Translate

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Der Weihnachtsblog

der erste belegte und

fotografierte  Kötztinger Christbaum mit dem Jesuskind in der Krippe Aufnahme ca. 1903 o. 1904

nachträgliche Bescherung für einen Heimatforscher und frühe Christbaumbilder aus Kötzting

Die Vorgeschichte:


Ein ereignisreicher Abend beim "Leboid"

2010 wars, die Kötztinger Bürger feierten ihr 925 jähriges Jubiläum mit einem bunten Strauß an Veranstaltungen, verteilt über das gesamte Jahr hinweg. Mein erster Beitrag für diese Reihe war ein Vortrag beim Obst und Gartenverein Kötztings im Januelsaal irgendwann im Januar. Lange nach dem Ende der Versammlung, der Saal hatte sich schon längst geleert, saßen wir noch abschließend mit ein paar Leuten zusammen - und wie so oft bei solchen Themenabenden, ging es um alte Geschichten und Erinnerungen.
Nebenbei sprach bei dieser Gelegenheit der Wirt, Herr Mathes, über eine seltsame Fahne mit Muttergottesmotiv und dem Kötztinger Wappen auf dem Blatt , die er bei sich im Speicher gefunden hatte.

Ganz am Ende, eigentlich wollte ich schon nach Hause gehen und alles war schon eingepackt, kam ein Mann auf mich zu, stellte sich als ein Herr Frank aus Wiesing vor und wollte mir Bilder von Kötzting zeigen, die er auf dem Flohmarkt in Kötzting, schon vor längerer Zeit, gekauft hatte.
Da wir im Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting ja eine eigene Arbeitsgruppe für Bilder haben, wollte ich Herrn Frank zuerst schon auf Frau Kretschmer und Frau Rabl-Dachs verweisen, aber seine Frage: "wollns sie sich die nicht doch einmal anschauen", machte mich natürlich neugierig.
Er öffnete ein Schächtelchen und darin waren vielleicht 30 schwarz-weiss Aufnahmen mit Kötztinger Motiven, aus der näheren Umgebung, auch vom Pfingstritt, teilweise datiert um die Jahrhundertwende bis ca. 1904.
Mir war schnell klar, dass wir solche Bilder noch nicht hatten, weshalb ich gleich unserer Interesse bekanntgab. Ich gab ihm seine Bilder zurück, nicht ohne sie mir im Einzelnen noch einmal neugierig und genau anzusehen, es waren ja tolle Motive drauf zu sehen.
Dann gings wirklich ab nach Hause, es war ein anstrengender und wegen der vielen Nachfragen auch ein  fordernder Abend gewesen und, Zuhause angekommen und die ganze Situation beim "Leboid" Revue passieren lassend, fiel es mir - und hier passt das Stichwort wirklich und ist keine Übertreibung - wie Schuppen von den Augen:  ich kannte die Motive ja schon längst, denn viele dieser Fotoaufnahmen hatte ich schon längst als gemalte Bilder an ganz anderer Stelle gesehen.


Szenenwechsel und Sprung zurück um ein paar Jahre

Also, wenige Jahre vorher, als man bei Ebay unter dem Stichwort "Kötzting" noch mehr als nur eine Unmenge von Allerweltspostkarten finden konnte, wurde ein Aquarell Kötztings aus dem Jahre 1900 angeboten.  - dieses damals angebotene Aquarell mit der Marktmühle bildet übrigens das Hintergrundbild dieses Blogs - . Mail hin und mail her erbrachte die Situation, dass der Besitzer ein Regensburger Antiquitätenhändler war, der auf meine Nachfrage, "ob er noch mehrere Bilder habe", antwortete, "er hätte insgesamt 700 Aquarelle von den Erben des Malers gekauft und würde diesen Bestand nun gerne auflösen und verkaufen". Aus dem Kötztinger Bereich waren es dann am Ende ca. 50-60 kleine Gemälde.
Zwei einzelne Bilder hatte ich mir schon zu Beginn der Transaktion ersteigert und das Konvolut der Übrigen konnte nach Sponsorensuche durch die Kulturabteilung des Landratsamtes für einen ansehnlichen Betrag erworben werden. Diese restlichen Aquarelle -bis auf meine eigenen zwei Exemplare -  hatten in etwa ein kleines bis mittleres  Postkartenformat und waren in kleinen Alben zusammengebunden. In diesen Alben waren auf der Deckelinnenseite, tagebuchartig, Blenden, Belichtungszeiten und manche Orts- und Datumsangaben mit Bleistift tabellarisch notiert. Die Bilder konnten wir in Kötzting einscannen und anschließend wurden die Aquarelle dem Bestand des Museums in Walderbach zugeführt.
Einige der Gemälde wurden ja dann bereits in dem, dem Ankauf folgenden, Band der Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham, den sogenannten "gelben Bänden", im Jahre 2007 vorgestellt und im Detail besprochen.


Erneut der Sprung nach 2010

es könnte das Lindnerwehr oder das Wehr beim jetzigen Wanninger Kraftwerk sein



















Nachdem mir also aufgefallen war, dass ich die Motive kannte, passte dann gleich Eins zum Andren:


1. Der Groschen war gefallen beim Betrachten der Aufnahme einer Wehranlage, eines Motives also, das der Künstler sowohl als Bild also auch als Bleistiftzeichnung und als Aquarell öfter verwendet hatte. Möglicherweise ist es mir deshalb im Gedächtnis geblieben, weil ich selbst vor vielen Jahren das Wehr beim alten Schwimmbad als eines meiner ersten bewusst ausgesuchten Motive mit meiner damaligen "neuen" Spiegelreflexkamera ausgewählt hatte.

das dürfte, könnte die Hütwöhr sein, beim  alten Schwimmbad


2. der Zeitraum:  auch die Aquarelle deckten einen Zeitraum von 1899 bis 1904 ab
3. Gleiche Motive und Bilder zum Beispiel bei der Burgruine Lichtenegg, Burgruine Runding, Glashütte Lohberg und Stachesried.
4. Die Schrift kam mir bekannt vor


Dann endlich sind mir die Bleistifteinträge auf den Albuminnenseiten wieder eingefallen und Frau Dr. Kleindorfer Marx von Landratsamt, die ich gleich am nächsten Tag angerufen hatte, konnte mir zufällig noch am selben Tag die Notizen ablichten und zusenden.
Tatsächlich, für einige Fotos, die es nicht als Aquarelle gab,  - z. B. die Rieder Linde - finden sich Hinweise auf Ort, Belichtungszeit, Datum und Blendeneinstellung in den Aquarellalben

Selbstportrait Mathias Heilmeier
Da wir ja den Maler kannten, von dem wir aufgrund seiner Notizen wussten, dass er auch fotografierte und zeichnete, konnten wir nun nach über 100 Jahren die Bilder und die Fotos nicht nur demselben Künstler zuordnen sondern diese auch räumlich wieder zusammenführen. Aufgeklärt über die Zusammenhänge, schenkte Herr Frank nämlich die Bilder dem Arbeitskreis und wir reichten sie gleich an die Kulturabteilung weiter. Nun sind auch die Bilder in Walderbach im Depot und können dort konserviert werden.


Da wir nun den Maler UND Photographen kannten und aus den Kötztinger Matrikeln auch wussten, dass sein Sohn in zweiter Ehe in Kötzting  verheiratet war und hier arbeitete, so ist es auch zu vermuten, dass die kleine Familie, die am Weihnachtstisch und im Schnee abgebildet ist, die Familie der jungen Franz Heilmeiers ist und der Vater respektive der Großvater seine Besuche  zum Malen und Fotografieren genutzt hat. Gemalt hat offensichtlich nach den Vorlagen seiner Photographien. Der Kötztinger Ingenieur und Bezirkstechniker Franz Heilmeier hatte seine erste Frau Caecilie im Mai 1901 verloren und sich bereits im Januar 1902 ein zweites mal verheiratet





Diesmal heiratete er eine Bogener Konditorentochter, und sein Vater, der Rosenheimer Regierungsbaurat, war auch sein Trauzeuge. Dieser Mathias Heilmeier ist der Maler und Photograph und in dem Schächtelchen mit den Bildern befinden sich auch datierte Aufnahmen eines stattlichen Bogener Wohnhauses. Franz Heilmeier war zumindest noch bis 1905 in Kötzting, weil er da noch im Zusammenhang mit einem landwirtschaftlichen Fest im Kötztinger Anzeiger erwähnt wird. Danach verliert sich seine Spur.

