Löschenden, mehr noch das Jammergeschrey der Weiber.

Es bedurfte der angestrengtesten Tätigkeit aller Hilfeleistenden das Hinübergreifen des feuers auf die rechtsseitige Häusserreihe abzuwehren und den Brand zu bewältigen, der bis in die Frühmorgenzeit gewüthet hat.

In weniger als 6 Stunden war ein großer Teil des Marktes 60 Wohngebäude, darunter das bürgerliche Spital und teilweise auch die St. Veitskirche und die Gottesackerkapelle nebst

90 Nebengebäuden ein glühender  Schutt und Trümmerhaufen.

Es muss erwähnt werden, dass die erst im vorigen Jahr hergestellte neue Wasserleitung und die im Jahre 1864 organisierte Feuerwehr bei diesem traurigen Ereignisse sich aufs beste bewährt haben, so dass es diesen sowie der angestrengtesten Beihilfe, der mit ihren Löschgerätschaften herbeigeeilten Feuerwehren aus Cham, Viechtach und Furth zunächst zu danken ist, dass der Brand nicht eine noch größere Ausdehnung nehmen konnte.

An Mobilien und Vorräten wurde wenig gerettet wohl aber das Vieh, nur Kleinvieh ist verbrannt.

Über die Entstehung des Brandes hat die Untersuchung kein bestimmtes Resultat ergeben, doch dürfte Fahrlässigkeit als Ursache bezeichnet werden.

Der durch dieses Unglück herbeigeführte große Schaden traf viele Bürger auch Inwohner und Dienstboten.



Der Immobilienschaden wurde amtlich auf 198.000 fl. der Mobiliarschaden auf 129.000 fl eingeschätzt. Nur vier Verunglückte sind mit ihrem Mobiliar versichert. Da die Gebäude, wenn auch gering, doch sämtlich der allgemeinen Brandversicherungsanstalt einverleibt waren und die Beschädigten aus dieser Kasse nur 60912 fl. erhielten wird zwar der abgebrannte Teil des Marktes unter Beihilfe der Mitbürger und der Nachbargemeinden sowie einer zu erwartenden allgemeinen Brandkollekte wieder aufgebaut werden. Gleichwohl wird es viele Jahre bedürfen, bis die Abbrändler und die in starke Mitleidenschaft gezogenen Gemeindekasse von diesen schweren Unglück sich wieder erholen werden.

Leichenhalle am oberen, nun alten, Friedhof, der damals noch sehr klein war

Auch die kleine Seelenkapelle an der unteren Friedhofmauer mit der daran neu errichteten Leichhalle wurde ein Opfer der Flammen
































Bereits am nächsten Morgen, am 4. Juni wurden die beiden Kötztinger Nachtwächter zu dem Brand befragt---die Kötztinger Nachtwächter arbeiteten im Schichtdienst - : Georg Wühr  von 10 Uhr abends bis Mitternacht und Franz Meidinger dann von Mitternacht bis um 3 Uhr früh.

Franz Meidinger, ein verheirateter Häusler, 66 Jahre alt und wohnhaft „im oberen Vormarkt“, also Torstrasse ,  aufwärts, der seit 13 Jahren den Nachtwächterdienst für ein Jahresgehalt von 24 Gulden betreibt, beschreibt, dass ihm schon beim Aufstehen und Anziehen das Licht durch das Fenster aufgefallen sei.
Als er aus dem Haus trat sah er bereits, dass es im Markte brannte. Es war wohl kurz vor Mitternacht, als er in den Markt hineinrannte und „Feuer“ schrie. Er kam bis zum Hause des Wolfgang Stoiber – nun Wieserapotheke – wo er beim Ausräumen des Hauses mithalf, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht brannte, allerdings sah er das Feuer bereits beim Amberger (nun Dreger) und Vogelbäck (nun Elektro Vogel)
Das Feuer zog sich an den Hintergebäuden entlang ganz schnell (in einer Viertelstunde) aufwärts.
Um 3 Uhr war bereits die ganze linke Seite mitsamt der Veitskirche abgebrannt. Es war windstill, so dass es durch die Anstrengungen der Löschenden möglich war ein Übergreifen auf die andere Straßenseite zu verhindern.
Eine Ursache kennt er nicht, sagt er, und von einer Brandstiftung hat er nichts gehört, der Brand kann auch aus Unvorsichtigkeit ausgelöst worden sein.
Das Thema Brandstiftung käme nur daher, weil nur ungefähr 4 Wochen vor diesem Brand zwischen dem Korherr und Hastreiter Stadel angebrannte Späne gefunden wurden, weshalb die Gendarmen und beigezogene Männer eine Stillwache gehalten hatten, ohne etwas Verdächtiges wahrgenommen zu haben.

Georg Wühr:, 60 Jahre alt und seit 7 Jahren Nachtwächter in Kötzting. Seit 10 Uhr abends im Dienst und ca. gegen ½ 12 Uhr beim Herabgehen im Markt, war noch nichts zu sehen. Gegen ¾ 12 war er beim Rentamt (nun Kirchenburg). Als er wieder hinaufgehen wollte und gerade beim Mesnerhaus (Nun Photo Meimer) war, sah er hinter der linken Häuserreihe, er meint gewiss zwischen dem Amberger und dem Voglbäck ein Licht, so groß wie eine Faust, was ihm auffiel, er hielt es auch gleich für Feuer und er „schrie nach Leibeskräften.
Der Mesner Obermeier hörte ihn zuerst, eilte aus dem Haus und er Kirche zu um Feuer zu läuten. Auch aus dem Posthause kamen nun Leute heraus und der Feuerlärm wurde nun allgemein.
Bis er zum Rathaus hinauf kam war das Feuer schon größer und begann sich bereits nach oben und unten auszubreiten.
Am Rathaus schlug er an das Fenster des Polizeidieners Müller, unter fortwährendem „Feurio“
Es kam seine Frau im Hemde heraus, öffnete die Vortüre zum Rathaus, eilte hinein und begann zu läuten. Da kam der Polizeidiener auch hinzu, der nicht zu Hause, sondern bei der Hochzeit im Kollmeierkeller (= Bärwurzerei Liebl) gewesen war.
Er half dann die Feuerspritzen aus dem Spritzenlokal herauszuziehen. Mittlerer weile hatte der Brand schon eine große Ausdehnung  weit nach oben und unten und es kamen viele Leute hergelaufen um zu löschen.
Es dauerte der Brand bis 3 Uhr früh, danach war die Hauptgefahr vorbei. Er glaube, dass das Feuer gelegt worden sei
Wegen der vor 4 Wochen aufgefundenen Späne, die wohl nur deshalb dort abgelegt worden waren um in boshafter Weise den Markt anzuzünden.

 Es folgte in den Tagen danach eine ganze Reihe von Untersuchungen und Befragungen, die zumeist wohl auf eine Unvorsichtigkeit der Ambergerschen Wirtsleute hinwiesen.

Zuerst aber lies Carl von paur eine Skizze des Hauses anfertigen, von dem der Brand seinen Anfang gemacht hatte:
Skizze des Ambergeranwesen, in dem Stadel "0" an der Stelle "p" ist der
Kellereingang zu ersehen, an welcher Stelle wohl der Brand aus Unvorsichtigkeit
entstanden sein könnte, dort hatte der Amberger seine Bierfässer gelagert.




Links befindet sich die Wohn- und Gaststube
an diese anstoßend die Küche 
vis´ a vis´ gegenüber dem Flez befindet sich die Schenklokalität.
Das Gebäude besteht aus dem Erdgeschosse und einem obern Stockwerk und hatte vor dem Brand ein Legschindeldach.
 Das Gebäude ist nunmehr vom Feuer gänzlich zerstört und unbewohnbar.
 Nach hinten folgten dann unter einem Dach das Wasch- und Backhaus, der Gaststall und die Holzlege
Gegenüber von einem Hofraum mit ca. 4 m Breite befand sich der Kuh und Ochsenstall, der aus Bruchsteinen erbaut und mit einem Gewölbe versehen war. Die Legschindelbedachung sowie der Gsottboden sind zerstört, die Stallung jedoch noch ziemlich gut erhalten.
An diese Stallung schließt der Misthaufen an

Danach folgt der Ökonomiestadel des Amberger, der selber auch wieder Bruchsteinewände hatte. Bedachung Legschindel, bis auf die Wände ist der Stadel vollständig zerstört.
Carl von Paur
Hinter diesem Stadel, überhalb der Bollburggasse, die hier eine Breite von 14 Schuh (4m) hat, befindet sich die Ambergersche Ökonomieschupfe , vollständig aus Holz erbaut und total vom Feuer verzehrt.