Auszug aus den Trauungsmatrikel im Pfarramt Kötzting






Das jetzige Rathaus noch vor dem Brand 1911

 
Aber die Entwicklung geht noch weiter: denn ein Bild fiel mir damals besonders auf, es war eine Ansicht Kötztings , bei dem ich den Standort des Photographen irgendwo in der Wurmhöhe oder im Heiglgarten vermutet hatte, allerdings hätte er da auf einer hohen Staffelei stehen müssen. Eine Anfrage in diesem Winter wegen des genauen Geburtshauses von Eugen Hubrich brachte mich auf die Idee auch den Wohnort der Familie Heilmeier nicht nur in den Pfarrmatrikeln sondern eben auch in den Zivilstandsregistern der Stadt zu suchen, weil dort zumeist zusätzlich auch die Hausnummer respektive bis ca 1950 die Plannummer der Wohnung angegeben werden musste. Und siehe da, auch das Rätsel des Fotografenstandorts ließ sich damit lösen.
 Bei dem Sterbeeintrag seiner ersten Frau wurde auch die Hausnummer angegeben.

Sterbeeintrag der ersten Ehefrau im Zivilstandsregister der Stadt Bad Kötzting

Die kleine Familie wohnte auf der Hausnummer 59 und das war der sogenannte Kollmeierkellers, nun die  Bärwurzerei Liebl, am oberen Ende des langgestreckten Gebäudes, das in den Hang hineingesteckt aussieht. Von dort, von seiner eigenen Wohnung aus, hatte er die richtige Höhe, um über das Kommunbrauhaus hinweg zum Bezirksamtsgebäude und zur Kirchenburg hinüber  fotografieren zu können. Den Sterbeeintrag seiner Frau unterschrieb Franz Heilmeier eigenhändig mit: "Fz Heilmaier"




das ist der Kollmeierkeller, soweit ich weiß gibt es von diesem Bierkeller mitsamt den schattierenden Bäumen kein anderes Bild. Die sichtbaren Fenster auf der linken Seite müssten die Wohnungsfenster der Familie Heilmeier gewesen sein, in denen die Weihnachtsbilder entstanden sind und aus denen heraus die Kötztinger Ansicht fotografiert wurde. Das querliegende Gebäude im Vordergrund dürfte die Kegelbahn gewesen sein, zu jedem Biergarten gehörte damals standesgemäß eine Kegelbahn, ganz egal ob im Schmidtbräukeller oder im Lembergerkeller usw..




Blickachse des Kötztinger Bildes

Winterspaziergang




Familie Heilmeier beim Festessen















































Und das sind nun die ersten Weihnachtsfotos einer Kötztinger Bürgersfamilie. Die Petroleumlampe macht gerade mal ausreichend Licht, um den Festtisch knapp auszuleuchten.









der erste photographierte  Kötztinger Christbaum mit dem Jesuskind in der Krippe
Der "Weihnachtsbaum" ist aber eine ziemlich unterständige und kurznadelige Tanne, heutzutage keiner Ehefrau mehr zumutbar....


der Geschenketisch, mit einem Bilderbuch und wohl der ersten Schiefertafel für den Sohn, im Hintergrund ist ein Jagdhorn sichtbar




Die Innenaufnahmen des weihnachtlich geschmückten Tisches, des Christbaumes und des Geschenketisches, sind mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls in diesem Haus gemacht worden.
Mit diesen Bildern haben wir einen schönen Beleg, dass zumindest bei den bürgerlichen Familien in Kötzting die Weihnachtstraditionen bereits um 1900 schon so gefeiert worden waren, wie wir es heute noch tun.
Eine detailliertere Gegenüberstellung von Heilmeiers Fotos und Aquarellen bzw. Zeichnungen, praktisch die "kriminalistische" Beweisführung ist einem späteren Blog vorbehalten.

Aber auch das war noch nicht alles, was an dem denkwürdigen Januartag herausgekommen ist. Am nächsten Tag ging ich mit einer Kamera zu Herrn Mathes um die Fahne abzulichten, mittlerweile gibt es wesentlich bessere Aufnahmen der Fahne, vor allem nach der Restaurierung, aber meine Bilder mit all ihrer Unschärfe waren eben die ersten schnellen Aufnahmen nach der Wiederentdeckung, um überhaupt auf die Suche nach der Bedeutung der Fahne gehen zu können.

Tatsächlich war sowohl in der Pfingstrittbeschreibung von 1904 die Rede von der Fahne mit der Mutter Gottes auf der einen und dem Kötztinger Wappen auf der anderen Seite als auch auf den Heilmeierphotos des 1904er Pfingstrittes wo deutlich eine Fahne mit der überlangen Fahnenstange zu sehen ist. 


Pfingstritt von 1904 mit der alten Marktfahne
alte Marktfahne, unrestauriert, Schnellphoto im Gang
Schnellaufnahme um die Fahne identifizieren zu können


So brachte  der Abend also eine "neue" alte Fahne ans Licht der Öffentlichkeit und nach über 100 Jahren Fotos und Bilder ein und desselben Mannes wieder zusammen. Für jemand wie mich, dessen Steckenpferd die Heimatgeschichte ist, war es ein toller, ein erfolgreicher Abend.
  
 



Mittwoch, 27. November 2013

Die letzte Hinrichtung in Kötzting


vor gut 200 Jahren wurde auf dem Ludwigsberg zum letzten Mal eine Hinrichtung durchgeführt

 
Im Herbst, in der eher dunklen Jahreszeit, kommt immer wieder mal das Thema unseres Galgenbergs auf und die dort durchgeführten Hinrichtungen waren und sind immer wieder einmal Thema dieses Geschichtsblogs.
Nun also ein Bericht über die letzte Hinrichtung, die die Kötztinger "live" erlebt hatten.
 Meiner Erinnerung nach war es ein Harrlinger..... aber wo hatte ich davon gelesen und woher nun die Details nehmen....   (Der Blogbeitrag erschien bereits im Jahre 2013)
Die erste Reaktion in solch einem Fall ist immer: Herrn Baumann anrufen  ....meist ergibt sich in dem Gespräch dann der erste Hinweis auf Dokumente oder Urkunden. Hier kam dann tatsächlich schon die später sich als richtig erweisende Vermutung; in der "von Paur Chronik" könnte was stehen. Trotzdem war es noch nichts Genaues und so erinnerte ich mich an einen früheren Teilnehmer unseres Lesestammtisches, der uns vor vielen Jahren bereits von dieser "letzten" Hinrichtung erzählt hatte, Hans Thanner vom Kagerhof. (Hans Thanner, der Spezialist des Lesestammtisches für historische Währungen und deren Umrechnung ist leider mittlerweile verstorben)
Ein Telefonat genügte und Hans schickte wenige Minuten später einen Scan einer Festschrift  des Schützenfestes mit Fahnenweihe vom  22. - 25. Juni 1979  von den  D'Schatzberg - Schützen Harrling e.V." und dort ist unter Verweis auf die oben angesprochene "von Paur Chronik" diese Hinrichtung eines Harrlingers beschrieben.