In dieser Schupfe, nunmehr Brandstätte, ist ein gewölbter Kellerhals ersichtlich, ca. 7m vom Schupfeneingang entfernt, auf welchem respektive unter welchem Kellerhalse man in den mehrere Stufen tief liegenden verschlossenen Sommerkeller gelangt, worin Amberger seinen Lagerbiervorrat untergebracht hatte.
Unmittelbar an der Schwelle dieses Kellerhalses wurden die sich in Amtshänden befindlichen verbrannten 4 Trümmer eines blechernen Leuchters aufgefunden.
Über die Situation wurde ein Handriss aufgenommen welcher beigelegt wird:
Bezirksamtliche Commission Paur  Schreil


Hier kommen nun in lockerer Folge einige Zeugenaussagen, die ein lebhaftes Bild dieser Schreckensnach ergeben und fast auf die Minute genau den Feuerausbruch miterleben lassen.



Am 7 Juni wurden die Nachbarn auf Amt gerufen und verhört
Wolfgang Vogl, 30 Jahre Bäcker, vor 1 1/2 Jahren hatte er das Irrgangsche Bäckeranwesen gekauft. Hat nie eine Beobachtung gemacht, dass im Ambergeranwesen unachtsam mit dem Licht umgegangen worden sei, obwohl das Gerücht umgehe, dass das wohl früher der Fall gewesen sein soll.
Um ½ 12 ging er in die Backstube, um zum Backen herzurichten. Beim Zurückgehen sah er von der Ambergerseite her einen Lichtschein auf seiner eigenen Tenne und als er aufschaute sah er bereits das Feuer an seinem eigenen Stadel, der mit dem Ambergerschen nur mit einer Bretterwand getrennt war.
Er lief sofort ins Haus und rief Feuer, durch die Öffnung der großen Haustüre entstand dann zusätzlich ein Luftzug und gab dem Feuer zusätzlich Nahrung.
Er und seine Frau verließen das Haus eiligst, ohne etwas von den Habseligkeiten oder Vieh retten zu können.
Im Ambergerschen Gasthause waren um diese Zeit noch Gäste, welche Karten spielten, er hörte dieses deutlich im Vorbeigehen nach der Backstube.
Es geht nun das Gerede, dass die Ehefrau des Amberger noch um solche Zeit nachts in den entfernt in der Schupfe befindlichen Sommerkeller zum Bier holen gegangen ist und zwar mit einem offenen Lichte. Hierbei soll es nun geschehen sein, dass der Brand entstanden ist.

Josef Stöberl,(heutzutage Anwesen Schrödel)  60 Jahre alt, brauender Bürger und auch Gastwirt von hier:
Hat keine Beobachtungen gemacht, dass im Hause Amberger unachtsam mit dem Licht umgegangen worden sein soll.
Er war schon im Bett, jedoch wach, als sein Sohn Wolfgang nach hause kam, ich hörte ihn, blieb im Bette liegen und schlummerte ein wenig als ich durchein Geräusch aufgeweckt wurde, ich meinte es werde im Ambergerschen Gasthause gerauft, es war ein Hin- und Herlaufen. Durch das Fenster der Schlafkammer sah er schon das Feuer, - zu dem Zeitpunkt noch auf den Amberger beschränkt.
Es blieb gerade noch genügend Zeit um das Vieh und einige wenige Kleidungsstücke zu retten.  Er hat vom Bürger Ignatz Decker gehört, dass bei Amberger am Montag Heu eingefahren wurde und mutmaßlich eine Fuhre Heu auf der Stadeltenne unabgeladen stehen blieb und wenn es wahr ist, dass die Frau des Amberger noch ganz spät Bier aus dem Sommerkeller holte wo sie durch den Stadel gehen musste und ein offenes Licht hatte so ist es wohl aus Unachtsamkeit ausgekommen.

Johann Liebl, Lebzelter 42 Jahre alt: 
(seit wenigen Jahren der Parkplatz Kaufhaus Wanninger in der Schirnstraße)
Ging am Montag spät abends 10 Uhr in das Ambergersche Gasthaus zum Bier. Der Gastwirt selber war nicht zu hause sondern bei der Hochzeit im Kollmaierkeller und kam ungefähr eine Viertelstunde vor dem Brande heim. Es waren ein paar Gäste anwesend. Die Ehefrau besorgte das Einschenken ganz alleine, diese ging öfter mit einem Licht aus der Stube um Bier zu holen. Ganz spät gegen ¾ 12 kam der Sohn des Nachbarn Wolfgang Stöberl von der Hochzeitsmusik zurück und dann ging die Frau wieder mit einem offenen Kerzenlichte hinaus um Bier zu holen. Sie kam nicht mehr zurück, da musste ihr Mann schon das Feuer gesehen haben, denn er rief ganz erschreckt: „da gibt es ja ein Feuer.“ Beim Hinauslaufen sahen wir schon das Feuer auch beim Bäcker Vogl.


Wolfgang Stöberl, 25 Jahre alt, Sohn des Gastwirtes Joseph Stöberl
War bei der Hochzeitstanzmusik im Kollmeierkeller bis 11 Uhr und ging dann auf eine halbe Bier ins Ambergersche Wirtshaus, einige Gäste waren da. Das Bier blieb ungewöhnlich lange aus, so dass  - er sagt selber er war etwas betrunken – nicht mehr warten wollte sondern nach hause ging. Zuhause war bereits abgesperrt, er klopfte an das heruntere Wohn- und Gastzimmerfenster, die Mutter hörte ihn, öffnete das Fenster und er stieg über das Fenster ins Haus hinein und ging dann in seine Schlafstube oberhalb des Stalles.
Kaum war er eingeschlafen, als ein Herr Gruber, Gemischtwarenhändler aus Neukirchen, welcher auf dem Stadel im Heu übernachtet hatte, herausgelaufen und rief Feuer. Er hatte kaum Zeit seine Hose anzuziehen und aus dem Hause zu laufen

Josef Zach:

War ebenfalls auf der Hochzeitstanzmusik und ist um ½ 12 noch einmal ins Ambergersche Wirtshaus, kurz danach ist der Wirt selber auch gekommen
An Gästen waren anwesend:
Josef Kuchler Häuslerssohn von Grub
Der so genannte Balsenhannes von Meinzing
Der Lebzelter Liebl
Zusammen spielten sie das so genannte „Wildeln“
Weiters waren anwesend der Taglöhner Heigl von Beckendorf, zwei Gesellen des Kaminkehrers Diermeier und noch ein paar Personen:
Er hatte kaum seine halbe Bier ausgetrunken als der Gastwirt rief: „ es gibt Feuer“
Ein Teil der Leute war beim Feuerruf nach Hause gelaufen und ein Teil blieb im hause Amberger um beim Ausräumen behilflich zu sein.

Ignatz Decker 43 Jahre Brauender Bürger und Ökonom
Weiß selber nicht genaues über die Heufuhre oder ob die Amberger unachtsam mit Licht umgegangen wären.
Der hiesige Turnermeister Josef Denk habe ihm aber erzählt, dass er an dem Platz wo die Ambergersche Stadeltenne stand einen eisernen Handleuchter fand, der vom Feuer stark beschädigt war.
Weiters habe er gehört, dass die Ehefrau um Mitternacht mit dem Licht sich zum Bierholen in den Keller begeben habe und mit dem offenen Licht in der Hand das Heu unvorsichtiger Weise angezündet haben welches sie sodann mit dem Bier zu löschen versuchte
Wegen des Heues möchte er aussagen, dass die Amberger auf ihren eigenen Wiesen noch nicht geheugt haben, aber üblicherweise Heu zukaufen, weil bei ihm Viehtreiber einzukehren pflegen so dass er sich stets mit einem Heuvorrat versehen muss.