Landrichter Carl von Paur + 1873 beerdigt in Kötzting


In Kötzting existieren zwei große Geschichtschroniken, die "Schuegraf" und die "von Paur"sche Chronik. Schuegraf beschrieb dabei die Anfänge Kötztings und endete mit seinen Ausführungen zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Carl von Paur, der Kötztinger Landrichter von 1845 und - nach der Justizreform - der späterere Bezirksamtmann von Kötzting bis 1869, versuchte den Anschluss an die Schuegrafssche Chronik herzustellen und ist vor allem durch seine jahrgangsweise beschriebenen Vorkommnisse und durch seine qualifizierten Bemerkungen und Überlegungen über die Kötztinger Bewohner und deren Lebensumstände mehr als nur ein punktgenauer Chronist gewesen. Vor allem seine Beschreibungen der Kötztinger Umgebung zeigen eine Liebe zu unserer Gegend und eine Lebendigkeit, so dass viele seiner Sätze selbst heutzutage     "1 zu 1" in Werbebroschüren genutzt werden könnten. Die lange Zeit verschollene Chronik befindet sich nun im Panzerschrank unseres Bürgermeisters und berichtet, ohne genaue Datumsangabe, über die Hinrichtung.
Im März 1813  schreibt von Paur noch von der Konzessionsvergabe an den neuen und ersten Kötztinger Apotheker Franz Xaver Preiss aus Eichstätt und  über den Zeitraum vom 16.-.18. Oktober schreibt er von der Völkerschlacht zu Leipzig.
Dazwischen also verortet er die letzte Hinrichtung, weiter nun in seinen eigenen Worten:

An diesem Tage ging es schon früh morgens rührig zu im Markte, auch von auswärts kamen viele Leute herbey, etwa um einer Kirchen- oder sonstigen Festfeyer - nein - um einer Hinrichtung beyzuwohnen. Der verheurathete Söldner Joseph Obermayer von Harling, 25 Jahr alt, hatte sich eines vorsätzlichen Mordes dadurch schuldig gemacht, daß er seinen Gebkäufer und Austrägler Michael Wildfeuer, um sich der Austräglerreichnis zu entledigen, vermittels einer in die Flinten, statt einer Kugel eingeladenen abgebrochenen Spitze eines Eggen=Zahnes am 10. November 1812 Abends 6 Uhr durch das Fenster der Austräglerwohnstube meuchlings erschossen hat.
Der Tat geständig wurde er des Mordes schuldig erkannt, und zur Todesstrafe durch Enthauptung verurteilt.

Nachdem das Kötztinger Amtsgefängnis, in dessen nun renoviertem Dachstuhl im letzten Monat die vergessenen Akten gefunden wurden, erst in den Jahren 1817 bis 1820 erbaut worden war, war Joseph Obermayer wohl im damaligen Amtshaus am Ende der Schirnstraße (=Schergenstraße) während seiner Verhandlung und bis zum Hinrichtungstermin eingesperrt. Die Verhandlungen und Verhöre wurden in der Regel im Pflegerschloss durchgeführt. Zu diesem Zweck wurde der Delinquent dann ausgeschlossen und dem Landrichter vorgeführt. Für alle diese Verrichtungen inkl. der Verpflegung erhielt der Kötztinger Amtmann seine, genau in einer Tabelle festgelegten, Bezüge.
Der endgültige Schiedsspruch, das Todesurteil, wurde, obwohl die Verhandlungsführung in Kötzting lag, in Straubing ausgesprochen und auch der Tag der Hinrichtung von dort festgesetzt. Die Kötztinger Amtsmänner und Schergen hatten für den Aufbau des Hochgerichts bzw. des Schafotts zu sorgen und idR. wurden auch Schranken errichtet um das Publikum auf Abstand zu halten.  Die Hinrichtung wurde immer vom Straubinger Scharfrichter durchgeführt: Das "Brechen des Stabes" über den Delinquenten blieb dem Kötztinger Landrichter vorbehalten, dann handelte der Scharfrichter, doch zuerst weiter im Text von Paurs:




Am nordöstlichen Abhange des Galgenberges war das Schaffot aufgeschlagen und bereits gruppenweise von den vielen Neugierigen umstanden, als der Exekutionszug ankam. Voran der Landrichter zu Pferd, dann der Wagen mit dem Delinquenten unter Beistand des Ortsgeistlichen. 
Er zeigte keine Furcht.
Rasch stieg er vom Wagen und ging schnell die Treppe hinan, doch als er den Richtstuhl erblickte, sträubte er sich, sich niederzusetzen, so daß er mit Gewalt von dem Scharfrichtergehilfen, Wasenmeister Zankl von Steinach mit Gewalt dahin gezerrt und auf dem Stuhl niedergedrückt werden mußte, während dass der Scharfrichter Zankl von Straubing dem verhängnißvollen Hieb führte, der das Haupt vom Rumpfe trennte.
...während daß der Scharfrichter Zankl von Straubing dem verhängnißvollen Hieb führte, der das Haupt vom Rumpfe trennte. (Kopie aus der von Paurschen Chronik, Stadtarchiv Bad Kötzting)

Nachdem der Geistliche eine Mahnrede mit Gebet gesprochen hatte verlief sich die Volksmenge schweigend, und gedachte des Ermordeten in Wehmuth, da er ein braver Mann und besonderer Gutthäter der Kirche Harling war.

Die Amtmänner, Amtsknechte, Schergen, Scharfrichter und Wasenmeister, also Abdecker, bildeten als Mitglieder von unehrenhaften Berufen einen ganz eng geschlossenen Personenkreis. Ihre Mitglieder galten als so unehrenhaft, dass die "normale" Bevölkerung sich weder als Taufpaten noch als Trauzeugen hergeben wollte. Auch Ehepartner konnte diese Personengruppe nur unter sich finden, so dass es einen länder- und grenzüberschreitenden Familien- und Heiratsmarkt dieser Berufsgruppe gab. Die Familien der Scharfrichter waren tatsächlich europaweit untereinander verschwägert und auch die Kötztinger Wasenmeister und Amtmänner mussten sich für ihre Taufpaten, Trauzeugen oder für die Hochzeit Partner von weit her suchen. So ist es also auch kein Zufall, dass der Scharfrichtergehilfe, Wasenmeister Zankl aus Steinach und der Scharfrichter Zankl aus Straubing denselben Familiennamen führten und höchstwahrscheinlich eng verwandt waren. Über die Scharfrichter und Abdeckerfamilien Deutschlands und Mitteleuropas gibt es übrigens viele Abhandlungen, die genau diese Verbindungen herausarbeiten.


Dankenswerterweise schickte mir Hans Thanner auch noch ein paar Ergänzungen, teils aus den Matrikelbüchern und teils aus der mündlichen Überlieferung der Harrlinger Gegend:

Joseph Obermaier, der aus Aign bei Konzell abstammte, war mit einer Hollmer aus Landdorf verheiratet und hatte seinen Vorderlader mit einer derartig starken Pulverladung versehen hatte, daß das Geschoß - der Eggenzahn - durch das Fenster den Körper des am Tisch vor der Suppenschüssel sitzenden Wildfeuer durchschlug, durch die Stube flog, die Zimmertür gegenüber dem Fenster nochmals durchschlug und dann im Hausflur in der "Bodenstiege" steckenblieb. Der Ort des Geschehens war im sogenannten äusseren Dorf. Obermayer hatte das Anwesen des heutigen Ferdinand Vogl gekauft , wozu das Haus des heutigen Ludwig Breu als Ausnahmshaus gehörte.
Entdeckt wurde der Mord von dem damaligen Lehrer von Harrling, der an diesem Abend unterwegs war von Zandt nach Harrling und den Schuss gehört hatte. Er fand jedoch Michael Wildfeuer nur noch sterbend vor.
Ausschnitt aus der Uraufnahme entnommen einem Plan des Chamer Vermessungsamtes der Nummer  NO_050_41_1831
Auf dem Plan ist schön zu sehen, dass der jetzige Ludwigsberg, der damals noch der unbewaldete, frei sichtbare, Galgenberg gewesen ist. Die Stelle, an der jetzt der Ludwigsturm steht, ist mit einem ganz schwach erkennbaren Kreuz gekennzeichnet. Unterhalb, dem Markt zugewandt, - ungefähr bei den Buchstaben "g e" aus dem Wort Galgenberg - war die Kötztinger Richtstätte. Der Hauptzweck des Galgenberges in Kötztings war allerdings ein anderer: es war die Gemeindeweide, auf dieser Fläche hütete der Gemeindehirte, der sein vom Markt Kötzting gestelltes Häuschen in der jetzigen Hauserstraße hatte, die Viehherde der Kötztinger Marktlehner.

Da vor allem die "Malefikanten", die verurteilten Bösewichter also, die aufgehängt worden waren, nachweislich lange hängen gelassen wurden (in einem Fall ist eine Zeitspanne von einem ganzen Jahr bekannt), war es aus heutiger Sicht sicherlich ein gewöhnungsbedürftiges Bild mit dem toten Körper am Galgen und den weidenden Kühen drumherum und das Ganze auch unbewaldet und daher frei sichtbar.

Und wie schauts heutzutage dort oben aus?


Blick vom der Richtstätte in Richtung Wallfahrtskirche Weissenregen nach Sonnenuntergang
 Nun, stilecht im Finstern in der Kälte und  im November habe ich mich auf den Weg gemacht und bin vom Stauner rüber zum Richtplatz gegangen.
Die frühere Richtstätte verbirgt sich nun in von dichtem Unterholz bestandenen Hochwald. Nur ein Schild am Anfang des Weges gibt einen Hinweis:
Beim Zugang steht ein Taferl...

 Dann geht man am Taferl vorbei vielleicht 20 m leicht bergauf und kommt in eine laubbedeckte Lichtung. Mehrere aufrechtstehende Grenzsteine kennzeichnen den Platz, an dem in Kötzting früher die Hinrichtungen stattgefunden haben.



Hinweistafel direkt am Richtplatz

Richtplatz bei Nacht und im November.........


















Donnerstag, 14. November 2013

Überraschungsfund im Bauschutt des Kötztinger Amtsgerichtsgefängisses


Spuren der Massenverhaftungen der NSDAP vor 80 Jahren verweisen auf  Kötztinger Bürgersfamilien:


auch wenn ich schon oft in Archiven Akten gefunden habe, mit denen ich speziell an dieser Stelle nicht gerechnet hatte und auch wenn solche Überraschungsfunde ein wenig das Salz in der Suppe des heimatgeschichtlich Interessierten sind, so gibt es doch Funde und Fundorte, die eigentlich unglaublich sind.

Am Mittwoch dem 30.10. kam von der Bauabteilung der Stadt Bad Kötzting die Nachricht, ich möge  zu Ihnen in den zweiten Stock hinaufkommen, Sie hätten etwas für mich.
Oben im Zimmer Josef Buckeleys lag auf dem zentralen Tisch eine schmutzige, staubige Transportkiste, übervoll mit Aktenmaterial, so dass sogar der Deckel halb offen stand. Beim Abbruch des Dachstuhles im - in dieser Reihenfolge - Fronfeste,  Amtsgefängnis, Gesundheitsamt, Finanzamt wurden zwischen den Dachbalken und Fußbodenbrettern Reste von Aktenmaterial und einfachen fadengebundenen Bänden gefunden.

Dienstag, 12. November 2013

Ein DIA aus den 30er Jahren

Im Nachgang zu dem letzten Beitrag ist mir ein DIA im Stadtarchiv aufgefallen, dass das damals noch einsame und alleinstehende Stauneranwesen zeigt. Hier sieht man noch die alte "Westumgehung" und das damals erst in Teilen zugebaute damalige Neubaugebiet auf der Platte.
Bevor Ende der Woche dann der neue Novemberbeitrag kommt, dies hier nur noch als optische Ergänzung und es macht Spaß auf dem Bild einzelne Details der neuen Bebauung zu suchen, bevor man dann langsam merkt, was da noch alles fehlt, ich sag nur Autohaus Weber, Metallbau Aschenbrenner u.s.w.
das Bild ist wie die Winterbilder, die im Hochsommer für zumindest optische Kühle sorgen sollten, vermutlich vom Kötztinger Lehrer Bock Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre gemacht worden. Die Rechte an den Bildern befinden sich bei der Stadt Bad Kötzting,

Montag, 2. September 2013

Ein wirklicher Flaschengeist

Der folgende zusammengefasste Prozess lässt sich aus dem Rechnungsbuch des Landgerichts Kötzting vom Jahre 1735 rekonstruieren. Das Buch liegt im Staatsarchiv Landshut.  So lebendig und ausführlich waren damals die heutzutage so nüchternen Rechnungsbücher.


Rückseite des ehemaligen Amtshauses, Aufnahme von ca 1900, Hausname später: beim "Wieser Girgl" dieses Haus am Ende der Schirnstraße, im Keller dieses Gebäudes waren die Keuchen untergebracht, in einer dieser Keuchen saß der unschuldige Johann Pongratz aus Krottenhof von Oktober 1734 bis Mai 1735 Aufnahme von Mathias Heilmeier. Bildrechte beim Landkreis Cham

 Am 23. Oktober 1734 erhielt das Landgericht Kötzting Nachricht aus dem Königreich Böhmen. Von dort schrieben der Bürgermeister und die Räte der Stadt Klattau, sie hätten eine Schatzgräber Bande inhaftiert und von diesen Bandenmitgliedern würde behauptet, dass der "mitverstrickte Michael Altmann zu dem Hansen Pongratz (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Schreiber dieser Zeilen, möchte ich schon festhalten.....) uff den Krottenhof gehen"  und "deme underbringen muessen, dass er der Banda den Spiritum (Geist), welcher dem Altmann in ainem gläsernen Fläschl vorgezaigt und würcklich sehen lassen, gegen Bezahlung überlassen solle."
Altmann habe also beim Inmann Johann Pongratz vom Krottenhof einen Flaschengeist gesehen, welchen der Inmann auch verkaufen wollte.
 
Der Rat von Klattau forderte nun von den Kötztingern, um ihren eigenen Prozess vorantreiben zu können, die Untersuchung des Ganzen, sie nennen es die Inquisition, vorzunehmen.

Bereits am 25. Oktober wurde Hans Pongratz, Inmann in Krottenhof  über die von Klattau geforderten Umstände ausführlich befragt und dann gleich verhaftet. In ihrem Antwortschreiben fordern die Kötztinger ihre Kollegen von Klattau auf, sie sollten Ihre verhafteten Bandenmitglieder nochmals ausführlich befragen, denn der inhaftierte Pongratz würde: "einen Spiritum zu haben fortissime negieren"
Anfang Dezember kam dann die Antwort aus Klattau, Taus und dem Markt Staab - auf diese Gerichtsorte waren die verhafteten Bandenmitglieder verteilt worden - die diese weiter verhört hatten: Die Abschriften der Verhöre von Ignaz Präserl, Jakob Pohlgust, Jacob Mayr, Mathes Kopf, Niclas Haupeckh, Jakob Brosch, Michael Altmann und Christoph Pfeffer belasteten den in Kötzting inhaftierten Hans Pongratz schwer. Für den Botengang dieses Schriftwechsels erhielt der Landgerichtsbote 36 Kreutzer. 

NB:   All das bis hier Geschriebene diente damals ausschließlich als Beleg dafür, dass dem Boten die 36 Kreutzer bezahlt worden sind. Zwei Seiten kleingeschriebener Text nur um die Ausgabe zu rechtfertigen. 36 Kreutzer könnte man grob auf 50 Euro umrechnen.

Die in Böhmen inhaftierten Gefangenen - es ist zu vermuten, dass diese für ihre Aussagen auch gefoltert worden waren - sagten aus, dass der Pongratz "zway mal zu dem Gerl in St. Catharina, bey deme die Banda öfter zusambenkonffte gehalten, gangen, und mit deren weegen das Spiritus in Handlung getretten, iedoch weillen weder der Geistliche von Regenspurg als welche gemelt Banda Erinderung nach den Geist zu Ausfiehrung ihres Vorhabens unendtpöhrlich benöttiget, gegenwerttig noch auch die 100 Dukaten gelt, so Pongratz hievor verlangt, bei handten gewest bedeutten Spiritum nit von sich geben. Under dem vorwandt dass er ohne gelt selben nit anlassen können und ausser des Geistlichen mit deme ohne das nichts auszurichten, weillen sye alle von dem Teufel nit sicher wären."
Die Konstruktion ist interessant, Pongratz könne, so sagen die böhmischen Angeklagten, ohne Anwesenheit eines Geistlichen den Geist nicht aus der Flasche lassen, weil sie sonst vor dem Teufel nicht sichern wären und ohne Geld ginge schon gar nichts.