Johann Apfelbeck, Schusterssohn von Zeltendorf 31 Jahre alt
War ebenfalls im Wirtshaus, ebenfalls von der Hochzeitsmusik kommend, aber schon seit 9 Uhr beim Amberger, „ es waren noch einige bekannte Burschen da, und machten wir mitsammen ein kleines Spiel im „Wildeln“. Um 12 Uhr kam dann der Wirt mit dem Ruf, es brenne“ Auf die Frau habe er nicht geachtet und auf das Gerede der Leute wegen der Unvorsichtigkeit darf man auch nicht immer gehen.

Josef Denk 49 Jahre als Hausbesitzer und Musiker
Hat an diesem Tage die Brandstätte zusammen mit dem Rentamtsboten, dem Marktschreiber und dem Schmied Michl Drunkenpolz besichtigt und vor allem beim Kellereingang nachgeschaut
1 Leuchter von Blech, so zusammen gebrannt, dass er kaum mehr zu erkennen war. Er lies den Leuchter liegen, überdeckte ihn aber mit einem Ziegelstein und rief die anderen zusammen und zeigte ihnen den Fund, auch der Hammerschmidmeister Xaver Windorfer sah den Leuchter…. Wenn mittlerer weile niemand hinzugekommen sei, müsste er noch dort liegen.
Paur und Schreil gingen mit dem Zeugen sofort an die Brandstelle und fanden einen Schuh von der Schwelle des Eingangs entfernt, mit einem Stein verdeckt, die Trümmer eines verbrannten Leuchters nämlich:
Bleck vom Boden, dem Bodenkranz, dem Kerzenhalter und dem Kerzen Schuberl.
Die vier Stücke wurden zu Amtshänden genommen.


Neues Protokoll  am 8. Juni 1867

Johann Weber 58 Jahre alt und lediger Hadernsammler von Arndorf
Er hat seit 8 Jahren die Hadernniederlage beim Amberger und eilte sofort dorthin um zu helfen. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit dem Einsammeln von eisernen Gegenständen.
Im Flez Reifen und Eisenteil eines Graswagens.
In der großen Schupfe, wo der Sommerkeller ist, Reifen und Eisenteile eines großen Wagens.
Niemals eine Fahrlässigkeit mitbekommen.

Maria Stumvoll 16 Jahre alt Flösserstochter 8 Tage im Dienst bei den Amberger
Sie und Frau Amberger waren in der Stube, die Burschen spielten Karten, als der Wolfgang Stöberl kam meinte die Frau, dass wohl noch mehr Gäste kämen und entschloss sich daher noch eine Stutze Bier aus dem Sommerkeller zu holen.
Wirtin mit einer Handlaterne, die ein recht dickes Glas hatte, ging voraus in den Keller, sie folgte ihr unmittelbar auf dem Fuße und trug die Bierstutze. Sie gingen in den Sommerkeller, füllten die Stitze welche 3 Maß hält voll und trug die Frau selber die Stitze zurück in die Gaststube, sie war ihr vorausgegangen und trug die Laterne
Aus dieser Stutze wurde nur noch 1 halbe Bier ausgeschüttet und zwar für Wolfgang Stöberl, dieser war aber schon fort gegangen.
Dieses Bier wurde dann Johann Apfelbeck vorgesetzt, der es aber schon nicht mehr austrank.
Ich lief in meine Kammer in de oberen Stube und wollte mein Gewand retten, konnte aber nur weniges retten dann das Feuer hatte schon so überhand genommen dass wir davon eilen mussten-
Im Hofraum und im Stadel stand kein Wagen

Wagerer Katharina 20 Jahre alt ledige Häuslerstochter von Haus
Dient seit Michaeli bei Amberger als Viehmagd und bedient sich bei der nächtlichen Stallarbeit stets einer Laterne.
Hat nie eine Unvorsichtigkeit im Umgang mit dem Licht bemerkt.
In der Brandnacht war sie schon gleich nach dem Gebetläuten um 9 Uhr zu Bett gegangen und wurde bei dem allgemeinen Feuerlärm vom Amberger geweckt, sonst wäre sie verbrannt, denn als sie aus dem bette und aus der Stube eilte, schlug das Feuer schon ganz nahe an der Türe herein.
Sie nahm 2 Röcke über den Kopf und lief aus dem Hause.
Im Hausfleze im Hofraum in der Stadeltenne war, als sie zu Bette ging, kein Wagen gestanden, sondern „unser Graswägerl stand auf der Tenne des Stadels. Der Herr hatte nämlich vormittags Kuhgras gemäht, welches er selber unter der Mittagszeit in selbem Heimgefahren und in der Tenne stehen gelassen hatte, da ich und der Knecht in der Mittagszeit gar nicht heimkamen, weil wir auswärts beim Strährechen waren.
Um 8 Uhr ging ich in den Stall zum Kühefüttern und leerte vorher ganz allein das Kühgras ab, es war schon so heiß geworden, dass es ein wenig rauchte, nichts desto weniger gab ich es als Futter vor.
Ich verfütterte nicht alles, weil ich einen Teil von diesem Gras aufzubewahren hatte, für den nächsten Tag.
Ich streute nun diesen Rest beiläufig drei große Körbe voll auf der Stadeltenne umher. Ich habe solches etwas nasse Gras in gleicher Wärme schon öfters beim Viehfüttern verwendet.
Wenn die Frau manchmal in den Stall kam, hatte sie stets eine gut geschlossene Laterne und wird eine solche wohl auch beim Bierholen gebraucht haben.

Johann Nachreiner, 26 Jahre alt lediger Inwohnersohn von Grafenwiesen, Dienstknecht bei Amberger

Ich diene seit Lichtmess des Jahres als Knecht. Am Montag war ich den ganzen Tag über nicht zu Hause, ich die Dirne, die Tochter vom Hause und 1 Taglöhner hatten uns frühzeitig in der Holz des Bauern von Voggendorf begeben und haben den ganzen Tag über Streu gerecht.
Ich ging etwas früher als die anderen, nämlich um 5 Uhr Abends und nach Offersdorf hinüber, wo ich auf Anschaffung meines Herrn 2 Ochsen abzuholen und heim zutreiben hatte. Ich kam mit diesen Ochsen nach 6 Uhr hier an und brachte sie in den Stall, hierauf fütterte ich das Vieh, um ½ 8 Uhr gingen wir dann zum Nachtessen. Dann mit dem Taglöhner auf die Bank vor dem Haus und später auf den Gsottboden wo eine kleine eingewölbte Kammer war, wo ich schlief. Bei mir schlief auch der Taglöhner aus Thürnhofen.
Wir wachten erst auf, als wir unseren Herrn Feurio schreien hörten, sprangen sofort auf, fanden den Herrn bereits am Stalle und eilten wir mit ihm in den Stall hinein um das Vieh abzulassen.
Ich hatte nicht mehr Zeit eine Hose anzulegen und war im Hemde beim Vieh heraus treiben, das wir auch herausbrachten mit Ausnahme von 2 Kälbern, einem großen Schwein und 7 Gänsen, welche verbrannt sind.
Als der zum Essen gegangen war, war auf der Tenne war noch das Graswagerl gestanden, und die Magd dabei gewesen dieses abzuladen.
Hatte nie den Herrn und die Frau mit offenem Feuer gesehen, im Stall hatten sie immer eine geschlossene Laterne