Dieses Schreiben ist am 22. Dezember eingetroffen aber die Gerichtsherrn konnten erst im Januar weitermachen, es waren ja die Christferien, interessant, dass auch vor 300 Jahren die "Beamten" Weihnachtsferien hatten und zwar gings ausdrücklich wegen der Christferien erst wieder am 5. Januar weiter. Also dauerten diese Ferien damals wie heute auch zwei Wochen.
das Amtshaus, wie es wohl zur Zeit des Johann Pongratz ausgesehen hat
Im  Text heißt es nun  dass der Johann Pongratz "guet und zugleich ernst" ausgefragt worden war, er habe aber alles geleugnet, es wäre nichts an der Sache, der ganze Vorgang wäre nur eine "lautter Fopperey oder Gespäß" gewesen. Und er widerspricht damit auch der zweiten wiederholten Aussage des Altmanns, welcher seine erste bestätigte, nämlich, dass er zweimal den Geist beim Pongratz gesehen habe.
Wieder ging eine Schreiben nach Klattau, diesmal durch den Warzenrieder Amtmann Oswald Zadler, der die Amtspost bei Gelegenheit nach Klattau mitnahm. Kötzting wollte nun Details wissen, wo er den Flaschengeist genau gesehen habe und vor allem wie er ausgesehen habe. Und, wollten sie weiter wissen, ob nicht der "alte Pongratz" von Atzlern, der Vater des Johann, (Hoppala, jetzt wirds wohl doch verwandtschaftlich, meine Pongratzvorfahren stammen aus Atzlern ab) "hirumb ebenfalls wissen getragen", dieser Mann war durch die letzten Verhöre ebenfalls "zimblich graviert worden.", also belastet worden.


Plan der Keuchen unterhalb des Kötztinger Amtshauses
Inzwischen waren in Tauss auch die beiden Gebrüder Gerl aus St. Catharina verhaftet worden, da sich die Bande wohl zumeist bei diesen getroffen hatte. Die Schreiben aus Böhmen vom 26. Februar 1735 brachten aber keine Neuigkeiten und so übergab das Landrichter von Kötzting den Vorgang am 6. März an die Regierung in Straubing und diese antwortete bereits am 10. desselben Monats. 
Hans Pongratz solle noch einmal ernstlich, aber gütlich, (das heißt also ohne ihn zu foltern) zu examinieren und das Ergebnis wiederum nach Straubing zu berichten. Den alten Pongratz sollten sie noch zurückhalten. Johann Pongratz blieb hartnäckig bei seinen Aussagen und dieser Bericht ging nun sowohl nach Straubing als auch ins Böhmische in den Markt Staab, wo der Altmann einsaß.
Staab antwortete, dass Altmann seine Befreiung verlangt hatte und nach Deschenitz nach Hause gegangen war. Staab wolle dem Hauptmann von Bistritz, dem für Deschenitz zuständigen Amtmann, bei Gelegenheit schreiben.
Nun waren dann die Osterferien "eingefallen und er (der Gerichtsbote) also darmit nit fruehzeitiger nit Aufbrechen können" also gings erst wieder am 14. April weiter.
Der Hauptmann von Deschenitz schrieb, dass der Altmann am 22. März, versuchen würde, trotz seiner Unpässlichkeit, in Kötzting zur Confrontation zu erscheinen. 
Ganz nüchtern steht es im Buch, dass er sich aber weeder am selben noch ainem anderen tag derorthen eingefunden, sondern es wäre allein am 2. May ein Brief angekommen in dem stand, dass der Altmann immer noch krank darnieder läge, auch nit mehr wisse ob Pongratz ainen Spiritum gehabt und er den bei ihm gesehen hätte.
Angesicht dieser Faktenlage blieb dem Gericht in Kötzting nichts anderes übrig, als dieses nach Straubing zu berichten und auf ihr Schreiben vom 5. May kam dann am 12. May der Beschluss aus Straubing, Johann Pongratz aus der Haft zu entlassen.
Am Schluss folgte dann die finanzielle Schlussabrechnung  diese Prozesses.
Der Kötztinger Eisenamtmann erhielt:
für das Einsperren am 25. Oktober                                  34 xr  2 h             xr=Kreutzer  h Heller
für das dreimalige Vorführen zur Vernehmung               25  xr  5 h
für die Verköstigung vom 25.10. bis 12.05.         28 fl    34 xr   2 h
Eisengeld                                                                         14 xr
Genaueres über die Situation im Kötztinger Amtshaus und Amtmänner findet sich im Band von 2002 der Reihe Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham, den sogenannten "Gelben Bänden"

Donnerstag, 25. Juli 2013

Ein kühles Kontrastprogramm für den Sommer

Ein kühles Kontrastprogramm für den Sommer

der heutige Eintrag ist den hohen Temperaturen geschuldet, die Winterbilder, vermutlich geschossen vom Kötztinger Lehrer Bock in den 30er Jahren, sind über den Umweg der Kötztinger Schulen in den Besitz des Kötztinger Archives gekommen.

Heute also nur wenig Text und es sollen die Temperaturen für sich selber sprechen:
Sonnenaufgang im Winter am Regen, vermutlich haben die Männer Eisblöcke aus dem Regenfluß geschnitten, die in den Sommerkellern der Kommunbrauer das Bier kühlen halfen.


Partie am Regen



als Kötzting noch keinen Schneepflug hatte und,vor allem, als noch kein Streusalz und Splitt auf die Straßen gestreut wurde

das Kamplmacherhaus ganz verzuckert in der Wintersonne


am Roten Steg

Kampf gegen den Schnee, von Hand, im Markt


hier spürt man förmlich die Kälte

der Marienbrunnen, ganz durch Schnee verzaubert, noch mit dem Ziergitter.
Mit den Bildern kann man vielleicht die heißen Temperaturen ein klein wenig leichter ertragen....
Die Rechte an den Bildern liegen beim Bad Kötztinger Stadtarchiv

Montag, 8. Juli 2013

ein historisches Wirtshaus und eine Badstube in Gutendorf

Staatsarchiv Landshut Regierung Straubing A 4168
Bei der Zusammenstellung und Suche nach den Ahnen Bob Vogels ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, im Gegenteil im Staatsarchiv Landshut liegt ein interessanter Akt, der direkt an die bis dahin erforschten Spitzenahnen der Vogls in Gutendorf anschließt.
Oswald Hauzenberger, der Inhaber der Hofmark Arnbruck, setzt 1620  einen Prozess gegen die Vogls in Gutendorf fort, der seinen Anfang offensichtlich bereits einen Vorläufer im Jahre 1493 hat und der erst nach 1672 zu einem Ende führte.
Gutendorf im Zellertal, hart an der Grenze zum Landgericht Viechtach und dort direkt an den  Hofmarken Arnbruck und Thalersdorf gelegen, gehörte nach dem historischen Atlas von Bayern zur Obmannschaft Traidersdorf und bestand 1752 aus 5 Anwesen, von denen 4 Höfe, unter anderem auch der ganze Bauernhof der Vogls, zum Kloster Rott gehörten. Das Hüthaus gehörte der Gmein und der 5. Hof, ein halber Bauernhof, gehörte zur Hofmark Heitzelsberg.
Situation an der Grenze zwischen dem  LG Kötzting und Viechtach

Im ältesten Urbarium des Herzogs von Niederbayern, entstanden wohl zwischen 1231 und 1237 (veröffentlicht in den Monumenta Boica 36/1 Seite 443 ) sind in Gutendorf 3 Höfe beurkundet, in Traidersdorf übrigens auch schon 5 Stück. Im vierten Urbarium (MB 36/2) entstanden 1356 sind dann sogar die Besitzer aufgeführt: Gutendorf I. curiam Ch. Schaerfel I curiam. Goppoldus et Albertus I. curiam
Eine Curia ist ein ganzer Bauernhof, das bedeutet, dass die 3 ganzen Bauernhöfe des Jahres 1752, also auch der Vogl Bauernhof, nachweislich bereits zu Anfang des 12. Jahrhunderts genau nachgewiesen werden können und dass alle drei Höfe auch besetzt sind.
 