Josef Amberger 26 Jahre alt, bräuender Bürger
Vor 1 Jahr das elterliche Anwesen übernommen um 9000fl worauf 5000 fl Schulden haften. Nun alles zerstört, ist nur sehr gering gegen Brandschaden versichert und nun ganz verarmt.
Kam um ½ 12 Uhr vom Kollmaierkeller, einige Gäste, seine Frau und das Kindsmädel.
Gegen ¾ 12 Uhr holte die Frau noch eine Stütze Bier beim Hin- und Hergehen eine geschlossene Laterne benutzt und war vom Kindsmädel begleitet.
Sie war etwas länger unterwegs, weil das Fass „auf die Neige ging“ und sie dasselbe ein wenig aufwinden mussten. Sie kam mit dem Bier ins Gastzimmer zurück und machte keine Äußerung, dass irgend etwas fehlte. Als ich aber eine kurze Weile bei den Gästen an dem Tische saß fiel mir von dem kleinen Nebenfenster auf die Gasse hinaus eine grelle Lichte auf.
Ich hielt es sogleich für Feuer, eilte aus der Stube in das Hausflez und sah ich schon das Feuer von meinem Stadel her brennen.
Ich schrie nun Feuer und einige Gäste halfen mit das Vieh hinaustreiben.
Das Feuer griff so schnell um sich, dass wir alle aus dem hause laufen mussten ohne dass wir etwas Sonderliches hätten retten können.
Meine Frau und das Kindsmädel waren zu dieser Zeit auch in der Stube sie lief nach den Kindern und brachte diese in Sicherheit
Gerede von der Unvorsichtigkeit gehört, aber das kann nicht sein, denn wir haben im Hause 2 gut schließbare Laternen, wovon 1 noch vorhanden ist, die andere aber verbrannt ist.
Diese zweite war nicht von Blech sondern eine gewöhnliche Stalllaterne mit hölzernem Boden und hölzernen Säulen.
Ich habe selbst gesehen wie meine Frau mit der blechernen Laterne aus der Stube ging um das Bier zu holen
Hat keine Feinde, daher Brandstiftung
Der gefundene Leuchter bei der Kelleröffnung war genau dort deponiert und mit einer Kerze versehen, dass man nicht notwendig hätte mit Licht bis an den Keller zu gehen sondern mit Zündhölzchen versehen sich da beliebig Licht zu machen. Dies gilt aber nur in Hinblick auf das Kellergehen bei Tag, bei Nacht bediente man sich immer einer Laterne.

Walburga Amberger: 30 Jahre alt
Am Abend kamen noch einige Gäste und spielten karten. Als nach dem Mann auch noch der Nachbarsohn kam aber kein Bier mehr vorhanden war, war es die Veranlassung noch eine Stitze Bier aus dem Keller zu holen.
Ging von der Stube ins Schanklokal mit einer offenen Kerze
Dort ließ sie das offene Licht im Leuchter stehen und zündete die Laterne an.
Mit der Laterne durch den Stadel in die Schupfe an den Sommerkeller, das Dienstmädel trug die Stitze.
Fass aufwinden dauerte ein wenig.
Rückweg Kindsmädel trug die Laternem sie die Bierstitze zurück in die Schenke, wo die Bierstitze stehen blieb nachdem sie 1 halbe Bier einschenkte.
Licht in der Laterne gelöscht und das Licht im Leuchter brannte noch, und mit der halben Bier für den Stöberl gingen sie mit diesem offenen Licht über das Hausflez in die Gaststube zurück.
Stöberl war schon weg, gab das Bier einem anderen Gast.
Beim Gehen ist ihr kein Feuer aufgefallen.
Es war ½ 12 Uhr als sie vom Keller zurückkamen, weil sie die Uhr im Rathause schlagen hörte.
Sie ging dann gleich wieder  mit demselben Licht in die Schenke hinüber um ein kaltes Kalbfleisch für den Mann zu holen, der nur wenig davon gegessen hatte.
Nach kurzer Zeit ging er in das Hausflez und sah das Feuer und fing gleich an Feuer zu schreien.
Sie lief nach dem Kind in der Wiege und flüchtete aus dem hause. Das größere 3 jährige Kind hatte die Schwester des Mannes, Marie, aus der oberen Stube eiligst herab gebracht und lief ebenfalls aus dem Hause.
Unvorsichtigkeit ist nicht wahr und sie ist über diese grundlose und üble Nachrede sehr betrübt.


In den Akten finden sich aber nicht nur die Aussagen der Zeugen sondern auch lange Auflistungen vom Zustand der abgebrannten Anwesen und auch über die Verluste an Mobiliar - auch vom Besitz der vielen Mieter, die in den unterschiedlichsten Häusern im Markt wohnten und ebenfalls ihr gesamtes hab und Gut verloren.

Beschreibung der  Kuglmeierschmiede nach dem Brand
































Anfang der Verlustlise an privatem Eigentum






Verlustlisten des kgl bayr Bezirksamtsassessors Pösl und des Tierarztes Rötzers

































Die Kötztinger zogen ihre Lehren aus der Brandkatastrophe und nun entstand der Straßenverlauf in Kötzting, wie wir ihn heute noch kennen. Auch die Gehringstraße wurde projektiert, auch wenn noch einige Jahrzehnte vergehen sollten, bis diese durchgehend angelegt war.