Gwaltbrief des Oswald Hauzenberger von Arnbruck von 1595. Diese Vollmacht braucht er, weil Oswald Hauzenberger krank ist und zu schwach um an dem Prozess teilzunehmen. Er wirft dem Beklagten Hans Vogl von Gutendorf vor Tanzveranstaltungen durchzuführen und  "Failbäder" zu ermöglichen



































Den Prozess, den Oswald Hauzenberger 1620 begann - er ist übrigens 1610 bis 1633 als Arnbrucker Hofmarksrichter belegt - geht direkt gegen die Familie Vogl in Gutendorf, indirekt aber auch gegen das Kloster Rott und persönlich gegen den Kötztinger Pfarrer.
Das Amt des Amtmannes in der Hofmark Arnbruck ist übrigens mindestens seit dem Jahre 1528 und auch sicherlich bis zum Jahre 1683 in den Händen der Familie Hauzenberger, zumeist auch in Personalunion mit dem Amt des Hofmarksrichters. Mit dem Amtshof in Arnbruck war auch eine Taverne verbunden und ebenfalls in der Hofmark Thalersdorf war eine Wirtschaft beurkundet und dort lag nun das Problem.

Oswald Hauzenberger gesteht dem Hans Vogl aus Gutendorf zu, dass dieser bei seinem Bauerngut  sich des Zapfenschenkens gebrauchen würde, das  würde er auch nicht abstreiten, nun aber würde der Vogl  seit ein paar Jahren eine öffentliche Wirtschaft betreiben, Hochzeiten und Heiratstage feiern lassen, Leikauf und Kindsmal vornehmen, Tanzveranstanltungen und " reverendo  gemaines Padt"
durchführen, wodurch er nicht wenige Leute an sich gezogen habe.
Hauzenberger ist sich sicher, dass Vogl seine Rechte nicht durch eine Urkunde nachweisen könne, da bereits im Jahre 1493, und diesen Bescheid legte er in Abschrift bei, eine Taverne in Gutendorf wegen unrechtmäßiger Ausübung geschlossen worden war und dieses illegale Wirtshaus in Gutendorf wäre damals nicht einmal auf dem jetzigen Hof des Vogls gewesen sondern der damalige Betreiber Pfeffer wäre auf einem ganz anderen der drei Bauernhöfe in Gutendorf gesessen.

Hauzenberger wendet sich aber in dieser Angelegenheit zuerst nun an die Regierung in Straubing und diese will nun vom Kloster Rott, als dem Grundherren der Gutendorfer Bauern genaueres wissen. Abt Marinus beantwortet 1596 dann die Aufforderung der Regierung, er würde alle Stiftregister und Akten durchsuchen lassen, die ihm erst kürzlich bei seiner Amtseinführung vom Kötztinger Pfleger Romanus von Hochholtingen, der gleichzeitig auch Rottischer Probstrichter war, übergeben worden waren.


Zwischenzeitlich war der Streit über das Wirtshaus wohl eingeschlafen, vermutlich  weil Johann Vogl inzwischen gestorben war, aber wenige Jahre später machte der Sohn Georg Vogl weiter und wieder beschreitet Oswald Hauzenberger  den Klageweg. Diesmal, am 17. März 1620 klagt er aber sogar zusammen mit seinem Wirt auf der Taverne in Arnbruck Hans Dietlmeier. Der Kötztinger Richter heißt nun Mathias Rosenhammer und wir stehen am Anfang das 30 jährigen Krieges.
Wieder legt er den herzoglichen Endbescheid von 1493 bei, in dem die Pfeffersche Taferne geschlossen werden soll und der neben den Wirtshäusern in Kötzting nur die Tavernen in Thenried und Blaibach als historisch mit Urkunden belegbar dokumentiert.


Nun kommt es zur Verhandlung vor dem Landgericht in Kötzting, schön dokumentiert in Rede und Gegenrede:
Extract aus dem Pfleggerichts Protokoll Khözting de Anno 1621            Clag: Hans Dietlmayr uf der Wöhr anstatt Oswaldten Hauzenperger clagt Georgen Vogl zue Guettendorff wegen aufgerichter Neuer Tafern, so seinem Vattern seel: vermög Frstl: Recess abgeschafft worden.

Vogl verteidigte sich damit, dass er das Wirtshaus bereits 60-70 Jahre belegen könne und dasss Tänze Hoch- und Mahlzeiten immer schon abgehalten worden waren. bereits sein Vater hätte es vor 20 Jahren beleben können, als aber damals der Gerichtstermin gewesen war, wäre er bereits zu schwach gewesen und sei kurz danach auch gestorben. Er als ein Junger habe das Ganze dann auch noch ruhen lassen, aber vor kurzen sei er vom Gericht aufgefordert worden sein Wirtshaus wiederum auszurichten.

In der Gegenrede möchte ihm der Kläger weder Failbad, noch Hochzeiten und Tänze zugestehen, der Beklagte hofft aber in seinem Schlusswort, das Gericht möge ihm die uralte Gerechtigkeit nicht wegnehmen.
Das Gericht beschließt, Georg Vogl solle seine Rechte beweisen


Wie so häufig in den alten Akten mit Kettenprozessen, die in ein und derselben Angelegenheit über viele Jahrzenhnte, ja Jahrhunderte liefen, sind in den Prozessakten aus dieser Zeit große Sprünge, nun geht es sogar in eine dritte Runde, diesmal mit dem Enkel bzw. Urenkel des Hans Vogl als beschuldigtem Wirtshaus und Badbetreiber.

Paulus Vogl, der Nachkomme verteidigt sich 1672 gegen den Vorwurf er hätte in seinem Wirtshaus eine Tanzveranstaltung durchgeführt. Er berichtet es wäre nur eine Kirchweihveranstaltung gewesen und seine eigenen 9 Kinder und seine Gevatterleut wären mit einigen Bekannten dagewesen auch wenn zugegebenermaßen dann wohl noch einige Leute noch dazugekommen wären. Er habe aber die Genehmigung dazu gehabt in seiner Stube, nicht aber im offenen Tanzhaus, tanzen zu lassen. Ausser Brot und Bier habe er nichts ausgegeben. Es sei aber "einem Jeden erlaubt in seinem Haus Spielleuthe zu halten". Er verstehe eh nicht wie er an dem "wülden Ort, abseits aller Landstrassen" sich mit dem blossen "Bierzäpfeln" ernähren sollte.

Hier setzen sich wohl endgültig die Arnbrucker Hofmarksverwalter durch, denn in den nächsten Grundbeschreibungen ist keine Rede mehr von einer Wirtstaverne und einer Badstube in Gutendorf.
Mit diesen zwei bzw. drei zusätzlichen Generationen können die Vogl-Nachkommen in Kötzting, Traidersdorf und Gutendorf ebenso wie die Nachfahren der in die USA ausgewanderten Voglfamilien ihre Abstammung zumindest bis ca. 1530-1540 belegen. Also auch der im letzten Blog beschriebene Bob Vogel, der ehemalige Sheriff, kommt mit seinen Vorfahren zeitlich nahe an die Entdeckung Amerikas heran. Vielleicht gibt es in den alten Salbüchern des Klosters Rott, die im Hauptstaatsarchiv in München lagern, sogar noch eine Möglichkeit dort noch einmal nachzuhaken, aber das muss warten bis zum Winter.... 


Von Franz Vogl vom Gasthof Unterschaffer kommt ein Hinweis für den ich sehr dankbar bin:
Der zusammen mit Hauzenberger klagende Wirt war nicht der aus Arnbruck sondern der Wirt aus Thalersdorf und es ist aus dem historischen "uf der Wöhr" als Ortsbezeichnung heutzutage immer noch der kurze Ausdruck "Wirt" für Thalersdorf in Gebrauch. Vielen Dank für die Rückmeldung


Donnerstag, 6. Juni 2013

Der Sheriff von Traidersdorf

 meine Internetpräsenz als Familien- und Heimatforscher - sicherlich geboostet durch die neue Tätigkeit im Stadtarchiv in Bad Kötzting -  bringt über die Jahre viele interessante und durchaus auch persönlich bewegende Kontakte zustande.
So erlebten wir in der letzten Woche den Besuch des Sohnes eines ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Jaques Valentin bei uns in Kötzting, der seine Kontakte zur Familie Costa auffrischte.

Sheriff Bob Vogel stammt aus Traidersdorf
Vor zwei Monaten kam aus den USA eine Anfrage an mich, weitergeleitet durch Herrn Bullemer, dem Chamer Stadtarchivar. Robert Vogel aus Florida war auf der Suche nach seinen Vorfahren, die ca. um 1880 aus dem bayerischen Wald nach den USA ausgewandert waren.
Das war alles, was er wusste:
Joseph Vogel B-abt 1827 & Franziska (Koepkan) Vogel B-abt 1829 und dass sie wohl aus dem Raum Kötzting stammten.


Franziska Köppl , geboren 1829 aus Grub









Diese Hochzeit konnte ich sehr schnell finden und auch die Schreibweise der Mutter entziffern, es war eine geborene Köppl aus Grub. Auch der Mädchenname der Brautmutter war für die Amerikaner ein Buch mit sieben Siegeln, sie lasen: "MacKenttiales". Diese stellte sich als eine geborene "Muggenthaler" aus Altrandsberg heraus.







Joseph Vogl hatte 8 Kinder mit seiner Frau, das heißt, die ersten fünf Kinder lang waren sie noch gar nicht verheiratet, 1863 heirateten sie dann und hatten später noch 3 Kinder.
Anna Maria         19.8.1850 
Franziska Vogl * 1871 als junge Frau  in den USA

Joseph               27.9.1852
Franz                07.07.1855
Wolfgang          12.08.1857
Michael            30.03.1860  Vorfahr von Bob Vogel

08.09.1864 Wolfgang
11.08.1867 Johann
07.06.1871 Franziska   Vorfahrin von Beverly Lytle


 
Der junge Joseph Vogl mit seiner Frau und seinen eigenen kleinen Kindern zusammen mit den Eltern und Geschwistern , - auf der Liste die Nummern 4 und 5 - also drei Generationen Vogl wanderten  um 1880 via Bremen aus und diese Einwanderungsliste war der Start für Bob Vogels Familienforschung.
Joseph Vogl  (4) starb auf der Überfahrt und wurde auf der See bestattet.
1880: Teile der shipping-list von Bremen nach Baltimore, USA
Der Anfang des Kontaktes war gemacht und so kam dann ein Steinchen zum anderen und auch der menschliche Kontakt wurde ausgeweitet. Bob schrieb dann in einem der weiteren Mails, ich könne mal im Internet nach dem "Sheriff Bob Vogel" googeln, da stünde eine Menge von ihm drin.

 Nun begann die Familienforschung, sich nach vielen Richtungen hin zu entwickeln:

1. die genaue Abstammung Joseph Vogls herauszufinden
2. wo wohnen die möglichen Nachkommen, die ja in Traidersdorf geblieben waren
3. wie haben sie die Auswanderer entwickelt
4. wer ist Bob Vogel 


Das einfachere Aufgabe dabei war, die Abstammung Joseph Vogls herauszufinden, die Daten dazu hatte ich weitgehend im Computer und so kamen dann in kurzer Zeit noch ein paar Generationen Vogl zusammen.
Der älteste bis jetzt belegte Vorfahr Bob Vogels ist ein Paulus Vogl aus Gutendorf, geboren ca. um 1615, der vor 1642 geheiratet hatte, weil in diesem Jahr sein Sohn Andreas geboren wurde. Dieser Andreas heiratete dann 1665 in den Bauernhof der Familie Hauptmann in Traidersdorf hinein. 
Es schlossen sich mehrere Generationen Vogl an, hier dargestellt durch ihre Hochzeitsdaten
Also:
vor 1642  Vogl Paulus 00 Margaretha von Gutendorf
1665 Vogl Ander aus Gutendorf 00 Hauptmann Walburga von Traidersdorf
1703 Vogl Johann Traidersdorf  00 Enkofer Maria vom Beilnhof/Wettzell
1743 Vogl Johann Traidersdorf  00 Mühlbauer Maria aus Plachendorf
1777 Vogl Johann Georg Traidersdorf  00 Bauer Walburga (Maria) aus Rappendorf
dieser Vogl Johann Georg starb und seine Witwe heiratete Mühlbauer Josef aus Kieslau, welcher den Hof selber wieder 1814 an seinen Stiefsohn Josef Vogl übergab.

1814 Vogl Josef Traidersdorf 00 Pachl Maria
Bis hierher haben die Kötztinger, die Traidersdorfer und die Vogl-Abkömmlinge in den USA die gleichen Vorfahren. Mit deren Kindern jedoch spalten sich hier nun die Linien auf:

 1853 Vogl Franz  00 Mühlbauer Franziska ....I I....1863 Vogl Josef Arndorf 00 Köppl Franziska Grub
                   bleibt  auf dem Hof  und                      emigriert mit Kindern und Enkeln in die USA
 eines seiner Kinder zieht nach Kötzting:
 1905 Vogl Michael Traidersdorf 00 Schötz Franziska von Thalersdorf
Im Jahre 1904 bewirbt sich Michael Vogl aus Traidersdorf - Sohn des Franz und der Franziska - um eine Konzession beim Magistrat, um die neuerbaute Kollmaiersche Bahnhofsrestauration betreiben zu dürfen.
"... Vogl, letztere geb. Mühlbauer von Traidersdorf, Vater verstorben, Mutter lebt in Traidersdorf
Lt. Unterschrift
Michael Vogl"

Hier führt die Linie nun nach Kötzting, später weiter zum bekannten zum Vogl Max in der Bahnhofstraße und den nun bereits nachfolgenden 3 Generationen, die in der Stadt Kötzting wohnen.



Liquidationsprotokoll vom Vermessungsamt Cham





Doch zuerst zurück zu Vogl Josef in Traidersdorf:
Die Hofübergabe 1814 erfolgte anlässlich der Verheiratung des Vogl Josef mit Pachl Anna Maria aus Gutendorf  im selben Jahr.
erste Seite des Liquidationsprotokolls




Dieses Liquidationsprotokoll, entstanden ca. um 1830, hat Joseph Vogl dann noch eigenhändig unterschrieben, es stammt aus den Büchern des Vermessungsamtes Cham.
Es ist übrigens der Hof im Plan mit der Nummer 17, der
Peteranderlhof nun Graupperthof genannt, seit ca. 1899 im Besitz der Familie Mühlbauer.
Ein Hof, der Ende des 19. Jahrhunderts leicht oberhalb des alten Bauplatzes neu errichtet worden war und dann 1904 von der Familie Mühlbauer fertig und vollständig erbaut worden ist.


Ausschnitt aus einem Plan des Vermessungsamtes Cham,
der Grauppertshof Pfingsten 2013

1912 die Bauersfamilie Mühlbauer vor ihrem Anwesen














 Die Voglangehörigen, die in Traidersdorf geblieben waren, saßen zuerst auf dem Hof (17), und bauten, wie oben erwähnt, einen neuen Bauernhof etwas weiter oben am Hang. Finanzielle Gründe veranlassten sie jedoch, den Haupthof zu veräußern und weiter oben am Waldrand, auf eigenem Grund, ein neues, kleineres, Bauernhaus zu errichten.  Auf diesem Hof habe ich nun Anfang Mai Mitglieder der Familie Vogl besucht, die sogar im Treppenhaus Bilder aufbewahrten, die von einem Besuch der "Amerikaner" Anfang des 20. Jahrhunderts zeugten.
der "neue" Hof der Vogls in Traidersdorf entstanden ca. um die Jahrhundertwende
Die Bilder der Traidersdorfer Familie Vogl, sofort nach den USA versandt, veranlassten die Cousine Bob Vogls Frau Beverly Lytle zu der Aussage: "Ich weiß zwar nicht welche Vogls es sind, aber sie haben eindeutig unsere Vogl-Nase".