Veränderung des Straßenverlaufes im unteren Markt

die Metzstraße wird verlängert, später auch noch die Schirnstraße, die beiden Marktlehen an diesen Stellen wurden nicht wieder errichtet.

auch im oberen Markt wurde der Straßenverlauf komplett verändert, gepunktet sieht man schon im Ansatz die angedachte spätere Gehringstraße.







hier sind im Plan noch die alten Marktlehensbesitzer eingetragen, die für die Schirnstraße und die Metzstraße weichen mussten.


























Am Ende nun noch einen tröstlichen Ausblick dieser Katastrophe:

Die früher zumeist nur im Erdgeschoss aus Stein errichteten Häuser, die im ersten Stock größtenteils aus Holz bestanden und auch alle mit hölzernen Legschindeln bedeckt waren, erhielten nun auch einen gemauerten ersten Stock und auch die Zeit der Dachschindeln ging zu Ende.

 Nur eine Generation später - zum großen 500er Jubiläumsritt erstrahlte dann Kötzting in neuem Glanze, wie ein Bild genau dieser Straßenseite zeigt:
die 1867 komplett zerstörte Straßenseite, nun auch im ersten Stock gemauert und mit feuerfesteren Dachbelägen versehen. Frisch verputzt und sauber hergerichtet für den großen Festtag


 In einem anderen Akt im Stadtarchiv befindet sich ein erster Bauplan für die Neuerrichtung der Häuserzeile in der Schirnstraßenverlängerung, nun die Volksbank







Wie einleitend bereits erwähnt, gibt es aber bei dem Brand auch noch einen zweiten Aspekt: denn wenige Tage nach dem verheerenden Brand kam der Pfingstmontag UND die Kötztinger Burschen ritten, ritten wie alle Jahre nach Steinbühl, damals noch in Begleitung des "heiligsten Guets" so wie heutzutage auch wieder. 

Den ausreitenden Reitern bot sich sicherlich ein trauriges Bild mit all dem Brandschutt links und rechts der Marktstraße ( Erst nach Pfingsten kam die Hilfe aus den umliegenden Ortschaften, die mit Mannschaften und Fuhrwerken halfen den Bauschutt aufzuräumen, am Pfingstmontag selbst lag also noch alles in Trümmern)
Ein junger Kötztinger, gerade 13 Jahre alt, mit Namen Franz Kirschbauer, ritt an diesem Pfingstmontag zum allerersten Male mit und es sollten noch viele Ritte folgen. 1917 erhielt er zu seinem 50. Ritt eine goldene Uhr. Diese Uhr mit der Inschrift aller Pfingstkooperatoren ist heute noch im Besitz der Mauerersfamilie Kirschbauer.




eingravierte Lise der Pfingstkooperatoren, die Franz Kirschbauer die Ehre gaben
Am Ende noch ein Zeitungsbericht, wie er in den überregionalen Blättern veröffentlicht worden ist und der den Anfang bildete um zu einer Sammlung zugunsten der Kötztinger Brandgeschädigten aufzurufen.

So viele Jahre,  aus heutiger Sicht, auch bereits vergangen sind,  es gibt trotzdem selbst in der Gegenwart von 2015 noch einen Bericht über/von einem Augenzeugen. Herr Fischer Josef, ein Kötztinger durch und durch und aufgewachsen in den 30er Jahren in Kötzting im Ziganhaus, schrieb mir, nachdem er diesen Bericht gelesen hatte: 

interessanter Blog, zumal mir davon die damals sehr betagte Dietlbäckin ca 1940 erzählte. Sie stand damals in der Haustüre bei Meidinger ( Dein Großvater belieferte Sie ) machte mit der Hand einen großen Bogen: Da drüben, sie meinte das heutige Ziganhaus, hat alles gebrannt, bis nauf zu Veitskirche. Für mich als Bub von 9-10 Jahren war das unheimlich beeindruckend.


Die Akten stammen alle aus dem Staatsarchiv Landshut, Rep 164/8  Nr 1570 bzw. aus dem Stadtarchiv Kötzting