Schaut man in den Stammbaum Bob Vogels in in seine Verzweigungen genauer hinein,  die verschiedenen Vogl-Vorfahren hatten schließlich alle Ehefrauen und diese natürlich wieder eigene Abstammungslinien, gibt es ein noch ein paar Kleinigkeiten, die diese Linie  auch für Kötztinger selber interessant machen.
Eine dieser Abstammungszweige führt direkt in den Markt herein, beim "Vogl Beck"  in der Metzstraße war früher ein Hufschmied beheimatet. Anfang des 18. Jahrhundertds war dies eine Familie Prandtl und ein Teil der Ahnenliste von Bob Vogel
Möglicherweise hängt diese Hufschmiedsfamilie mit der Familie der Kötztinger Waffenschmiede Prandtl zusammen, die ca. eine Generation vorher auf dem Waffenhammer, nun Hammermühle in der Auwiese, als Vorbesitzer vor den Auzingern gesessen waren.

Eine andere Linie führt zur Familie Kauer und zum Wirtshaus von Kammern - auch hier sprechen wir vom 18. Jahrhundert - und hier gibt es nun eine Besonderheit. Der jeweilige Wirt von Kammern - diese Prozesse um das Wegerecht gingen über Generationen und  wurden tatsächlich über Jahrhunderte immer wieder aufgewärmt - prozessierte wieder mal Ende des 17. Jahrhunderts mit dem Stockmüller um sein Weide und Wegerecht und lies zu diesem Zwecke eine kolorierte Landkarte malen. In dieser Karte nun steht zentral das Wirtshaus in Kammern, leicht zu erkennen an dem heraushängenden Wirtshausschild. Dieser Plan entstammt dem Akt Regierung Straubing A 6503 beim Staatsarchiv Landshut und ist aus dem Jahr 1654, allerdings hieß der damalige Kamminger Wirt nicht Kauer sondern Stephan Crammer. Dies ist somit ein Bild des Hauses, aus dem später die Familie Kauer saß.

 
Doch nun zu den Auswanderern selber: hier die Chartdarstellung der Vorfahren Beverly Lytles





Beverly Lytle schickte mir ein paar Bilder, die die Folgegenerationen in den USA in Ihrem Zweig 
darstellte. Sie stammt aus der Linie der kleinen Franziska Vogl, die in den USA August Hofer geheiratet hatte und dann eine große Familie gründete.
die Familie Hofer mit der stattlichen Franziska Vogl, die einleitend als junge Frau in der kolorierten Aufnahme dargestellt ist., hier als  Mutter, das kleine Mädchen, ebenfalls Franziska genannt und heute (Juni-2013 noch rüstig mit 101 Jahren am Leben) ist die ältere Dame auf dem folgenden Bild, das dann weitere 5 Generationen von Vogelabkömmlingen zusammenfasst.
  


 Franny, geborene Hofer, zentral in der Mitte feiert in diesem Juni ihren 101. Geburtstag und ist die Tochter der Franziska Vogel, geboren 1871, die 1880 in die USA ausgewandert ist. Beverly Lytle ist rechts, mit ihrem Enkel.
Es gibt auch noch ein Bild, dass die früheren Vogls zeigt:
Bild von 1920, die beiden Franziskas ganz links und Michael und Wolfgang Vogl (geboren 1857) rechts, Michael (geboren 1860) Michael, also der zweite von rechts ist Bob Vogels Urgroßvater.

Zurück zu der Auswandergeneration und zu Bob Vogel:   

Joseph Vogl und seine Frau, Kinder und Enkel, zuerst angesiedelt in Pittsburgh hatten, wie die obigen Bilder, die nur einen kleinen Ausschnitt der Familie zeigen, eine große Anzahl an  Nachkommen in den Vereinigten Staaten. Bob Vogel hat diese in seiner Online Datenbank aufgeschlüsselt.
Er selber war zuerst im US Marine Corps, davon 13 Monate in Vietnam,  und ließ sich später mit seiner Frau und seiner Tochter in Florida nieder.

Am 11. August 1991 schrieb Charles Fishman über ihn im Orlando Sentinel unter der Überschrift:

Sheriff Bob Vogel
A FEW MOMENTS WITH . . .
He's The Mayor Of I-95, And A Terror To Drug Smugglers
(Er ist der Chef der Interstate I-95 und der Schrecken der Drogenschmuggler)

Zuerst als einfacher Polizist tätig, fand er Gefallen an dem Amt und bewarb sich dann 1988  um das Amt des Sheriffs im Velusia County, FL. Das Amt des Sheriffs in den USA ist ein wählbares Amt, das heißt, der Bewerber muss sich bewerben, einen Wahlkampf selbstständig organisieren und durchführen und wird dann von den Wahlbürgern eben gewählt, im Amt bestätigt oder abgelehnt bzw. abgewählt. Bob meinte in dem Interview, Wahlkampf mache Spass und er hätte die passende Ehefrau dafür, einen richtigen Wahlkampf zu organisieren.
Nachdem er gewonnen hatte, organisierte er seine Abteilung neu und gründete eine spezielle Drogen Suchtruppe für die Interstate I 95. Er selber stellte die Kriterien auf, nach denen diese Mannschaft die Autofahrer herausfiltern sollte. Diese Filtermethoden brachten ihm mehrere Prozesse von Menschenrechtsorganisationen und Untersuchungen von Seiten des Justizministeriums ein.  


 Überregional umstritten, war er aber vor Ort durch seine Erfolge so angesehen, dass er zwei mal wiedergewählt wurde.
Er entwickelte seine eigenes "Profiling" und brachte so, laut der Überschrift im Klappentext seiner Biographie: "Mehr als 1 Milliarde an Drogendollars in nur drei Jahren runter von der Straße."
Sein Filter hieß:
Auffällig sind in der Kombination:
1. junge Männer, die zu zweit in Autos mit New Yorker Zulassung fuhren.
 2.die auch noch langsamer fuhren als der um sie herum fließende Verkehr.
 3.die große Fahrzeuge fuhren, aber keine aktuellen Modelle.
 Er benutzte einen Suchscheinwerfer, der an der Straßenseite montiert war, fischte sich seine Kandidaten heraus und stoppte diese. Oft fand er keine Drogen aber große Mengen an Bargeld, die er für den Staat konfiszierte im Vertrauen darauf, dass die Verbrecher nicht vor Gericht gehen würden....und er behielt zumeist Recht.
Bob Vogel und seine Untergebenen erhielten viele Auszeichnungen, und man hätte erwarten können, dass die Folge eine dankbare Aufnahme durch die Medien, den Staat Florida und das Washingtoner Justizministerium hätten sein sollten.
Das Gegenteil aber war der Fall, trotz der Freisprüche erster Klasse durch zwei separate FBI Untersuchungen, eines Untersuchungsausschusses und weiterer Freisprüche, als ein Richter eine Anklage wegen Mangels an Beweisen erst gar nicht zuließ, vergeudeten zwei Abteilungen im US Justizministeriums mehr als zwei Jahre und Millionen von Steuergeldern, um Sheriff Bob Vogel und seinem Büro nachzuspüren.
Bob Vogel und seine Frau Anfang Juni-2013 in Nordfrankreich
Dieses Buch ist Bob Vogels Geschichte seines persönlichen Alptraumkampfes gegen Mächte, gegen die er sich nie hätte vorstellen konnte, einmal kämpfen zu müssen.
Anyway, wie die Amerikaner sagen, er wurde mehrfach von seiner Bevölkerung wiedergewählt, hat all diese Prozesse gewonnen und ist nun als pensionierter Sheriff in Veluria County damit beschäftigt 
amerikanische und viktorianische Möbel zu sammeln, seine Familiengeschichte zusammenzustellen und große Reisen zu unternehmen,  gerade - Ende Mai/Anfang Juni 2013 ist er in Irland und Schottland und in der Normandie unterwegs und ich bin mir sicher, dass wir ihn demnächst einmal in Bad Kötzting begrüßen dürfen.
Sein Buch "Fighting to win" hat er mir übrigens schon vor 4 Wochen geschickt und dieses ist bereits im Kötztinger Stadtarchiv eingelagert als das Buch des

Sheriffs von Traidersdorf

  




,